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Henry Kuttner (1915-1958)


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6 Antworten in diesem Thema

#1 Armin

Armin

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Geschrieben 17 Januar 2017 - 09:07

Henry Kuttner hat eine ganze Reihe von famosen Geschichten und Romanen geschrieben, gehörte sicher zu den wichtigeren Autoren des „golden age“ der Science Fiction, scheint aber heute ein wenig der Vergessenheit anheimgefallen zu sein. Kuttner, 1915 geboren und schon 1958 viel zu früh an einem Herzanfall verstorben, schrieb Horror, Fantasy und Science Fiction und veröffentlichte viele seiner Geschichten in den klassischen Pulpmagazinen seiner Zeit (Weird Tales, Planet Stories, usw.). Er war ein Brieffreund von H.P. Lovecraft und ab 1940 mit C.L. Moore verheiratet - ab diesem Zeitpunkt haben beide viele Werke gemeinsam verfasst. Ein klassisches Beispiel dafür ist „Mimsy Were the Borogroves“ (1943, deutsch als „Erbärmlich war†˜n die Bürgerbeine“ oder auch „Gar elump war der Pluckerwank“ erschienen, 2007 als „The Last Mimzy“ verfilmt; deutscher Titel: „Mimzy - Meine Freundin aus der Zukunft“). „Mimsy“ wurde übrigens unter dem gemeinsamen Pseudonym Lewis Padgett veröffentlicht, wie Kuttner ohnehin eine ganze Flut von Pseudonymen verwendet hat, so unter anderem Lawrence O†™Donnell, Paul Edmonds, Noel Gardner, Keith Hammond, Hudson Hastings, Robert O. Kenyon, C. H. Liddell, K. H. Maepenn, Scott Morgan oder Woodrow Wilson Smith.

 

Kürzlich hatte ich mal wieder das schmale Bändchen „Robots have no tails“ (aus der Reihe „Planet Stories“ von einem Verlag namens Paizo Publishing, 2009; ursprünglich wohl von 1952) in der Hand - der versammelt die lustigen Geschichten um den genialen Wissenschaftler Galloway Gallegher, der nur volltrunken arbeiten kann; heutzutage wäre es vermutlich sehr verwerflich und politisch inkorrekt, so was zu schreiben, es liest sich aber tatsächlich sehr vergnüglich. Der Band scheint leider vergriffen zu sein, das günstigste Angebot bei Amazon liegt aktuell bei 95,10 Euro. Mich hat die Erinnerung daran aber inspiriert, mal wieder etwas von Kuttner auf die Lektüreliste zu packen. Aus der Buchreihe der „Planet Stories“ hatte ich vor Längerem mal noch „Elak of Atlantis“ (2007, die Original-Geschichten erschienen zwischen 1938 und 1941) gelesen, ganz unverhohlen sehr Conan-inspirierte Geschichten. Außerdem stehen hier aber noch ein paar andere Sachen herum, einiges gibt es inzwischen, weil das Copyright abgelaufen ist, auch als kostenlose E-Books via Project Gutenberg oder zum Beispiel manybooks.net. Genau dort habe ich mir zum Auftakt meiner kleinen Lesereihe mal den Roman „The Creature from beyond Infinity“ rausgepickt.

 

Henry Kuttner

The Creature from Beyond Infinity (1968)

(ursprünglich erschienen als „A Million Years to Conquer“, 1940, auf Deutsch als „Das goldene Schiff“ in der Heftreihe Terra Nova 1968 erschienen)

 

Kuttners erster Roman erhält bei manybooks.net folgende, doch sehr dramatische Inhaltszusammenfassung:

DEATH GALAXY

Like a great, lethal snake, plague creeps through the galaxies. No conscious entity can halt its progress, and life is slowly draining from planet after planet.

Only one super-intelligence is capable of preventing cataclysm. To do it, he must penetrate far beyond infinity--to the formless, deathless creature out to kill the universe.

 

Etwas freundlicher hört sich das dann bei Librivox an:

A lone space traveler arrives on Earth seeking a new planet to colonize, his own world dead. At the same time a mysterious plague has infected Earth that will wipe out all life. Can a lone scientist stop the plague and save the world? Or will the alien find himself on another doomed planet?

