Endlich gelesen ... Erst hatte ich es verdrängt, dann Wichtigeres zu tun, dann war zwischenzeitlich sogar das Buch verschwunden ...
Fritz Leiber - Schiff der Schatten (Ship of Shadows)
in: Wulf H. Bergner (Hrsg.): Das Schiff der Schatten (Heyne, 1970)
Der Autor präsentiert uns eine absurd anmutende Szene: Die Geschichte spielt zu weiten Teilen in einer Bar, in der Hauptfigur Spar der Barkeeper ist, es aber auch eine sprechende Katze namens Kim, den schlauen Keeper, die hübsche Suzy und drei namenlose Stammgäste gibt. Zwei latente Bedrohungen verhindern, dass es inmitten der fröhlichen Trinkerei (die eigentlich gar nicht fröhlich wirkt, sondern eher gezwungen) allzu idyllisch wird: Da ist einerseits der mächtige Crown, vor dem alle übergroßen Respekt haben; andererseits gibt es Geschichten von Vampiren, die im Schiff ihr Unwesen treiben sollen. Apropos Schiff: Es bleibt lange sehr verklausuliert, dass sich das Geschehen an Bord eines Raumschiffs abspielt, auch wenn die Hinweise natürlich gleich mehrfach da sind; die Auflösung im Schlussteil der Story samt einer Reihe nachgeschobener Erklärungen, warum alles so ist, wie es ist, wirkt fast ein bisschen störend und schadet dem Flair der vorangegangenen Seiten - da wird das Absurde dann plötzlich ganz konkret, das Besondere zur 08/15-SF-Story. Das ist schade, irgendwie scheint Leiber da der Mut verlassen zu haben.
Insgesamt ist das hier ganz eindeutig nicht der Fritz Leiber, den man aus seinen Lankhmar-Storys kennt, sondern ein Autor, der sich mal in der New Wave austobt (ich weiß leider nicht, ob er noch mehr in die Richtung geschrieben hat). Das war Ende der sechziger Jahre ja durchaus angesagt und erklärt vielleicht auch den Hugo Award für die Erzählung, die ich persönlich gern gelesen habe, allerdings jetzt nicht unbedingt für absolut herausragend halte.