Die Lincoln-Maschine, ab 7.7.08
#1
Geschrieben 07 Juli 2008 - 07:50
#2
Geschrieben 07 Juli 2008 - 07:55
#3 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 07 Juli 2008 - 12:10
Wo wollen wir denn einen Zwischenstopp einlegen, damit keiner gespoilert wird? Ich schlage vor, erst mal die Kapitel 1 bis 4 zu lesen bzw. zu besprechen; dann sind alle Fäden ausgelegt, und auch im Leben der Hauptfiguren kommt es zu einer kleinen Handlungspause. Das wären, je nach Ausgabe, so cirka fünfzig Seiten, also auch ein guter Happen für Langsamleser ... Was meint ihr?Viel Spass beim Lesen und Diskutieren!
#4
Geschrieben 07 Juli 2008 - 13:07
Na wer sollte das besser wissen als du, schön war übrigens der smiley hinter "die neue Übersetzung kenne ich auch"! Also wo wir die Schnitte setzen, ist mir eigentlich egal, da ich das Buch noch nicht kenne, deshalb verlasse ich mich da ganz auf Franks Ausage. Habe heute in der Mittagspause direkt mal die ersten beiden Kapitel verschlungen, kann deshalb noch nicht allzuviel sagen, nur wieder typisch Dick... bis denne bobIch schlage vor, erst mal die Kapitel 1 bis 4 zu lesen bzw. zu besprechen; dann sind alle Fäden ausgelegt, und auch im Leben der Hauptfiguren kommt es zu einer kleinen Handlungspause.
Wenn ich gewusst hätte, dass es harmlos war,
hätte ich es selber umgebracht!
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#5 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 07 Juli 2008 - 15:29
... wobei er ganz untypisch Dick mal die Ichform gewählt hat.Habe heute in der Mittagspause direkt mal die ersten beiden Kapitel verschlungen, kann deshalb noch nicht allzuviel sagen, nur wieder typisch Dick...
Und die meiner Meinung nach sehr gut beherrscht. Hätte er wegen mir gern öfter tun dürfen. Bin allerdings auch Krimileser und stehe da vor allem auf Privatdetektivromane, die ja traditionell in der Ichform verfasst sind.
#6
Geschrieben 08 Juli 2008 - 06:34
Bearbeitet von Bob Arctor, 08 Juli 2008 - 09:11.
Wenn ich gewusst hätte, dass es harmlos war,
hätte ich es selber umgebracht!
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#7
Geschrieben 08 Juli 2008 - 08:59
Das koennen wir gerne machen. Ich wuerde es aber bei einem Thread fuer den Roman belassen wollen. Oder soll ich noch einen zweiten aufmachen? Was meint Ihr? @ Bob Arctor: Es waere nett, wenn Du in Deinen Posts angeben koenntest, bei welchem Kapitel Du bist bzw. auf welches Du Dich beziehst, damit Leser, die noch nicht so weit sind, u.U. Deinen Post spaeter lesen koennen, wenn sie soweit sind. Danke!Wo wollen wir denn einen Zwischenstopp einlegen, damit keiner gespoilert wird? Ich schlage vor, erst mal die Kapitel 1 bis 4 zu lesen bzw. zu besprechen; dann sind alle Fäden ausgelegt, und auch im Leben der Hauptfiguren kommt es zu einer kleinen Handlungspause. Das wären, je nach Ausgabe, so cirka fünfzig Seiten, also auch ein guter Happen für Langsamleser ... Was meint ihr?
#8
Geschrieben 08 Juli 2008 - 09:10
Ich habe mich mit meinem Post nur auf die ersten 4 kapitel bezogen, obwohl ich bereits im 6. bin....Habe es aber jetzt auch dazu geschrieben. Wenn wir hier die Kapitel trennen wäre ich auch für seperate threads. also weiterhin viel spass gruß bob@ Bob Arctor: Es waere nett, wenn Du in Deinen Posts angeben koenntest, bei welchem Kapitel Du bist bzw. auf welches Du Dich beziehst, damit Leser, die noch nicht so weit sind, u.U. Deinen Post spaeter lesen koennen, wenn sie soweit sind. Danke!
Bearbeitet von Bob Arctor, 08 Juli 2008 - 09:12.
