Juhu ... mein Mitleser ist noch da. 
Ich frage mich auch die ganze Zeit, wie man zu zweit einen einigermaßen runden Zirkel
bilden kann.
Stellenweise fand ich das Lesen mühsam wegen der vielen Fachtermini. Zuerst habe ich versucht diese zu überlesen, aber das hat nicht funktioniert. Also lese ich sozusagen mit der ständigen Begleitung von Wikipedia. Das ist etwas lästig und hemmt den Lesefluss.
Im MIttelteil fiel mir das nicht mehr sonderlich auf, im letzten Abschnitt allderings nehmen sie wieder zu, wobei ich immer
noch nicht wirklich begriffen habe, warum Personen als K-Strategen, andere als R-Strategen bezeichnet werden. Sind reiche
Personen mit wenigen (gar keinen) Kindern K-Strategen, arme hingegen R-Strategen, wenn sie viele Kinder in die Welt setzen,
und deren Sterblichkeitsrate hoch ist. Im Text-Kontext verstehe ich es nicht wirklich, möglicherweise darf man es hier auch
nicht wörtlich nehmen, sondern in einem übertragenen Sinn, der mir noch nicht einleuchtet.
Die Konflikte zwischen den Riftern und den Firmenbossen, sowie die Konflikte innerhalb der Parteien, finde ich spannend.
Die dann aber in "Seppuku" kaum noch eine Rolle spielen. Die Handlung verlagert sich wieder auf das Festland, die Zahl
der Protagonisten wird stark eingeschränkt, es bleibt interessant, auch wenn das Ende letztlich nicht so überraschend ist,
wie man es sich vielleicht erhofft hat.
Insgesamt finde ich, dass die Rifters-Trilogie eines der interessantesten SF-Werke der letzten Jahre ist. Das Thema Tiefsee
und Nahzukunft ist zwar hierzulande durch Frank Schätzing gefühlt bis zum letzten Winkel ausgefüllt, aber im Gegensatz zu
diesem hat Watts die angenehme Eigenschaft, nicht alles im Text für den Laien zu erklären, was man sich mit etwas
Initiative auch selbst erarbeiten kann. Man wird nicht mit Wissen zugeschwätzt. Auch wenn man nicht jedes Mal ein Lexikon
zu Rate zieht, geht nichts wirklich Wesentliches verloren, man könnte aber die eine oder andere Sache "verpassen".
Watts ist mit Sicherheit einer der interessantesten Autoren der letzten Jahre und wird offenbar leider nicht so wahrgenommen.
Wer sich mit der Schwerpunktwissenschaft Biologie in gut geschriebener SF anfreunden kann, sollte Watts auf keinen Fall verpassen. Welcher Autor hat schon jemals eine Frau mit einem Satz wie dem folgenden beschrieben: "Ein braunhäutiger Ektomorph von
einer Frau mit grimmigen Gesichtszügen öffnete die Tür."?
Auch sein "Blindflug" ist eine Lektüre wert, dass in diesem Zusammenhang auch das Stichwort "Vampire" fällt, sollte
nicht abschrecken. Demnächst steht ein Band an, der im Universum von "Blindflug" spielt und die Ereignisse, die
währenddessen die Erde heimsuchen, behandelt.
Bearbeitet von Lucardus, 29 November 2009 - 14:20.