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Film- & Serien-DB des SFN bald nicht mehr offline!


338 Antworten in diesem Thema

#301 Armin

Armin

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Geschrieben 13 Mai 2018 - 06:25

Rampage - Big meets bigger

 

Vermutlich kann man aus allem einen Film machen, auch aus dem Telefonbuch oder den Bedienungsanleitungen schwedischer Möbelhäuser. Definitiv geht das mit einem Videospiel aus den achtziger Jahren, dessen Handlung sich darin erschöpft, dass drei Monster eine Stadt in Schutt und Asche legen - und das in satten 768 Levels. Erstaunlicherweise ist „Rampage“ in der Filmversion nicht wesentlich komplexer angelegt. Regisseur Brad Peyton, der mit „San Andreas“ (2015) Erfahrung im Katastrophenfilmgenre gesammelt hat, setzt statt auf halbwegs intellektuellen Ballast lieber ganz auf seinen bewährten Hauptdarsteller Dwayne „The Rock“ Johnson und ein ausuferndes Effektespektakel.

 

Primatenforscher Davis Okoye (Johnson) hat eine rührende Freundschaft zu dem Albino-Gorilla George aufgebaut. Als dieser mit einer Substanz aus einem illegalen Genexperiment in Berührung kommt, wird der sanftmütige Affe zu einem tobsüchtigen Monster. Und George ist nicht allein, sondern bekommt Gesellschaft durch einen riesigen Wolf und ein ebenfalls verwandeltes Krokodil, das jetzt Godzilla ähnelt. Die drei machen sich auf nach Chicago, wo der für das Schlamassel verantwortliche Konzern der skrupellosen Claire Wyden (Malin Ã…kerman) und ihrem dämlichen Bruder Brett (Jake Lacy) seinen Sitz hat. Während alle Welt vergeblich versucht, die Monster zur Strecke zu bringen, will Okoye seinen Kumpel George retten und wird von Wissenschaftlerin Dr. Kate Caldwell (Naomie Harris) und dem Agenten Russell (Jeffrey Dean Morgan) unterstützt.

 

Wenn man sein Gehirn an der Kinokasse abgibt, kann man an „Rampage“ durchaus Spaß haben, zumindest eine Zeit lang. Auf Dauer wird die Zerstörungsorgie allerdings doch ziemlich ermüdend, da viel zu wenig Originelles passiert und auch die menschlichen Darsteller kaum Prickelndes beizutragen haben. Dass Wrestler „The Rock“ mehr Muskeln als Schauspieltalent hat, ist seit seinen frühen Gehversuchen als Scorpionkönig in „Die Mumie kehrt zurück“ (2000) hinlänglich bekannt. Naomie Harris hat man dagegen schon weniger sinnfrei agieren sehen, zum Beispiel als Moneypenny in zwei Bond-Filmen. Hier bleibt ihr leider nichts zu tun, außer dem strahlenden Helden durchs Getümmel hinterher zu stolpern. Eine großartige Szene hat der Film aber immerhin zu bieten: Wenn sich Brett Wyden in Sicherheit bringen will, offenbaren die Macher ganz kurz einen makabren Humor, den man sich öfter gewünscht hätte.

 

(4 Sternchen)



#302 Armin

Armin

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Geschrieben 21 Mai 2018 - 06:33

Deadpool 2

 

Deadpool ist die Anarcho-Variante des Superhelden: ein gnadenlos brutaler Söldner mit viel zu großem Mundwerk, der am liebsten gegen sämtliche Konventionen gleichzeitig verstößt. Sein Solo-Debüt auf der Leinwand, nach einem vorangegangenen Gastspiel in „X-Men Origins: Wolverine“ (2009), wurde trotz ausufernder Gewalt und Humors unterhalb der Gürtellinie zu einem überraschend großen Erfolg an den Kinokassen. Die Fortsetzung war quasi Pflicht und sie erfüllt die Erwartungen gleich in mehrfacher Hinsicht: Deadpool wird auch im zweiten Anlauf seine Fans begeistern und bei allen anderen für Kopfschütteln sorgen, die inhaltlichen Schwächen sind praktisch dieselben wie im ersten Film.

 

Dass Deadpool (Ryan Reynolds) einen Drogenboss ausnahmsweise nicht tötet, rächt sich, als dieser seine Freundin Vanessa (Morena Baccarin) umbringt. Halbwegs neuen Lebensmut schöpft der Söldner, nachdem ihn Colossus (Stefan Kapicic) und Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand) als X-Men-Azubi rekrutiert haben. Das geht natürlich schief und Deadpool wandert zusammen mit dem Teenager-Mutanten Russell (Julian Dennison) ins Gefängnis. Dort taucht der aus der Zukunft stammende Cable (Josh Brolin) auf, mordlüstern und bis an die Zähne bewaffnet.

 

Wer eine intelligente Handlung erwartet, bleibt besser zu Hause. Alles, was auf der Leinwand passiert, dient nur dem Zweck, Stoff für Deadpools große Klappe zu liefern oder weitschweifende Zerstörungsorgien zu transportieren. Will man genau das hören und sehen, macht es mächtig Spaß, zumal der Streifen wie sein Vorgänger mit zahlreichen Anspielungen auf andere Filme - von „James Bond“ bis hin zu, natürlich, „Green Lantern“ - zum wahren Fest samt verspäteter Ostereiersuche für alle Nerds wird. Ryan Reynolds hat mit Deadpool seine Paraderolle gefunden, Josh Brolin verkörpert nach Thanos mit Cable auch den zweiten Marvel-Schurken sehr überzeugend. Der Rest des Personals ist mehr oder weniger Staffage, wobei man sich von einigen lustigen und unerwarteten Cameo-Auftritten überraschen lassen darf.

 

(7 Sternchen)



#303 Armin

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Geschrieben 27 Mai 2018 - 17:36

Solo: A Star Wars Story

 

Die Figur des Han Solo wird auf ewig mit Schauspieler Harrison Ford verbunden bleiben. Daran ändert auch die solide Vorstellung von Alden Ehrenreich („Hail, Caesar!“) als junge Ausgabe des legendären Weltraum-Schmugglers nichts. Der macht seine Sache ordentlich bis sympathisch und trotzdem erwartet man jeden Moment, dass der „echte“ Han Solo mit einem breiten Grinsen und einem flotten Spruch um die Ecke kommt, die Sache in die Hand nimmt und zu einem guten Ende führt. Das ist irgendwie symptomatisch für den ganzen Film: „Solo: A Star Wars Movie“ bietet nette Unterhaltung im Star-Wars-Universum mit den üblichen Ingredienzien - mehr aber leider nicht. Zehn Jahre vor „Episode IV“: Han Solo muss von seiner Heimatwelt Correlia fliehen, seine Freundin Qi†™ra (Emilia Clarke) zurücklassen und notgedrungen in die Dienste des Imperiums treten. Die Ausbildung zum Piloten währt aber nur kurz, bald findet sich der junge Draufgänger als Kanonenfutter im Schlamm eines unwichtigen Planeten mitten im imperialen Kampfeinsatz wieder. Hier trifft er nicht nur auf den Gauner Tobias Beckett (Woody Harrelson), sondern auch auf den Wookie Chewbacca (Joonas Suotamo). Man rauft sich zusammen und will gemeinsam einen Zug überfallen, der große Mengen des für Hyperraumantriebe benötigten Coaxiums transportiert, für das sich aber auch eine Diebestruppe um Enfys Nest (Lily Newmark) interessiert. Als Becketts Auftraggeber entpuppt der eiskalte Syndikatschef Dryden Vos (Paul Bettany). Und bald kommt auch der aalglatte Lando Calrissian (Donald Glover) ins Spiel, dank seiner Fertigkeiten mit den Karten stolzer Besitzer eines dringend benötigten Raumschiffs. Die schwierige Entstehungsgeschichte, während der die ursprünglichen Regisseure Phil Lord und Christopher Miller („The Lego Movie“) gefeuert wurden und ihr Nachfolger Ron Howard („A Beautiful Mind“) gut siebzig Prozent des Films neu gedreht haben soll, sieht man dem Endergebnis glücklicherweise nicht an. „Solo“ wirkt durchaus wie aus einem Guss, kommt zwar etwas schwerfällig in die Gänge, findet dann aber seinen Ton und Erzählrhythmus. Die ganz große Spannung entsteht naturgemäß nicht, schließlich haben Han, Chewie und Lando im Serienuniversum ja noch weitere Auftritte. Die beste Action-Szene gibt†™s mit dem klasse inszenierten Zugüberfall recht früh im Film, danach bezieht „Solo“ seinen Reiz vor allem aus der Frage, wer denn jetzt gerade wen übers Ohr haut. Das Ergebnis ist unterm Strich ein flottes Weltraumabenteuer, allerdings nicht das - längst unwahrscheinlich gewordene, aber immer noch erhoffte - Faszinosum wie die frühen „Star Wars“-Filme. Dass die Geschichte sich dann auch noch förmlich für Fortsetzungen aufdrängt, macht die Sache nicht besser.

 

(6 Sternchen)



#304 Armin

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Geschrieben 12 Juni 2018 - 06:46

Jurassic World: Das gefallene Königreich

 

Eigentlich war schon mit dem ersten (1993), spätestens aber mit dem zweiten „Jurassic Park“-Film (1997) alles gesagt, Teil drei hat nun wirklich niemand gebraucht. Umso überraschender kam vor drei Jahren die prinzipiell gelungene Renaissance der Dinosaurier daher: Mit eindrucksvollen Bildern, jeder Menge Action und einem Schuss Humor bot „Jurassic World“ zumindest ordentliche Popcorn-Unterhaltung für die Sommerzeit, die die Kinokassen einmal mehr klingeln ließ. Eine neuerliche Fortsetzung war deshalb wohl unvermeidlich, wirklich originelle Ideen haben sich die Macher aber leider nicht abgerungen. Vieles in der turbulenten ersten Hälfte erinnert stark an die „Vergessene Welt“, später wird es dann trotz einem endlich mal neuen Schauplatz sogar ziemlich langatmig und auch langweilig.

