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Kleine und große Verlage


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35 Antworten in diesem Thema

#1 Ronni

Ronni

    Kürbisnaut

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Geschrieben 01 September 2004 - 12:40

Ich habe von Anfang an gesagt, dass es da einen fließenden Übergang gibt, und die Gleichheitszeichen stammen auch nicht von mir. Es gibt keinen Grund, weshalb nicht auch ein "regulärer Kleinverlag" über BoD drucken sollte, oder sein Hauptquartier im Wohnzimmer aufschlagen sollte ;-) Es gibt allerdings in der Kleinverlagsszene eine deutliche Abstufung in der Professionalität und im Organisationsgrad, und daher spreche ich halt von einem Kleinstverlag, wenn die genannten Bedingung ALLE oder zumindest weitestgehend erfüllt sind, bzw. wenn diese hobbymäßige Organisation den Charakter eines Verlages weitgehend bestimmt.   Einige Kleinverlage beschäftigen durchaus fachkundige Mitarbeiter und nicht nur Freunde bzw. Beziehungspartner; sie lassen eine Qualitätskontrolle und eine stringente Programmplanung zu erkennen. Das sind Verlage, die nicht mehr ganz wie Fanzines arbeiten, auch wenn sie noch nicht als kommerzielle Verlage bestehen können. Ich halte es für wichtig, diese Kleinverlage von den "Kleinstverlagen" zu unterscheiden, insbesondere auch, was die Ansprüche betrifft, die man daran stellen kann. Aber auch die "Kleinstverlage" möchte ich damit nicht kritisieren - ich habe zu meiner Zeit selbst auch Fanzines herausgebracht. Da wird mitunter einiges geleistet und auf jeden Fall sehr viel Engagment gezeigt.

Na dann, der Thread ist eröffnet. Wie seht Ihr das? :rolleyes: Gruß Ronni
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#2 Diboo

Diboo

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Geschrieben 01 September 2004 - 12:51

Ich würde andere Kriterien anlegen wollen. Die Begriffe "Klein" und "Kleinst" verwischen die wirklich wichtigen Dinge:- Gibt es ein stringentes, durchdachtes Verlagsprogramm, das entsprechend der Schwerpunktlegung der Publikationspolitik kontinuierlich und über einen längeren Zeitraum hin gepflegt wird?- Erhalten die Autoren einen Honorarvorschuss und/oder Verkaufstantiemen?- Besteht ein Zugang der Bücher zu allen relevanten Vertriebsarten, d.h. Buchhandel und Fachvertriebe?- Bestehen Strukturen, die auf ein wenngleich möglicherweise auch nur nebenberuflich erfolgtes Lektorat schließen lassen, d.h. ist ein Qualitätsmanagement vorhanden?- Ist verlegerische Kontinuität und Zuverlässigkeit nachweisbar, die für den Kunden das Verlagsprogramm, seine Erscheinungstermine und Ankündigungen verlässlich machen?Und danach würde ich in seriös, weniger seriös und unseriös unterteilen.

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#3 Oliver

Oliver

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Geschrieben 01 September 2004 - 13:00

Hi Lomax, tja, das ist halt echt schwierig. Da Du Blitz und Festa genannt hast. Festa, geschenkt, aber nimm mal Blitz und lege folgende Kritierien an:

- Gibt es ein stringentes, durchdachtes Verlagsprogramm, das entsprechend der Schwerpunktlegung der Publikationspolitik kontinuierlich und über einen längeren Zeitraum hin gepflegt wird? - Besteht ein Zugang der Bücher zu allen relevanten Vertriebsarten, d.h. Buchhandel und Fachvertriebe? - Ist verlegerische Kontinuität und Zuverlässigkeit nachweisbar, die für den Kunden das Verlagsprogramm, seine Erscheinungstermine und Ankündigungen verlässlich machen?

Du musst mir zugeben, diese drei Kriterien gelten z.B. für Blitz nicht mal entfernt. Die machen Direktvertrieb und das Programm ist seit ca. 3 Jahren ein absolutes Chaos. Leider. Ich kann Jörg gut leiden, bin Fan vieler Serien und Reihen dort und leide. *jammer* :rolleyes:

Bearbeitet von Oliver, 01 September 2004 - 13:04.

  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
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#4 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 01 September 2004 - 13:09

Ich neige dazu, die Größe eines Verlages am Umfang seines Programms und der durchschnittlichen Verarbeitungsqualität der Titel festzumachen. Ob der Verlagssitz nun eine Baracke mit Plumpsklo, 20 angemietete Stockwerke eines Bürohochhauses oder ein Cocktailtisch mit Laptop in einer Strandkneipe in irgend einem tropischen Land ohne Auslieferungsvertrag ist, bleibt sich für mich gleich, ebenso die Zahl der Leute, die dort arbeiten.

Wenn das Jahresprogramm aus vier kopierten und getuckerten Heften mit Klebelayout besteht, die im geschlossenen Kreis verteilt werden, ist es für mich ein Fan- oder Kleinstverlag, auch wenn zwischendurch mal etwas Größeres durchgezogen werden sollte.

Wenn es im Jahr zwölf Publikationen (also im Schnitt monatlich eine) sind, diese annähernd Buchumfang aufweisen, ein professionelles Layout erfahren haben und über organisierte Vertriebswege an den Kunden kommen, sehe ich einen Kleinverlag vor mir. Nach oben hin ist das Ganze ein schönes Stück offen, bis irgendwo die Stelle kommt, wo der mittelständischen Verlag ein passender Begriff wäre. In "guten Jahren" kann ein Kleinverlag da hineinrutschen und in schlechten Jahren ein mittelständisches Unternehmen zum kleinen werden, also trenne ich das besser nicht so deutlich.

