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Dirk C. Fleck : Das Tahiti-Projekt
Geschrieben von
† a3kHH
,
07 Juni 2009
·
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Rezensionen
Cording ist Reporter bei >>Emergency<<, dem größten Medienimperium weltweit. Er ist ausgebrannt, nur seinem Freund Mike ist es zu verdanken, daß er immer noch beschäftigt wird. Mike ist es auch, der ihm den Tahiti-Auftrag verschafft. Nach der Unabhängigkeit von Frankreich hat sich auf dieser Südseeinsel ein alternativ-ökologisch-ethisches Gesellschaftssystem gebildet, daß sich extrem vom Rest der Welt unterscheidet. Cording lässt sich vom Idealismus der Insulaner anstecken, sein Jugendfreund Omai, der Präsident und seine schöne Tochter Maeva tun ein übriges dazu. Doch die Idylle von Tahiti ist bedroht : Global Oil und die chinesische Regierung wollen die vor der Küste liegenden Bodenschätze mit gigantischen schwimmenden Fabriken ausplündern. Doch Omai organisiert eine Demo der Polynesier, Cording und >>Emergency<< berichten darüber und können so den Ruin der Insel noch einmal abwenden. Am Ende bleibt Cording zusammen mit Maeva auf Tahiti.
Dirk C. Fleck wurde 1943 in Hamburg geboren und war bis 1995 Redakteur von "Tempo", "Merian" und "Die Woche". Seit 1995 ist er als freier Reporter und Schriftsteller tätig. Für seinen Roman "Die Ökodiktatur" (1993) erhielt er bereits einmal den DSFP.
Wie man bereits der Inhaltsangabe entnehmen kann, ist der Roman mehr als naiv geschrieben. Cording, der ausgebrannte Reporter, ist ein Klischee, das direkt einem vor einem halben Jahrhundert erschienenem Simmel-Roman entspringen könnte. Tahiti und die Insulaner sind so edel, daß Winnetou und sein weißer Bruder Old Shatterhand dagegen als realistische Darstellungen durchgehen könnten. Global Oil und die Chinesen böser als Dracula und Dr. Mabuse zusammen, die Welt ist in einem katastrophalerem Zustand, als Frank Hebben und Uwe Post sie darstellen könnten. Daß sich aus diesen plakativen Charakterisierungen kein brillianter Roman ergibt, ist evident. Trotzdem liest sich "Das Tahiti-Projekt" ganz angenehm, wenn man erst einmal diese Oberflächlichkeit akzeptiert hat.
Über Details des Plots breite ich lieber den Mantel des Schweigens. Die Liebesgeschichte zwischen Cording und Maeva mit ihren Irrungen und Wirrungen habe ich schon um Klassen besser bei Daphne du Maurier gelesen. Die Idee einer Demonstration hunderter Katamarans gegen eine Weltmacht ist mehr als naiv, daß diese Weltmacht dann nachgibt irreal. Ebenso irreal wie die Gesellschaft, die sich nach Meinung des Autors durch equilibristische Regierungsformen bilden kann. Naiv ist auch die Idee, daß sich ein Manager einer BILD-artigen Zeitung durch sein Gewissen auf eine Öko-Reportage einlässt, dadurch wichtige Anzeigenkunden vergrault und vom Eigentümer nicht gefeuert wird.
Doch bei allen Klischees, bei allen Naivitäten ist der Roman nicht langweilig. Das liegt einerseits am Stil und der Schreibe des Autors, dem es gelingt, kurz und prägnant seine Inhalte rüberzubringen. Und andererseits liegt es an dem, was dem Autor eigentlich am Herzen lag : Eine positive Utopie darzustellen, eine Alternative zur heutigen Gesellschaft aufzuzeigen. Auch bei dieser Darstellung ist ihm eine gewisse Naivität nicht abzusprechen, aber was soll's, wir haben ja kein Sachbuch vor uns liegen. Die vielen Alternativen, die Dirk C. Fleck zu uns vertrauten Dingen wie dem Geldwesen, Beton und anderen Standard-Baumaterialien oder dem vulgärem Geldverdienen versucht anschaulich darzustellen, machen den eigentlichen Reiz dieses Buches aus. Dabei ist als extremes Positivum anzumerken, daß der Autor sich auf absolut reale Alternativen konzentriert hat, in seinem Glossar erläutert er jeden Gimmick ausführlich inklusive Internet-Hinweisen für weiteres Lesen. Und auch wenn man teilweise zusammenzuckt, muß man dem Autor doch zugestehen, seinen Roman nicht auf Luftschlössern aufgebaut zu haben.