 

Im Roman, der sich sehr flüssig lesen lässt, weil Kuttner stilistisch ganz klar zur Oberklasse der frühen SF-Autoren gehört, geht es um Ardath, den Überlebenden eines Raumschiffsabsturzes auf der Erde. Sein sterbender Kapitän Theron hat ihm den Befehl erteilt, das Schiff zu reparieren, wieder in den Orbit zu gehen und dort in der Stasis eine kleine Ewigkeit darauf zu warten, dass er vier Genies aufsammeln kann, die dringend für eine wichtige Aufgabe benötigt werden. Das sind dann aus verschiedenen Epochen der (fiktiven) Erdgeschichte der Conan-ähnliche Kämpfer Thordred, die hübsche Jansaiya, eine Prinzessin von Atlantis, der Chinese Li Yang, der einen Dschinghis-Khan-ähnlichen Eroberer beraten hat, und schließlich Scipio, ein Revolutionär aus Karthago. Parallel dazu gibt es eine Handlungsebene, die im Jahr 1941 angesiedelt ist, aus Sicht der ersten Romanleser also in der Zukunft, in der der Wissenschaftler Stephen Court gegen eine Seuche ankämpft, die aus dem Weltraum kommt und ihre Opfer in radioaktive Zombies verwandelt.

 

Das ist natürlich der Stoff, aus dem die frühen Pulp-Träume sind. Mächtige Außerirdische, Atlantis, eine Seuche aus dem All, ein genialer Wissenschaftler, Zombies - es steckt alles drin, lässt sich aber, wie oben gesagt, immer noch sehr flüssig lesen und ist aus mehr als nur historischer Sicht interessant. Natürlich gibt es aus heutiger Sicht auch viele Schwächen, weniger aber stilistischer Natur, wenn, dann vor allem inhaltliche Naivität und eben tyische Pulp-Konstruktionen. Die Lektüre hat trotzdem definitiv Spaß gemacht, der nächste Kuttner wird sich gleich anschließen.



#2 deval

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Geschrieben 17 Januar 2017 - 11:11

Ich habe einen Roman aus der Terra Astra Reihe von ihm. Das ist eine Sammlung von Kurzgeschichten.

Da sind einige sehr bemerkens- und lesenswerte darunter.

 

Eine hat es mir besonders angetan. Da bekommt so ein Typ immer Telefonanrufe aus der Zukunft und

der Sprecher am anderen Ende der Leitung fragt ihn immer "ob die Sorkys schon gefelkt" sind. Hat mir

damals recht gut gefallen.


Bearbeitet von vallenton, 17 Januar 2017 - 11:12.

"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

www.fantasybuch.de


#3 Armin

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Geschrieben 20 Januar 2017 - 08:19

Henry Kuttner - Lord einer dunklen Welt (Pabel, 1975)

Henry Kuttner - The Dark World (Planet Stories, 2008)

(Erstveröffentlichung 1946 in Startling Stories, erstmals in Buchform 1965 bei Ace)

 

„Lord einer dunklen Welt“ oder „The Dark World“ - lesenswert sind in beiden mir vorliegenden Ausgaben des Kuttner-Romans schon die Vorworte. Zur englischsprachigen 2008er Ausgabe der auch oben schon erwähnten „Planet Stories“ hat die einleitenden Worte Piers Anthony beigesteuert, der ehrlich genug ist, im zum Zeitpunkt seines Vorworts schon über sechzig Jahre alten Text diverse Schwächen festzustellen, gleichzeitig aber zum treffenden Schluss kommt: „The man could write.“ In „Lord einer dunklen Welt“, dem sechsten Band der Reihe Terra Fantasy im Pabel Verlag (1975), übersetzt von Lore Straßl, ordnet ihr Mann Hubert (Hugh Walker) im Vorwort den Roman als „Science Fantasy“ ein, eine „Fantasy mit merklichem Science-Fiction-Einschlag“. Das macht er an Elementen wie einer parallelen Erde, einer monströsen Gottheit aus dem All oder der rationalen Erklärung mythologischer Elemente fest - darüber lässt sich sicher trefflich streiten, heutzutage ist wohl das Etikett Fantasy treffender. Noch interessanter ist aber, wie Straßl Kuttners „Beeinflussbarkeit“ nachzeichnet, die Einflüsse von H.P. Lovecraft, Robert E. Howard oder Abraham Merritt, die über die Jahre in seinen Werken zu finden sind; Merritt stand demnach Paten für „The Dark World“. Und trotzdem bescheinigt er Kuttner „Eigenständigkeit“ und „Vielseitigkeit“ und meint: „ein Autor, den zu lesen es sich lohnt!“