Wenn dreistelligen Publikationszahlen im Jahr die Regel sind, die Auflagenstärke durchgängig Offset-Druck rentabel macht, eine dezentrale Logistik für den Vertrieb erforderlich wird und ein maßgeblicher Einfluß auf die Literaturlandschaft unabhängig von Nischen erkennbar wird, dann spreche ich von einem Publikumsverlag, dessen Größe nach oben offen ist - nicht zuletzt durch kartellartige Konstrukte.
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#5 Lomax

Lomax

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Geschrieben 01 September 2004 - 16:16

Also, im Großen und Ganzen stimme ich mit Diboos Kriterien überein, zumindest gehen sie in die richtige Richtung. Ich glaube allerdings nicht, dass man mit einigen Kriterien zum Abhaken eine klare Trennung vornehmen kann, obwohl es ohne Zweifel eine Trennung in der Kleinverlagsszene gibt, die sich nicht an der bloßen Zahl von Titeln festmachen lässt. Es ist eine Trennung zwischen Professionalität und fannischer Arbeitsweise, die zwar fließend ist und eine breite Grauzone aufweist, die aber nicht zuletzt auch über die Entwicklungsfähigkeit eines Verlages eine Menge aufweist. Weil ich also denke, dass jede reine Kriterienliste - wie Oliver deutlich gemacht hat ^_^ - zu Missverständnissen einlädt, werde ich es einfach an konkreten Beispielen festmachen.Als prominentes Beispiel für einen "Kleinverlag" nehme ich mal den Festa-Verlag. Er hat ein klares Verlagsprogramm, das nicht von Sammelanthologien mit unbekannten Autoren geprägt wird. Warum ich solche Anthologien für ein Kriterium halte? Ganz einfach: Solche Anthologien haben eine fest kalkulierbare Grundauflage, weil die Autoren im Durchschnitt doch eine gewisse Menge an Exemplaren abnehmen und im Bekannten- und Verwandtenkreis vertreiben; und je unerfahrener die Autoren, umso mehr Bücher können auf diese Weise verkauft werden. Außerdem stehen die Autoren als "Mitarbeiter" für weitere Vertriebsmaßnahmen zur Verfügung. Ferner schaffen diese Anthologien zusammen mit den mitarbeitenden Autoren eine Art "Subfandom", in dem der Verlag auch andere Titel unterbringen kann (z.B. die eigenen Romane des Verlegers :rolleyes: ). Der wirtschaftliche Vorteil der Autoren einer solchen Anthologie liegt für den Verleger also nicht nur in deren Namen als Autor und auch nicht nur in der Qualität der Texte.Auf der anderen Seite sind gerade solche Anthologien auf dem freien Buchmarkt schier unverkäuflich. Sehr viel mehr als die Exemplare, die über die Autoren umgesetzt werden, zuzüglich einiger Verkäufe in einem begrenzten "Storyfandom" sind nicht zu erwarten. Jeder Verlag also, der bereits einen funktionierenden Vertrieb hat und den normalen Buchmarkt anpeilt, wird solche Projekte meiden und allenfalls zur "Autorenförderung" oder zum "entdecken neuer Autoren" ausschreiben.Festa allerdings wählt, soweit ich sehen kann, die Autoren allein nach den Texten; er kann einen gezielten Aufbau seiner Autoren verfolgen; Festa weiß offensichtlich, was er tut, und kann gute von schlechten Geschichten unterscheiden - zumindest im Rahmen der möglichen Irrtümer oder Geschmacksvorlieben, die jedem Lektor zuzubilligen sind. De Facto findet so eine wirksame Qualitätskontrolle statt. Festa kann sogar Aufgaben deligieren, und zwar nicht an seine Freunde, sondern an Leute, die er aufgrund ihrer fachlichen Eignung auswählen kann. Wenn ich ein Buch aus dem Festa-Verlag kaufe, erwarte ich einen Titel, der vielleicht nur einen Nischenmarkt bedient und daher für größere Verlage nicht rentabel ist, der aber von Textqualität und Aufmachung mit jedem großen Verlag konkurrieren kann. Das einzige, was Festa von einem mittelständischen Verlag unterscheidet, ist die wirtschaftliche Größe.Als "Kleinverlag" würde ich also einen Verlag einstufen, der sich von der Arbeitsweise und Organisation an kommerziellen Verlagen orientiert, der leser- bzw. zielgruppenorientiert arbeitet, wobei sie die Oberliga der Kleinverlage von außen nur schwer von einem mitteständischen Verlag unterscheiden lässt. Die Grenze zu mittelständischen Verlagen würde ich dann ziehen, wenn der Verlag nicht nur den Verleger ernähren kann, sondern auch mehrere fest angestellte Mitarbeiter mit professionellem Werdegang. Vielleicht also bin ich auch nicht auf dem neuesten Stand und müsste Festa schon als mittelständischen Verlag sehen - wenn er also z.B. einen fest angestellten Lektor und ein Verlagskauffrau beschäftigt und der Verlag auch noch für Festa selbst genug abwirft, dann würde ich ihn jederzeit so einordnen.Mit den Beispielen für "Kleinstverlage" tue ich mich ehrlich gesagt schwerer, weil ich auch nicht will, dass sich jetzt jemand beleidigt fühlt. Aber da ich im anderen Thread ohnehin schon gesagt habe, dass ich Intrag für einen "Kleinstverlag" halte, kann ich das hier jetzt auch genau ausführen. Gesetzt den Fall, dass der Augenschein den Tatsachen entspricht, wäre Intrag ein Kleinstverlag, weil er von fachfremden Privatleuten als Hobby geführt wird; weil der Betreiber vermutlich eine Einzelperson ist oder einige Leute, die aus persönlicher Freundschaft zusammenarbeiten - und nicht etwa, weil der Verleger sich einen Partner gesucht hat, der durch seine Fachkenntnisse im Lektorat oder in der Storyauswahl besonders für die Aufgabe geeignet wäre. Ferner ist das Programm nicht nach den Erfordernissen des Buchmarktes ausgerichtet: Es konzentriert sich auf Einzelanthologien, nicht auf Autoren oder Reihen; es ist nicht so groß, dass es von daher schon Aufmerksamkeit erschließen kann, andererseits aber auch nicht so klar konturiert, dass es zumindest auf einem Nischenmarkt die Kräfte bündelt. Außerdem war der Verlag von seinem Autreten nicht krisenfest strukturiert: Entweder gehört eine gehörige Portion Naivität dazu, anzunehmen, dass professionelle Mitbewerber nicht in der Lage sind, die von Phantastik.de enthüllten Sachverhalte zu durchschauen - oder der Vergleich mit professionellen Mitbewerbern war von Anfang an nicht geplant, sondern der Verlag bemühte sich nur um eine Stellung im "Fandom". Und das wäre dann defintionsgemäß ein eindeutig fannischer Ansatz.
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#6 Lomax

