Stanislaw Lem
Insel / Suhrkamp

Lange Zeit galt "Die Astronauten" als Lems erstes Werk, aber seine erstes Science-Fiction-Erzählung veröffentlichte Stanislaw Lem schon 1944: "Der Mensch vom Mars". Wie viele andere solche Werke erschien es in einem kleinen Blatt, das man heute vielleicht als "Fanzine" bezeichnen würde; Lem war damals 23 Jahre alt.
Bei fast jedem anderen Autor wäre das längst der Vergessenheit anheim gefallen -- aber Lem ist eben nicht irgendein SF-Autor, sondern einer der erfolgreichsten und einflußreichsten unserer Zeit geworden. Es ist seinem Epilog leicht anzumerken, dass er der Neuausgabe seines Erstlings verständlicherweise mit sehr gemischten Gefühlen zugestimmt hat.
Wer Lem noch nicht kennt, sollte nicht mit diesem Buch einsteigen (da empfehle ich eher "Die Stimme des Herrn", "Pilot Pirx" oder, wenn es etwas tiefsinnig-humoristisches sein darf, die "Sterntagebücher" des Ijon Tichy).
Denen, die Lem kennen und schätzen, gibt dieses Frühwerk aber einen interessanten Einblick in die Entwicklung des Autors. Inhaltlich auf den ersten Blick eine typischer SF-Geschichte ihrer Zeit (in den Wirren des Kriegsendes geht ein marsianisches Raumschiff in den USA nieder; eine konspirative Gruppe von Wissenschaftlern und Technikern birgt die Kapsel, um sie zu untersuchen.), lässt sie im Rückblick viele Ansätze dessen erkennen, was Lems folgende Werke auszeichnet: technischer Verstand, viel Allgemeinbildung und ein gewisser Zukunfts-Skeptizismus (im Kontrast zu den vielfach sehr optimistischen Zukunftsvisionen seiner damaligen Kollegen).
Fazit: Für Lem-Fans natürlich ein 'Muss', für alle anderen eher verzichtbar (wenn auch vielleicht historisch interessant).
-- tichy
Bearbeitet von tichy, 15 Dezember 2003 - 10:43.