 

Nachdem der Freizeitpark Geschichte ist, könnten die Dinosaurier eigentlich in Ruhe und Frieden auf ihrer Insel leben. Doch dann bricht dort ein gewaltiger Vulkan aus, der die Frage aufwirft: Rettet man die Tiere oder sollten sie besser ein zweites Mal aussterben? Eli Mills (Rafe Spall), der sich um die Geschäfte von Milliardär Benjamin Lockwood (James Cromwell) kümmert, dem früheren Partner von Dino-Vater John Hammond, hat eigene Pläne: Er bringt Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), die frühere Parkmanagerin, und Dino-Flüsterer Owen Grady (Chris Pratt) zurück auf die Insel. Vordergründig, um die Dinosaurier zu retten. Tatsächlich verfolgt er aber ganz andere Pläne. Das offenbart sich spätestens, als die Handlung verlagert wird - in Lockwoods Spukschloss-ähnliches Anwesen.

 

Statt Faszination über imposante Urzeitgiganten und großer Bildgewalt regiert in der zweiten Hälfte des Films von Regisseur Juan Antonio Bayona klaustrophobischer Grusel - oder würde regieren, wenn das Geschehen auf der Leinwand auch nur ansatzweise schlüssig wäre. Ein richtig müde in Szene gesetzter Bösewicht, die üblichen Versatzstücke samt neunmalklugem Kind (die von Isabella Sermon gespielte Lockwood-Enkelin Maisie), dem sattsam bekannten fanatischen Großwildjäger und Söldner (Ted Levine) sowie natürlich dem neusten Dino aus der Genküche; das prickelt leider nicht mal ansatzweise. Wo auf der Insel zumindest noch die Bilder mächtiger Dinosaurier überzeugen können, ist danach auch wegen der hanebüchenen Handlung nur noch Tristesse angesagt. Und trotzdem deutet das Ende auf eine weitere Fortsetzung hin - besser wäre, mal wieder zehn bis zwanzig Jahre Gras über die Dinos wachsen zu lassen.

 

(4 Sternchen)



#305 Armin

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Geschrieben 28 Juli 2018 - 07:23

Ant-Man and the Wasp

 

„Ant-Man“ war 2015 ein Überraschungserfolg aus den Marvel Studios, ein sympathischer Film mit einem sehr menschlichen Helden, der sich geschickt gegen den Trend seiner Superhelden-Kollegen stellte, alles noch ein Stück spektakulärer als zuvor zu gestalten. Da passt es gut, dass die Fortsetzung, erneut unter der Regie von Peyton Reed, recht zeitnah nach dem dramatischen Showdown des dritten „Avengers“-Streifens in die Kinos kommt und es hier, wenn auch mit Einschränkungen, wieder etwas geerdeter zugeht.

 

Weil er gegen das Sokovia-Abkommen verstoßen hat, sitzt Scott Lang (Paul Rudd) mit einer Fußfessel daheim seine Strafe ab, bespaßt seine Tochter Cassie (Abby Ryder Fortson) und lässt sich vom übereifrigen FBI-Agenten Woo (Randall Park) das Haus auf den Kopf stellen. Doch schon bald zwingen ihn die Ereignisse, das Ant-Man-Kostüm aufs Neue überzustreifen. Die eigentlich vor vielen Jahren im subatomaren Raum verschwundene Janet Van Dyne (Michelle Pfeiffer) taucht in einem sehr real wirkenden Traum auf. Das bringt Scott wieder mit Dr. Hank Pym (Michael Douglas) und Hope (Evangeline Lilly) zusammen, Ehemann und Tochter der Verschollenen, die nichts unversucht lassen, sie zu retten. Doch da ist auch die vom Schicksal schwer gezeichnete Ghost (Hannah John-Kamen), die auf Janets Kosten ihr eigenes Leben retten will. Bei so viel Dramatik sorgen neben ein paar kleinen Gaunern vor allem Scotts Freunde um Quasselstrippe Luiz (Michael Peña) für komödiantische Auflockerung.

 

Zwei Dinge kann man „Ant-Man and the Wasp“ negativ ankreiden: Das pseudowissenschaftliche Gequatsche, das sich immer wieder einschleicht, ist genau einmal lustig, danach bremst es dann nur noch den Spaß aus. Und eine Bösewichtin zu kreieren, die in ihrer ganzen Tragik viel Potenzial bietet, das jedoch von optischen Spielereien abgesehen null Komma null ausgeschöpft wird, ist geradezu fahrlässig. Damit hat es sich dann aber auch schon mit dem Gemecker: Der Film ist wie schon sein Vorgänger mit einer ganzen Menge bestens funktionierender Gags gespickt, auch die Action-Szenen, speziell in den Straßen von San Francisco, kommen überzeugend daher. Das geballte Slapstick-Feuerwerk sorgt dafür, dass die eigentlich nicht sonderlich originelle Handlung immer unterhaltsam bleibt.

 

(7 Sternchen)



#306 Armin

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Geschrieben 07 Oktober 2018 - 17:42

Die Unglaublichen 2

 

14 Jahre sind angesichts der rasanten technischen Entwicklung gerade für einen Animationsfilm eine fast ewig lange Zeit. Trotzdem kann sich Brad Birds Superheldenspaß „Die Unglaublichen“ aus dem Jahr 2004 auch heute noch sehen lassen - das gilt für Optik, Handlung und Gags. Und so ist kein Schaden, dass die reichlich verspätete Fortsetzung direkt ans Original anschließt: inhaltlich, aber auch qualitativ.

 

Die Schlussszene des ersten Films wird zum Auftakt des neuen: Beim spektakulären Kampf mit dem „Tunnelgräber“ geht prompt eine ganze Menge zu Bruch. Damit haben sich Mr. Incredible, seine Frau Elastigirl und die Kinder Violet, Flash und Jack-Jack mal wieder gehörig in die Nesseln gesetzt, die allgemeine Ablehnung gegenüber Superhelden wird sogar noch größer. Selbst Geheimagent Rick Decker, der bislang schützend seine Hand über die Familie gehalten hat, kann ihnen nun nicht mehr helfen. Da kommt das Angebot der schwerreichen Unternehmergeschwister Winston und Evelyn Deavor gerade zur rechten Zeit. Sie wollen dafür sorgen, dass Superhelden wieder die ihnen gebührende Anerkennung erhalten. Zugpferd soll Elastigirl sein, die sich gleich mal einem Schurken namens „Screenslaver“ entgegenstellen darf, der mittels Massenhypnose für Ärger sorgt. Mr. Incredible kümmert sich derweil daheim um die lieben Kleinen: Mathe-Hausaufgaben, Liebeskummer und die überraschende Vielfalt an Superhelden-Fähigkeiten des jüngsten Familiensprosses stellen ihn vor eine noch viel größere Herausforderung.

 

Wenn man dem Film etwas vorwerfen muss, dann ist es sein eher lahmer Bösewicht, dessen Geheimnis nicht lange eins bleibt und der auch nach seiner Enttarnung kein wirkliches Prickeln hervorruft. Das macht das turbulente Geschehen auf der Leinwand aber gleich in mehrfacher Hinsicht wett: mit einer Menge großartiger Actionszenen, vielen zündenden Gags, einer ganzen Reihe neuer, origineller Superhelden und natürlich dem gar nicht so heimlichen Star des Films. Baby Jack-Jack stiehlt dem Rest der Familie beinahe mühelos die Show, ob nun mit der Verwandlung in einen Feuerteufel oder seinen grünen Laseraugen. Und natürlich gibt†™s nicht nur Spaß, sondern auch mehr oder weniger subtil vermittelte Botschaften: Dazu zählt, dass in einem Film, der zeitlich in der McCarthy-Ära spielt, statt Kommunisten nun eben Superhelden gejagt werden; aber auch die konsequente Umkehrung der nicht nur damals herrschenden Rollenklischees, wenn dieses Mal mit Elastigirl eben die Frau die erste Geige spielt. Das Schöne daran: Das kann man mitnehmen, bekommt es aber nicht mit dem Holzhammer eingetrichtert und hat auch ohne tiefschürfendere Beigaben jede Menge Vergnügen mit dem Film.

 

(8 Sternchen)



#307 Armin

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Geschrieben 09 Oktober 2018 - 09:42

Venom

 

Den außerirdischen Symbionten Venom und seinen menschlichen Träger Eddie Brock kennen Superhelden-Fans wenn nicht aus den Comics, dann spätestens seit „Spider-Man 3“ (2007). Jetzt erhält er einen eigenständigen Film unter der Regie von Ruben Fleischer, der hier einen ähnlichen Tonfall wie in seiner Komödie „Zombieland“ (2009) einschlägt: Venom geht zwar alles anderes als zimperlich vor, das wird aber mit einem dermaßen nonchalanten Augenzwinkern präsentiert, dass auch ein abgebissener Kopf eher für Schmunzeln als für Grausen sorgt. Das ist einerseits unterhaltsam, leider aber auch ein bisschen kurz gegriffen: Moralische Fragen bleiben auf der Strecke - eigentlich ist Venom ein Bösewicht, hier wird er als Held inszeniert.

