Poseidon's Children 01. Blue Remembered Earth
Orion Publishing Group, Auflage: Trade Paperback. (1. Januar 2012)
ISBN: 0575088281
Das Szenario
Irgendwann in den Sechziger Jahren des 22. Jahrhunderts sind die ökologischen und politischen Probleme der Erde Vergangenheit. Kriegsminister gibt’s nicht mehr, und was einst zerstört wurde – ob durch Kriege oder Umweltsünden – ist dank einer fortgeschrittenen Technik mittlerweile längst saniert. Gegen den Anstieg der Weltmeere konnte man zwar nicht allzu viel machen, aber man lebt damit oder auch darin: Ein mächtiges Staatengebilde im Indischen Ozean betreibt das subaquatisch.
Afrika, Indien und China haben im Großen und Ganzen das Sagen auf unserem Planeten – und nicht nur dort. Der Erdmond, Mars, die größeren Monde von Jupiter, Saturn und Neptun sind besiedelt und nützliche Ressourcen, die von mächtigen Konzernen industriell genutzt werden. Das Gleiche gilt für eine ganze Anzahl von Asteroiden bis hin zum Kuipergürtel.
Die technische Entwicklung ist sehr weit vorangeschritten. Errungenschaften wie Lebensverlängerung, Augmented Reality und vieles mehr sind alltäglich. Nanotechnische Implantate und allgegenwärtige Sensorik verhindern Verbrechen im Ansatz. Big Brother? Vielleicht, aber es scheint ein guter Big Brother zu sein ...
Zugegeben, nicht alle wollen so leben. Da gibt es etwa eine spinnerte Nation, die im wahrsten Sinne des Wortes hinterm Mond lebt und sich dem entzieht. Auch gut. Man lässt sie in Ruhe.
Die Akinyas
Der afrikanische Clan der Akinyas gehört zu den mächtigsten Industriellenfamilien des Sonnensystems. Die Familie betrauert gerade das Ableben ihrer steinalt gewordenen Matriarchin Eunice, die in jungen Jahren das äußere Sonnensystem (allein) jahrzehntelang erforscht hat und dadurch zu einer Legende geworden ist. Ihr Enkelsohn Geoffrey – er ist gewissermaßen das Schwarze Schaf der Familie – soll unauffällig den Inhalt eines Schließfaches in einer Bank auf dem Mond abholen, der zum Vermächtnis seiner Großmutter gehört (der Inhalt, nicht der Mond ...). Man traut ihm den vermeintlich harmlosen Job zu, außerdem fällt er nicht so auf, wie das bei den großen Machern der Familie der Fall wäre.
Was er darin allerdings findet, weist auf etwas ausgesprochen Mysteriöses hin und führt in der Folge zu einer spektakulären Schnitzeljagd nach Großmutters weiteren versteckten Hinweisen quer durch das gesamte Sonnensystem – Intrigen und Rätsel inbegriffen, Verfolgungen aller Arten ebenso. Denn Großmutter war nicht bloß schrullig, nein. Sie hat da draußen anscheinend etwas entdeckt, das – wenn es denn publik gemacht würde – dazu führen könnte, dass die Dinge für die Menschheit nie mehr so sein werden, wie sie es einmal waren. Ja, und will man das?
Der Roman
Das Buch beginnt für einen Reynolds eher beschaulich, so nach ca. 50 Seiten geht es aber in die Vollen. Die afrikanischen Schauplätze sind zu Beginn schon sehr originell und farbenprächtig beschrieben. Ganz zu schweigen davon, was später im Sonnensystem passiert. Bei der Handlung auf dem Mars etwa sind dem Autor Dinge eingefallen, die wirklich noch nie da waren.
Manche seiner Sujets erkennt man aus dem Revelation-Space-Zyklus wieder. KI-Simulationen von Menschen zum Beispiel. Das macht aber nichts, er bringt hier eine eigene Note rein; das stört nicht, ganz im Gegenteil.
Angenehm überschaubar bleibt die Anzahl der Protagonisten. Sie haben übrigens durchaus Substanz, die Guten und auch die Bad Guys.
Die Anzahl der Handlungsstränge ist auch nicht überzogen. Die Spannung in der Geschichte wird sehr gut aufgebaut. Natürlich merkt man, dass da ein Mehrteiler geschmiedet wird, Reynolds erspart seinen Lesern jedoch einen brutalen Cliffhanger am Schluss des Bandes.
Der Autor hat da eine veritable, wirklich gut lesbare Space-Opera geschrieben. Im Gegensatz zu manchen anderen seiner Romane ist die Bühne „nur“ das Sonnensystem. Keine Angst – noch: bald geht es da weit darüber hinaus. Räumlich und zeitlich.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, ich kann ihn uneingeschränkt weiterempfehlen!
LG