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DUNE-Podcasts bei Rewrite

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2 Antworten in diesem Thema

#1 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 06 Juni 2020 - 12:30

Über den engl. Phantastik-Leseclub beim Otherland traf ich den belesenen Arne, der mich dann auf neue Podcasts zu Herbert sr's DUNE-Reihe bei Rewrite aufmerksam machte. Um diese Reihe hier ein wenig zu bewerben, und weil ich die Posting-Umgebung hier beim SFN mag, möchte ich einige kurzen Kritiken zum 2. Podcast - dem 1. den ich hörte, bisher - hier festhalten...

 

Ich war über die Qualität des Podcasts erfreut; nun bin ich nicht der größte Podcast-Frequentierer, aber ich höre eine Menge Radio. Die Atmosphäre war angenehm, Aufnahme-Qualität sehr klar. (Hab mir sagen lassen dass da die S/W Studio-Link dazu beiträgt. q:)d)

 

Das besprochene Buch war (orig.-betitelt) DUNE MESSIAH, der Teil der Urtrilogie der die ursprüngliche Vision Herberts deutlicher machte - Aufstieg UND Niedergang eines Messias. Die Runde der 4 Diskutanten hatte meines Gefühls nach den Eindruck, dass das Buch eher flach war, mit wenig Spannung. Einige meinten es sei damals einfach ein anderer Stil in Romanen üblich gewesen, weniger "Schnitte". (D' accord!)

 

Ich möchte da jetzt nicht genauer drauf eingehen - ich empfehle Leuten, sich den Podcast anzuhören! - aber 3 Aspekten doch noch etwas hinzuzufügen (einige Spoiler zum 1. & 2. DUNE-Buch sind enthalten):

 

 

Philosophisches

^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^

Einen Teil der Spannung für mich ist bei der DUNE-Serie dass Herbert einerseits eines seiner Lieblingsthemen angeht, wie regiert man am besten? (Was funktioniert? Was hilft gegen Korruption?) Und gerade bei DUNE geht Herbert auch deutlich vor gegen Absolutismus, u.a. in der Religion. Wer also nur das 1. (campbell'schere) Buch kennt, bekommt da einen etwas schiefen Eindruck - Paul ist am Ende so etwas wie ein Superman. Gerade Lynchs Film in den letzten Minuten lebt diesen Moment voll aus - etwas zu sehr für meinen Geschmack. (Ein wenig wie bei dem 1. MATRIX-Film - was kann Neo nun noch stoppen?)

 

Die absolutistische Entwicklung im 1. Buch ist m.E. ein wenig das Besondere an der Helden-Entwicklung. Paul muss mehr oder weniger diesen Weg gehen, und bezahlt dann in MESSIAH heftig für sein damaliges Forcieren des Kwisatz-Haderach-Seins - ein (von ihm nicht gewollter!) Dschihad folgt darauf, und macht ihn (der ev. gar nicht aktiv daran teilnimmt) zu einem viel schlimmeren Despoten als z.B. Hitler. (Der ja explizit erwähnt wird im 2. Buch.)

 

In MESSIAH ist also Paul eigentlich nur noch "kaputt" - er möchte die Sache zu einem glimpflichen Ende bringen, seine Frau schützen und wenigstens die Zwillinge, mit der sie schwanger ist, retten. Letztendlich zerschellt er an dem Absolutismus (und ev. an seinem Anteil der Schuld) und geht deshalb in den vermeintlichen Tod.

 

DAS fand ich ziemlich spannend in den 1. 2 Büchern retrospektens.

 

Alia != Paul

^^^^^^^^^^^^^^

An einer Stelle im Podcast wird nebenbei erwähnt dass Alia schon als Foetus zu einer Art 2. Paul geworden sei. Das hab ich anders in Erinnerung. Sie wird sozusagen telepathisch "eins" mit ihrer Mutter, Jessica, und damit schon vor ihrer Geburt zu einer BG-Mutter. Als Kleinkind kann sie also schon Muskeln & Stimme so steuern wie eine fast 100%ige BG-Meisterin - das ist (anfangs) das Besondere an ihr. Ich gebe aber den Diskutanten recht, dass sie im 2. Buch ein wenig zu selten vorkommt, und gelegentlich etwas zu stereotypisch. Letztendlich wird v.a. fundiert, dass sie und der wiederhergestellte Waffenmeister ein Liebespaar werden.

 

Gang in die Wüste

^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^

Ich gebe zu, dass der Wasserverlust des derart "Verdammten" nicht erklärt wird. Wieso nehmen Fremen einen solchen Verlust hin, wenn sie sonst so sehr darauf erpicht sind, alles Wasser zu präservieren, so gut es geht? Nun, letztendlich ist dieser Umgang mit schlimm Behinderten ja eine ziemlich harte (unmenschliche) Nuss - man kann also spekulieren, dass die Fremen-Gemeinschaft, deren Währung ja wohl teils wirklich Wasser ist, hier im Ausgleich das Geschenk des Wassers des (ungeschützten) Wüstenwanderers an ihn verschenkt, an seine Menschenwürde sozusagen.