 

Der Journalist Eddie Brock (Tom Hardy) verliert seinen Job, als er dem skrupellosen Unternehmer Carlton Drake (Riz Ahmed) unangenehme Fragen stellt. Seine Verlobte Anne (Michelle Williams), deren Vertrauen er missbraucht und die zum allem Überfluss ebenfalls gefeuert wird, ist er dann auch gleich los. Dafür macht Brock die Bekanntschaft von Venom, in einem von Drakes Raumschiffen zusammen mit anderen Symbionten zur Erde gelangt. Deren Anführer, Riot genannt, plant nicht weniger als die Auslöschung der Menschheit.

 

Tom Hardy sorgt allein und im Duett mit seinem außerirdischen Partner für die humoristischen und actionreichen Höhepunkte des Films. Schade ist, dass die Macher nur wenig Zeit auf Brocks inneren Konflikt verwenden. Der arrangiert sich in der zweiten Filmhälfte nach anfänglichem Aufbäumen allzu schnell mit seiner Rolle als Träger des Symbionten, nimmt auch mehr oder weniger schwere Kollateralschäden billigend in Kauf. Diese ernsthaftere Komponente stärker herauszuarbeiten, hätten dem dennoch immer unterhaltsamen Film gut getan. Vielleicht passiert das ja in einer möglichen Fortsetzung.

 

(6 Sternchen)



#308 Armin

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Geschrieben 21 November 2018 - 08:33

Phantastische Tierwesen: [font="'MS Gothic';"] †¨[/font]Grindelwalds Verbrechen

 

Nachschub für die Fans von Harry Potter: Mit der Reihe „Phantastische Tierwesen“, der kein Roman, sondern ein fiktives Tierlexikon zugrunde liegt, wird die Welt des berühmten Zauberlehrlings weiter erkundet, allerdings zeitlich vor den bekannten Abenteuern. Joanne K. Rowling, hier für die Drehbücher verantwortlich, macht das insofern geschickt, als dass sie zahlreiche Verbindungen zu Personen und Schauplätzen der Potter-Bücher knüpft, was natürlich die Fan-Herzen höherschlagen lässt. Wäre die Handlung des zweiten von fünf geplanten „Tierwesen“-Filmen ähnlich gewitzt, könnte sich auch der etwas neutralere Zuschauer dafür begeistern. Das ist aber leider nicht der Fall.

 

In „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ (2016) hatte Newt Scamander (Eddie Redmayne), der in seinem Koffer die titelgebenden Fabelwesen mit sich herumschleppt, den schurkischen Zauberer Gellert Grindelwald (Johnny Depp) zur Strecke gebracht. Der versucht - wo Frau Rowling nur immer diese Inspirationen hernimmt? - weitere Magier auf die dunkle Seite der Macht zu ziehen. Der junge Albus Dumbledore (Jude Law), hier schon Lehrer in Hogwarts, wendet sich an seinen ehemaligen Schüler Scamander, da er selbst aufgrund eines alten Schwurs nichts gegen Grindelwald unternehmen kann. Beim sich quälend langsam aufbauenden Showdown in Paris sind dann auch die bereits aus dem ersten Film bekannten Tina Goldstein (Katherine Waterston), ihre Schwester Queenie (Alison Sudol), Jacob Kowalski (Dan Fogler) und der tot geglaubte Credence Barebone (Ezra Miller) vor Ort.

 

David Yates, für einige der schwächsten Harry-Potter-Filme verantwortlich (nämlich „Orden des Phönix“ und „Halbblutprinz“), darf wie schon beim Vorgänger erneut Regie führen, macht seine Sache aber wieder einmal nicht sonderlich gut. Ja, es gibt jede Menge Action, die auch optisch etwas hermacht, es gibt wahlweise knuffige oder eindrucksvolle Tierwesen zu bestaunen und es gibt die Querverweise zu den Potter-Büchern. Woran es aber fehlt, das sind interessante Figuren - Scamander, immerhin von Redmayne überzeugend verkörpert, als neuer Harry Potter und Grindelwald als neuer Voldemort sind das schon mal nicht, der Rest des fast schon unüberschaubar großen Personals bleibt blass und austauschbar. Durch die eher wirre Handlung will dann auch nicht so recht Spannung entstehen - da wimmelt es von ermüdenden Erklär-Monologen, Zauberstab-Duellen und eben Tierwesen, die aus dem Koffer klettern und mal eben den Tag retten. Das ist ziemlich langweilig.

 

(3 Sternchen)



#309 Armin

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Geschrieben 17 Dezember 2018 - 07:58

Spider-Man: A New Universe

 

„Es gibt nur einen Spider-Man“, sagt Peter Parker gleich zu Beginn, wird aber rasch widerlegt. Was Comic-Fans schon lange wissen, spricht sich jetzt auch unter Kinogängern herum: Im Multiversum hat jede Dimension ihren eigenen Spider-Man. Im Animationsfilm „Spider-Man: A New Universe“ trifft deshalb gleich ein halbes Dutzend der freundlichen Spinnen aus der Nachbarschaft aufeinander. Das Ergebnis: ein Heidenspaß mit jeder Menge an Querverweisen auf die bisherigen sechs Spider-Man-Realfilme, aber auch auf Comics und Fernsehserien. Das ist nicht nur paradiesisch für Fans, sondern sollte dank einer rasanten Handlung auch neutralere Zuschauer begeistern - und zwar deutlich eher Erwachsene als Kinder, die mit vielen der Anspielungen überfordert sein könnten.

 

Miles Morales ist ein typischer Teenager mit den typischen Problemen. Bis er von einer radioaktiven Spinne gebissen wird und zufällig zum Beobachter eines Kampfs zwischen Peter Parker/Spider-Man und dem Grünen Kobold sowie dem Superschurken Kingpin wird. Peter wird getötet, Kingpin öffnet ein Tor in andere Dimensionen und plötzlich wimmelt es rund um Miles an Spinnen-Variationen: Da ist der schon etwas ältere und leicht außer Form geratene Peter B. Parker, Peni Parker sorgt mit ihrem Spider-Man-Roboter für typisch japanische Anime-Elemente, Gwen Stacy ist ein cooles Spider-Girl, Spider-Man Noir stammt aus einer Schwarz-weiß-Welt und Spider-Ham wurde nicht von einer Spinne, sondern von einem Schwein gebissen. Die schräge Truppe rauft sich zusammen und macht gemeinsame Sache gegen den Bösewicht, der seinerseits eine ganze Reihe von Spider-Man-Erzfeinden wie Dr. Octopus oder den Prowler auffährt.

 

Mit Peter Ramsey („Die Hüter des Lichts“), Bob Persichetti und Rodney Rothman hat der Film gleich drei Regisseure, die auch stilistisch auf Vielfalt setzen. Die Palette reicht nicht zuletzt dank der sehr unterschiedlichen Figuren von extrem realistisch wirkenden Szenen bis zu kunterbunten, regelrecht abgedrehten Comic-Momenten, die von einer Fülle an Gags unterfüttert werden, sodass es nie langweilig wird. Eine gelungene Ergänzung des Spider-Man-Kosmos.

 

(7 Sternchen)



#310 Armin

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Geschrieben 23 Dezember 2018 - 07:49

Aquaman

 

Die Figur des Aquaman war einer der Lichtblicke im Superhelden-Spektakel „Justice League“ (2017). Mit seinem ersten Solo-Film unterfüttert der Herrscher der Meere den positiven Eindruck. „Aquaman“ lässt die oft schwerfällige Ernsthaftigkeit des DC-Filmuniversums hinter sich, erhöht den Humor-Anteil gegenüber den Vorgängerfilmen deutlich und erzählt locker-leicht eine wild zusammen fabulierte Geschichte, die zwar auch ihre Durchhänger hat, aber insgesamt ein sehenswertes Spektakel bietet.

 

Leuchtturmwärter Tom Curry (Temuera Morrison) rettet der Meeresbewohnerin Atlanna (Nicole Kidman) das Leben. Die wird als künftige Königin von Atlantis unfreiwillig nach Hause zurückbeordert, Söhnchen Arthur aber wächst bei seinem Vater zum mächtigen Aquaman (Jason Momoa) heran. Der fühlt sich sowohl an Land als auch im Wasser pudelwohl, nur auf sein königliches Erbe verspürt er keinerlei Lust, trotz aller Anstrengungen seines väterlichen Freunds Vulko (Willem Dafoe), ihm eine Zukunft in Atlantis schmackhaft zu machen. Das ändert sich erst, als Arthurs Halbbruder Orm (Patrick Wilson) seine Macht in den Unterwasser-Reichen ausdehnt und auch der Oberwelt den Krieg erklärt. Nicht zuletzt Prinzessin Mera (Amber Heard), Tochter des xebelianischen Königs Nereus (Dolph Lundgren), motiviert Aquaman, sich seinem Schicksal zu stellen. Mit dem Piraten Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II) hat er einen weiteren kreuzgefährlichen Gegenspieler.

 

Regisseur James Wan, bisher hauptsächlich im Horror-Genre („Saw“, „Insidious“) unterwegs, hat offenkundig seine helle Freude an den optischen Spielereien aus den Effekte-Computern und erschafft eine fantastische, manchmal auch etwas überladene und dadurch wirr wirkende Unterwasser-Welt. Die Story ist eine wilde Queste nach einem à la Excalibur Macht verleihenden Dreizack, aufgelockert durch allerlei nett choreografierte Prügeleien, mit einem DC-typischen, epischen Finale, das glücklicherweise aber nicht gar so aufgebläht wie beispielsweise in „Man of Steel“ (2013) daherkommt, sondern etwas bodenständiger bleibt. Insgesamt nimmt sich „Aquaman“ nicht zu ernst, das ist gerade bei einer Comic-Verfilmung sehr wohltuend und trägt viel dazu, dass der Film unterhaltsamen Popcorn-Spaß bietet.