Wenn ich gewusst hätte, dass es harmlos war,
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#9 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 08 Juli 2008 - 09:51
Ach, ich weiß nicht, ob das notwendig ist. So kann man doch immer einfach aufhören mitzulesen, wenn man merkt, dass jetzt der nächste Block dran ist, oder?Wenn wir hier die Kapitel trennen wäre ich auch für seperate threads.
Aber was mir gerade während der Arbeit noch einfiel, weil ja bisher nur die Themen Faszinierende gestörte Frau sowie Menschmaschinen erwähnt wurden:
Wie findet ihr das ab Kapitel 3 skizzierte Gesellschaftsbild? Also das "Federal Bureau of Mental Health", vom Icherzähler auch "die Psycholeute" genannt, Psychotests schon in der Schule, um Personen mit "Problemdynamik" frühzeitig aussortieren und behandeln zu können usw.?
#10
Geschrieben 08 Juli 2008 - 10:04
#11 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 08 Juli 2008 - 10:32
Aus Sutins Biografie ist mir nichts bekannt. Ich bin bei der Übersetzung davon ausgegangen, dass es sich um einen Scherz des Icherzählers auf Kosten seines Geschäftspartners handelt, so nach dem Motto "Du biederst dich überall an, wenn es nur dem Geschäft nutzt" bzw. "wenn du dich schon anbiedern willst, dann richtig". Zugleich fügt sich der Hinweis auf Subud ja auch schön in dieses ganze Psycho-/Besserer-Mensch-werden-Geflecht des Romans ein. Bis morgen, jetzt muss ich ackern! FrankWeiss jemand, ob Dick irgendetwas mit SUBUD zu tun hatte?
#12
Geschrieben 08 Juli 2008 - 15:04
Die Lehre von SUBUD wurde von einem Engländer namens John Godolphin Bennett in den Westen gebracht. Dieser Bennett war einer der Hauptschüler von Georg Gurdjieff. Gurdjieff wiederum vertrat die Auffassung, dass jeder Mensch ein Automat sei. Automat im Sinne einer Reiz-Reaktions-Maschine, die zu keiner wirklich autonomen Handlung fähig ist und alle Handlungen automatisch verrichtet. Der Mensch als Wesen, welches aus reiner Routine und eingefahrenen Gewohnheiten besteht.Aus Sutins Biografie ist mir nichts bekannt. Ich bin bei der Übersetzung davon ausgegangen, dass es sich um einen Scherz des Icherzählers auf Kosten seines Geschäftspartners handelt, so nach dem Motto "Du biederst dich überall an, wenn es nur dem Geschäft nutzt" bzw. "wenn du dich schon anbiedern willst, dann richtig". Zugleich fügt sich der Hinweis auf Subud ja auch schön in dieses ganze Psycho-/Besserer-Mensch-werden-Geflecht des Romans ein. Bis morgen, jetzt muss ich ackern! Frank
#13 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 08 Juli 2008 - 15:51
... was Gurdjieff allerdings zu überwinden hoffte; es war dies seine Kritik am "modernen Menschen".Gurdjieff wiederum vertrat die Auffassung, dass jeder Mensch ein Automat sei. Automat im Sinne einer Reiz-Reaktions-Maschine, die zu keiner wirklich autonomen Handlung fähig ist und alle Handlungen automatisch verrichtet. Der Mensch als Wesen, welches aus reiner Routine und eingefahrenen Gewohnheiten besteht.
Ich sach doch, das fügt sich schön ein.
Mal abgesehen davon, dass wir nach wie vor keine Quellen haben, die darauf hindeuten, dass Dick näher mit den Subud-Leuten zu tun hatte . Und ich glaub auch nicht, dass jemand solche findet.
Bearbeitet von Frank Böhmert, 08 Juli 2008 - 16:00.
#14
Geschrieben 09 Juli 2008 - 05:55
Pass doch mal wieder ins dicksche Weltbild vom Überwachungsstaat. Wir haben ja zu Zeit "nur" Sprachtests, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden...Wie findet ihr das ab Kapitel 3 skizzierte Gesellschaftsbild? Also das "Federal Bureau of Mental Health"
gruß
bob
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#15
Geschrieben 09 Juli 2008 - 17:28
Die Beschreibung der verschiedenen geistig-emotionalen Zustände und Reaktionen der Personen ist sehr gut gelungen. Auch die Beschreibungen der Tests und die mehr oder weniger willkürliche Festlegung dessen, was als psychisch behandlungsbedürftig gilt und was nicht. Und die Behandlungen richten auch oft einigen Schaden an.Wie findet ihr das ab Kapitel 3 skizzierte Gesellschaftsbild? Also das "Federal Bureau of Mental Health", vom Icherzähler auch "die Psycholeute" genannt, Psychotests schon in der Schule, um Personen mit "Problemdynamik" frühzeitig aussortieren und behandeln zu können usw.?