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Geschrieben 01 September 2004 - 16:31

Zu den Bezeichnungen

Und danach würde ich in seriös, weniger seriös und unseriös unterteilen

Wie gesagt, deinen Kriterien würde ich zustimmen, obgleich man die Liste um vielerlei Merkmale ergänzen kann. Aber es sind ohne Zweifel Hinweise auf Professionalität, und die ist es letztendlich, die den Unterschied macht. Aber das dann mir "Seriosität" zu verknüpfen, macht mich nicht glücklich. Unseriös wären im Zweifel Zuschussverlage; oder natürlich Verlage, die ihre Verträge nicht einhalten ... Aber all das gilt für viele "Verlage" die deinen Kriterien nicht standhalten, in aller Regel nicht. Wenn ich diese Verlage also nicht mit "richtigen" Verlagen in einen Topf werfen will, dann erst recht nicht mit wirklich "unseriösen" Verlagen. Die entscheidende Frage ist: Orientiert sich ein Verlag eher an den Gepflogenheiten bei klassischen Fanzines oder an den Maßstäben, die gewerbliche Verlage setzen? Wer Ersteres tut, ist ja noch lange nicht unseriös. Die Bezeichnung "Wohnzimmerverlage" habe ich schon häufiger gehört, aber wirklich glücklich bin ich damit auch nicht. Denn immerhin haben die Kriterien ja nichts mit dem Arbeitsort zu tun, und warum sollte nicht auch ein ernsthaft um Professionalität bemühter Kleinverleger in seinem Wohnzimmer anfangen? "Fanverlage" ist auch ein Ausdruck, der für das verwendet wurde, was ich im Sinn habe. Da allerdings fragt man sich doch, Fan wovon? Es gibt diese Art von Verlagen, oft als "erweiterte Eigenverlage", ja nicht nur im Umfeld des "SF-Fandoms", sondern durchaus für jeden Bereich; für Lyrik, allgemeine Literatur ... Und oft genug zeichnen sie sich ja dadurch aus, dass sie alles herausbringen, was dem Verleger gefällt, ob es zusammenpasst oder nicht. Also keine Verlage "von Fans für Fans" - außer vielleicht im Sinne einer Zugehörigkeit zu einer gewissen sich bildenden Subszene. Ist Intrag ein Verlag von/für Vampirfans? Irgendwie trifft es nicht. Ich habe mir letztlich den Begriff "Kleinstverlage" zueigen gemacht, weil es im Prinzip keine Wertung enthält und auch keine falschen Konnotationen nahe legt. Außer das es vielleicht zu einer Bechränkung auf die reine Größe einlädt, obwohl eher die Arbeitsweise gemeint ist.
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#7 Lomax

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Geschrieben 01 September 2004 - 16:44

Die machen Direktvertrieb und das Programm ist seit ca. 3 Jahren ein absolutes Chaos.

Nun, die Beschränkung auf den Direktvertrieb halte ich auch für keine gute Idee, und letztendlich für eine Sackgasse. Auf der anderen Seite darf man auch nicht außer Acht lassen, dass Blitz über Direktvertrieb trotzdem ein größeres Publikum erreicht als manch anderer Verlag unter Ausnutzung aller Vertriebswege. Und das Programm ist zwar nicht so klar konturiert wie das von Festa, aber es ist doch insgesamt so groß, dass man trotzdem auf den Verlag und seine Produkte aufmerksam wird.

Ich würde Martin nur bedingt zustimmen, was die reine Beschränkung auf die Größe angeht. Wenn ein Verlag massenweise Titel raushaut, ohne Auswahl, Lektorat und Linie, würde ich ihn immer noch nicht als Kleinverlag ansehen. Und wenn der Verleger ein paar Millionen geerbt hat und dieselben Bücher dauerhaft im Offset druckt, wird trotzdem kein Publikumsverlag daraus ;)

Trotzdem spielt die Größe eine Rolle. Blitz lässt sich allein durch die Masse und durch die Präsenz nicht mehr unter die "Kleinstverlage" (oder wie immer man sie nennen will) einordnen. Und hinzu kommt, dass ein solcher Umfang an Produktivität zwangsläufig eine gewisse Organisation bedingt - es muss so etwas wie "Arbeitsteilung" geben, und die kann auf dieser Ebene nicht mehr als Hobby in einem losen, unvebindlichen Freundeskreis funktionieren. Ob das alles gut läuft, kann und will ich hier nicht beurteilen - aber das sehe ich auch nicht als Voraussetzung, solange der Gesamteindruck stimmt.
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#8 MartinHoyer

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Geschrieben 01 September 2004 - 17:09

Ich würde Martin nur bedingt zustimmen, was die reine Beschränkung auf die Größe angeht. Wenn ein Verlag massenweise Titel raushaut, ohne Auswahl, Lektorat und Linie, würde ich ihn immer noch nicht als Kleinverlag ansehen. Und wenn der Verleger ein paar Millionen geerbt hat und dieselben Bücher dauerhaft im Offset druckt, wird trotzdem kein Publikumsverlag daraus  :devil:

Ich muß Dir vorwerfen, mein Posting nicht gründlich gelesen zu haben, Lomax. ;)

Ich schrieb bewußt etwas von Umfang seines Programms und der durchschnittlichen Qualität - ist also nix mit mal eben "massenweise Titel raushauen".