 

Der Einstieg ist klassische Fantasy: Ein Mensch aus unserer Welt (der des Jahres 1946) wird auf eine parallele Erde transportiert. Das kennt man aus späteren Romanen wie Alan Dean Fosters „Bannsänger“, Roger Zelaznys „Corwin von Amber“ oder Stephen R. Donaldsons „Chroniken von Thomas Covenant“ und ist ein bewährtes Mittel, um den Leser aus einer vertrauten in eine fremde Welt zu führen und so sein Interesse zu wecken. Im Fall von Edward Bond, einem amerikanischen Piloten, tauscht er den Platz mit seinem alternativen Ich, dem bösen und mächtigen Zauberer Ganelon. Der hat eine Reihe von Unterstützern, unter anderem die verführerische Vampirin Medea, die ihren Opfern das Leben aussaugt, oder der Werwolf Matholch, und natürlich auch Gegner - die Rebellion wird von der Hexe Freydis angeführt. Für Edward Bond beginnt ein Kampf um die Vorherrschaft über seinen Körper und das Schicksal der parallelen Welt.

 

Ähnlich wie in „The Creature from Beyond Infinity“ hat Henry Kuttner jede Menge typischer Elemente des frühen Fantasy-Romans in „Lord einer dunklen Welt“ gepackt, überladen wirkt der Text deshalb aber nicht, ganz im Gegenteil. Der eine oder andere Sprung mag ein wenig abrupt kmmen, aber das liest sich insgesamt auch nach über siebzig Jahren immer noch ziemlich flott, hat natürlich nicht die epische Breite eines George R.R. Martin-Schinkens oder vergleichbarer Fantasy-Ziegelsteine, kommt aber vielleicht gerade deshalb so kurzweilig daher. Die von Piers Anthony genannten Schwächen sind natürlich da, darüber kann man aber guten Gewissens hinwegsehen. Interessant wäre letztlich noch die Frage, wie viel von Catherine L. Moore denn nun in dem Roman steckt, haben Kuttner und seine Frau doch ab ihrer Heirat regelmäßig zusammengearbeitet. Wie das bei „The Dark World“ war, ist aber leider - so zumindest mein Kenntnisstand - bis heute nicht wirklich geklärt. 

 

 

Eine hat es mir besonders angetan. Da bekommt so ein Typ immer Telefonanrufe aus der Zukunft und

der Sprecher am anderen Ende der Leitung fragt ihn immer "ob die Sorkys schon gefelkt" sind. Hat mir

damals recht gut gefallen.

 

Kommt mir bekannt vor - ist das "Gespräch aus der Zukunft" (Line to tomorrow)? Dann wär's ein Terra-Nova- und kein Terra-Astra-Band, aber egal ...



#4 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 20 Januar 2017 - 18:06

Henry Kuttner hat eine ganze Reihe von famosen Geschichten und Romanen geschrieben, gehörte sicher zu den wichtigeren Autoren des „golden age“ der Science Fiction, scheint aber heute ein wenig der Vergessenheit anheimgefallen zu sein.

 

Zu Unrecht...Eine abenteuerliche Vermutung (A Wild Surmise) nimmt die Idee aus Awake vorweg (wobei die Kurzgeschichte noch um einiges abgedrehter :bighlaugh: als letztere Serie ist).