Der Gipfel kommt allerdings in Kapitel 5, wo Louis Rosen Dr. Horstowski aufsucht und man einiges mehr über Behandlungsmethoden und deren Folgen erfährt.
In Kapitel 4 die Autofahrt von Pris und Louis fand ich klasse. Wie sie den ganzen abgelatschten Psychoanalyse-Scheiß so hemmungslos dem armen Louis um die Ohren haut. Hat mir gut gefallen.
@Frank
Warum wurde als Titel "Die Lincoln-Maschine" gewählt und keine Übersetzung des Original-Titels?
#16 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 09 Juli 2008 - 20:10
Der Titel stand schon vor Auftragsvergabe fest. Das ist manchmal so. Vor allem aus Vertriebsgründen.@Frank
Warum wurde als Titel "Die Lincoln-Maschine" gewählt und keine Übersetzung des Original-Titels?
Woher der Verlag den Titel hatte, kann ich nur vermuten, weil wir uns darüber nicht unterhalten haben. Der Roman ist jedenfalls lt. Robinson "die Langfassung der Kurzgeschichte A. Lincoln, Simulacra, die 1969/70 veröffentlicht wurde." Das klingt doch schon sehr nach dem deutschen Titel, hm?
Mir selber wäre auch eine größere Nähe zum Originaltitel lieber gewesen. Aber da reden wir besser gegen Ende des Lesezirkels drüber, wenn keine Spoilergefahr für andere Teilnehmer mehr droht.
Bearbeitet von Frank Böhmert, 09 Juli 2008 - 20:13.
#17
Geschrieben 10 Juli 2008 - 19:44
#18 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 10 Juli 2008 - 20:29
Wobei die wörtliche Rede durchaus Dicks persönliche Meinung zu Tangerine Dream & Co. widerspiegeln könnte.Mir scheint Dick - hat ja auch in Plattenläden gejobbt - hat zu dieser Zeit 1969/70 schon Bekanntschaft mit der "Großen Kosmischen Musik" a la Tangerine Dream gemacht, die zu dieser Zeit gerade in Mode kam.
Zitat Seite 13:" Du bist genauso wie der Rest deiner Familie in diese Weltraum-Voodoo-Geräusche vernarrt, die euer Elektroschrott da von sich gibt".
Denn was immer wieder erwähnt wird, ist ja seine Liebe zur klassischen Musik.
Oder schreibt der Williams (den ich noch nicht gelesen oder auch nur gekauft habe) da anderes?
#19
Geschrieben 10 Juli 2008 - 20:56
Nö, in "die wahren Geschichten" gehts u.a. um den nie geklärten Einbruch in Dicks Bude 1971, Sprengung des Tresors, Diebstahl von Manuskripten,Dicks Paranoia und Verschwörungstheorien. Alles so wild und bizarr wie in seinen stories.Wobei die wörtliche Rede durchaus Dicks persönliche Meinung zu Tangerine Dream & Co. widerspiegeln könnte.
Denn was immer wieder erwähnt wird, ist ja seine Liebe zur klassischen Musik.
Oder schreibt der Williams (den ich noch nicht gelesen oder auch nur gekauft habe) da anderes?
#20
Geschrieben 11 Juli 2008 - 19:55
#21
Geschrieben 15 Juli 2008 - 18:23
Bearbeitet von TrashStar, 15 Juli 2008 - 18:23.
#22
Geschrieben 15 Juli 2008 - 18:43
Kannst du noch weitere Beispiele nennen? Humorvoll kam Dick in den anderen Büchern für mich eigentlich nicht so rüber. (Aber "Der galaktische Topfheiler" soll ja auch lustig sein.)Es gibt zahlreiche unglaublich lustige Szenen
Carpe diem!
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#23
Geschrieben 15 Juli 2008 - 20:42
Seite 172Kannst du noch weitere Beispiele nennen? Humorvoll kam Dick in den anderen Büchern für mich eigentlich nicht so rüber. (Aber "Der galaktische Topfheiler" soll ja auch lustig sein.)
