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Greg Bear - Blutmusik


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22 Antworten in diesem Thema

#1 Kopernikus

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Geschrieben 20 Juni 2008 - 08:57

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Blutmusik
Greg Bear

#2 Kopernikus

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Geschrieben 30 Juni 2008 - 18:08

Das Thema ist offen, allen Teilnehmern viel Spaß.

#3 Kopernikus

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Geschrieben 01 Juli 2008 - 08:32

Ein paar Eindrücke vom Anfang:Bear verschwendet nicht viel Zeit und kommt gleich zur Sache, Vergil Ulam (Eine Anspielung auf Stanislaw Ulam, Miterfinder der Wasserstoffbombe?) und seine Arbeit werden kurz vorgestellt, kurze Einführung in seinen Ärger mit den Vorgesetzten und schon spritzt er sich seine Bakterienkulturen. Ein erfreulich kurzweiliger, aber hochspannender Start. Schön ist auch der Kunstgriff, nicht all zu sehr ins Schubladendenken abzugleiten, auch der Protagonist ist nicht wirklich sympathisch, sondern erscheint genau wie seine Vorgesetzten (Und von Stross bereits im Vorwort angedeutet) als Karriere-Bessener Opportunist, der versucht das Management seiner Firma mit deren eigenen Waffen zu schlagen.Danach nimmt Bear das Tempo etwas zurück, aber die ersten Anzeichen, das sich Ulam langsam verändert halten das hohe Spannungsniveau. Die ersten knapp hundert Seiten haben mich auf jeden Fall schon mal schwer begeistert.

#4 Dave

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Geschrieben 01 Juli 2008 - 19:47

Mit diesem Roman hatte ich schon viele Jahre geliebäugelt, und weil ich hasse, mir irgendwelche abgegriffenen und verbogenen Exemplare aus zweiter Hand zu besorgen, habe ich mich über die Neuauflage besonders gefreut. Sieht ja auch schick aus.

Charles Stross†™ Bemerkungen im Vorwort haben mir gut gefallen, die Schwärmereien über einige Autoren und Greg Bear im Speziellen.
Interessant ist, dass die besondere Kraft und Wirkung, die von dem Buch ausgeht, vermutlich in einem sehr direkten, aufrichtigen und ernsthaften Ton begründet ist, welcher Stross selbst völlig abgeht.
Ich muss sagen, dies ist bei weitem mein bevorzugter Erzählstil und ich meine dann auch die Energie eines guten Romans förmlich zu spüren.

Und so hat mir auch hier der Einstig sehr gut gefallen, schließlich bekommt man von Vergil gleich zu Beginn ein eindrückliches Bild.
Mehr so ein Antiheld mit seinen Ecken und Kanten, buchstäblich etwas unaufgeräumt, aber mit einer Vision, die ihn voll und ganz einnimmt.
Ich finde den Zeitpunkt, zu der das Buch beginnt, auch gut gewählt. Also, wo schon etwas an ihm nagt, er äußerlich und innerlich schon angeschlagen wirkt und man sich fragt, was hier eigentlich vor sich geht.

Mich hat diese ganze Thematik rund um die Zellphysiologie, Genetik, der Welt des Winzigkleinen immer sehr fasziniert. Aber so besonders populär ist dies alles gar nicht und ich frage mich gelegentlich, warum das so ist. Vielleicht ist das Angst einflößende, von dem Stross sprach, generell eine Ursache. Das man von der Welt der Viren und Bakterien verschont sein möchte, und es darüber hinaus alles so unergründlich erscheint.

Ich habe den Eindruck, dass im Bereich Thriller deutlich mehr zu diesem Thema geschrieben wurde, als es in der Science Fiction der Fall ist. Und obwohl bei den Thrillern gelegentlich schon mal etwas tiefer ins Reagensglas geschaut wird, gilt der Aufmerksamkeit aber doch mehr den äußeren Umstanden, wie der Intrige, Spionage und Machenschaften der Konzerne.
Bei Blutmusik wird bereits im zweiten Kapitel deutlich, dass es hier mehr in die Tiefe geht.
Es macht Spaß, sich zu vergegenwärtigen, welch eine enorme Rechenleistung in einer einzelnen Zelle vorhanden ist und die (weiteren) Möglichkeiten, die sich daraus ergeben könnten.

