The Sensational She-Hulk (Marvel-Serie ab 1989, hier nur die Byrne-Hefte bis inkl. #50**)
Eine kurvige weibliche Version des Hulks - angeblich seine Cousine, die Anwältin, Jennifer Walters - wurde nach ihrer Erfindung durch Stan Lee, Marvel-Gründer - oft SEHR überzeugt von seinen großartigen Ideen - vom Comic-Fandom größtenteils belächelt. Weibliche Fans fanden sie eindeutig zu sexy - und die meisten KritikerInnen einfach... unnötig! Am Anfang bekam sie auch nicht die besten Schreiberlinge an die Seite gestellt... Dann plädierte John Byrne dafür, dass sie in die FV Einzug bekommen dürfe, denn Byrne wollte die FV auffrischen, indem er einen der 4 Stamm-Mitglieder, den riesenhaften Ben Grimm, abtauchen ließe, und erforschen wolle, wie das zustande käme und welchen Effekt es hätte aufs Team. Mit She-Hulk wollte er auch die weibliche Quote erhöhen, und mehr modern-feminine (um nicht zu sagen: feministische) Themen einbringen. Marvel erlaubte es ihm, und, als Grimm sich vom Team unter Byrnes Feder abwand, weil der feurige Johnny Storm mit seiner geliebten Alicia angebandelt hatte (nachdem viele Superhelden von der Erde eine ganze Zeit lang entfernt worden waren vom scheinbar allmächtigen Beyonder), bot Reed Richards, der Team-Chef, She-Hulk die Stelle an - einfach weil das Team gewohnt war, "dort" einen besonders starken Mitkämpfer bereit stehen zu haben. Nun eben eine Mitkämpferin - die es von der Stärke her locker mit Grimm hätte aufnehmen können...
Story der Reihe (gibt es keine (kurze/abgeschlossene), also eher eine allgemeine Beschreibung...)
Jennifer ist nach ihrer FV-Phase "freiberuflich", und betreibt Nachholung ihres persönlichen Lebens. Inzwischen ist sie permanent She-Hulk, was aber nicht weiter schlimm ist, weil sie sich so besser gefällt! Allerdings merkt sie, dass sie immer wieder in superheldenhafte Geschehnisse hinein gezogen wird, am liebsten mit ehemaligen Marvel-Bösewichten, die lange kein Mensch (& Comic-Fan) mehr gesehen hatte. Da sie nicht gewohnt ist, alleine zu agieren, durchbricht sie öfter die "4. Wand" und spricht mit ihrem Zeichner (Byrne) oder, wenn dieser etwas zu stur/doof reagiert, mit seiner Chefin, der Marvel-Redakteurin Renee Witterstaetter! (Oder sie haut ein Loch in die Kanten des aktuellen "panels" um schneller durch irgendein Plot-Hindernis zu kommen... ) Sie erlebt auch diverse erstaunlich alltägliche Momente und Liebschaften.
Wohlwollende Analyse
Die Serie war anfangs ein Riesen-Renner. "Shulkie" wurde schon bei den FV eines der Lieblingsmitglieder, was die Marvel-Oberen bestimmt dolle staunen ließ. In ihrer eigenen Serie wurde Ms. Walters noch wesentlich sexier dargestellt (s. Werbeplakat, oben), was mensch aber gerne verzieh, weil die Dialoge so klug wie bei den FV blieben, und dabei aber cooler, und eben den Alltag umfassender wurden. Die grüne Alleskönnerin mit der wilden Riesenmähne war schlau, abgebrüht, lebenslustig und hatte Humor, und ließ sich nicht von IRGEND jemandem das Leben vermiesen, sei es in ihrem Wohnblock oder in ihrer Galaxis!
Das m.E. beste Heft war jenes in der sie auf dem Cover erschrocken ihre Nacktheit zudeckt - ein scheinbarer Paparazzi hat sie im Evakostüm geschossen, und sie macht sich in beeindruckender Windeseile auf die Jagd nach den Negativen. Dabei stellt sich heraus, dass sie in eher anekelnde Tiefen ihrer Nachbarschaft eintauchen muss, denn der Auftraggeber stellt sich nach & nach als Herausgeber billig(gemacht)er Pornoheftchen heraus. Bis sie seinen Laden auffliegen lässt, die Negative zerstört und nun endlich zum Lager der bereits gedruckten Auflage vorstößt, ist es allerdings schon zu spät - die vielen Papiervögelchen sind schon verflogen. Als sie dann ziemlich am Boden zerstört endlich eines der Heftchen in die Hände bekommt, hellt sich allerdings ihre Laune schnell auf - die Drucker haben einen klassischen Fehler beim Druck der Nacktfotos gemacht, und damit ist sie eher kaum noch erkennbar... -- Das Tolle ist der Realismus, den Byrne in diesen rasenden und gleichzeitg absurden Ablauf hinein packt, Seite an Seite mit Szenen, bei denen der (oft männliche) Konsument DIESES Heftchens (s. Threadtitel) gequält laut lachen muss. Byrne macht sich (und She-Hulk) eine Gaudi aus der krassen Welt in der wir leben (und sie ja auch), inkl. der ein oder anderen unerwarteten Ohrfeige fürs männliche Geifer-Ego.
Der Twist am Ende ist außerdem Kennern der frühen Hulk-Ausgaben bekannt, weil dieser Fehler wirklich damals (also ca. Mitte des Jahrhunderts ) gemacht wurde.
Was also die Serie auszeichnet, sind kluge/unerwartete Entwicklungen, deren Synthese so noch nie zu sehen war. Und natürlich hinreißende "comic art"! Ein kleines, eigensinniges Meisterwerk - das nebenbei noch Byrnes "Bandbreite" vorführte, und ihn zusehends zur Legende machte. (Nach der FV- und She-Hulk-Reanimation durfte er praktisch jeden Superhelden seiner Wahl "umbauen"... inkl. dem ersten "ever" Relaunch eines wichtigen Comic-Titels - "Superman - Man of Steel", die erfolgreiche Grundlage für die spätere TV-Serie Lois & Clark, und damit nebenbei Teri Hatchers TV-Ruhm!)
Fazit: She-Hulk kennen lernen - und sterben! (= neidisches Hulk-Smiley)
P.S.: Das hier ist der IV. und letzte der Byrne-Vorstellungs-Threads in diesem Subforum - 6 Jahre später dran als geplant (da kam wohl der Klimawandel dazwischen ). Der erste Teil der Vierer-Thread-Serie ist der zu den FV; s. Link oben im ersten Absatz.
(** Die Hefte #9 - #30 sind NICHT von Byrne!)
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 03 März 2022 - 20:18.