Ferner habe ich durch die Erwähnung von Rentabilität den teuer drucken lassenden Millionenerben praktisch ausgeschlossen, denn dieser arbeitet nicht rentabel. Falls er das doch tut, hat er einen Produktionsstandard und ein Vertriebsnetz aufgebaut, daß seinen Verlag als Publikumsverlag legitimiert, auch wenn das Geld nicht aus dem Erbe stammen würde. Dann unterscheidet ihn von jedem anderen großangelegten Verlagsunternehmen nur, daß er sich sein Startkapital nicht bei anderen Investoren holen mußte.
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#9 Oliver

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Geschrieben 01 September 2004 - 18:32

Und das Programm ist zwar nicht so klar konturiert wie das von Festa, aber es ist doch insgesamt so groß, dass man trotzdem auf den Verlag und seine Produkte aufmerksam wird.

Wir müssen aber schon unterscheiden zwischen dem, was man ankündigt, und dem, was man publiziert. Ankündigen kann ich auch viel. Blitz kündigt seit Jahren sehr viel an, der Ausstoß ist aber minimal. Grob geschätzt ein Dutzend Bücher in drei Jahren, das ist nicht gerade viel. Hoffentlich wird das demnächst wieder besser.
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#10 Lomax

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Geschrieben 01 September 2004 - 21:11

Ich schrieb bewußt etwas von Umfang seines Programms und der durchschnittlichen Qualität - ist also nix mit mal eben "massenweise Titel raushauen".

Und ich entschied mich bewusst, dieses Detail zu "überlesen", um meine Bemerkung zuspitzen zu können :devil: Daher auch mein teuflisches Lachen am Ende des Postings ... Nein, aber ich habe dir ja insoweit Recht gegeben, dass die Masse eine Rolle spielt und zumindest eine Korrelation zwischen dem Umfang des Programms und der "Professionalität" zu bestehen scheint. Vermutlich braucht man einfach eine gewisse organisierte Arbeitsweise, um eine gewisse Menge an Titeln erreichen zu können. Da ist es wohl kein Zufall, wenn beispielsweise Lacrima mit einem großen Programm startet und dann davon kaum was auf die Reihe kriegt. Dennoch greift die Konzentration nur auf den Umfang des Programms zu kurz, vor allem wenn das eigentlich wichtige "Wie" unter dem Begriff "Qualität" schwammig zusammengefasst wird. Und dabei hörte sich bei dir die Qualität so an, als wäre damit nur die Druckqualität und die Vertriebsmöglichkeiten gemeint - aber genau das kriegt jeder dank externer Anbieter bei BoD heute jeder hin, wenn er nur selbst die Finger davon lässt ;) Das also kann kein Kriterium sein, um ein reines Fanprojekt von ambitionierteren und ernster zu nehmenden Verlagen zu unterscheiden. Wieder mal zugespitzt gesagt: Selbst wenn Festa nur fünf Titel pro Jahr rausbringt, würde ich mehr davon erwarten und höhere Ansprüche an die Bücher stellen, als wenn Intrag tatsächlich 20 Titel zustande gebracht hätte. Und ich würde als Lektor eine Veröffentlichung bei Festa auf jeden Fall ernster nehmen als eine Veröffentlichung in einer der üblichen "bunten" Anthologien.

Blitz kündigt seit Jahren sehr viel an, der Ausstoß ist aber minimal. Grob geschätzt ein Dutzend Bücher in drei Jahren, das ist nicht gerade viel.

Gut, aber ich lege ja auch nicht Martins 12-Titel-pro-Jahr-Maßstab an. ;) Dafür hält Blitz jedenfalls eine ansehnliche Liste lieferbarer Titel vor, und das Programm ist auch nicht schlecht mit Romanen und zumindest halbwegs bekannten Namen bestückt. Wenn ich das jetzt mit den Verlagen vergleiche, die ich als "Kleinstverlage" bezeichnen würde ... Nein, da passt Blitz einfach nicht hin.
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#11 MartinHoyer

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Geschrieben 02 September 2004 - 08:58

Ich finde, das Blitz da wunderbar in die Kategorie "Kleinverlag" hineinpaßt.Spätestens seit auf Direktvertrieb gesetzt wird, entfällt ein wichtiges Kriterium für die nächsthöhere Kategorie. Der Ausstoß an die Titeln ist (bzw. war auch nie) sehr groß - wobei man sich nicht an meiner Hilfszahl von zwölf Titeln festbeißen muß - und die selbstverständlich gute Qualität ist nicht so exklusiv, daß es zu einer Sonderstellung genügen würde, wie sie beispielsweise der Festa Verlag durch seine wenigen, aber aufwendigen Ausgaben einiger ausgesuchter Titel/Autoren einnimmt. Ferner erfolgt auch die Verlagsarbeit streckenweise durch im weitesten Sinne "ehrenamtliche" Kräfte.Wobei ich Festa auch als Kleinverlag betrachte und darin einen entscheidenen Punkt sehe, nämlich daß innerhalb der Kategorien noch Abstufungen existieren. DASS ein Verlag eine Nische besetzt, ist das eigentliche Kriterium für einen Kleinverlag. WIE er diese Nische ausfüllt, bestimmt die Positionierung innerhalb der Kategorie.Zusammengefaßt:Kleinstverlage bedienen kleinere, häufig geschlossene Gruppen innerhalb einer thematischen Nische.Kleinverlage bedienen umfassend alle Kunden innerhalb ihrer Nische. Wie sehr sie das tun und ob und wie die Kunden das annehmen, ist eine Frage, die wieder zur o.g. Abstufung führt.Publikumsverlage bedienen Kunden etlicher, wenn nicht sogar aller Nischen. Allerdings ist es ihnen nicht möglich, durch Spezialisierung eine dieser Nischen komplett auszufüllen, was wiederum die Existenzgrundlage für Klein- und Kleinstverlage legt.
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#12 Oliver