 

(7 Sternchen)



#311 lapismont

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Geschrieben 23 Dezember 2018 - 10:53

Das war dann wohl der letzte DB-Eintrag für dieses Jahr?

Hab ihn gleich übernommen: https://fantasyguide.de/aquaman.html


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#312 Armin

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Geschrieben 24 Dezember 2018 - 16:16

Bumblebee kommt noch. Morgen oder übermorgen.



#313 lapismont

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Geschrieben 24 Dezember 2018 - 20:30

Bumblebee kommt noch. Morgen oder übermorgen.

Du machst mich fertig


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#314 Armin

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Geschrieben 26 Dezember 2018 - 19:57

Du machst mich fertig

 

Da kommt er dann auch schon:

 

Bumblebee

 

Überraschung: Es gibt einen „Transformers“-Film, der sich die Prädikate „sympathisch“ und „bescheiden“ verdient. Während die fünf Michael-Bay-Filme zwischen 2007 und 2017 noch das genaue Gegenteil waren, ist „Bumblebee“ unter der Regie von Travis Knight ein echter Lichtblick. Ob man den Film nun als Prequel oder Spin-off der Hauptreihe ansieht, spielt eigentlich keine Rolle, wichtiger ist, dass es von allem deutlich weniger gibt: weniger Materialschlachten, weniger monströse Roboter, weniger sinnfreie Handlungswendungen. Und genau das ist ein echter Gewinn, obwohl natürlich auch „Bumblebee“ nicht ganz frei von Schwächen ist.

 

Der Film blickt zurück zum Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen den guten Autobots und den bösen Decepticons, dem Kampf um Cybertron. Die endgültige Niederlage vor Augen, schickt Autobot-Anführer Optimus Prime seinen jungen Soldaten B-127 zur Erde, um dort eine Basis für den Widerstand aufzubauen. Doch B-127 fällt prompt einer Spezialeinheit des Militärs unter der Leitung von Jack Burns (John Cena) vor die Füße, die außerirdische Aktivitäten überwacht und ihn gefangen nehmen will. Und auch die Decepticons dürfen nicht fehlen: Blitzwing zerstört sein Sprachsystem und löscht Teile seiner Erinnerung. Bumblebee kann fliehen, landet aber schwer angeschlagen als verstaubter VW Käfer auf dem Schrottplatz. Dort entdeckt ihn die gerade 18 gewordene Charlie Watson (Hailee Steinfeld), die sich ohnehin sehnlichst ein Auto wünscht und von ihrem verstorbenen Vater das Talent als Mechanikerin geerbt hat. Bald sieht sie sich aber keinem reparaturbedürftigen Auto, sondern dem quicklebendigen Autobot gegenüber, den sie auf den Namen „Bumblebee“ tauft. Natürlich sind die Decepticons nicht weit, Charlie und ihr Nachbar Memo (Jorge Lendeborg Jr.) werden in die Auseinandersetzung mit hineingezogen.

 

„Bumblebee“ spielt 1987 und die Macher lassen keinen Zweifel daran, dass sie die Zuschauer mit aller Macht in die achtziger Jahre zurückversetzen wollen: Die Musik ist an manchen Stellen einen Tick zu laut (wobei man viel Verständnis für den Autobot aufbringt, als er eine Rick-Astley-Kassette nach wenigen Takten gnadenlos ausspuckt), die Klamotten sind so authentisch, dass es einem regelrecht peinlich wird, in diesem Jahrzehnt gelebt zu haben. Dazu hängt ein Ronald-Reagan-Porträt an der Wand und im Fernsehen läuft „Alf“, Bumblebee als Käfer lässt an Dudu und Herbie denken - die Kulisse stimmt. Die Handlung ist ähnlich altmodisch gestrickt, was gerade im Vergleich zu den bisherigen „Transformers“-Filmen und ihren törichten Kapriolen äußerst wohltuend ist, wenn auch ein wenig mehr Raffinesse sicher nicht geschadet hätte. Dafür beschränkt sich auch die Action glücklicherweise aufs Notwendige: Das sieht immer noch gut aus, kommt aber nicht so restlos übertrieben wie in den diversen „Transformers“-Zerstörungsorgien daher. Insgesamt ein überraschend charmanter Film.

 

(6 Sternchen)



#315 lapismont

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Geschrieben 28 Dezember 2018 - 09:25

https://fantasyguide.de/bumblebee.html

Na, dann: Viel Spaß mit den phantastischen Filmen des nächsten Jahres!


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#316 Armin

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Geschrieben 21 Januar 2019 - 22:19

Glass

 

M. Night Shyamalan hat nach dem so verheißungsvollen Start seiner Karriere („The Sixth Sense“, „Unbreakable“) eine ganze Reihe richtig schlechter Filme zu verantworten. Zuletzt waren das das Science-Fiction-Debakel „After Earth“ (2013) und der belanglos-ärgerliche Horrorstreifen „The Visit“ (2015). Mit dem spannenden Psychothriller „Split“ (2017) scheint der Regisseur aber noch einmal die Kurve gekriegt zu haben. Für Aufsehen sorgte neben dem gelungenen Film nicht zuletzt, dass die Abspannszene einen Zusammenhang mit „Unbreakable“ (2000) herstellte. Das setzt Shyamalan nun konsequent fort: In „Glass“ verknüpft er Personen und Geschehen beider Filme und schafft einen unerwarteten, nicht restlos gelungenen Abschluss dessen, was der Regisseur selbst „Eastrail 177“-Trilogie (nach dem Zugunglück im Auftaktfilm) nennt.

 

David Dunn (Bruce Willis) weiß seit diesem verheerenden Unfall, dass er unverwundbar ist, ähnlich wie ein Comic-Superheld. In einem Fernsehbericht erfährt er von den Taten Kevin Wendell Crumbs (James McAvoy), der unter einer dissoziativen Identitätsstörung leidet, die ihm gleich 24 verschiedene Persönlichkeiten bescherte. In der Vergangenheit hat er immer wieder Mädchen entführt und getötet. Dunn, kostümiert mit einem Regenmantel und von der lokalen Presse mit dem Superhelden-Alias „The Overseer“ (Der Aufpasser) versehen, geht schon länger auf die Jagd nach Menschen, die seiner Meinung nach eine Bestrafung verdienen. Er findet schließlich auch Crumb, doch der Kampf zwischen dem eigentlich unbesiegbaren Dunn und der tierhaften „Bestie“, Crumbs brutalster Identität, endet auf unerwartete Weise. Beide landen in einer psychiatrischen Klinik, in der Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) sie davon überzeugen will, gar keine übernatürlichen Fähigkeiten zu haben. Und die Klinik hat noch einen anderen Patienten: Den Mr. Glass genannten Elijah Price (Samuel L. Jackson), der wegen einer unheilbaren Knochenkrankheit im Rollstuhl sitzt und schon sein ganzes Leben lang an die Existenz von Superhelden glaubt.

 

War „Unbreakable“ Shyamalans persönliche Liebeserklärung an die Superhelden-Comics, nutzt er, nachdem „Split“ ja lange deutlich realistischer daherkam, auch hier die Eigenheiten dieses Genres. Das funktioniert mal besser - wenn Glass die Regie übernimmt und bei zahlreichen Anspielungen auf die Comicwelt -, mal weniger gut. Denn vor allem Bruce Willis†™ unverwundbarer David Dunn wirkt doch arg müde und wenig übermenschlich, gerade auch im Vergleich zur überbordenden Vitalität des von James McAvoy erneut großartig gespielten Crumb, der ebenso wild wie absolut überzeugend zwischen seinen so verschiedenen Persönlichkeiten hin und her springt.

 

Dass ausgerechnet die neu zum Personal hinzugestoßene Psychiaterin, die eigentlich eine wichtige Rolle einnehmen soll, für deutlich mehr Fragezeichen als Erhellung sorgt, ist schade. Dafür geht der Regisseur wieder einmal seinem Markenzeichen, der unerwarteten Wendung, mehr als nur einmal nach: Deshalb liefert er auch ein Finale, das sämtlichen Erwartungen widersprechen dürfte. Kein schlechter Film, aber in der nicht immer geglückten, weil auch schwierigen Kombination der verschiedenen Elemente doch der schwächste der Trilogie.

 

(5 Sternchen)



#317 Armin

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Geschrieben 29 Januar 2019 - 07:09

Chaos im Netz

 

Wir erinnern uns: In „Ralph reicht†™s“ (2012) hat Randale-Ralph, Bösewicht eines an „Donkey Kong“ erinnernden Arcade-Spiels, die Welt der für die achtziger Jahre so typischen Videospiele munter auf den Kopf gestellt: ein großartiger Animationsfilm mit vielen witzigen Ideen. Dass ausgerechnet die Marketing-Genies des Disney-Konzerns im deutschen Titel der Fortsetzung ihre Hauptfigur vergessen haben, ist dann auch schon der einzige Vorwurf, den man „Chaos im Netz“ machen kann. Denn da entdecken Ralph und seine Freundin, Rennfahrerin Vanellope, die weite Welt des Internets. Ihr Versuch, Vanellopes Spiel zu retten, indem sie bei E-Bay ein neues Lenkrad für den Automaten ersteigern, führt zu immer kurioseren Verstrickungen: ob Ralph als neuer Youtube-Star, Vanellopes Begeisterung für das knallharte Rennspiel „Slaughter Race“ oder ihre Begegnung mit sämtlichen Disney-Prinzessinnen der Filmgeschichte von Schneewittchen bis Merida - die Fülle der grandiosen Einfälle nimmt kein Ende und sorgt für ein Vergnügen in Dauerschleife. Dazu kommen viele kleine Details (wer rechnet schon mit dem Cameo-Auftritt von Stan Lee?) und bestens in Bilder umgesetzte Internet-Eigenheiten wie Suchmaschinen oder Pop-ups. Hier kommen auch Erwachsene auf ihre Kosten, jüngere Zuschauer könnten fast überfordert sein.

