So, jetzt habe ich die Geschichte auch endlich gelesen. Ich schreibe erst einmal meine Gedanken auf, bevor ich den Thread durchlese. Sorry, wenn ich jetzt noch einmal Sachen aufwerfe, die vielleicht schon geklaert worden sind. Wer sie noch nicht gelesen hat, sollte nicht weiterlesen, da der Text SPOILER enthaelt. Die Geschichte hatte mich gepackt bis zum Abschnitt "Die Magie der Klopten", in dem Homosexualitaet als unmenschlich dargestellt wird: "... denn ihnen [den Kopten] mangelte es an den fundamentalen Strukturen der menschlichen Persoenlichkeit selbst, an dem Gleichgewicht zwischen Mann und Frau, an der Familie, den Wirkungen der Liebe, der Hoffnung, der Fortpflanzung. Sie ueberlebten, aber sie waren zu Ungeheuern geworden, ohne es selbst zu wissen." Die menschlichen Eingriffe in den natuerlichen Verlauf, die Entwicklung der Kopten und der intelligenten Katzen, und somit Gott zu spielen, scheinen hier verurteilt zu werden, was aber m.E. im Gegensatz zur der Benutzung "niedriger" Tiere als Speicher einer menschlichen Persoenlichkeit steht. Vielleicht ist dies schon als Warnung vor den Folgen der Gentechnik zu verstehen. Aber ich denke inzwischen, dass eine Reduktion darauf der Geschichte unrecht tut. Die Geschichte wird von jemandem weit in der Zukunft nach den beschriebenen Ereignissen erzaehlt, die moeglicherweise nie stattgefunden haben, und handelt selbst von einer zumindest zum Teil erfundenen Geschichte. Es scheint mir hier auch um Luege, Wahrheit und Propaganda zu gehen. Es wird dauernd darauf hingewiesen, dass die ganze Geschichte nicht wahr ist; am Anfang steht sogar, dass man diese Geschichte gar nicht lesen soll. Das hat natuerlich den gegenteiligen Effekt, man will sie auf alle Faelle lesen. Wenn mir heute jemand eine Geschichte erzaehlen und immer zu darauf hinweisen wuerde, dass sie nicht wahr ist, wuerde ich vermutlich glauben, dass sie wahr ist. Das ist schaetzungsweise auch der Zweck dieser Geschichte, von der Instrumentalitaet in die Welt gesetzt, um die von ihr als richtig angesehenen Werte wie Verbindung zwischen Mann und Frau, Familie usw. in der Gesellschaft zu verankern; eine Abweichung davon ist unnatuerlich und ein Verbrechen. Ein Widerspruch, der mir auffaellt, ist, dass die Liebe zu den Mitmenschen als hohes Gut angesehen wird (Die Klopten scheinen nur zu Hass und Gewalt faehig zu sein, und das Zitat oben.), wenn es aber darum geht, einem Hilferuf nachzugehen, wird Suzdal seine Hilfbereitschaft zum Vorwurf gemacht und als Teil seines Verbrechens bezeichnet. Darueber hinaus macht ein Sicherheitsoffizier ihm den Vorschlag, die Klopten zu vernichten, die als "die schrecklichsten Menschen, die jemals zwischen den Sternen verlorengingen" bezeichnet werden. Suzdal lehnt dies ab mit der Begruendung, "Es sind Menschen", und gibt auch den Katzen die Anweisung, nicht alle zu toeten. Demzufolge scheint mir die von der Instrumentalitaet beherrschte Welt kein Utopia zu sein, im Gegenteil, nur dass die Dystopie nicht so offensichtlich ist wie in 1984. Schliesslich haben die Kommandanten ihren freien Willen (Sie duerfen Fehler machen.) und Gefuehle werden hier auch nicht unterdrueckt, sondern "nur" in (religioes motivierte?) erwuenschte Bahnen gelenkt. Aber vielleicht interpretiere ich jetzt auch zu viel hinein. Die Geschichte hat mich jedenfalls sehr neugierig gemacht auf weitere Geschichten ueber die Instrumentalitaet. Gibt es auch Romane hierzu?EDIT: Zuerst Nachtrag hinzugefuegt fuer Kommentare zu Threadbeitraegen, dann wieder entfernt und hinter Yippies Beitrag hinzugefuegt.
Bearbeitet von Morn, 09 Juli 2005 - 12:34.