Oliver

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Geschrieben 02 September 2004 - 10:25

Gut, aber ich lege ja auch nicht Martins 12-Titel-pro-Jahr-Maßstab an.  :bigcry: Dafür hält Blitz jedenfalls eine ansehnliche Liste lieferbarer Titel vor

Sieh mir bitte nach, dass ich weiter auf Blitz rumreite/-hacke, das ist einfach mein Frust als einst zufriedener Kunde und als jemand, der eigentlich dem Verlag und seinem Chef immer noch Sympathien entgegen bringt und den das Chaos dort sehr wurmt. Guck mal hier: http://www.blitz-ver...RENT&t=temgroup Das ist eine symptomanische Reihe für Blitz. Du sagtest ja, Blitz hält viel Titel vor, aber wenn Du mal genau guckst, oder diese verfolgt hast: Um die 3/4 der auf dieser Seite lieferbaren Titel erschienen in den Jahren 1999/2000, der Rest kleckerte seitdem hinterher. Und dann besitzen sie die Chutzpé und kündigen mal so eben 113(!!!) Bücher an, die Seite ist noch recht neu. Das meine ich mit Chaos. Erst kam Brent total ins Stocken, dann wurde die Gestaltung geändert und, nachdem die Fans das verkraftet hatten, jetzt eine komplette Neuauflage in nochmal völlig anderer Gestaltung und sogar in einem anderen Format (halbierter Umfang) angekündigt. Bei jemandem wie mir, der insgesamt bereits mehrere Hundert Mark (damals noch) in Brent- und Macarbros-Bücher beim Blitz Verlag investiert hat und als Sammler auf einheitliche Gestaltung wert legt, bleibt ob solcher Absonderlichkeiten gefährlich oft die Blutzirkulation stehen. So wird doch jegliches Vertrauen zerstört. Und sehr seriös ist das auch nicht.

Bearbeitet von Oliver, 02 September 2004 - 10:26.

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#13 Mammut

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Geschrieben 02 September 2004 - 13:58

Einen Punkt, den man bei Verlagen noch berücksichtigen sollte, ist die Verlagsgeschichte, unabhängig vom Umsatz und Titelausstoß. Leser sind ja doch überwiegend der Tradition verpflichtet. Ein Verlag, der schon Jahre und unzählige Bücher lang existiert, und dessen Visitenkarte ja die Bücher selbst sind, wird doch vom Leser ganz anders aufgenommen, als eine der Neugründungen. Und ich denke, Erfahrung im Verlagsgeschäft ist ja eher von Vorteil hinsichtlich Qualität, aber auch Absatz der Bücher.

#14 Diboo

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Geschrieben 03 September 2004 - 08:43

Einen Punkt, den man bei Verlagen noch berücksichtigen sollte, ist die Verlagsgeschichte, unabhängig vom Umsatz und Titelausstoß. Leser sind ja doch überwiegend der Tradition verpflichtet. Ein Verlag, der schon Jahre und unzählige Bücher lang existiert, und dessen Visitenkarte ja die Bücher selbst sind, wird doch vom Leser ganz anders aufgenommen, als eine der Neugründungen. Und ich denke, Erfahrung im Verlagsgeschäft ist ja eher von Vorteil hinsichtlich Qualität, aber auch Absatz der Bücher.

Ja, das meinte ich mit Kontinuität. Ich denke mal, das Durchhaltevermögen auch zu schlechten Zeiten ist ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium. Knickt der Verleger beim kleinsten ökonomischen Gegenwind bereits ein? Nimmt er Kritik an seinem Programm persönlich bzw. verhält er sich unkonstruktiv? Ist ersichtlich, dass er berechtigte Kritik im Verlaufe seiner Aktivitäten aufnimmt und sich Veränderungen ergeben, die darauf schließen lassen, dass er an einer Verbesserung seines Angebotes interessiert ist? Da könnte man die Liste fast beliebig um zahlreiche "Sekundärtugenden" erweitern.

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#15 Ronni

Ronni

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Geschrieben 03 September 2004 - 09:27

Im klassischem Sinne ist Festa ein "normaler" Verlag. Da gibt es einen hauptberuflichen Verleger, der das Verlagsprogramm bestimmt, eine Handvoll Mitarbeiter hat und Aufgaben, die die eigenen Kapazität übersteigen auslagert.Heutzutage wird das Bild, was ein "richtiger" Verlag ist durch die Buchfabriken (Bertelsmann & Co.) und die Warenlager mit Registrierkasse (sog. Buchladen-Ketten) verfälscht. Bei "Otto Normalverbraucher" entsteht dadurch der Eindruck, daß alles, was kleiner als die Bertelsmann-Verlage ist, zur Kategorie Kleinverlage gehört, dem ist aber nicht so. Die Verlage in der Größenordnung Festa sind eigentlich typisch für die Verlagsszene, da sie den Löwenanteil der lieferbaren Titel ausmachen. Laut Schober gibt es in dieser Kategorie rund 1400 Verlage in Deutschland.Kleinverlage sind in erster Linie Verlage, die zwar wie klassische Verlage geführt werden, aber den Verleger nicht (oder bestenfalls nur den Verleger) ernähren.KleinSTverlage sind dann die Verlage, die sehr wenige Titel machen, oder nicht kaufmännisch geführt werden, oder keinen Zugriff auf die buchhändlerischen Vertriebswege haben.Gruß Ronni
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#16 Oliver

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Geschrieben 03 September 2004 - 10:21

Kleinverlage sind in erster Linie Verlage, die zwar wie klassische Verlage geführt werden, aber den Verleger nicht (oder bestenfalls nur den Verleger) ernähren. KleinSTverlage sind dann die Verlage, die sehr wenige Titel machen, oder nicht kaufmännisch geführt werden, oder keinen Zugriff auf die buchhändlerischen Vertriebswege haben.