 

(7 Sternchen)



#318 Armin

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Geschrieben 10 Februar 2019 - 10:55

Drachenzähmen leicht gemacht 3

 

Alles hat ein Ende, auch die unterhaltsame Saga um die Drachenreiter von Berk. Nachdem schon die Fernsehserie (zuletzt unter dem Titel „DreamWorks Dragons“ zu sehen) ihr Finale erreicht hat, soll jetzt auch der dritte Kinofilm der letzte sein. Und selbst wenn die Fans deshalb das eine oder andere Tränchen verdrücken, ist das sicher die richtige Entscheidung: Denn „Drachenzähmen leicht gemacht 3“ bietet inhaltlich wenig Neues, die Parallelen zur Handlung des Vorgängers (2014) sind unübersehbar. Trotzdem ist der Animationsfilm ein guter, immer noch würdiger Abschluss der 2010 begonnenen Reihe.

 

Der Bösewicht heißt nun nicht mehr Drago Blutfaust, sondern Grimmel, er ist kein Drachenfänger, sondern will die Tiere gleich töten. Ganz besonders hat er es auf den letzten Nachtschatten abgesehen, Hicks†™ Ohnezahn. Dafür zieht er alle Register und setzt sogar einen ebenso seltenen Tagschatten auf den Drachen an. Prompt verliebt sich Ohnezahn in sein weibliches Pendant, während Hicks, seine Freundin Astrid und ihre chaotischen Wikinger-Freunde verzweifelt versuchen, die Drachen vor ihren Häschern zu retten.

 

Regisseur Dean DeBlois (im ersten Teil noch gemeinsam mit Chris Sanders verantwortlich) hat ein Händchen für Details: Wenn ganze Drachenherden den Himmel erobern, gibt es für den Zuschauer jede Menge zu entdecken, auch viele andere Passagen stecken voller kleiner und großer Bonbons fürs Auge. Das gilt ebenso für die Actionszenen, die visuell absolut überzeugend auf die Leinwand gebracht werden. Köstlich ist Ohnezahns Liebeswerben. Schwächen entpuppt der Film in der arg vorhersehbaren Handlung - da will den Machern wohl einfach nichts mehr Überraschendes einfallen. Dafür werden die ernsten Themen erneut nicht ausgespart. Im Vorgängerfilm war das der Tod von Hicks†™ Vater, auch jetzt gibt es ähnlich emotionale Momente, so viel sei verraten.

 

(7 Sternchen)



#319 Armin

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Geschrieben 11 Februar 2019 - 08:18

The Lego Movie 2

 

Ein Film mit Lego-Figuren? Eigentlich eine bescheuerte Idee und natürlich reines Marketing für die Spielzeugindustrie. Aber es kann tatsächlich funktionieren: „The Lego Movie“ (2014) war nicht nur für Kinder ein Heidenspaß, der Ableger „The Lego Batman Movie“ (2017) ebenfalls ein echtes Vergnügen. In beiden Fällen vor allem dank zahlreicher Anspielungen auf bekannte Bücher, Serien und Filme, die immer wieder zum Schmunzeln einladen. Davon lebt nun auch „The Lego Movie 2“, allerdings ist die Handlung diesmal noch deutlich dünner gestrickt, sodass dem Geschehen gleich mehrfach die Luft auszugehen droht und sich die Zeit bis zum Finale doch unangenehm ausdehnt.

 

Phil Lord und Chris Miller haben zwar noch die Story entworfen, die Regie-Verantwortung aber an Mike Mitchell („Trolls“) weitergereicht. Der konfrontiert die Lego-Helden Emmet und Lucy mit einer neuen Herausforderung: Die böse Königin aus dem Duplo-Reich zerstört die schöne Lego-Stadt. Als sie dann auch noch Emmets Freunde entführen lässt, macht er sich auf, diese zu retten.

 

Manches nutzt sich dann halt doch ab: Statt einem Liedchen („Alles ist so super†…...“), das so sehr nervt, dass es schon wieder lustig ist, wird jetzt gefühlt ständig gesungen, Batmans selbstherrliche Macho-Attitüde gerät arg repetitiv und auch der eigentliche Konflikt ist letztlich nur eine Randnotiz und nullkommanull spannend. Zum Kontrast gibt es dann großartige Einfälle wie den durch Lüftungsschächte kriechenden Lego-Bruce-Willis („ich bin häufiger hier“) - das stimmt versöhnlich, rettet den Film aber nur ins Mittelmaß.

 

(4 Sternchen)



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Geschrieben 17 Februar 2019 - 07:32

Alita: Battle Angel

 

Der japanische Cyberpunk-Manga „Battle Angel Alita“ stammt zwar bereits aus dem Jahr 1991, ist aber keineswegs angestaubt. Die Geschichte von Yukito Kishiro bietet genügend Zutaten für einen bildgewaltigen, spannenden Science-Fiction-Film. Nachdem dafür James Cameron („Avatar“) fast zwanzig Jahre lang Pläne schmiedete, ist er nun nur noch am Drehbuch beteiligt, während Robert Rodriguez („Sin City“) Regie führt. Das Ergebnis unter dem Titel „Alita: Battle Angel“ ist zwar optisch überzeugend, inhaltlich leider weniger.

 

Der Arzt Dyson Ido (Christoph Waltz) findet in der heruntergekommenen Stadt Iron City auf einer gigantischen Müllkippe den Kopf eines weiblichen Cyborgs, den er nicht nur mit einem neuen Körper ausrüstet, sondern auch auf den Namen Alita (Rosa Salazar) tauft. Die entdeckt schnell ihre besonderen Fähigkeiten und versucht sich als Kopfgeldjägerin und im Motorball, einer brutalen Mischung aus Inline-Skate-Rennen und Gladiatorenkampf. Erschwerend kommt hinzu, dass sie sich in Hugo (Keean Johnson) verliebt, der ausgerechnet für Bösewicht Vector (Mahershala Ali) arbeitet. Hugos Ziel: Er möchte irgendwann in der schicken Himmelsstadt Zalem leben, die gut sichtbar über Iron City schwebt, für den Normalsterblichen aber trotzdem unerreichbar bleibt. Und auch Alita, die nach Erinnerungen an ihr früheres Leben sucht, scheint Verbindungen zur Himmelsstadt zu haben.

 

Optisch ist „Alita: Battle Angel“ über jeden Zweifel erhaben: Das fängt beim ungewöhnlichen Look der Titelheldin an, mit ihren an die Manga-Vorlage erinnernden, unnatürlich großen Augen, geht über die vielen fantasievoll gestalteten, künstlichen Körper der unterschiedlichen Bewohner Iron Citys und bis hin zu den großartig in Szene gesetzten Motorball-Wettkämpfen, die für ordentlich Action und Dynamik sorgen.

 

Die Kehrseite: Alitas Coming-of-Age-Geschichte, die auch viele ruhigere Momente beinhaltet, ist weit weniger eindrucksvoll gelungen. Das gilt zum Beispiel für ihren Ziehvater Ido und seine arg naive, idealistische Weltsicht, deren spät nachgeschobene Begründung nicht wirklich überzeugen kann. Eine undankbare Rolle für Christoph Waltz, der kaum Akzente setzen kann. Alita selbst wirkt ebenfalls schwerlich plausibel, zu groß ist die Diskrepanz zwischen dem unschuldigen „Kind“ und der gnadenlosen Killer-Maschine. Auch die Frage, wer denn da nun im Hintergrund die Fäden zieht, will gar nicht so interessant erscheinen. Dementsprechend gelingt es dem Film nicht, das ganz große Drama zu entfalten, das eigentlich in seiner Geschichte steckt. Statt den Zuschauer emotional richtig zu packen, kommt vieles zu aufgesetzt wirkend, aber inhaltsleer daher. Das ist schade, aus diesem Stoff hätte man deutlich mehr machen können.

 

(5 Sternchen)



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Geschrieben 13 März 2019 - 08:49

Captain Marvel

 

Wir erinnern uns: Am Ende von „Avengers: Infinity War“ (2018) sendet Nick Fury eine Nachricht, ehe er, wie die Hälfte der Lebewesen im Universum, nach Thanos†˜ Fingerschnippen zu Staub zerfällt. Kenner der Marvel-Comics wussten dank des aufleuchtenden Symbols natürlich sofort, an wen die Botschaft gerichtet ist. Nun erfahren auch alle anderen Kinogänger, wer der Empfänger war: „Captain Marvel“, menschliche Kampfpilotin mit den Superkräften des Außerirdischen Mar-Vell, die jetzt ihren eigenen Film erhält, der in den neunziger Jahren angesiedelt ist und damit deutlich vor dem bösen Cliffhanger aus dem letzten Avengers-Streifen spielt.

 

Kree-Soldatin Vers (Brie Larson) trägt ein Geheimnis mit sich herum. Das beginnt sich zu lüften, als sie von Skrull, den Erzfeinden der Kree, erst gefangen genommen wird, dann fliehen kann und schließlich auf der Erde landet. Mit Hilfe der S.H.I.E.L.D.-Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson) und Phil Coulson (Clark Gregg) kommt sie nicht nur den wahren Beweggründen von Skrull-Anführer Talos (Ben Mendelsohn) auf die Spur, sondern auch ihrer eigenen Vergangenheit. Sechs Jahre zuvor hat sie als Testpilotin Carol Danvers eine allseits heiß begehrte Fracht transportiert, die auch ihr Kree-Mentor Yon-Rogg (Jude Law) unbedingt in die Finger bekommen will.

