[color=#000080;][font="'times new roman', times, serif;"]Superman für alle Zeiten[/color][/font] (engl. Superman For All Seasons; 1999, von Loeb, Sale & Hansen)
(Das Bild ist verknüpft mit einer von Amazon bereitgestellten freien PDF-Version des 1. Buches.)
Was, schon wieder eine Superman-Entstehungsgeschichte?! Ja, aber diesmal etwas anders, mit großer Erzähl-, Zeichen- und Farb-Kunst wird der Abschnitt von Clark Kents Leben erzählt, in dem er Smallville verlässt. Suspend your disbelief... und lies dich noch ein wenig weiter ein!
Aufbau
Da die Story eh jedes Kind, egal welchen Alters, kennt, hier ein paar Worte zum Aufbau: Es handelt sich um eine 4-teilige Miniserie mit Titeln entspr. den Jahreszeiten. Die Abschnitte sind in sich abgeschlossen und haben jeweils eigene ErzählerInnen:
- Im "Frühling", in dem Clark am Ende Smallville für Metropolis verlässt, erzählt sehr bedächtig Jonathan Kent.
- Im "Sommer", in dem Superman bereits ein paar Wochen Metropolis sicher macht, erzählt Lois Lane, die bewundernd und genervt zugleich zu sein scheint.
- Im "Herbst", in dem Superman zum ersten Mal das Ausmaß von Lex Luthors Machenschaften kennenlernt, und es ihn fast zerbricht, erzählt Lex in beleidigt-verächtlichem Ton.
- Im "Winter", in dem Clark extrem demotiviert nach Smallville zurück kehrt und dort anhand dortiger Probleme "reift", erzählt Lana Lang, Clarks zurückgelassene Jugendliebe.
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Kritik[/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Na ja, "Lob" wäre eher angebracht. Das Einzige, das mir "Negatives" bei den Smallville-Szenen auffällt, ist, dass sie europäischen Lesern evtl. etwas zu "basis-amerikanisch" sind: Das Leben auf dem Lande, ein einfaches Leben, natürlich, High School, "Familienwerte"... Aber das ist ja eh in die Superman-Legende inzwischen zentral eingebaut - die symbolische Geschichte des Exoten, der in den freien/guten USA zum Ideal-Bürger wird. Ich denke, das haben die Macher dieses Buchs einfach ein wenig ausgeführt.[/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Nun zum Lob: Das Besondere an dem Buch ist m.E. dass sich ein guter Autor (Loeb), der einfühlsame, oft karge Texte schreibt, ein guter Zeichner (Sale), der eher superhelden-untypischen Stil zeigt und erstaunliche Visten - u.a. ein Metropolis, dass dem Zukunftsstadt-Bild von vor 100 Jahren entspricht, vielleicht sogar als Hommage an Fritz Lang gedacht - schafft, und ein Kolorist (Hansen), der unvergleichliche pastellartige Farbabstimmungen und Texturen hin kriegt, zusammen getan haben.[/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Die 4-teilige Geschichte deckt nur einen kleinen Teil des Superman-Epos ab, nimmt diesen aber wunderbar akkurat unter die Lupe. Superman/Clark wirkt an sich schon ganz anders als in den meisten entspr. Heften - wie ein scheuer aber treuer Berg von einem Mann, der nur gelegentlich seinen Spaß an seiner besonderen Rolle zeigt (eine Rolle, die ihn auch oft genug belastet). Die Dialoge zwischen ihm und seinen Freunden in Smallville und in der Daily-Planet-Redaktion sind kurz und prägnant, die Action-Szenen wenige, dafür aber großseitig und lebhaft, ähnlich guten Sport-Fotos, natürlich etwas gigantischer angelegt, und oft bekannte Superman-Sprüche parsiflierend (z.B. "faster than a speeding bullet"). Die 3 L's (Lane, Luthor, Lang) in Clarks Leben werden so deutlich charakterisiert, dass mir zumindest zum ersten Mal klar wurde wie sehr die Anfänge der "Superman"-Chronologie ein Ensemble-Stück waren - wobei bei Lane und Luthor deren unterschiedlich geartete Abgebrühtheit gut herausgestellt wird: Beide sind eigentlich Clarks Konkurrenten.[/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Dieses Comic ist daher m.E. zu empfehlen, weil es so perfekt "produziert", so ausbalanciert, ist, und weil 3 beachtliche Talente daran kooperierten. Es war zu seiner Zeit so erfolgreich, dass es Warner Brothers motivierte, eine TV-Serie über das Leben in Smallville vor Supermans "Outing" als Held zu starten, die ihrerseits ja sehr erfolgreich war. Die TV-Serie hat aber inhaltlich wenig gemeinsam mit dem Comic.[/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Kennt jemand die Miniserie? Wenn ja, findet ihr sie besser als den ersten großen Superman-Rewrite von John Byrne in den normalen Heften in 1986?[/color]
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 27 April 2017 - 16:32.