Diese Abgrenzung gefällt mir sehr gut. Offensichtlich denken Festa und HJB ähnlich, denn ersterer fühlt sich mit der Titulierung "Kleinverlag" nicht richtig wohl, letzterer weißt sie von sich.
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#17 Gast_Gerd_*

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Geschrieben 03 September 2004 - 10:43

Ich bin jetzt zu faul nachzusehen, aber ich meine mich erinnern zu können, dass es eine Art "offizielle" Unterteilung in Abhängigkeit von der Umsatzgröße gibt. Festa ist für mich übrigens ein kleiner Verlag. :lookaround: Er ernährt seinen Verleger, aber soweit ich weiß, hat Frank noch keine (oder vielleicht gerade mal einen) fest angestellten Mitarbeiter. Dass man freie Mitarbeiter hat & Tätigkeiten auslagert, ist kein Kriterium, denn das tun diverse andere Kleinverlage auch.

Die Verlage in der Größenordnung Festa sind eigentlich typisch für die Verlagsszene, da sie den Löwenanteil der lieferbaren Titel ausmachen. Laut Schober gibt es in dieser Kategorie rund 1400 Verlage in Deutschland.

Woran wird das festgemacht - an Titelausstoß und/oder Umsatzgröße? Ich will dem guten Frank gewiss nicht absprechen, den normalsten :confused: unter den deutschen kleinen, Klein- & Kleinstverlagen zu führen, aber bis Festa ein "normaler Verlag im klassischen Sinn" ist, könnte es noch ein, zwei Jährchen dauern, meint Gerd (dem es so ziemlich egal ist, ob ein Buch aus einer Buchfabrik oder einem Winzverlag kommt, solange es bestimmte (nicht nur) formale Kriterien erfüllt :blink:

#18 Ronni

Ronni

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Geschrieben 03 September 2004 - 11:10

Ich bin jetzt zu faul nachzusehen, aber ich meine mich erinnern zu können, dass es eine Art "offizielle" Unterteilung in Abhängigkeit von der Umsatzgröße gibt.

Der Grenzwert zwischen Kleingewerbe und Kaufmännischen Betrieb liegt bei EUR 260.000 Umsatz.

Woran wird das festgemacht - an Titelausstoß und/oder Umsatzgröße?

an der EUR 260.000-Grenze

Mal eine kleine Rechnung: Nehmen wir einen Verlag, der von 12 Titel durchschnittlich je 1000 Exemplare im Jahr zu EUR 20,00 bei einem durchschnittlichen Rabatt von 50% verkauft, kommen wir auf EUR 120.000, als Kleingewerbe. Bei 2000 Exemplaren oder 24 Titeln im Jahr, sind wir bei EUR 240.000, also knapp an der Grenze. Bei 2000 Exemplaren und 24 Titeln im Jahr, sind wir bei EUR 480.000, also deutlich über der Grenze.

Gruß Ronni
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#19 Diboo

Diboo

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Geschrieben 03 September 2004 - 11:21

Der Grenzwert zwischen Kleingewerbe und Kaufmännischen Betrieb liegt bei EUR 260.000 Umsatz.

Na, dann liegt Shayol ja schon gut drüber ;o)

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#20 Ronni

Ronni

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Geschrieben 03 September 2004 - 11:31

Der Grenzwert zwischen Kleingewerbe und Kaufmännischen Betrieb liegt bei EUR 260.000 Umsatz.

Na, dann liegt Shayol ja schon gut drüber ;o)

260.000 pro Jahr, nicht pro Jahrhundert :confused:
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#21 Lomax

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Geschrieben 03 September 2004 - 12:21

Ein Verlag, der schon Jahre und unzählige Bücher lang existiert, und dessen Visitenkarte ja die Bücher selbst sind, wird doch vom Leser ganz anders aufgenommen, als eine der Neugründungen.

Das ist sicher richtig; wenn ich also Olivers Argumente in Bezug auf Blitz eher als Hinweis auf einen zeitweiligen Durchhänger nehme als dass sich meine Sicht auf den Verlag ändert, dann liegt es gewiss auch an dieser zeitlichen Perspektive.

Er ernährt seinen Verleger, aber soweit ich weiß, hat Frank noch keine (oder vielleicht gerade mal einen) fest angestellten Mitarbeiter. Dass man freie Mitarbeiter hat & Tätigkeiten auslagert, ist kein Kriterium, denn das tun diverse andere Kleinverlage auch.

Das wäre meine nächste Frage gewesen. Denn genau daran würde ich die Unterteilung zwischen Kleinverlag und mittelständischem Verlag festmachen. Wenn Festa sich mit der Einordnung als Kleinverlag nicht richtig wohl fühlt, dann liegt das meines Erachtens nach auch an der schwammigen Einteilung des Begriffes, wo man sich als "Kleinverlag" unversehens an der Seite reiner Hobby- bzw. Fanverleger wiederfindet. Genau deshalb bemühe ich mich ja auch um eine präzisere Einteilung. Denn auf der einen Seite gibt es natürlich einen Unterschied zwischen dem Fan, der dann und wann mal eine Storyanthologie zusammenstellt, und dem Kleinverleger, der sich um Professionalität bemüht und einen "echten" Verlag aufbauen will. Andererseits aber muss man diesen letzteren Verleger auch von einem regulären Betrieb mit mehreren festen Angestellten und geregelter Arbeitsteilung unterscheiden. Aber wenn man mal von Detailfragen absieht und von der Wertung einzelner Aspekte - wie beispielsweise "Titelausstoß" - so glaube ich doch, dass hier eine gewisse Einigkeit herrscht, oder zumindest ein "Kleinster Gemeinsamer Nenner" bezüglich der Einteilung, die ich mit "Klein-" bzw. "Kleinstverlage" treffen möchte. Aber bis jetzt zu wenig beachtet wurde in meinen Augen die Frage, was denn nun eigentlich die geeigneten Bezeichnungen dafür sind? Denn ich möchte diese Unterscheidung gerade deshalb treffen, damit die Adressaten sich richtig eingeordnet fühlen (oder zumindest nicht missverstehen, was ich sagen will). "Kleinstverlag" wird in der Praxis tatsächlich häufig übersehen, und ich wäre für einen griffigeren Begriff dankbar; aber mit Diboos Einteilung kann ich mich, wie gesagt, auch nicht anfreunden, und auch "Wohnzimmerverlag" oder "Fanverlag" weckt jeweils falsche Assoziationen. Hätte denn jemand einen griffigeren Ausdruck für Kleinverlage, die nicht einfach nur kleiner sind als größere Verlage, sondern die grunsätzlich neben den Gesetzmäßigkeiten des gewerblichen Literaturmarktes existieren? Denn über die Abgrenzung können wir noch länger diskutieren, aber ich glaube nicht, dass wir etwas daran ändern können, dass jeweils eine Grauzone bestehen bleibt. Aber wenn es keine Bezeichnungen gibt, durch die direkt klar wird, was für eine Art Verlag gemeint ist, dann wird auch die beste Einteilung unnötige Missverständnisse nicht verhindern können.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#22 Ronni

