Henry Kuttner hat eine ganze Reihe von famosen Geschichten und Romanen geschrieben, gehörte sicher zu den wichtigeren Autoren des „golden age“ der Science Fiction, scheint aber heute ein wenig der Vergessenheit anheimgefallen zu sein. Kuttner, 1915 geboren und schon 1958 viel zu früh an einem Herzanfall verstorben, schrieb Horror, Fantasy und Science Fiction und veröffentlichte viele seiner Geschichten in den klassischen Pulpmagazinen seiner Zeit (Weird Tales, Planet Stories, usw.). Er war ein Brieffreund von H.P. Lovecraft und ab 1940 mit C.L. Moore verheiratet - ab diesem Zeitpunkt haben beide viele Werke gemeinsam verfasst. Ein klassisches Beispiel dafür ist „Mimsy Were the Borogroves“ (1943, deutsch als „Erbärmlich war†˜n die Bürgerbeine“ oder auch „Gar elump war der Pluckerwank“ erschienen, 2007 als „The Last Mimzy“ verfilmt; deutscher Titel: „Mimzy - Meine Freundin aus der Zukunft“). „Mimsy“ wurde übrigens unter dem gemeinsamen Pseudonym Lewis Padgett veröffentlicht, wie Kuttner ohnehin eine ganze Flut von Pseudonymen verwendet hat, so unter anderem Lawrence O†™Donnell, Paul Edmonds, Noel Gardner, Keith Hammond, Hudson Hastings, Robert O. Kenyon, C. H. Liddell, K. H. Maepenn, Scott Morgan oder Woodrow Wilson Smith.
Kürzlich hatte ich mal wieder das schmale Bändchen „Robots have no tails“ (aus der Reihe „Planet Stories“ von einem Verlag namens Paizo Publishing, 2009; ursprünglich wohl von 1952) in der Hand - der versammelt die lustigen Geschichten um den genialen Wissenschaftler Galloway Gallegher, der nur volltrunken arbeiten kann; heutzutage wäre es vermutlich sehr verwerflich und politisch inkorrekt, so was zu schreiben, es liest sich aber tatsächlich sehr vergnüglich. Der Band scheint leider vergriffen zu sein, das günstigste Angebot bei Amazon liegt aktuell bei 95,10 Euro. Mich hat die Erinnerung daran aber inspiriert, mal wieder etwas von Kuttner auf die Lektüreliste zu packen. Aus der Buchreihe der „Planet Stories“ hatte ich vor Längerem mal noch „Elak of Atlantis“ (2007, die Original-Geschichten erschienen zwischen 1938 und 1941) gelesen, ganz unverhohlen sehr Conan-inspirierte Geschichten. Außerdem stehen hier aber noch ein paar andere Sachen herum, einiges gibt es inzwischen, weil das Copyright abgelaufen ist, auch als kostenlose E-Books via Project Gutenberg oder zum Beispiel manybooks.net. Genau dort habe ich mir zum Auftakt meiner kleinen Lesereihe mal den Roman „The Creature from beyond Infinity“ rausgepickt.
Henry Kuttner
The Creature from Beyond Infinity (1968)
(ursprünglich erschienen als „A Million Years to Conquer“, 1940, auf Deutsch als „Das goldene Schiff“ in der Heftreihe Terra Nova 1968 erschienen)
Kuttners erster Roman erhält bei manybooks.net folgende, doch sehr dramatische Inhaltszusammenfassung:
DEATH GALAXY
Like a great, lethal snake, plague creeps through the galaxies. No conscious entity can halt its progress, and life is slowly draining from planet after planet.
Only one super-intelligence is capable of preventing cataclysm. To do it, he must penetrate far beyond infinity--to the formless, deathless creature out to kill the universe.
Etwas freundlicher hört sich das dann bei Librivox an:
A lone space traveler arrives on Earth seeking a new planet to colonize, his own world dead. At the same time a mysterious plague has infected Earth that will wipe out all life. Can a lone scientist stop the plague and save the world? Or will the alien find himself on another doomed planet?
Im Roman, der sich sehr flüssig lesen lässt, weil Kuttner stilistisch ganz klar zur Oberklasse der frühen SF-Autoren gehört, geht es um Ardath, den Überlebenden eines Raumschiffsabsturzes auf der Erde. Sein sterbender Kapitän Theron hat ihm den Befehl erteilt, das Schiff zu reparieren, wieder in den Orbit zu gehen und dort in der Stasis eine kleine Ewigkeit darauf zu warten, dass er vier Genies aufsammeln kann, die dringend für eine wichtige Aufgabe benötigt werden. Das sind dann aus verschiedenen Epochen der (fiktiven) Erdgeschichte der Conan-ähnliche Kämpfer Thordred, die hübsche Jansaiya, eine Prinzessin von Atlantis, der Chinese Li Yang, der einen Dschinghis-Khan-ähnlichen Eroberer beraten hat, und schließlich Scipio, ein Revolutionär aus Karthago. Parallel dazu gibt es eine Handlungsebene, die im Jahr 1941 angesiedelt ist, aus Sicht der ersten Romanleser also in der Zukunft, in der der Wissenschaftler Stephen Court gegen eine Seuche ankämpft, die aus dem Weltraum kommt und ihre Opfer in radioaktive Zombies verwandelt.
Das ist natürlich der Stoff, aus dem die frühen Pulp-Träume sind. Mächtige Außerirdische, Atlantis, eine Seuche aus dem All, ein genialer Wissenschaftler, Zombies - es steckt alles drin, lässt sich aber, wie oben gesagt, immer noch sehr flüssig lesen und ist aus mehr als nur historischer Sicht interessant. Natürlich gibt es aus heutiger Sicht auch viele Schwächen, weniger aber stilistischer Natur, wenn, dann vor allem inhaltliche Naivität und eben tyische Pulp-Konstruktionen. Die Lektüre hat trotzdem definitiv Spaß gemacht, der nächste Kuttner wird sich gleich anschließen.