 

Der letzte Satz ist naürlich eine Spekulation. Dazu kommt ev. die Frage auf, ob es besser hätte erklärt werden sollen im Buch. Ich bin aber gegen zuviel Erklärung in SF-Romanen. Ich mag es, wenn mir als Leser nicht nur im Motivationsbereich, sondern auch im Technischen/Wissenschaftlichen, Raum gelassen wird für eigene "Füllungen" von Erklärungslücken. Ich halte das sogar für einen Kernbestandteil der Stilmethode "show, don't tell", die Herbert im Großen und Ganzen einhält. (Einige meinen seine ewigen kursiven "Gedankendialoge" mit dem Leser würden das eben nicht einhalten; aber diese Art der Erzählung war wirklich damals in 60ern & 70ern üblich...)

 

_____________________________________________________________________________________________________________________________________________

 

Das war's erstmal. Heute um 15h00 wird die Besprechung des 3. Bandes aufgenommen, und einige Tage später freigegeben. Man höre sich mal hinein.

 

Ich werde hier auch weitere Kommentare - insofern angebracht - posten. Wer unter SFN'lern sich hier auch verewigen, oder meine Kritiken besprechen, will - nur zu!


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 02 November 2021 - 21:19.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#2 ReWrite

ReWrite

    Nanonaut

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Geschrieben 15 Juni 2020 - 15:30

Hallo,

 

Weil diesen Dezember der neue Dune Film in die Kinos kommen soll und ich ein großer Dune Fan bin, habe ich mir gedacht besprechen wir einfach Dune.

Und dafür suchen wir Leute die mit uns einen Podcast zu einem oder mehreren der Themen aufnehmen. 

 

Man habe ich das Thema unterschätzt :-)

http://rewrite-podca.../08/thema-dune/

 

Im Thema: “Dune† besprechen wir Frank Herbert†™s Dune Universum:


    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Dune, Der Wüstenplanet (1965)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Dune, Der Herr des Wüstenplaneten (1971)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Dune, Die Kinder des Wüstenplaneten (1978)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Dune, Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1982)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]David Lynch's Dune (1984)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Dune, Die Ketzer des Wüstenplaneten (1985)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Dune, Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]PC-Spiele: Dune & Dune II (1992)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Dune SciFi Channel-Miniserien (2000)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Brian Herbert & Kevin J. Anderson's Hunters of Dune (2006)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Brian Herbert & Kevin J. Anderson's Sandworms of Dune (2007)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Brian Herbert & Kevin J. Anderson's Legends of Dune: The Butlerian Jihad (2002)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Brian Herbert & Kevin J. Anderson's Legends of Dune: The Machine Crusade (2002)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Brian Herbert & Kevin J. Anderson's Legends of Dune: The Battle of Corrin (2004)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Alejandro Jodorowsky†™s Dune (2013)[/font]
    [*][font="Helvetica;font-size:9pt;"]Denis Villeneuves Dune (2020)[/font]
    [/list]

     

    Details zu den einzelnen Veröffentlichungsdaten gibt es im Sendeplan: http://rewrite-podcast.de/sendeplan/

    Schon produziert sind die Podcast Episoden zu: 

     


#3 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 28 Dezember 2020 - 19:15

Hier kommt nochmal ein Kurz-Review (bzw. längere Antwort) z. DUNE-Podcast-Besprechung von Rewrite: Die Sitzung zu Kinder von Dune (orig. CHILDREN OF DUNE), mit +- derselben Truppe von Diskutanten wie beim Vorroman (s. Anfang dieses Threads, oben).

 

Wie schon bevor, fand ich diese Diskussion anregend. Der 'Cast war wie häufig bei Rewrite ton-technisch sehr gut.

 

Zum Inhalt:

 

Hier schienen die positiven Meinungen nicht so recht in der Mehrheit zu sein. Als einer der Diskutanten das 1. Mal meinte, er fände Herbert sr's Romane würde ihm sein positives DUNE-Bild zerstören, und deshalb hätte er nicht zu Ende gelesen, musste ich laut lachen. Sorry! Bei mir liegt es genau anders herum; ich finde die Bücher des Sohnes (& Co-Autor Anderson) recht flach & langweilig im Vergleich; ich hab mir HOUSE ATREIDES angetan, und dann davon abgeschworen - ich hoffe sehr, dass Villeneuve und seine Bildermacher das ähnlich sehen, sollten sie nach dem Corona- & nun WarnerMedia/HBOmax-Tumult überhaupt dazu kommen die neuen DUNE-Verfilmungen fortzusetzen. (Was ich SEHR hoffe! :unsure:)