Tja, was soll man sagen:
Ersteindruck sehr, sehr gut...

#5 lapismont

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Geschrieben 04 Juli 2008 - 07:58

Nach dem ziemlich enttäuschenden Vormonat nun also ein von Beginn an packendes Buch.Muss euren Ersteindrücken zustimmen. Handlungsstart und Charakterisierung sind top. Ein Pageturner bisher und eigentlich kein Buch das ich aus den Händen legen möchte. Die wissenschaftlichen Hintergründe kommen verständlich und auch nicht zu sehr geballt daher. Im Gegensatz zu Schreiber werden die Infos nicht im Stile einer Vorlesung referiert, sondern in eine Handlung integriert, von der man wissen will, was nun passiert. Ähnlich wie Zeitschaft.Bin bisher sehr angetan von dem Buch. So ein Lesezirkel ist doch was Feines. :)

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#6 Nessa

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Geschrieben 06 Juli 2008 - 11:54

Ich habe die Erzählung "Musik des Blutes" vor einigen Jahr schon mal gelesen, und sie hat mich sehr beeindruckt. Umso mehr war ich gespannt, wie die Story wirkt, wenn sie zu einem Roman "verlängert" wird.Bin jetzt bei Kapitel 11, und auch mein erster Eindruck ist sehr positiv: Gerade im Vergleich zu Clarke ist mir aufgefallen, wie schön der Autor seine Protagonisten durch Dialoge und kurze Gedankeneinschübe charakterisiert. Man erhält sofort einen Eindruck von Vergil Ulam und seinen Zielen, trotzdem bleibt das Buch sehr handlungsorientiert und verliert sich nicht z.B. in inneren Monologen. Besonders sympathisch wirkt er nicht, wie schon gesagt wurde, aber ich finde es sehr interessant, wie Beruf und Privatleben bei ihm entgegengesetzt stehen. Im Job schafft er Geniales (auch wenn es zuerst niemand erkennt), aber privat tendiert er zum "Loser", der auf diffuse Weise um die Anerkennung seiner Mutter kämpft und bei Frauen keinen Erfolg hat. Später wird er in der Liebe plötzlich zum Gewinner, aber keine Firma will ihn mehr aufnehmen. Ich denke aber doch, dass bei ihm der Beruf bzw. Erfolg in seinen Projekten an erster Stelle steht - auch wenn die Angst um Leib und Leben wieder mehr Hinwendung zu den privaten Bezugspersonen bewirkt. Edward, der im zweiten Teil zur wichtigen Figur wird, taugt wohl eher als Identifikationsfigur für den Leser, da er das Experiment Vergil von außen sieht und sich so verhält, wie sich wohl die meisten Unbedarften in so einem Fall verhalten würden: Er fühlt Hilflosigkeit, Unverständnis, und will ihn ins Krankenhaus schicken. Sehr interessant finde ich den Perspektivenwechsel, wie Edward - zumindest so weit ich bisher gelesen habe, zur Erzählerfigur wird, während Vergil von der aktiven Hauptfigur zu jemanden wird, der beobachtet wird; das liegt wohl daran, dass Vergil zunehmend von den Noocyten übernommen wird und nicht mehr allein entscheiden kann, was mit ihm passiert?
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#7 Kopernikus

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Geschrieben 06 Juli 2008 - 12:40

Halbzeit. Die letzten paar Seiten von Prophase haben es echt in sich, der Höhepunkt der Konfrontation zwischen Edward und Vergil ist eine der drastischsten Szenen die mir so bisher untergekommen sind. Und innerhalb von ein paar Seiten mutiert das Kammerspiel zu einem Drama globalen Ausmaßes - Geniale Schreibweise. Für mich schon jetzt eines der besten Bücher seit Monaten. ;)

#8 Skydiver

Skydiver

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Geschrieben 07 Juli 2008 - 09:46