Insgesamt gesehen ist "Das Tahiti-Projekt" sicherlich kein großer Meilenstein der Literatur. Aber es ist angenehm und flüssig lesbar, hat inhaltlich einiges an alternativen Denkanstößen. Und letztere sind es auch, die in meinen Augen das Buch zu einem Muß für den Science Fiction - Leser macht, in dieser Dichte realistische Alternativen zur normalen Denke angeboten zu bekommen, ist selten.
Dirk C. Fleck wurde 1943 in Hamburg geboren und war bis 1995 Redakteur von "Tempo", "Merian" und "Die Woche". Seit 1995 ist er als freier Reporter und Schriftsteller tätig. Für seinen Roman "Die Ökodiktatur" (1993) erhielt er bereits einmal den DSFP.
Wie man bereits der Inhaltsangabe entnehmen kann, ist der Roman mehr als naiv geschrieben. Cording, der ausgebrannte Reporter, ist ein Klischee, das direkt einem vor einem halben Jahrhundert erschienenem Simmel-Roman entspringen könnte. Tahiti und die Insulaner sind so edel, daß Winnetou und sein weißer Bruder Old Shatterhand dagegen als realistische Darstellungen durchgehen könnten. Global Oil und die Chinesen böser als Dracula und Dr. Mabuse zusammen, die Welt ist in einem katastrophalerem Zustand, als Frank Hebben und Uwe Post sie darstellen könnten. Daß sich aus diesen plakativen Charakterisierungen kein brillianter Roman ergibt, ist evident. Trotzdem liest sich "Das Tahiti-Projekt" ganz angenehm, wenn man erst einmal diese Oberflächlichkeit akzeptiert hat.
Über Details des Plots breite ich lieber den Mantel des Schweigens. Die Liebesgeschichte zwischen Cording und Maeva mit ihren Irrungen und Wirrungen habe ich schon um Klassen besser bei Daphne du Maurier gelesen. Die Idee einer Demonstration hunderter Katamarans gegen eine Weltmacht ist mehr als naiv, daß diese Weltmacht dann nachgibt irreal. Ebenso irreal wie die Gesellschaft, die sich nach Meinung des Autors durch equilibristische Regierungsformen bilden kann. Naiv ist auch die Idee, daß sich ein Manager einer BILD-artigen Zeitung durch sein Gewissen auf eine Öko-Reportage einlässt, dadurch wichtige Anzeigenkunden vergrault und vom Eigentümer nicht gefeuert wird.
Doch bei allen Klischees, bei allen Naivitäten ist der Roman nicht langweilig. Das liegt einerseits am Stil und der Schreibe des Autors, dem es gelingt, kurz und prägnant seine Inhalte rüberzubringen. Und andererseits liegt es an dem, was dem Autor eigentlich am Herzen lag : Eine positive Utopie darzustellen, eine Alternative zur heutigen Gesellschaft aufzuzeigen. Auch bei dieser Darstellung ist ihm eine gewisse Naivität nicht abzusprechen, aber was soll's, wir haben ja kein Sachbuch vor uns liegen. Die vielen Alternativen, die Dirk C. Fleck zu uns vertrauten Dingen wie dem Geldwesen, Beton und anderen Standard-Baumaterialien oder dem vulgärem Geldverdienen versucht anschaulich darzustellen, machen den eigentlichen Reiz dieses Buches aus. Dabei ist als extremes Positivum anzumerken, daß der Autor sich auf absolut reale Alternativen konzentriert hat, in seinem Glossar erläutert er jeden Gimmick ausführlich inklusive Internet-Hinweisen für weiteres Lesen. Und auch wenn man teilweise zusammenzuckt, muß man dem Autor doch zugestehen, seinen Roman nicht auf Luftschlössern aufgebaut zu haben.
Insgesamt gesehen ist "Das Tahiti-Projekt" sicherlich kein großer Meilenstein der Literatur. Aber es ist angenehm und flüssig lesbar, hat inhaltlich einiges an alternativen Denkanstößen. Und letztere sind es auch, die in meinen Augen das Buch zu einem Muß für den Science Fiction - Leser macht, in dieser Dichte realistische Alternativen zur normalen Denke angeboten zu bekommen, ist selten.
Muss mir den Roman aber mal auf meine Vormerkliste setzen (einer mehr oder weniger spielt bei dem ellenlangen Ding eh keine Rolle ...).