Erstmal mein Fazit, dann lese ich eure Posts...
Eine großartige Geschichte, durchgezogen wie eine typisch chinesische Erzählung über Intrigen am kaiserlichen Hof o.ä. (ich denke da z.B. an meinen Namensvetter Kai Lung
). Sogar die tolle Idee, dass Stil und Würde und Anerkennung des Status (sorry, "strakh") des Gegenübers bei der Sprache mehr als alles Andere zählen, wirkt auf mich alt-chinesisch/-japanisch. Nur das mit den Masken gibt dem Ganzen einen venezianischen Touch (inkl. Teil-Demaskierung am Ende!
).
Wie bei einigen anderen KGen, die ich von Vance kenne, ist die Story solide (er benutzt einen Standardaufbau einiger Kriminalromane auf neue Art und Weise, in einer Welt in der typische Nachforschung nicht funktionieren KANN), aber das wirklich Hervorragende ist der detaillierte Weltenbau: Die Instrumente, die Sprache, die Masken, die gesellschaftlichen Schichten. Genau wie der Hauptprotagonist unterschätzt man am Ende die Fremdheit dieser Gesellschaft: Wer eine Reise macht, kann nur dann was erzählen, wenn er überlebt!
(Jetzt mal die anderen Posts hier durchsehen...)
Hm, ihr habt vieles gesehen, das ich übersehen hatte. Ich fand auch einige Fehler im dt. Text, und da
Sulli gerade incommunicado ist (noch ein paar Tage), werde ich mir vornehmen auch ohne seine Zustimmung zumindest die komprimierte Version oben zu ändern. Eure Vorschläge für bessere Übersetzung versuch ich ein zu setzen; bei "Glück" ist ja das Problem, dass es im Deutschen nur diesen einen Begriff gibt, für Glücklichsein UND Fortuna im weiteren Leben. (Letzteres ist m.E. offensichtlich am Ende gemeint.)
Was die Mondmotte angeht, so folge ich hier der "wikipedischen" Deutung - ein "niederes" Wesen, das kaum überlebensfähig ist.
Zur Glaubwürdigkeit der Gesellschaft... Ich finde Vance hat gerade das, was
Morn gerade wenig glaubwürdig findet, als These betont!: Die Wichtigkeit des gesellschaftlichen Status jedes Individuums hält diese anarchische Gesellschaft (in der sich alle nachts von der Küste entfernen müssen, damit sie nicht auf die furchtbaren Nachtmenschen treffen!) aufrecht - korrektes Verhalten bzw. Reaktion auf Verstöße wird NUR vom allgemeinen Empfinden bestimmt; eine Gesellschaft, die nur auf Etikett basiert, ist also letztendlich immer ein Mob. In diesem Gebilde endlich Wer zu sein, wird schnell zur Sucht. Da Thissell gegen Ende an die Spitze dieser Etikettpyramide gesetzt wird, und da er ja inzwischen merkbar Teil des Zundarischen Way of Life geworden ist, denke ich, hat er gute Chancen lange zu leben - die Maske macht den Menschen.
P.S.: Die Geschichte mag kein "Meisterwerk" sein, aber sie ist eine meiner Favoriten (hatte sie nur noch nicht in dt. gelesen). Gerade bei SF-Geschreibe, finde ich, zählt die Idee, die geschaffene Welt, am meisten, Literarisches kommt danach.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 15 März 2006 - 14:28.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)