Ich gebe ja zu, dass es eine Animosität von mir ist. Aber nicht nur. Jemand, der einen "Bruce Michigan" in die Papierwelt schickt, liefert in der Mehrzahl der Fälle gleich einen Indikator für Kitsch mit. Etwas wie "Bruce Michigan" ist schon kein Name mehr, sondern ein Stilmittel - ein gründlich ausgelutschtes Stilmittel. "Bruce Michigan" ist exakt der Name, den sich der deuschte Einwanderer Hans-Peter Kleindorf überstreift, wenn er in Hollywood Karriere machen möchte. Es muß mißtrauisch machen, wenn sich ein Autor aus dem Exotik-Baukasten bedient, der auch jedem Anderen - noch so schlechten Hobbyautor - offensteht. Der Verdacht könnte entstehen, daß die exotischen Namens-Tupfer letztlich nichts anderes als Kaschierungen darstellen: für einen Text, dessen Zwischenzeilen so leer bleiben, wie das Druckbild es behauptet.Als ich mit dem Schreiben angefangen habe, war ich sehr stark von anglo-amerikanischen Autoren beeinflusst und hab fast automatisch überwiegend englische Namen verwendet. Irgendwann hab ich mich dann bewusst davon gelöst und nahezu alles eingedeutscht, was letztlich auch nicht immer gepasst hat. Mittlerweile sehe ich die Namensgebung sehr viel entspannter - gerade im Bereich SF.
Im selben Band kann man sehen, wie man´s besser, überzeugender, erwachsener machen kann: Auch Jakob Schmidts "Wo uns niemand findet" (eine Story, zu der ich vielleicht später noch etwas sagen werde) scheint in einem anglophonen Land situiert zu sein, ohne dass - wie in "Risiken" - ein besonderer Grund dafür auszumachen wäre. Aber Schmidt verzichtet auf das, was ich Namensgeklingel nenne. Da gibt es zwar einen Walt und einen Mister, aber der heißt dann auch gleich Durst, ein anderer Cohn: Eine Geschichte, die etwas Seltsam-Befremdliches transportiert, hat es nicht nur nicht nötig, ihre "Exotik" bis in die Namensgebung auszuweiten, sondern würde sich damit auch gar keinen Gefallen tun: Die eher banalen Namen korrespondieren mit der Wirklichkeitserfahrung des Lesers und werden so zu Elementen einer "realistischen" Grundierung, die überhaupt erst die Evozierung von Befremdlichkeit ermöglicht.