 

Die Neunziger liefern leider keine so tolle Kulisse wie es der Dekade davor (beispielsweise in „Ready Player One“ oder der Serie „Stranger Things“) immer wieder gelingt. Ein paar halbgare Songs von Salt †˜n†˜ Pepa bis Nirvana, eine Videothek, in der ein Arnold-Schwarzengegger-Poster dran glauben muss, viel mehr an Nostalgie fahren die Macher um das Regie-Team Anna Boden und Ryan Fleck nicht auf. Mit ähnlich gebremster Begeisterung beginnt der Film recht lahm auf der Kree-Welt Hala, steigert sich dann glücklicherweise mit der Ankunft der Heldin auf der Erde und vor allem im Duett mit Fury, der hier mehr Leinwandzeit als in allen anderen Marvel-Filmen zusammen bekommt. Das tut dem Film ebenso gut wie das Wiedersehen mit Figuren wie Coulson oder den aus „Guardians of the Galaxy“ bekannten Ronan (Lee Pace) und Kree-Agent Korath (Djimon Hounsou). Schön auch der eigens für den im November 2018 verstorbenen Marvel-Allvater Stan Lee geschaffene Vorspann. Und trotzdem will „Captain Marvel“ nicht restlos überzeugen. Zu oft wirkt die Geschichte etwas schwerfällig erzählt, sind die Action-Szenen zwar nett anzuschauen, jedoch nicht übermäßig spektakulär gelungen und will der letzte Funke nicht so recht zünden. Kein schlechter, aber einer der schwächeren Marvel-Filme, der in den Abspannszenen immerhin noch den Übergang zum schon bald kommenden „Avengers: Endgame“ (25. April) hinbekommt, in dem Captain Marvel sicher keine unwesentliche Rolle spielen wird.

 

(6 Sternchen)



#322 Armin

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Geschrieben 24 März 2019 - 07:20

Iron Sky: The Coming Race

 

Der Low-Budget-Film „Iron Sky“ des finnischen Regisseurs Timo Vuorensola war 2012 ein Fest für Verschwörungstheoretiker, Nerds und Trash-Liebhaber: Nach dem Zweiten Weltkrieg, so die Prämisse, haben sich die Nazis auf dem Mond ein neues Reich erbaut und greifen jetzt, da sie sich von einer amerikanischen Mondmission bedroht fühlen, auch wieder nach der Erde. Der komplett per Crowdfunding finanzierte Film war zwar kein Erfolg an den Kinokassen, avancierte aber auf seine Weise trotzdem zum Kult und es war schnell klar, dass eine Fortsetzung her musste. Mit der hat es aus verschiedenen Gründen viel zu lange gedauert und angesichts des fertigen Ergebnisses sieht es leider so aus, als wäre den Machern irgendwo auf der langen Wegstrecke die Luft ausgegangen.

 

Vor 20 Jahren, am Ende des ersten Films, wurde die Erde durch einen Atomkrieg zerstört. Die meisten überlebenden Menschen hat es auf die ehemalige Nazi-Mondbasis verschlagen, wo sich nun eine seltsame Religion, der Jobismus, unter der Führung von Fanatiker Donald (Tom Green) ausgebreitet hat. In der alten Heimat wiederum hat sich die ehemalige amerikanische Präsidentin (Stephanie Paul) erst in die Antarktis und dann unter die Erde geflüchtet: Sie entpuppt sich als Vril, Gestaltwandler, die seit Urzeiten die Strippen auf der Erde ziehen. Eine Verschwörung, die eine Gruppe um Obi Washington (Lara Rossi), Tochter von Renate Richter (Julia Dietze), ihren Freund Malcolm (Kit Dale) und den russischen Raumschiffpiloten Sasha (Vladimir Burlakov) vom Mond auf die Erde lockt.

 

Die Handlung ist weder besonders originell noch schlüssig oder gar spannend. Das wäre halb so wild, wenn das Geschehen dann wenigstens lustig wäre. Also beispielsweise wie im ersten Teil mit einer Fülle von Anspielungen auf verrückte Nazi-Mythen wie Reichsflugscheiben und andere Wunderwaffen sowie auf die aktuelle Weltpolitik, die eine mäßig unterhaltsame Story mit der nötigen Würze versehen. Das ist dieses Mal aber leider Fehlanzeige: Was an der auf Steve Jobs basierenden Religion witzig sein soll, wissen vermutlich nicht einmal die Macher, die echsenhaften Vril sind auch nicht gerade der letzte Schrei und ihre Dinosaurier sehen im Gegensatz zu vielem anderen auf der Leinwand wenigstens leidlich schick aus - das ist reichlich dünn und leider alles andere als abendfüllend.

 

(3 Sternchen)



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Geschrieben 06 April 2019 - 07:53

Friedhof der Kuscheltiere

 

Der Roman „Friedhof der Kuscheltiere“, 1985 veröffentlicht, gilt bis heute als das erfolgreichste Buch von Horror-König Stephen King. Die erste Verfilmung aus dem Jahr 1989 lockte zwar damals eine Menge Menschen ins Kino, konnte mit der literarischen Vorlage aber bei Weitem nicht mithalten. Hauptgrund, neben eher schwachen Darstellern, die sich schwertun, die Dramatik zu vermitteln, ist die fehlende dichte Atmosphäre, die das Buch zu etwas Besonderem macht: das Düstere, die Verzweiflung - beides fehlt dem 1989er Film. Ein neuer Versuch kann also nicht schaden. Und tatsächlich macht das im Genre bewährte Regie-Duo Kevin Kölsch und Dennis Widmyer eine Menge besser als Vorgängerin Mary Lambert. Leider aber nicht alles.

 

Weil Louis Creed (Jason Clarke) nicht mehr in der stressigen Notaufnahme in Boston arbeiten will, nimmt er einen Job als Collegearzt in der Kleinstadt Ludlow in Maine an. Gemeinsam mit seiner Frau Rachel (Amy Seimetz) und den Kindern Ellie (Jeté Laurence) und Gage (Hugo und Lucas Lavoie) bezieht er ein Haus, zu dem auch ein riesiges Waldstück gehört. Nachbar Jud Crandall (John Lithgow) klärt sie über den darin liegenden „Pet Sematary“ auf: Dorthin bringen die hiesigen Kinder ihre verstorbenen Haustiere. Als Ellies Kater Winston Churchill von einem der tagein, tagaus vorbeirauschenden Tanklaster überfahren wird, offenbart Jud Louis ein viel größeres Geheimnis: einen alten Indianerfriedhof, aus dessen verfluchter Erde alles lebendig zurückkehrt, wenn auch unangenehm verändert. Dort wird nicht nur Kater Church begraben.

 

Die Macher wandeln inhaltlich lange auf den Pfaden des 1989er Films, zeigen aber gleichzeitig von Anfang an unmissverständlich, dass es sich hier um einen Horrorstreifen und nicht um einen Kindergeburtstag handelt. Das ist atmosphärisch gut gemacht, auch die Darsteller spielen in einer deutlich höheren Liga und vermitteln glaubhaft, was ihnen an Schlimmem widerfährt. So weit, so gut. Doch im letzten Drittel macht der Film einen doppelten Schwenk, der nicht nur weg vom Vorgänger, sondern auch von der Romanvorlage führt. Das ist, ohne zu viel zu verraten, bei der ersten Änderung keinesfalls eine schlechte Idee. Ob aber auch der abschließende Twist gelungen ist, darüber lässt sich trefflich streiten - letztlich kommt das Finale zwar ziemlich überraschend, dafür aber jetzt auch weit weniger emotional daher, als das im Buch der Fall ist. Und trotzdem ist der neue „Friedhof der Kuscheltiere“ ein ordentlicher Horrorfilm geworden, bei dem man sich gruseln darf.

 

(6 Sternchen)



#324 Armin

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Geschrieben 08 April 2019 - 06:51

Shazam

 

Vier Wochen nach „Captain Marvel“ (Marvel Comics) kommt „Shazam“ (DC) in die Kinos. Das ist insofern bemerkenswert, als dieser Shazam seine ersten Abenteuer ab 1940 für den Verlag Fawcett unter dem Namen Captain Marvel erlebte. Die Rechte an der Figur landeten später bei DC, den Namen ließ jedoch Konkurrent Marvel für einen eigenen Helden (heute eine Heldin) rechtlich schützen, DC darf ihn zwar noch in den Comics, aber nicht mehr auf Titelseiten oder zu Werbezwecken verwenden. Also: Shazam. Ein schönes Kuddelmuddel.

 

Viel entspannter kommt der Film daher, in dem der 14-jährige Billy Batson (Asher Angel) gerade mal wieder seiner Pflegefamilie davongelaufen ist, um seine leibliche Mutter zu suchen. Er landet nicht nur bei einer neuen Familie, sondern wird auch vom alten Zauberer Shazam (Djimon Hounsou) als Nachfolger auserkoren. Wenn Billy das Wort „Shazam“ ausspricht, verwandelt er sich in einen erwachsenen Superhelden (Zachary Levi) mit erstaunlichen Fähigkeiten. Kräfte, die auch Dr. Thaddeus Sivana (Mark Strong) haben will. Der trägt bereits die sieben Todsünden in sich und macht Jagd auf Billy und seine neuen Geschwister.

 

„Shazam“ ist unter der Regie von David F. Sandberg ein erfreulich leichtfüßiger Superhelden-Film aus dem DC-Universum geworden. Die echten Probleme überlässt man gerne Batman & Co., hier geht es vor allem um den Riesenspaß beim Ausprobieren der neu erworbenen, übermenschlichen Fähigkeiten, um Freundschaft und ganz nebenbei halt auch noch um den Kampf gegen einen Superschurken - irgendwo schon dramatisch, aber auch mit einem Augenzwinkern. Das ist dann am Ende zwar kein Meisterwerk der Filmgeschichte, aber sehr sympathisch, absolut familienkompatibel und richtig unterhaltsam.

