Roger Zelazny - Einhorn-Varianten (Unicorn Variations)
in: Jack M. Dann/Gardner R. Dozois (Hrsg.): Die schönsten Einhorn-Geschichten (Moewig SF, 3753), 1987
Immer wenn auf der Erde eine Art ausstirbt, können mythische Wesen ihren Platz einnehmen - so folgte auf den Dodo das Ungeheuer von Loch Ness oder auf den letzten Grizzlybär (wie viele Jahre in der Zukunft die Geschichte spielt, wird nicht verraten) die Greife. Das erfährt ein Mensch namens Martin, als er im Saloon einer verlassenen Stadt (die man sich wohl am besten als Geisterstadt aus einem alten Western vorstellt) auf ein schwarzes Einhorn trifft. Tlingel, so der Name des Einhorns, spielt gerne Schach und trinkt mindestens ebenso gerne Bier. Martin erfährt, dass die Menschheit kurz vor ihrem Untergang steht und von den Einhörnern abgelöst werden soll. Er fordert Tlingel zu einer Partie Schach, die über das Schicksal der Menschen entscheiden soll, und vereinbart Pausen von einem Monat zwischen den einzelnen Zügen, vor allem um einen Aufschub zu erreichen.
Die Zeit nutzt Martin aber auch, um den alten Saloon herzurichten (es gibt dann auch Bier vom Fass, was dem Einhorn noch besser gefällt als das Dosenbier, und ein Klavier). Und er hat Glück: Auf seinen Streifzügen trifft er auf den Bigfoot (hier Sasquatch genannt) Grend, der sogar noch besser Schach spielt als das Einhorn. Auch Grend weiß Martins Bier sehr zu schätzen (ebenso wie sein Kumpel Rael, ein nicht allzu schlauer Greif) - ohne von Martins Spiel gegen das Einhorn zu wissen, spielt Grend mit diesem die alles entscheidende Partie immer wieder durch.
Eine köstliche Geschichte, die auch beim Wiederlesen riesig Spaß gemacht hat und an vielen, vielen Stellen zum Schmunzeln einlädt (nicht zum Schenkelklopfen, wohlgemerkt). Zelaznys Humor ist großartig und wird auch von der deutschen Übersetzung (von Astrid Pape) gut transportiert, alle Figuren sind sehr lebendig gezeichnet, die Story ist einfach von vorne bis hinten gelungen. Absolute Empfehlung.