Ronni

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Geschrieben 03 September 2004 - 13:03

Aber wenn es keine Bezeichnungen gibt, durch die direkt klar wird, was für eine Art Verlag gemeint ist, dann wird auch die beste Einteilung unnötige Missverständnisse nicht verhindern können.

was bei mir die Frage aufwirft, für wem diese Unterteilung eigentlich wichtig ist. An der Verlagsgröße läßt sich ja kaum die Qualität der Bücher messen. Gruß Ronni
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#23 Lomax

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Geschrieben 03 September 2004 - 13:39

An der Verlagsgröße läßt sich ja kaum die Qualität der Bücher messen.

Ich denke, über die reine Größe sind wir hinaus? Und zwischen der Qualität der Bücher und der Organisation und dem Hintergrund eines Verlages sowie der Bereitschaft des Verlegers, Arbeiten an andere nach Fähigkeiten zu delegieren, besteht durchaus eine Beziehung. Ich denke, eine Unterscheidung ist durchaus wichtig für den Leser, um einschätzen zu können, was er zu erwarten hat - was nicht heißt, dass nicht auch Kleinstverlage gute Qualität abliefern können; nur: wenn ich ein Buch aus einem Kleinstverlag in den Händen halte, das auch professionellen Ansprüchen standhalten kann, dann bin ich angenehm überrascht. Wenn ich das von jedem solchen Verlag erwarten würde, wäre ich regelmäßig enttäuscht. Während ich das bei professioneller organisierten Kleinverlagen durchaus regelmäßig erwarte und nur in Ausnahmefällen nicht bekomme. Ferner ist diese Unterteilung auch für die Verleger wichtig ... Damit auf der einen Seite "Kleinstverleger" nicht ständig an Maßstäben gemessen werden, denen sie gar nicht gerecht werden können; und damit Kleinverlage sich auf ihrem Marktsegment wohlfühlen können, ohne sich ständig von "Verlagen" abgrenzen zu müssen, mit denen sie von der Arbeitsweise her kaum etwas gemein haben. Wichtig ist die Unterscheidung auch für die Autoren, damit sie wissen, was sie von einem Verlag erwarten können, und was nicht. Und damit sie auch wissen, welchen Stellenwert sie einer jeweiligen Veröffentlichung in ihrer Vita zuweisen können - denn die Lektorate in den großen Verlagen treffen diese Unterscheidung durchaus, und es kann für einen Autor schon sehr peinlich sein, wenn er da in seiner Einschätzung krass daneben liegt.
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#24 Ronni

Ronni

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Geschrieben 03 September 2004 - 14:29

@Lomax Um mal ein naheliegendes Beispiel zu nennen: SHAYOL ist, was Titelausstoß und Umsatz angeht, auf alle Fälle ein Kleinverlag, was die Motivation der Verleger angeht, könnte man ihn auch ungestraft Fan-Verlag nennen. Auf der anderen Seite sind wir (scheinbar erfolgreich) darum bemüht, den Qualitätsstandard der "großen" Verlage zu übertreffen und haben einen freien Mitarbeiterstamm, der manchen "großen" Verlag in den Schatten stellt. Gerade weil wir nicht auf Umsatz und Gewinn schielen, finden sich immer wieder engagierte Fans und Profis (Autoren, Lektoren, Übersetzer, Graphiker) bei uns ein, die uns gerne helfen, weil sie abseits der kommerziellen Buchgeschäfts auch mal ein gutes Buch machen wollen. Wir möchten sogar an dem Maßstab der "großen" Verlage gemessen werden, mit einem Kleinverlagsbonus ist weder den Lesern noch den Autoren gedient.Es gibt auch Autoren, die haben wir von kleineren Verlagen übernommen, dann wurden bei uns ein oder zwei Bücher gemacht und dann sind sie zu den größeren Verlagen weitergegangen. Die Lektoren der größeren Verlage nehmen natürlich sehr wohl zu Kenntnis, wo die Autoren schon mal veröffentlicht haben, aber da interessiert vor allem Qualität und Verkäuflichkeit.Gruß Ronni
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#25 Lomax

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Geschrieben 03 September 2004 - 16:39

was die Motivation der Verleger angeht, könnte man ihn auch ungestraft Fan-Verlag

... und genau deshalb suche ich ja auch bessere Begriffe als "Fanverlag" :confused: ... oder als "Wohnzimmerverlag", oder etwas eindeutigeres als "Kleinstverlag". Wo sich z.B. auch "Shayol" wiederfindet, und zwar nach Kriterien, die irgendwas über Qualität, Arbeitsweise, Standards Aussagen; und nicht über psychologische Befindlichkeiten der Herausgeber, Lager- und Arbeitsplätze oder den Fleiß beim Zusammenkopieren von Seiten ...
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#26 Ronni

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Geschrieben 03 September 2004 - 17:28

... und genau deshalb suche ich ja auch bessere Begriffe als "Fanverlag"  :confused:

Fan-Verlag ist keine Größenkategorie. Eigentlich ist auch Festa ein Fan-Verlag, weil Frank ein Liebhaber des Genres ist, das er verlegt und dabei nicht immer nur auf den möglichen Gewinn schaut.

und zwar nach Kriterien, die irgendwas über Qualität, Arbeitsweise, Standards Aussagen; und nicht über psychologische Befindlichkeiten der Herausgeber, Lager- und Arbeitsplätze oder den Fleiß beim Zusammenkopieren von Seiten ...

im Prinzip müßtest Du dann ein Kriterienkatalog aufstellen (Titel pro Jahr, Backlist, Umsatz, Mitarbeiter, Preise, Vertrieb etc.), von denn soundsoviel Punkte erfüllt werden müssen, um in die nächste Stufe zu kommen. Gruß Ronni
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#27 Lomax

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Geschrieben 03 September 2004 - 23:58

im Prinzip müßtest Du dann ein Kriterienkatalog aufstellen (Titel pro Jahr, Backlist, Umsatz, Mitarbeiter, Preise, Vertrieb etc.), von denn soundsoviel Punkte erfüllt werden müssen, um in die nächste Stufe zu kommen.

Nun, genau das wurde bisher in der Diskussion auch versucht. Und einen solchen Kriterienkatalog habe ich wohl verinnerlicht, und, wie die Diskussion gezeigt hat, die meisten anderen irgendwie auch. Auf diesem Kriterienkatalog wird dann vielleicht nicht alles abgehakt und exakt die Punkte gezählt, sondern es wird eher wie eine Latte angelegt und Pi mal Daumen abgemessen. Dabei kommt dann natürlich nicht jeder zum selben Ergebnis, aber ich hatte doch nicht das Gefühl, dass die einzelnen Beteiligten an dieser Diskussion im Einzelfall so weit in ihrer Einschätzung auseinanderlagen. Ich denke, das allein ist Hinweis genug, dass eine gewisse Unterteilung zwischen den Kleinverlagen möglich ist und offenbar auch Sinn macht. Und nur wenn dann die Frage auftaucht, wie man denn nun das nennen soll, was noch unterhalb eines Kleinverlages anzusiedeln ist, dann wird das Gespräch ideologisch ... Ich sehe halt, das vieles, was vor zehn Jahren noch in Form von "Storyfanzines" in Heftform erschienen ist, inzwischen der Einfachkeit halber ins Internet abgewandert ist oder dank der verbesserten Möglichkeiten zum Buchdruck, nicht zuletzt durch BoD, auch als Taschenbuch erscheint. Viele dieser Projekte nennen sich jetzt Verlag - obwohl sie in jeder Hinsicht nicht den Gepflogenheiten folgen, die man klassischerweise mit einem Verlag verbindet, sondern sich an dem orientieren, was früher für Fanzines üblich war. Diese Projekte haben durchaus eine Daseinsberechtigung, nämlich genau dieselbe wie sie Fanzines haben; und trotzdem können und/oder wollen sie sich nicht an den Maßstäben einer klassischen Buchproduktion messen.
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#28 Prospero

Prospero

    Typonaut

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  • Wohnort:Duisburg

Geschrieben 06 September 2004 - 01:12

Blitz kündigt seit Jahren sehr viel an, der Ausstoß ist aber minimal.

Das ist nicht nur Blitz der Fall, wage ich anzumerken und fülle meinen Kelch mal wieder auf... Ad Astra

#29 Gast_Sorrowwind_*

Gast_Sorrowwind_*
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Geschrieben 06 September 2004 - 21:14

Hallo!

Das ist nicht nur Blitz der Fall, wage ich anzumerken und fülle meinen Kelch mal wieder auf...

Also ich arbeite entfernt mit dem Verlagswesen zusammen und ich denke einfach, dass es auch eine Frage wirtschaftlicher Problematiken ist, so daß es mich nicht sehr verwundert, daß alle Verleger laufend an ihrem Programm Veränderungen vornehmen. Ein Jeder auf seine Weise. Das tun die Großen (Heyne, Piper) wie die Kleinen (Blitz, Festa). Davon kann sich heute niemand mehr freisprechen. Ich kann verstehen, daß der ein oder andere Leser/Seriensammler dabei schon mal vor den Kopf gestoßen wird. Gerade Serien sind dabei, weil sie über einen längeren Zeitraum laufen sollen, der erste Angriffspunkt. Es ist ein Überlebenskampf in der freien Wirtschaft und das Buchgeschäft ist nicht gerade ein growing business, da muss man schnell und sehr flexibel reagieren, um nicht zuviel Angriffsfläche zu bieten und wenn uns Lesern etwas an den Verlagen und der Literatur liegt, dann sollten wir uns flexibel zeigen und nicht stoisch auf Format oder ähnliches pochen. Versteht mich nicht falsch...schön wenn es beständig ist, aber nicht zu ändern, wenn es sich ändern muss. :P Ich denke, den Verlegern geht auch nicht jede ihrer Entscheidungen leicht ab! Ich weiß, das hat nur am Rande mit der Frage Kleinst/Kleinverleger zu tun, doch diese Frage finde ich ohnehin müßig; solange sich der "Laden" den Autoren und Lesern gegenüber im Geschäftsgebaren fair verhält, ist doch alles in Butter! ;) greetings

#30 Gast_Nachtschwärmer_*

Gast_Nachtschwärmer_*
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Geschrieben 07 September 2004 - 11:30

@ ProsperoKelch oder Kelchi, das ist hier die Frage!Leeren bis zur bitteren Neige, mein Hobby, übrigens. Das Kelche leeren, natürlich!Hicks .......Wie wäre es mit einem p.de Preis für die meisten völlig neuen Homepages pro Jahr? Verbunden mit den ungezählten, todsicher nicht eingehaltenen Ankündigungen?Prospero, wenn du den Kelch gefüllt hast, reiche ihn doch bitte mal rüber!Danke! Zum Wohl! ..... Hicks .....


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