 

(7 Sternchen)



#325 Armin

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Geschrieben 16 April 2019 - 19:40

Hellboy - Call of Darkness

 

Wer die beiden „Hellboy“-Filme von Guillermo del Toro (für „Shape of Water“ 2018 mit dem Oscar ausgezeichnet) aus den Jahren 2004 und 2008 kennt, sei gewarnt: „Hellboy - Call of Darkness“ hat damit außer der titelgebenden Figur nichts, aber auch gar nichts zu tun. Neuer Regisseur (Neil Marshall), neuer Hauptdarsteller (David Harbour), dazu mehr Trash, Gewalt und Blut, weniger Charme und Humor - unvorbereitet fühlt man sich trotz der Beteiligung von Comic-Schöpfer Mike Mignola am Drehbuch buchstäblich im falschen Film.

 

Zu Beginn geht es weit in der Historie zurück: Kein Geringerer als König Artus hat einst die Blutkönigin Nimue (Milla Jovovich) besiegt. 1500 Jahre später will sie Rache nehmen und gleich die ganze Welt zerstören. Das soll ausgerechnet Hellboy (David Harbour) verhindern, ein Halbdämon, der für das Gute kämpft, wenn auch meist übel gelaunt. Sein Adop-tivvater Trevor Bruttenholm (Ian McShane) ist zugleich Gründer der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen“. Neben der mit allerlei magischen Fähigkeiten gesegneten Alice Monaghan (Sasha Lane) stellt er seinem Sohnemann auch den knallharten Kämpfer Ben Daimio (Daniel Dae Kim) an die Seite. Gemeinsam wollen sie es mit Nimue und den von ihr entfesselten gar gruseligen Gestalten aufnehmen.

 

Dass Hellboys Vorgeschichte nur in kurzen Rückblenden statt mit langatmigen Ausführungen wie in vielen anderen Superhelden-Filmen geschildert wird, ist noch das Beste an diesem Reboot. Alles andere geht leider mächtig in die Hose: David Harbour funktioniert als knurriger, aber herzensguter Kleinstadt-Sheriff in „Stranger Things“, kann aber dem ersten „Hellboy“ Ron Perlman in dieser Rolle nicht einmal im Ansatz das Wasser reichen. Das gilt rein äußerlich wie auch für die vom Drehbuch verordneten trockenen Einzeiler, die gefühlt kein einziges Mal zünden wollen. Milla Jovovichs Blutkönigin bleibt ebenfalls sehr blass. Spezialeffekte gibt es zwar an jeder Ecke, ein wirklich großes Budget scheint dafür aber nicht zur Verfügung gestanden haben. So hätte zum Beispiel Hellboys Kampf gegen drei Riesen optisch durchaus eine große Nummer werden können, wirkt aber leider wie direkt aus einem Computerspiel vom Wühltisch. Das gilt für viele weitere Szenen, wenn sie nicht gleich so düster gefilmt sind, dass ohnehin kaum etwas zu erkennen ist. „Hellboy - Call of Darkness“ sieht billig aus, hat eine langweilige Handlung und versucht sich mit allerlei Schockelementen mühevoll über die Ziellinie zu retten. Insgesamt ist das schlicht ungenügend.

 

(2 Sternchen)



#326 Armin

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Geschrieben 27 April 2019 - 07:41

Avengers: Endgame

 

Es ist eine lange Reise gewesen, die mit „Avengers: Endgame“ zu Ende geht. 2008 kam mit „Iron Man“ der erste Film des „Marvel Cinematic Universe“ (MCU) in die Kinos, satte elf Jahre und 21 Filme später bekommt die „Infinity Saga“ ihren wahrlich krönenden Abschluss. Das Regie-Duo Anthony und Joe Russo meistert wie schon im Vorgänger („Avengers: Infinity War“, 2018) die extrem schwierige Aufgabe, eine ganze Heerschar an Superhelden im Film unterzubringen, trotzdem vergleichsweise stringent eine spannende, unterhaltsame Geschichte zu erzählen, zahllose Handlungsfäden aus früheren Streifen zu verknüpfen und den Fans ein Wiedersehen mit vielen, vielen beliebten Figuren zu ermöglichen. Das mag Neulinge, so sie sich überhaupt in den Film trauen, verwirren, für alle anderen ist es ein Fest.

 

Jedes Wort zur Story des neuen Films wäre eins zu viel und würde dem Zuschauer nur den Spaß rauben. Deshalb sei an dieser Stelle lediglich an die Ausgangslage erinnert: Thanos (Josh Brolin) hat alle sechs Infinity-Steine in seinen Besitz gebracht und mit einem Fingerschnippen die Hälfte der Lebewesen im ganzen Universum ausgelöscht, darunter auch viele Helden aus den Reihen der Avengers oder ihre Angehörigen. Das verarbeiten die Überlebenden wie Tony Stark/Iron Man (Robert Downey Jr.), Steven Rogers/Captain America (Chris Evans), Thor (Chris Hemsworth), Natasha Romanoff/Black Widow (Scarlett Johansson) oder Bruce Banner/Hulk (Mark Ruffalo) ganz unterschiedlich, vom völligen Rückzug in ein neues Leben bis hin zu ungeachtet der aussichtslosen Lage kämpferischem Trotz. Und dann sind da ja noch Carol Danvers/Captain Marvel (Brie Larson), die vom zu Staub zerfallenden Nick Fury (Samuel L. Jackson) zu Hilfe gerufen wurde, und der vermeintlich im subatomaren Raum verschwundene Scott Lang/Ant-Man (Paul Rudd).

 

Der Film transportiert gerade zu Beginn eine Fülle von Stimmungen. Da ist die Trauer um die Verstorbenen, die sehr intensiv in einer Szene mit Clint Barton/Hawkeye (Jeremy Renner) anschaulich gemacht wird. Da sind trotz allem aber auch grandiose komische Momente - Stichwort Thor, mehr wird nicht verraten. Auf die ganz große Action muss der Zuschauer dagegen zwei Stunden lang warten, erst dann kommt die finale Schlacht auf die Leinwand. Das macht aber überhaupt nichts, denn „Avengers: Endgame“ ist auch vorher keine Sekunde langweilig. Dank einer Fülle von Schauplätzen und vielen Puzzlestücken, die sich wie von selbst zum großen Ganzen zusammensetzen. Das ist einfach nur klasse gemacht.

 

In einer Welt, in der sich nicht vieles (um nicht zu sagen: alles) ums Geld dreht, wäre das eigentlich der perfekte Zeitpunkt um die Filmreihe zu beenden. Das wird natürlich nicht passieren, zumal die Welt der Marvel-Comics sicher noch viele erzählenswerte Geschichten bereithält. Genauso sicher ist aber: Besser wird†™s garantiert nicht mehr.

 

(9 Sternchen)



#327 Armin

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Geschrieben 26 Mai 2019 - 20:35

Aladdin

 

Der Disney-Konzern scheint wild entschlossen, seine sämtlichen Zeichentrickklassiker nach und nach auch in Realfilm-Varianten auf die Leinwand zu bringen. Zuletzt gab es unter anderem „Das Dschungelbuch“, „Die Schöne und das Biest“ oder „Dumbo“ zu sehen, mehr oder weniger nahe am Original orientiert. Im Sommer steht „Der König der Löwen“ an, zuvor ist jetzt aber erst einmal „Aladdin“ an der Reihe. Der liefert mit dem fernen Orient, allerlei Magie und der verbotenen Liebe zwischen Straßendieb und Prinzessin eigentlich viel Stoff für ein flottes Abenteuer. Obwohl dafür Regisseur Guy Ritchie („Sherlock Holmes“) genau der richtige Mann sein könnte, gibt es den konsequenten Blick durch die Disney-Brille mit jeder Menge Musical-haften Szenen, durchgängig auf Familientauglichkeit getrimmt, lieb und brav statt wirklich spannend inszeniert.

 

Der kleine Dieb Aladdin (Mena Massoud) stolpert per Zufall ins Leben von Prinzessin Jasmin (Naomi Scott). Deren Vater, der Sultan (Navid Negahban), ahnt nichts von den Intrigen des machthungrigen Großwesirs Dschafar (Marwan Kenzari). Der schnappt sich Aladdin, um aus einer Höhle voller Schätze eine Wunderlampe zu holen. Darin wohnt der Dschinn (Will Smith), mit dessen Macht sich Dschafar zum Sultan aufschwingen wollte, doch der dient zunächst Aladdin.

 

Ja: „Aladdin“ ist lustig-unterhaltsam, schön bunt und definitiv etwas fürs Herz. Typische Disney-Dutzendware eben, die jedes Risiko scheut. Den Schauspielern kann man kaum einen Vorwurf machen, Newcomer Mena Massoud trägt ein ansteckendes Lächeln spazieren, der alte Hase Will Smith ist so lustig wie seit „Men in Black“ nicht mehr, nur Marwan Kenzaris Bösewicht hätte deutlich düsterer ausfallen müssen - was vermutlich nicht ins Schema der Macher gepasst hat. Bester Beleg für die verschenkten Möglichkeiten ist die nervig-anstrengende Musik Marke Disney: zuckersüß orchestriert, Hollywood statt Orient.