Durch Zufall habe ich das „Buch des Monats“ in meinem Regal der ungelesenen Bücher entdeckt und mich spontan zum Mitmachen entschieden†¦ :huh: Im Gegensatz zu Kopernikus und Stross habe ich Ulam nicht als Karriere besessenen Opportunisten empfunden. Kein Teamspieler, schlampig und ungesellig aber seine Freizeitarbeit, zur Vorbereitung einer eigenen Firmengründung, ist doch etwas anderes. Auch sein Kontakt mit Bernard geht eher in die Richtung aktiver Gestaltung. Schließlich gilt es die Zielrichtung der Firma zu ändern. Dazu bedarf es starker Argumente. :blink: Die weitere Handlung gestaltet sich Schlag auf Schlag. So spannend und einfühlsam geschrieben dass ich kaum das Buch aus der Hand legen wollte. Dazu das reihenweise Ableben der Hauptdarsteller !Ob die hohe Intelligenz und Handlungsfähigkeit auf Zellebene wirklich eine, auch nur entfernt denkbare Fiktion ist, sei mal dahingestellt. Die Erklärung zum Stopp der Ausbreitung ist es nicht. Wenn soviel „Rohmaterial“ vorhanden ist, warum nicht ein zweites Ausbreitungsgebiet gründen? Der Schwenk auf die realitätsverändernde Wirkung zahlreicher Bewusstseine stellt eine weitere Steigerung der Handlungsebene dar. Mal schauen wie es so weitergeht†¦By the way†¦ ich lese eine Altausgabe. Ist die Neuauflage auch neu übersetzt oder korrigiert worden ? Mein Exemplar hätte so etwas schön nötig†¦ :( GrussAlex

Bearbeitet von Skydiver, 07 Juli 2008 - 09:48.

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#9 Dave

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Geschrieben 08 Juli 2008 - 14:55

Da durchlebt der arme Vergil aber eine äußerst unangenehme Entwicklung. Was für eine Ironie, wo es sich doch anfangs erst einmal zum Positiven für ihn entwickelte.
Mir kam dabei eine Stelle aus Die Fliege in den Sinn, in der Jeff Goldblum eine Stuhllehne packt und akrobatische Turnübungen vollführt, völlig begeistert von den neuen körperlichen Fähigkeiten.
Ich frage mich aber doch, warum es sich dann etwas später ins Gegenteil verkehrt, und der gepimpte Körper nicht mehr wirklich von Nutzen ist.

Die Stelle, an der es hieß, Vergil würde sich in eine Galaxie verwandeln, hat mir gut gefallen. Wenn man bedenkt, das der menschliche Körper aus rund 60 Billionen Zellen besteht, dann ist eine Galaxie schon fast ein Klacks dagegen. Und die einzelne Zelle, für das Auge unsichtbar, eine eigene, komplexe Welt.

Die Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen vonstatten gehen, ist enorm. Eigentlich hat man da ja ganz andere Dimensionen im Sinn. Wenn man sich dann aber wiederum vorstellt, wie es möglich ist, dass sich eine Zelle innerhalb einer Stunde teilen kann, dann kann man sich den Rest schon fast ausmalen.
Wobei mich schon interessieren würde, wie die Arbeit von Vergil etwas konkreter aussieht. Ob man es sich als evolvierendes System vorstellen soll, ob es da Wechselwirkungen gibt oder es vielleicht Geister sind, die er rief.

In der Mitte des Romans wird es schon richtig schaurig.
Ich bin jetzt mitten in der Metaphase und es geht hier mehr in die Breite, in Form verschiedener Handlungsstränge.
Besonders gut haben mir die Kapitel mit den Brüdern gefallen, z.B. dieser kleine Abstecher in einen Tunnel und den seltsamen Entdeckungen. Sehr spannend beschrieben, fast schon ein wenig zu kurz.
Suzy muss gleich zu Beginn der Schilderung ihrer Person einen psychischen Knacks wegbekommen haben. Sehr subtil geschildert, wobei ich spekuliere, dass bei ihr eine Veränderung, wenn schon nicht körperlich, dann doch in ihrem Verstand vonstatten gegangen sein könnte.
Die Kapitel rund um Michael Bernard, auch klasse. Ich bin jetzt gerade bei seinem Tagebuch angelangt und bin mal gespannt, was er zu berichten weiß.