#5 Armin

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Geschrieben 22 Januar 2017 - 11:13

Henry Kuttner: The Secret of Kralitz (1936)

Ein ganz gutes Beispiel für Kuttners frühe Werke, erschienen in Weird Tales. Eine Horror-Story mit dezentem Lovecraft-Einschlag, nicht unspannend, aber aus heutiger Sicht auch nicht wirklich etwas Besonderes.  Eine deutsche Übersetzung der Story („Das Geheimnis von Kralitz“) findet man übrigens beim Online-Magazin Phantastikon: https://phantastikon...is-von-kralitz/

 

Lustige Begebenheit am Rande: Ich habe die E-Book-Version vom Project Gutenberg gelesen, einer von drei Kuttner-Texten, die man dort findet („The Ego Machine“, 1951, und „Where the World is quiet“, 1954, sind die beiden anderen). Angesichts der Prozentanzeige meines Readers habe ich mich die ganze Zeit gewundert, was denn da noch kommen mag - und musste feststellen, dass die ungefähr die Hälfte des E-Books aus dem Gutenberg-Standardtext besteht, die Story selbst also viel früher zu Ende war, als ich das zwischendurch gedacht hatte †¦



#6 Armin

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Geschrieben 04 Februar 2017 - 17:38

Henry Kuttner: Alle Zeit der Welt (Moewig, 1962) [Fury, 1947]

Nach dem bisher Gelesenen sicher nicht Henry Kuttners bester Roman. Das Original erschien 1947 unter dem Pseudonym Lawrence O'Donnell, das Kuttner und seine Frau C.L. Moore für Gemeinschaftswerke nutzten, im Astounding Magazine, die deutsche Übersetzung (von Robert W. Eiben) 1962 in zwei Teilen in der Moewig-Reihe Terra Sonderband.

 

Zum Inhalt:

Eine Rasse Unsterblicher bestimmt das Schicksal der letzten überlebenden Menschen, die sich unter Kuppeln auf dem Grunde der Venus-Ozeane zurückgezogen haben - bis eines Tages Sam Harker, einer der ihren, rebelliert und für eine neue Zukunft der Menschheit kämpft ...

 

Ein SF-Standardplot aus der guten alten Zeit, wenn auch die Unsterblichen nicht wirklich unsterblich sind, sondern nur sehr langlebig, und Sam Harker auch sehr lange braucht, um überhaupt zu merken, dass er dieser vermeintlichen Elite angehört. Harker ist eine Hauptfigur, mit der man sich nur schwer identifizieren kann, vielleicht ist es das, was diesen Roman qualitativ ein bisschen runterzieht. Denn eigentlich ist „Alle Zeit der Welt“ nicht schlecht geschrieben, auch nicht unspannend, aber irgendwie will einen Harkers Schicksal nicht so richtig packen.

 

Interessant übrigens, dass ich über einen Eintrag im Blog von Alfred Kruse gestolpert bin, in dem er Catherines Moores Eindrücke zum Roman zitiert. Die schreibt unter anderem: „I didn't identify with Sam Reed (nicht verwirren lassen, bitte, dass der gute Sam mal Harker, mal Reed heißt, es hat schon alles seine Richtigkeit), the lead character“ - also genau mein Problem. Deshalb habe sie nur vergleichsweise wenig zum Roman beigetragen, weniger als bei anderen Geschichten üblich; trotzdem ist es letztlich ein Gemeinschaftswerk, auch wenn auf den beiden Terra Sonderbänden nur Kuttners Name steht. Aber, wie schon gesagt: nicht das beste Werk, weder von ihm allein noch zusammen mit seiner Frau.

 

Der Link zum lesenswerten Eintrag in Alfreds Blog:

http://a3khh.blogspo...uttner-c-l.html



#7 quanat

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Geschrieben 19 Juli 2017 - 09:42

Ich habe einen Roman aus der Terra Astra Reihe von ihm. [ .... ]

 

In der Reihe Terra Astra gab es kein Heft von Henry Kuttner. Du meintest sicher das Taschenbuch Terra Nova Nr.143 "Gespräch aus der Zukunft", eine Sammlung von Kurzgeschichten.

 

Hier mal ein Link mit einer Zusammenstellung dessen, was deutschsprachig von Kuttner greifbar ist: http://www.chpr.at/b.../k/kuttnerb.htm


Bearbeitet von quanat, 16 Januar 2020 - 13:02.



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