 

(4 Sternchen)



#328 Armin

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Geschrieben 02 Juni 2019 - 14:17

Godzilla: King of the Monsters

 

1954 kam der erste Godzilla-Film in die Kinos, der bis heute über 30 weitere Monsterstreifen nach sich gezogen hat. Die kommen fast alle aus Japan, aber auch Hollywood lässt nicht locker: Nach Roland Emmerichs Versuch von 1998 war Gareth Edwards†™ „Godzilla“ (2014) der Startschuss für eine US-amerikanische Reihe von Filmen, zu denen auch „Kong: Skull Island“ (2017) und nun „Godzilla: King of the Monsters“ zählen. Regie führt Michael Dougherty („Krampus“), der neben der titelgebenden Riesenechse eine ganze Reihe weiterer Monster auffahren darf, die hier „Titanen“ genannt werden - von Rodan über Mothra bis hin zu Ghidorah. Dafür wurden wohl sämtliche Filme seit 1954 schamlos geplündert.

 

Dr. Emma Russell (Vera Farmiga), Wissenschaftlerin der Organisation Monarch, hat ein Gerät entwickelt, das die Kommunikation mit den Titanen möglich macht. Terrorist Jonah Alan (Charles Dance) weckt mit dem „Orca“ genannten Kästchen schlappe 17 dieser Monster, die rund um den Globus vor sich hin geschlummert haben und nun anfangen, alles in Schutt und Asche zu legen. Dabei geht es natürlich auch darum, wer denn nun der große Boss ist: Godzilla oder sein alter Erzfeind Ghidorah, ein wahrlich beeindruckender dreiköpfiger Drache, der statt Feuer Blitze speit. Daneben verblassen die menschlichen Konflikte um Mann und Tochter der Wissenschaftlerin, Mark (Kyle Chandler) und Madison Russell (Millie Bobby Brown), die gemeinsam mit dem japanischen Monarch-Wissenschaftler Dr. Ishiro Serizawa (Ken Watanabe) und einigen weiteren Helfern die Welt retten wollen.

 

Die große Schwäche des Films sind seine menschlichen Figuren: Davon gibt es deutlich zu viele, ohne dass wirklich alle wichtige Funktionen hätten, außer die Spannung durch alberne Dialoge auszubremsen - die meisten stellen sich einfach nur ziemlich dusslig an, was dann immerhin dafür sorgt, die konfliktreiche Handlung am Leben zu halten. Ganz anders sieht es mit den zahlreichen Monstern aus, die sogar Titelheld Godzilla gleich mehrfach die Schau stehlen: Für den mächtigen König Ghidorah (seit 1964 immer mal wieder Godzillas Gegenspieler) gebührt der Spezialeffekte-Abteilung ebenso ein großes Lob wie für die schick leuchtende Riesenmotte Mothra oder den bedrohlichen Feuervogel Rodan, der noch nie so eindrucksvoll auf die Leinwand gezaubert wurde, und all die anderen Titanen. Die dürfen sich ordentlich austoben und ganze Städte dem Erdboden gleich machen. Das wirkt nicht immer zwingend logisch, sieht aber großartig aus und übertüncht damit viele, wenn auch nicht alle Schwächen des Films. Das klappt vielleicht in der nächsten Fortsetzung, wenn sich 2020 Godzilla und King Kong gegenüberstehen.

 

(5 Sternchen)



#329 Armin

Armin

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Geschrieben 09 Juni 2019 - 07:43

X-Men: Dark Phoenix

 

2006 endete die erste Trilogie der X-Men-Filmreihe mit „Der letzte Widerstand“ und der eher beiläufigen Offenbarung der wahren Kräfte von Jean Grey als „Phoenix“ (damals dargestellt von Famke Janssen) - nicht unbedingt zur Zufriedenheit der Fans, die diese Geschichte aus den Comics prickelnder in Erinnerung hatten. Praktischerweise hat inzwischen die Zeitreise in „Zukunft ist Vergangenheit“ (2014) diese Ereignisse ungeschehen gemacht, sodass sich die eigentlich epische Story um den „Dark Phoenix“ noch einmal breiter angelegt erzählen lässt, diesmal mit Jean Grey (inzwischen von Sophie Turner gespielt) im absoluten Mittelpunkt.

 

Anfang der neunziger Jahre sind die X-Men genannten Mutanten endlich einmal von der normalmenschlichen Gesellschaft akzeptiert, Professor Charles Xavier (James McAvoy) erfreut sich sogar einer exklusiven Telefonverbindung zum amerikanischen Präsidenten. Natürlich sagt er auch seine Hilfe zu, als das Space Shuttle „Endeavour“ zu verunglücken droht. Die X-Men um Hank McCoy (Nicholas Hoult) und Raven (Jennifer Lawrence) fliegen mit ihrem Jet kurzerhand ins Weltall, dank der Kräfte von Nightcrawler (Kodi Smit-McPhee) und Quicksilver (Evan Peters) können sie die havarierten Raumfahrer auch retten. Doch dann absorbiert Jean Grey (Sophie Turner) die Energie einer vermeintlichen Sonneneruption - ihre Kräfte wachsen ins Unermessliche, vor allem aber erfährt sie Dinge aus ihrer Vergangenheit, die sie Xavier und seinen X-Men den Rücken zuwenden lassen. Prompt kommt es zum alten Konflikt zwischen Mutanten und Menschen, in den natürlich Magneto (Michael Fassbender) hineingezogen wird und zu dem sich auch noch eine Alien-Invasion um die finstere Bösewichtin Vuk (Jessica Chastain) gesellt.

 

Es ist viel zu viel, was Simon Kinberg, seit Langem Drehbuchautor und Produzent der X-Men-Reihe, hier aber erstmals auch Regisseur, in nur 113 Minuten Film hineinpacken möchte. Dabei scheint ihn die Fülle möglicher Handlungselemente regelrecht zu paralysieren, sodass widersinnigerweise immer wieder quälender Leerlauf entsteht. Trotz der Hauptrolle für Sophie Turner („Game of Thrones“) gelingt es nicht, dieser tragischen Figur die nötige Tiefe und Emotionen zu verleihen - Jean Grey bleibt enttäuschend blass. Und auch die D†™Bari genannten Aliens wollen nicht so recht Schwung in die Geschichte bringen, wirken stattdessen eher lästig und bremsend. Für die besseren Momente in „Dark Phoenix“ sorgt Michael Fassbenders Magneto: Eine ähnliche Sorgfalt beim Umgang mit vertrauten Figuren hätte man den Machern auch beim Rest des Personals gewünscht, dem diese Gelegenheiten aber nicht zugestanden werden. Eher schon dienen die restlichen X-Men als Stichwortgeber nicht immer gelungener Dialoge und als Staffage der diversen Actionszenen, die zwar nett anzuschauen sind, aber auch nichts Neues offenbaren. Damit ist der wahrscheinlich letzte Film dieser X-Men-Generation (nachdem Disney Fox übernommen hat, ist mit einer Einbettung ins „Marvel Cinematic Universe“ zu rechnen) leider kein würdiger Abschied.

 

(5 Sternchen)



#330 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 16 Juni 2019 - 23:26

Es fehlt ein Thread für diesen Film, also erstmal nur hier...

 

Men in Black: International

 

Nachdem Agent O (wie immer patent: Emma Thompson) die US-Filiale der Welt-Behörde übernimmt, lernen wir die europäische Filiale - in London - durch die Augen des "rookies" Agent M (Tessa Thompson) kennen, die sich ausgezeichnet hat, da sie einer der ganz wenigen Normalos ist, die die MiB im Alleingang aufgespürt hat, trotz aller "Neuralisierungen" o.ä. Geheimhaltungen, und sogar geschafft hat, in die NYC-Zentrale hinein zu kommen, um sich, ehm, direkt zu bewerben. In London soll sie laut O nun ihre Probezeit damit verbringen, mal um sich zu hören, was wohl mit "London" nicht stimmen könne. Dort herrscht allgemein Angst vor dem Hive, einem weiteren weltenüberrennenden Ekelwesen aus einer Galaxis in weiter Ferne, das schon einmal auf dem Eiffelturm von u.a. Agenten H (Chris Thompson Hemsworth) abgewehrt wurde, vor einigen Jahren. Ist dieser von sich selbst überzeugte Schönling, dem die weiblichen Aliens reihenweise in die Arme fallen, der Schwachpunkt?

 

Obwohl der Film oberflächlich etwas hirnlos einfach die MiB-Reihen-Story weiter flechtet, mit einigen neuen lustigen Gadgets, ist der ziemlich eindeutige Hintergrundplot ein feministischer bzw. macht-Kleine-größerer: Agent M hat eindeutig die grauen Zellen eingeschaltet im Team, und ist außerdem "am richtigen Ort" um wichtige Komponenten zur letztendlichen Rettung des Universums in Hände zu bekommen. (U.a. einen großartig von Silicon-Valley-Star Kumail Nanjiani gesprochenen Schachbrettwelteinwohner! :thumb:) Entspr. hält sie auch den Film zusammen, dort wo er manchmal etwas träge-labyrinthin wirkt bzw. Continuity bricht. Mit ihrer ernsthaft-nerdischen Art zog sie diesen Zuschauer im Laufe des Kinobesuchs ständig weiter in der kommenden (hoffentlichen) Doppellösung - wer ist der Verräter und werden die "Men & Women in Black" (Zitat Agent H) trotz aller Widrigkeiten bestehen.

 

Kein meisterhafter Film (laut Salon.com - Achtung: Englisches droht hinterm Link) aber ich vergebe 6 verkleinerte blaue Giganten von 9 - plus noch 1 dafür, dass die Reihe hier deutlich mit ihrer bisherigen machohaften Ader bricht, was mir eh gefällt und nebenbei auch den zunehmend neuen "inklusiveren" Zeiten, in denen wir leben*, entspricht.

 

Also 7 :qsunny:...

 

(* zumindest in bewegten Bildern, wenn auch die Realität etwas nachhinkt)


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 17 Juni 2019 - 09:51.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)




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