By the way†¦ ich lese eine Altausgabe. Ist die Neuauflage auch neu übersetzt oder korrigiert worden ? Mein Exemplar hätte so etwas schön nötig†¦ :)

Ja, diese Ausgabe ist ungekürzt und neu übersetzt worden von Usch Kiausch.
Ich wüsste im Moment nicht, worüber ich mich beklagen könnte bei der Übersetzung.

#10 Nessa

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Geschrieben 08 Juli 2008 - 20:58

Das Kapitel, in dem Suzy die Leichen findet und diese sich langsam verändern, fand ich total heftig. Da lag für mich der Vergleich mit Horror-Romanen schon sehr nahe, auch z.B. die Szene, als Edward Candice in der Dusche findet :) Die intelligenten Zellen, die den Körper von innen stark verändern, erinnern mich an die Kruziform in Dan Simmons' Hyperion-Romanen. Die bewirkt zwar keine so absolute Veränderung bzw. Auflösung, aber sie ist ebenfalls eine Bedrohung im menschlichen Körper selbst, die man nicht mehr loswird. Die Idee finde ich ja schon sehr spannend, dass man das Gefährliche nicht töten oder bekämpfen kann, weil es Teil von einem selbst ist...
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#11 lapismont

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Geschrieben 09 Juli 2008 - 13:08

Bei Suzie bin ich auch grad. Schon erstaunlich, wie Bear seine Figuren rein funktional betreibt und sie je nach Bedürfnis abserviert.Aber die Beschreibung dieser leeren Welt, natürlich noch mit dem WTC, ist schon grandios.Bin immer noch begeistert beim Lesen.

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#12 Dave

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Geschrieben 09 Juli 2008 - 19:37

Aber die Beschreibung dieser leeren Welt, natürlich noch mit dem WTC, ist schon grandios.

Ja, besonders eindrücklich wird es in dem Kapitel mit dem Aufklärungsflugzeug geschildert, finde ich. Aber da gibt es mehrere wirklich gute Momente. Da tut sich ja eine Welt auf, die mit der unsrigen nicht mehr viel gemeinsam hat.


Richtig interessant wird es immer, wenn aus der Observationskammer berichtet wird. Diese inneren Auseinandersetzungen mit den Noozyten oder das Gespräch mit Professor Gogarty. Auch so eine Person, von der ich gerne mehr erfahren würde. Die Unterredung ist schon ziemlich abgefahren.

Zuerst war mir nicht ganz klar, was die Mutter von Vergil für eine Rolle spielt, aber das nimmt nun so langsam Konturen an. Ich bin gerade an der Szene mit dem ominösen Vorhang angelangt, den sie gerade durchschreiten.

Das ist so ein Buch, bei dem ich gerne noch viel mehr Seiten hätte...

#13 Dülp

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Geschrieben 14 Juli 2008 - 21:49

Ich gehe langsam aufs Ende zu. Mein Eindruck ist sehr zwiespältig. Die ersten zwei Drittel des Buches fand ich sehr stark. Das Tempo und die Perspektivwechsel waren schon sehr virtuos. Begeistert hat mich, wei Bear seine Kurzgeschichte "Musik des Blutes" nicht einfach nur nochmal in langer Form erzählt hat (was ich zunächst befürchtete), sondern diese nur als Ausgangspunkt genommen hat und die Idee bis zum Ende entwickelt hat.Im letzte Drittel allerdings verliert sich Bear für meinen Geschmack zu sehr in pseudophilosophischen Dialogen, nimmt das Tempo dafür komplett raus und lässt keine Linie mehr erkennen. Hatte er vorher immer eine Perspektive bis zum Ende durchgezogen, springt er nun hin und her und meistens weiß ich nicht, ob die aktuelle Handlung nur Selbstzweck ist und den Zustand auf dem Kontinent beschreiben soll oder ob das Ganze auf irgendein Ziel hinführen soll. *Spoiler* Die Idee, dass die Noozyten jeden menschlichen Geist millionenfach kopieren und dadurch jedes Individuum quasi unsterblich machen, einen Menschen auseinandernehmen und wieder zusammenbauen können - das war mir ein wenig zu far out. Muss noch ein bisschen drüber nachdenken und das Buch fertig lesen. Vielleicht ist diese Auflösung auch nur konsequent zu Ende gedacht. Wenn es so sein sollte, gefällt mir die Art der Darstellung nicht wirklich.

