Ich habe dafür einen eigenen Thread aufgemacht, weil ich das Thema möglichst neutral abhandeln möchte und es deshalb aus dem desöfteren doch emotional aufgeheizten Klimawandelthread raushalten möchte.Falls Interesse bestünde, könnte ich versuchen einen Übersichtsartikel über Klimaschwankungen der Erdgeschichte, ihre Ursachen und Auswirkungen, und mögliche Rückschlüsse auf die heutige Situation schreiben.
Im Frühjahr werde ich meine Masterarbeit beginnen, die sich mit den regionalen Auswirkungen u.a. des Palaeocene-Eocene-Thermal-Maximum (PETM) beschäftigt, einem schnellen und starken Klimawandel, der von den geologisch erfassbaren Klimaschwankungen unserem heutigem Klimawandel mit am ähnlichsten ist.
In meiner im November abgeschlossenen Projektübung hatte ich mich vorher bereits mit der Erdgeschichte des Bremer Umlands beschäftigt, was natürlich besonders die Klimaschwankungen der "Eiszeit" umfasst.
Und ich habe festgestellt, ein gutes Verständnis der natürlichen Klimaschwankungen und ihrer Mechanismen ist eine gute Grundlage, um die Diskussionen um den heutigen Klimawandel zu verstehen.
Das ganze wird kein durchgehender Artikel, sondern eine Serie von Posts, die sich mit verschiedenen Aspekten natürlicher Klimaschwankungen der Erdgeschichte befassen.
Und ich möchte natürlich, dass das ganze nicht zum Monolog verkommt, sondern freue nich über einen konstruktiven Dialog, denn ich bin in Geowissenschaftler und sehe gewisse Dinge unter einem bestimmten Blickwinkel .
Als erstes definiere ich erstmal ein paar Begriffe, wie ich sie gerne verwenden möchte.
Eine Eiszeit ist ein Abschnitt der Erdgeschichte, in der es flächendeckende polare Vereisung auf der Erde gab. Was heißt wir leben noch immr in einer Eiszeit.
Innerhalb einer Eiszeit gibt es Warm- und Kaltzeiten, in denen sich die polaren Eismassen zurückziehen oder vorstoßen.
=> Nach dieser Definition ist unsere heutige Welt des Holozäns (des jüngsten Erdzeitalters) in einer Warmzeit einer Eiszeit.
Woher kennt man denn die Klimageschichte der Erde?
Das ist eine der wichtigsten Fragen, die ich deshlab gleich an den Anfang setze. Man hat noch keine Zeitmaschine erfunden, mit der man einfach mal in der Kreidezeit das Klima vor Ort messen kann. Wir müssen deshalb die geologische Überlieferung heranziehen und mit ihrer Hilfe Rückschlüsse auf das Klima ziehen. Ich will also auf die wichtigsten Methoden eingehen und zeigen, dass sich dahinter kein obskurer Hokus-Pokus verbirgt, sondern nachvollziehbare Rückschlüsse.
1) Sedimentologie oder Gletscher bleiben Gletscher
Ein Gletscher ist ein Gletscher ist ein Gletscher. Das mag auf den ersten Blick trivial erscheinen, ist aber ein wichtiges Hilfsmittel für die Rekonstruktion des Paläoklimas. Ein Gletscher hinterlässt praktisch einen Fingerabdruck, er hinterlässt Dinge im Gelände, die kein anderer geologischer Prozess erklären kann. Findet man diese Dinge, weiß man, dass es Gletscher gab.
Ein Merkmal ist die Moräne. Ein Gletscher transportiert vereinfacht gesagt Material ähnlich wie ein Bulldozer. Er schiebt einen Haufen Schutt vor sich her, im Gegensatz zu Flüssen ist dieser Schutt unsortiert, d.h. es finden sich sowohl gewaltige Findlinge, Kies, Sand und Ton wild durcheinandergemischt, und ungeschichtet, wir können also innerhalb einer solchen Schuttlage keine Strukturen ausmachen.
Ein weiteres Merkmal sind Gletscherschrammen. Wenn ein Gletscher über festes Gestein fährt, dann ritzt er das Gestein in typischer Art und Weise.
Noch ein Merkmal sind Drop-Stones. In einem Gletscher stecken fast immer auch Steine. Wenn ein Gletscher im Meer endet und dort ein Schelfeis oder Eisberge bildet und diese langsam schmelzen, dann fallen diese mitgeführten Steine zum Meeresboden.
Findet man ein solches Merkmal in alten Gesteinsschichten, dann weiß man, es muss ein Gletscher zu diesem Zeitpunkt existiert haben.
Etwas ähnliches gilt für Salzvorkommen. Salz entsteht, wenn Meere und Seen austrocknen. Damit sie überhaupt austrocknen können muss es heiß und trocken sein. Mit zu viel Niederschlag würde sich das Salz wieder auflösen und ohne Hitze würde das Wasser erst gar nicht verdunsten. Salzvorkommen sind also ein eindeutiger Indikator für ein trocken-heißes Klima.
Ein anderer guter Klimaindikator ist Bauxit. Bauxit ist das weltweit wichtigste Aluminiumerz und entsteht nur unter tropischen Klimabedingungen, d.h. heiß und feucht. Nur dort verwittert Gestein stark genug um Bauxit zu erzeugen.
Es gibt auch noch andere Indikatoren, aber diese drei reichen mE um das Prinzip darzustellen.
Wenn wir wissen, unter welchen Bedingungen sich bestimmte Gesteine nur bei einem bestimmten Klima bilden kann, und wir das Alter des Gesteins feststellen können, dann können wir konkrete Aussagen über das damalige Klima treffen.
2) Fossilien oder Krokodile leben nicht im Eis
Krokodile leben in den Tropen, Muschusochsen in der Tundra und Rothirsche in gemäßigten Wäldern.
Wenn man den bevorzugten Lebensraum eines Lebewesens kennt und in einer bestimmten Erschicht Fossilien dieses Lebewesens findet, dann kann man daraus Rückschlüsse auf das Klima ziehen.
Die Schwierigkeit ist dabei zu wissen welches Lebewesen, welchen Lebensraum bevorzugt.
Je weiter wir in der Erdgeschichte zurückgehen, desto weniger ähneln Fauna und Flora der heutigen. Krokodile sind ein guter Klimaindikator, weil sie sich seit Zeiten der Dinosaurier kaum verändert haben und alle Aussterbeereignisse in ihren tropisch-subtropischen Sümpfen überlebt haben. Aber bei Rothirsch und Moschusochse sieht es schon anders aus.
Es funktioniert trotzdem, wenn es gelingt Fossilien klimatisch zu eichen. Was bedeutet das? Wenn wir feststellen, dass ein bestimmtes Fossil oft genug zusammen mit Drop-Stones (siehe oben) vorkommt, dann können wir sagen, dass es in kaltem Wasser lebte.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 11 März 2008 - 20:32.