Hallo Nina,
kannst du Arabisch?
Ich frage deshalb, weil ich vor zwanzig Jahren in Ägypten folgende Erfahrung gemacht habe: ich hatte angefangen Arabisch zu lernen, traute meinen Kenntnissen aber nicht so. Und sollen die Taxifahrer in Kairo nicht mehrere Sprachen können?
Ich versuchte dann, einem mein Ziel aus Englisch zu sagen, doch dabei kam nichts raus, weil sein Englisch schlechter war als mein Arabisch. Auf Arabisch ging es dann und selbst wenn mein Arabisch nicht so perfekt war, hatte ich das Gefühl, wenigstens halbwegs normal behandelt zu werden (obwohl es damals auch schon nervige Situationen gab und die ägyptischen Männer auch im Vergleich zu anderen arabischen Ländern als aufdringlich galten).
Nein, arabisch kann ich keins. Muss auch sagen, dass ich anders als andere Reisende auch sicher nicht jahrelang davon geträumt habe, mal das Land zu sehen. Ganz im Gegenteil wäre ich nie auf die Idee gekommen, das als Reiseziel auszuwählen. Das Ganze lief so ab, dass ich nach dem Motto: "Du kommst doch auch mit, oder?" gefragt wurde, ob ich denn an diesem Projektpraktikum teilnehmen würde und danach ging alles relativ schnell.
P.S. @Nina: Ich denke mal, dass das was man heute als Tourist in Ägypten an Verhalten der Einheimischen erlebt, auch praktisch alles auf Touristen ausgerichtet ist, und damit nicht besonders "echt" ist. Und Touristen gelten in vielen Ländern der Welt als sehr reich (auch wenn sie das selber nicht so sehen), und ggü. strengeren Religionen die westlichen Frauen als "easy". Das nimmt manchmal leider schlimme Extreme an - ich erinnere mich, dass ich auf einem größeren Nil-Boot neben einer 55-jährigen Dame saß, mit der ich reiste, und der junge Reiseführer (ich schätze so 20) setzte sich neben sie und fasste sie dauernd am Bein an. Sie bat mich dann, mich zwischen ihn und ihr zu setzen.* Aber das ruppige Verhalten hat m.E. auch mit der grassierenden Armut in vielen Teilen der Welt zu tun - das überrascht uns verwöhnte Europäer auf Reisen immer wieder, weil wir es einfach nicht mehr kennen.
Mag sein, dass das so ist. Aber gerade in Touristengegenden denke ich mir halt, müssten die auch mal wissen, dass man mit extrem aufdringlicher Art auch nicht so gut ankommt. Mag sein, dass bei uns die Einstellung zur Sexualität freier ist, aber auch hier gibt es gewisse Spielregeln.
Andererseits ist es in kleinen Dörfern auch noch mal ärger. Oder auch bei vorbeifahrenden Autos sind die Ägypter "sehr interessiert", wenn Frauen drinsitzen.
Ich habe aber auch nicht gesagt, dass es schlechte Menschen sind, sondern dass man eben als Europäer nur schwer mit der Art zurecht kommt. Nicht nur in Bezug auf Frauen, wenn man Geschäfte machen will/was einkaufen muss, Termine wahrnehmen usw., da braucht man wohl eine gehörige Portion Seelenruhe.
Ich denke, jeder von uns bräuchte wohl Jahre, um sich da halbwegs zurecht zu finden und sich nicht dauernd aufzuregen.
Was Bettler an sich betrifft, war ich an und für sich positiv überrascht, dass es niemanden gab, der tatsächlich Geld "einfach so" wollte. Klar, mal ne Zigarette schnorren oder selbstgebastelten Schmuck u.a. verkaufen wollten am Gasthaustisch einige gerade mit Hinweis auf ihre Armut/zehn Kinder etc., andererseits ist das auch nicht so viel anders als ob in Österreich jemand mit der Obdachlosenzeitung dasteht. (Was allerdings traurig genug ist, dass es das in so einem reichen Land auch gibt.) So das Äquivalent von "Hast du mal einen Euro?" habe ich dort nicht gehört. War allerdings auch nicht in der Großstadt.
Die Menschen, die ich gesehen habe, waren sicher nicht wohlhabend, haben aber auch keinen grundsätzlich ungepflegten Eindruck (und mit bitterer Armut wird das eben zunehmend schwerer) gemacht.
Noch zum Thema frühere amerikanische Hochkulturen:
Ich kenne auch "Der Zensor" und war schwer begeistert davon.
Vom Thema her grundsätzlich interessant fand ich auch Rauchender Spiegel, das ist die Geschichte einer Parallelwelt, in der Kolumbus Amerika nicht entdeckt hat und somit die Maya-Kultur weiterhin Bestand hat. Nur die Umsetzung gefiel mir nicht, weil es sich eben mehr wie ein Sachbuch mit vielen Erklärungen liest und die Romanhandlung mehr schmückendes Beiwerk ist. Es hat auch andere Schwächen, wie z.B. den sperrigen Namen des Protagonisten. Erst mal ist es witzig, aber nach ein paar Dutzend Malen lesens des Namens Krczynski-Szczepanicz (und der kommt noch bedeutend öfter vor!), wird es auch mal nervig. (Ich würde den Autor allerdings gerne bei einer Lesung aus dem Werk erleben! )