#14 lapismont

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Geschrieben 15 Juli 2008 - 08:49

So langsam verstehe ich, was Stross im Vorwort meint.Ich bin jetzt bei den ganzen Erklärungen, Noosphäre etc. Auch wenn ich physikalisch nicht alles vollständig begreifen, ist da ein großer Reiz. Besonders die Idee des reflexiven Universums und der Unterteilung in Wissensbereiche fand ich sehr bedenkenswert.Klar, das ist "far out", aber ungemein spannend. Gerade auch, weil wir ja nicht mehr ganz so ins kalte Wasser gestoßen werden, wie Leser dazumal, sondern schon mehr über Konzepte wie Singularität oder sich selbstentwickelnde Netze wissen.Auch stilistisch bleibe ich weiter hoch erfreut. Wenn man sich anschaut, wie locker er etwa die Erfahrungen von Bernhard in seinem eigenen Gehirn beschreibt, mit welcher breiten Wortwahl und Intensität - das ist schon Welten besser, als etwa der Schreiber vom Vormonat.Schade, dass hier nur wenige mitmachen, das Buch hätte schon mehr verdient.

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#15 Skydiver

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Geschrieben 15 Juli 2008 - 09:31

Ab einem bestimmten Punkt verliert die Handlung komplett an Spannung. Die handelnden Personen verlieren den Einfluss auf das geschehen und beschränken sich auf Beobachtungen und Deutungsversuche. Das ist von der Sache her sehr interessant aber für mich persönlich eben nicht sonderlich spannend.Der Zellschlamm entwickelt sich zu einer Art Superintelligenz, welche das Universum kraft seiner Gedanken verändern kann. Universum und Superintelligenz vertragen sich nicht und daher muss der Zellschlamm in eine eigene Realität ausweichen. In starken Bildern beschrieben und rund abgeschlossen. Was will man mehr?Was mir persönlich fehlt ist ein Ausblick, eine Perspektive. So bleibt ein Gefühl der Ausweglosigkeit und Hilflosigkeit.Tolle Story, gut geschrieben aber mit einem unbefriedigenden Ende.

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#16 Kopernikus

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Geschrieben 15 Juli 2008 - 15:51

Tolle Story, gut geschrieben aber mit einem unbefriedigenden Ende.

Das fasst auch meine Eindrücke hervorragend zusammen, eine extrem starke erste Hälfte mit einer faszinierenden Prämisse und einen gelungen Perspektivwechsel zwischen dem persönlichen Leiden der Protagonisten und einer globalen Perspektive auf das Gesamtgeschehen. Aber leider werden die Highlights in der zweiten Hälfte etwas rarer (Etwa der Flug mit dem BBC-Reporter) und dafür kommt ein entscheiden zu tiefes abgleiten in esoterischen Firlefanz (Das Universum und der Betrachter müssen sich einigen, wie die Realität aussieht und die passt sich dem dann an!??! Also wirklich..... ) Wäre Bear seiner Linie der ersten Hälfte treu geblieben, wäre Blutmusik ein heißer Aspirant auf zehn Punkte, aber aufgrund der wirren zweiten Hälfte gebe ich nur 6/10.

#17 Dülp

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Geschrieben 16 Juli 2008 - 21:48

Bin durch und muss sagen, je länger sich das Ende hinzog, desto anstrengender wurde es. Zum Schluss habe ich teilweise mehrere Seiten übersprungen. Für die ersten zwei Drittel gibts von mir 9 von 10 Punkten, für das letzte Drittel 1 von 10. Schon krass, wie die Qualität eines Romans derart absacken kann. Bear wollte am ganz großen Rad drehen und hat sich dabei völlig vefranst.