Bearbeitet von TrashStar, 15 Juli 2008 - 20:49.
#24
Geschrieben 15 Juli 2008 - 21:02
Würde ich auch so einstufen. Danke für deine Beispiele!eher absurd komisch.
Carpe diem!
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#25 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 16 Juli 2008 - 08:45
Dick ist ein verflucht lustiger Autor. Allerdings einer mit einem ziemlich verzweifelten Humor. Das geht bei vielen Lesern unter, früher vielleicht auch wegen der ziemlich entstellenden Übersetzungen/Kürzungen. Ich jedenfalls schätze ihn gerade wegen seiner Menschlichkeit -- er leidet mit seinen "Helden" ja spürbar mit und versucht ihnen immer eine Art Happy End oder wenigstens Sinnfindung zu gönnen -- und wegen seines Blicks für Absurditäten, sprich: wegen seines Humors. Wobei der nicht nur überlegen-absurd ist, sondern manchmal auch kindlich-albern.Habe fertig und bin sehr zufrieden Die Lincoln-Maschine ist ein sehr lustiges Buch. Es gibt zahlreiche unglaublich lustige Szenen und ich habe oft und ausdauernd gelacht.
Bearbeitet von Frank Böhmert, 16 Juli 2008 - 08:50.
#26
Geschrieben 16 Juli 2008 - 09:53
Vollste Zustimmung. Kaum ein anderer Autor hat so lebendige Protagonisten wie Dick. Und trotz all der pessimistischen Dinge, die so passieren sind die Figuren fast immer hoffnungsvoll, was das Lesen mit Büchern mit selbst noch so negativen Grundthemen (wie z. B. Nach der Bombe) wieder erträglich macht.Ich jedenfalls schätze ihn gerade wegen seiner Menschlichkeit -- er leidet mit seinen "Helden" ja spürbar mit und versucht ihnen immer eine Art Happy End oder wenigstens Sinnfindung zu gönnen -- und wegen seines Blicks für Absurditäten, sprich: wegen seines Humors.
#27
Geschrieben 16 Juli 2008 - 10:26
Ich finde die Figuren tragi-komisch. Sie sind völlig in ihre persönlichen Dramen verstrickt, können nicht über ihren Horizont hinaussehen und Distanz gewinnen. Gleichzeitig wirken ihre Handlungsweisen absurd und sind unfreiwillig-komisch. Louis Rosen geht sehenden Auges in seinen Untergang und bemerkt es nicht mal richtig, weil er völlig in seine Selbstbezogenheit verstrickt ist. Ob Dick mit seinen Helden leidet, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er einen klaren Blick auf die Funktionsweise der menschlichen Psyche. Dick kann das Verstrickt-sein in die gesellschaftlichen und/oder virtuellen Bedingungen unheimlich gut darstellen. Gleichzeitig wird aber auch klar, dass alle Umweltbedingungen (real oder virtuell) willkürlich sind und dass es ein Fehler ist, sich davon beherrschen zu lassen. Diesen Schritt vollzieht Dick klar, aber seinen Protagonisten erlaubt er den Schritt nicht. Sie sind Gefangene ihrer Bedingungen, die sie nicht transzendieren können. Das erzeugt einen gewissen gruseligen Effekt. Es ist als würde man in einem Labor Versuchstieren zuschauen.Vollste Zustimmung. Kaum ein anderer Autor hat so lebendige Protagonisten wie Dick. Und trotz all der pessimistischen Dinge, die so passieren sind die Figuren fast immer hoffnungsvoll, was das Lesen mit Büchern mit selbst noch so negativen Grundthemen (wie z. B. Nach der Bombe) wieder erträglich macht.
Bearbeitet von TrashStar, 16 Juli 2008 - 18:29.
#28
Geschrieben 16 Juli 2008 - 15:03
#29
Geschrieben 16 Juli 2008 - 15:48
Wenn ich gewusst hätte, dass es harmlos war,
hätte ich es selber umgebracht!
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#30
Geschrieben 17 Juli 2008 - 08:57
Eine durchaus überlegenswerte Sicht auf Dicks Humor.mit einem ziemlich verzweifelten Humor. Das geht bei vielen Lesern unter, früher vielleicht auch wegen der ziemlich entstellenden Übersetzungen/Kürzungen. Wobei der nicht nur überlegen-absurd ist, sondern manchmal auch kindlich-albern.
Carpe diem!
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