Der vierten Staffel von „Marvel†™s Agents of S.H.I.E.L.D.“ (die leider gerade eine ungemessen lange Sendepause einlegt) wurde der Untertitel „Ghost Rider“ verpasst - und der von Gabriel Luna gespielte Robbie Reyes spielt in den bislang sechs Folgen auch eine recht wichtige Rolle. Möglicherweise wollen die Macher dem Marvel Cinematic Universe nach dem kürzlich im Kino angelaufenen „Doctor Strange“ damit eine weitere mystische Komponente hinzufügen, vielleicht liegt es aber auch einfach nur daran, dass die zuvor an Sony vergebenen Filmrechte 2013 an Marvel zurückgefallen sind †¦ Sony ist dann auch das richtige Stichwort, hat man doch mit Darsteller Nicolas Cage gleich zwei Ghost-Rider-Filme gemacht (2007 und 2012): Beiden eilt nicht der beste Ruf voraus, beide finden sich dieser Tage aber auch zum Schnäppchenpreis auf den Blu-ray-Wühltischen - da kann man doch mal einen Blick riskieren. Gesagt, getan:
Ghost Rider (2007)
Der „Ghost Rider“ ist eine Figur aus den Marvel-Comics, die dort seit 1972 ihr Unwesen treibt. Es handelt sich um einen Menschen, der einen Pakt mit dem Teufel schließt, ihm seine Seele verkauft und zu seinem Kopfgeldjäger wird. Unter der Regie von Mark Steven Johnson, der mit „Daredevil“ (2003) bereits Erfahrung, wenn auch keine Lorbeeren in Sachen Comic-Verfilmung gesammelt hat, kam „Ghost Rider“ 2007 erstmals auf die Leinwand - neben der Hauptfigur Johnny Blaze, dem zweiten „Ghost Rider“ der Comic-Geschichte, darf auch sein Vorgänger, Carter Slade, mitmischen. Auf Blu-ray ist der Film als „extended version“ in einer dreizehn Minuten längeren Fassung erschienen.
Der 17-jährige Johnny Blaze (Matt Long) tritt gemeinsam mit seinem Vater Barton (Brett Cullen) im Zirkus mit einer feurigen Motorrad-Show auf. Gerade als er sich mit seiner Jugendliebe Roxanne (Raquel Alessi) in ein besseres Leben davon machen will, erfährt er von der Krebserkrankung seines Vaters. Der Pakt mit dem Teufel [color=#000000;](Peter Fonda)[/color] kommt wie gerufen, entpuppt sich jedoch als Enttäuschung. Johnny verliert nicht nur den Vater, sondern muss auch Roxanne im Regen stehen lassen. Jahre später verdient er (jetzt von Nicolas Cage dargestellt) immer noch seinen Lebensunterhalt mit gefährlichen Motorrad-Stunts, doch plötzlich kommt alles zurück: Der Teufel fordert die Gegenleistung für seine Dienste, Roxanne (nun Eva Mendes) taucht wieder auf, und mit Blackheart (Wes Bentley), dem Sohn des Teufels, mischt auch noch ein abgefeimter Bösewicht mit, die gefallenen Engel im Schlepptau.
Der Anfang des Films gestaltet sich ein wenig schleppend, dauert es doch eine gute Dreiviertelstunde, bis Johnny erstmals zum „Ghost Rider“ wird. Dann wünscht man sich den betulichen Auftakt zurück, denn besser wird es nicht, ganz im Gegenteil: Mit Effekten, die an die „Hulk“-Serie aus den siebziger Jahren erinnern, Sprüchen zum Fremdschämen („Gnade ist ausverkauft“) und einem Nicolas Cage, der unter seiner Topf-Haarschnitt-Perücke den ewig gleichen Gesichtsausdruck spazieren trägt, beleidigt „Ghost Rider“ das B-Movie-Genre - und das bei einem Budget von kolportierten 120 Millionen Dollar. Dazu passt auch die inhaltliche Unentschlossenheit: Immer wenn „Ghost Rider“ ein Gruselfilm sein will, ist er dank der extra billigen Horroreffekte besonders peinlich. Ähnliches gilt für die Western-Referenzen, die, vom kurzen Ausritt des Ur-„Ghost Riders“ Carter Slade (Sam Elliot) einmal abgesehen, vor allem musikalischer Natur und damit völlig daneben sind - ein bisschen Biker-Musik hätte dem Film gut getan, zumal mit Peter Fonda ja auch ein „Easy Rider“ mitwirkt. Völlig verdammen muss man den Streifen deshalb nicht: Er hat auf eine trashige Art und Weise eine unterhaltsame Komponente. An die Standards des heutigen „Marvel Cinematic Universe“ kann der unter der Verantwortung von Sony/Columbia entstandene Film aber nicht im Entferntesten heranreichen. Trotzdem gab es fünf Jahre später die Fortsetzung „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“.
(Teil zwei folgt irgendwann demnächst)