Noch kein Thread zu Wesley Chus Tao-Romanen? Oder habe ich da was übersehen? Auf jeden Fall wird's Zeit dafür:
Wesley Chu: Die Leben des Tao (Fischer Tor, 2016)
Wesley Chu, 1976 in Taiwan geboren, aufgewachsen in den USA, hat 2015 den John W. Campbell Award als bester Nachwuchsautor gewonnen. Dank Fischer Tor, dem neuen SF-Verlag, kommen seine Romane nun auch nach Deutschland. Los geht es mit der Tao-Trilogie, deren erste beiden Bücher bereits erschienen sind, der Abschluss „Die Wiedergeburten des Tao“ folgt im Februar 2017. Das hat wohl auch die Konkurrenz auf den Autor aufmerksam gemacht: „Zeitkurier“ („Time Salvager“), das von Paramount verfilmt werden soll (als Regisseur ist Michael Bay im Gespräch), wird im August bei Heyne veröffentlicht. Auch dabei handelt es sich um den Auftakt einer Trilogie, der zweite Band trägt im Original den Titel „Time Siege“.
Schauen wir aber erst einmal auf „Die Leben des Tao“ („The Lives of Tao“, im Original von 2013), den ersten Roman der Tao-Trilogie. Der Verlag schreibt zum Inhalt:
„Als Roen Tan - durchschnittlicher Programmierer mit überdurchschnittlichem Gewicht - eines Morgens eine fremde Stimme in seinem Kopf hört, denkt er, er sei verrückt geworden.
Ein jahrhundertealter Außerirdischer namens Tao hat sich in seinem Körper eingenistet und fängt an, ihn herumzukommandieren. Roen soll sich innerhalb kürzester Zeit vom Couch-Potato in einen Top-Geheimagenten für die außerirdischen Prophus verwandeln. Und das hat seinen guten Grund: Denn Tao und seine Leute haben sich im Laufe der Zeit ein paar mächtige Feinde gemacht.
Seit Anbeginn der Zeiten wird das Schicksal der Menschheit also insgeheim von Aliens gelenkt, die als körperlose Parasiten einige der einflussreichsten Persönlichkeiten der Geschichte kontrolliert haben:
Dschingis Khan etwa, Napoleon oder Steve Jobs. Seit Jahrtausenden tobt unbemerkt ein heftiger Krieg auf der Erde, in dem sich zwei verfeindete Fraktionen von Außerirdischen bis aufs Blut bekämpfen. Mal haben die Prophus die Nase vorn, die auf eine friedliche Koexistenz mit den Menschen setzen, und manchmal die Genjix, die glauben, dass technischer und gesellschaftlicher Fortschritt nicht ohne Krieg und Konflikte zu haben ist. Wenn es nach ihnen geht, wird auch in Zukunft die Weltgeschichte mit Blut geschrieben.
›Die Leben des Tao‹ ist der fesselnder Auftakt des Tao-Universums - ein Buch voller altkluger Außerirdischer, Spionage-Action, Kung-Fu und einem Hauch von Weltverschwörung: spannend, lustig und phantasievoll.“
Das ist gut zusammengefasst. Der Roman entpuppt sich tatsächlich als der oft beschworene Pageturner, weil der Autor höchst vergnüglich schildert, wie sich der arme Roen, nachdem plötzlich der außerirdische Tao in seinem Körper steckt, vom Tiefkühlpizza essenden Nerd zum nächsten James Bond wandelt - und dabei ordentlich gequält wird. Das nimmt sich alles nicht so furchtbar ernst, was das Lesevergnügen erhöht und von der Schreibe her immer mal wieder an einen John Scalzi in Topform erinnert. Gebremst wird der Spaß nur durch die jedem Kapitel vorangestellten Erinnerungen an Taos frühere Leben; diese Einschübe sind das genaue Gegenteil des restlichen Romans, zäh und bremsend, aber zum Glück wenigstens kurz. Auch der eigentliche Konflikt zwischen Prophus und Genjix will nicht gar so interessant wie Roens persönliches Schicksal erscheinen. Insgesamt ist der Roman aber wirklich eine unterhaltsame Angelegenheit und macht Lust auf die Fortsetzungen. „Die Tode des Tao“ („The Deaths of Tao“, im Original von 2014) ist ja bereits im November erschienen, der Trilogie-Abschluss kommt dann im Februar. Und der Autor bleibt fleißig: Mit „The Rise of Io“ (im Oktober 2016 bei Angry Robot Books veröffentlicht) hat er bereits die Fortsetzung der Tao-Trilogie gestartet.