#18 lapismont

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Geschrieben 21 Juli 2008 - 09:31

Auch ich bin durch. Das Ende gefiel mir eigentlich ganz gut. Die Entwicklung war doch nur logisch, reinste evolution. Sehr stimmungsvoll fand ich Suzies Abgang, da schrieb Bear sehr einfühlsam. Auch das unterschiedliche Interesse von Noozyten und Bernard wurde sehr gut dargestellt.Insgesamt fand ich das Buch tatsächlich überaus lobenswert, zu Recht ein Klassiker. Gerade im Bereich Singularitäts-SF ein grundlegendes Werk.

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#19 Nessa

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Geschrieben 21 Juli 2008 - 20:14

Ich bin noch nicht durch, mein letztes Kapitel war 33 mit dem Erkundungsflug und der Nachrichtenübertragung. Das fand ich stilistisch sehr stark, wie der Sprecher zwischen "Journalist" und "emotionalem Menschen" wechselt. Auch der Begriff "bioscape" hat mir darin sehr gut gefallen. Die Kapitel von Bernard, die in der 3. Person erzählt werden, fand ich bisher eher langweilig (abgesehen von den Gesprächen mit den Noozyten); ich kann es nicht genau sagen warum, aber Bernard ist für mich die am wenigsten plastische Figur. Meinem Eindruck nach dient er dem Autor zu sehr als "Mittel zum Zweck", oder er kommt einfach bei mir nicht an.

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Das finde ich auch gut, ich war sehr überrascht, wie Bear in dem Roman das Thema auf eine globale Ebene ausdehnt und doch in der Beschreibung bei individuellen Figuren bleibt. In der Kurzgeschichte wird ja der Ausgang der Infektion erst ganz am Ende angedeutet. Stilistisch finde ich es bisher sehr interessant, wie Bear zwischen den verschiedenen Figuren und Denkweisen wechselt. Auch dass im Erzähltempo her ein deutlicher Unterschied zwischen der ersten und zweiten Hälfte besteht, wie schon mehrmals gesagt wurde, stört mich nicht; wenn es durchgängiger bleiben würde, dann wäre "Blood Music" möglicherweise ein sehr spannender, aber von der Form eher konventioneller Thriller.

das ist schon Welten besser, als etwa der Schreiber vom Vormonat.

Der Meinung bin ich ehrlich gesagt auch; ich finde es lustig, dass auf meiner Ausgabe von Gollancz hinten in einem dieser unsäglichen Rezensions-Zitate steht: "Arthur C. Clarke's most formidable rival yet." :) Mir fällt die Wahl zwischen den beiden Autoren bisher nicht schwer, andererseits bin ich der Meinung, dass man zwei so unterschiedliche Autoren nicht wirklich vergleichen kann.
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#20 lapismont

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Geschrieben 22 Juli 2008 - 08:08

pst: Ich meinte nicht Clarke, sondern Schreiber (Juni-Lesezirkel). :)

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#21 Nessa

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Geschrieben 22 Juli 2008 - 23:45

[Ach so, Verzeihung; dachte, es sei von der letzten Klassiker-Runde die Rede, weil ja einige auch von Clarke nicht gar so begeistert waren.]
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#22 lapismont

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Geschrieben 18 September 2009 - 07:18

Hab gerade Gibsons Neu-Romancer hinter mir. Im Nachwort von Norman Spinrad (Heyne, 5.Auflage 1990) wird Blood Music ausführlich als Werk des Cyperpunks/Neuromantiker analysiert. Spinrad belegt anhand des evolutionären Endes, wie sehr der Roman den Cyberpunk verkörpert als eine Verschmelzung von "hard science" und romantischem Transzendentalismus.Endlich kannte ich mal ein Buch in solchen Nachwörtern. Offensichtlich hole ich so langsam meinen DDR-Autismus auf. ;)

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#23 Rusch

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Geschrieben 18 September 2009 - 08:27

*ggg* Noch 50 Jahre Lesen und Du kannst beim SF-Experten Quiz mitmachen. Bei mir sind es sogar nur noch 42,5 Jahre. ;)


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