 

Im Gegensatz zum gebrachten Argument, der Autor (F.H. sr.) hätte sich keine "arc" für die ganze Buchreihe ausgedacht: Das sehe ich zumindest für Bände 1 & 2 der Urserie nicht so. Für ihn war damals meines Wissens John W. Campbell der ausschlaggebende Einfluss, der Romane serialisierte in seinen Magazinen. Campbell wurde die ganze Plotentwicklung von Paul als Fast-Superman-Messias bis zu dessen Fall in Ungnade vorgestellt von Herbert, und Campbell fand das einfach zu lang (ev. auch uninteressant für die Zielleserschaft). Er trug also zur Aufsplittung bei & nahm auch wesentlichen Einfluss in die omnipotente Erscheinung von Paul, die er wohl - zu recht - als sehr attraktiv für die damalige Leserschaft empfand: Junge männliche Leser. Aber mich hat in späteren Jahren immer getröstet, dass dann im 2. Band der Messias an seinen Fähigkeiten und an den in ihn gesetzen Erwartungen (und den in seinem Namen durchgeführten Missetaten!) scheiterte.

 

Wenn man nach einem zentral fortgesetzten Plot sucht in den 6 Urbänden, ist es m.E. genau dies: Die Lichtgestalten, die zu fast absoluter Macht aufsteigen, werden fast immer scheitern! Und das am Ende mit ihrem Leben büßen... Das galt für Paul, Alia, Leto II und mindestens eine Mutter Oberin der B.G. (in Buch 5). Das ist also kein Plot-Minus, sonder eher Der Plan (= der Tod*) bei DUNE-Romanen in der Schreibe des Seniors.

 

Der hier besprochene Roman wirkte auf mich bei div. Lesungen wie ein Zusatzroman, den ich aber als gelungen empfand. Leto II's Entwicklung zum fast unsterblichen kaiserlichen Wurm, die am Ende angedeutet wird, fand ich innovativ und "mind-blowing"... Angenehm auch, dass Frauenrollen deutlich mehr zu sagen haben als noch in Band 1; ich rate mal, dass es der erste Roman der fortlaufenden Serie war, den Herbert ohne Einfluss von Campbell schrieb, sozusagen auf dem Rücken des Erfolges der 1. 2 Bände (v.a. natürlich DUNE).

 

Dass die B.G. wussten wie es bei Alia ablaufen könnte, sei gegeben, aber ich denke Jessica wusste es nicht so genau; als sie Arrakis verließ wird sie angenommen haben, dass Alia Ok war, und den kommenden Anforderungen fähig. (Auch wird sie durch ihr Schuldgefühl Alia ggü. auf dem Fleck eher blind gewesen sein, denke ich.) Auch denke ich, dass die B.G. eine Schwesternschaft ist, weil sie neben dem körperlichen "tuning", das alle Schwestern über Jahrzehnte erlernen, ja auch eine Art Zuchtprogramm durchführten, und das ging einfacher zu kontrollieren unter (gebärenden) Schwestern; es kann ja auch sein, dass Frauen in vielen dieser Dinge sich als disziplinierter/verschwiegener en masse ergaben, als Männer. Herbert wollte hier wohl auch eine starke Platzierung von Frauen im Weltenbau haben; außerdem löst er selbst ja diese Festlegung auf nur die Einweisung eines Geschlechts im Laufe der Urserie auf - s. Gegenbeispiele Paul & Miles Teg (Letzterer in Bänden 5 & 6).

 

Ich denke nicht alle näheren jüngeren Verwandten von Paul waren Kwisatz Haderache, übrigens. Sie hatten nur teilweise die gleichen Fähigkeiten - stärkere Immersion mit den "genetischen" Ahnen, (Leto & Ghani zumindest) Clairvoyance.

 

P.S.: Weitere Urband-'Casts werde ich hier nicht besprechen, denn ich nahm selber an ihnen teil. Es sei nur gesagt, dass es Spaß machte, die Bücher nochmal zu lesen und sie dann laut zu besprechen. Unser Fazit bei Rewrite war, denke ich, man lese die 1. 4 Bände und belasse es dabei; (von mir noch) ab Band 3 werden die Romane zunehmend philiosophischer - es wird mehr über den Sinn & die zukünftige Bedeutung des Geschehenen dialiogisiert/nachgedacht als in vielen anderen SF-Romanen. Also eher etwas für langsamer Geschaltete - obwohl durchaus heftige/coole Action-Momente vorkommen! :ph34r:

 

(* um Tiptree jr. zu misszitieren)


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 05 Januar 2021 - 01:23.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)




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