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Hellboy


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22 Antworten in diesem Thema

#1 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 16 September 2004 - 23:58

Hellboy (2004; R.: G. del Toro, D.: John Hurt, Ron Perlman)

Eingefügtes Bild

Einem großen (Ok)kultcomic der Neunziger soll ab dato im Kino Leben eingehaucht werden. Die schräge Story (ansatzweise):

Die Nazis wollen gegen Ende des Krieges unbedingt wieder die Oberhand gewinnen, und bewegen Geldberge (und viel Retro-Technik) um mittels eines russischen Schwarzmagiers den 7 bösen Mächten des Universums ein Portal zu uns zu schaffen. (Nazis im Weltraum! Yay! Eingefügtes Bild) Dies wird im letzten Moment von den Amerikanern, beraten von Prof. Bruttenholm (Hurt), vereitelt. Aber es kommt durch diese kurze Annäherung an das Dunkle ein dämonisches Wesen in Form eines roten, spitzhörnigen Babys zu Stande. Dessen rechte Hand ist umgeben von einer riesigen Steinfaust. In kurz: Hellboy. Dieses Wesen wächst sehr langsam heran, und wird ein Teil der US-Behörde, für die der Prof. arbeitet. Dieses "Bureau" untersucht/verhindert paranormale Bedrohungen und Hellboy (Perlman) ist wie geschaffen dafür. Hier trifft der neu hinzu gekommene Ex-FBI-Agent Myers auch die eigentlich normal wirkende Liz Sherman und den außerordentlichen Gentleman Abe Sapien an. Ungefähr zur selben Zeit taucht nach langer Abwesenheit auch wieder der Russe und seine kaum gealterten Nazi-Assistenten auf. Sie wollen ihre ursprüngliche Mission vollenden - dazu brauchen sie Hellboy's besondere Fähigkeiten...

Kurze Kritik (für diejenigen die das Comic wohl eher nicht konsumieren werden)
Ein interessanter Film, der neben "richtigen" Monstern auch ein wenig Tiefgang und coole Dialoge, und einigermaßen ausgereifte Charakterisierung, bietet. Wer nie genug Action abkriegt, nehme zur Kenntnis: Indiana Jones war gegen HB ein Schlaffi! Wer andererseits Lovecraft liebt, wird hier auch viele Motive wieder erkennen. Man besuche also diesen Comic-Action-Movie mit der Erwartung, es käme eine weitere Verhunzung der Sprechblasenwelt daher, und lasse sich überraschen! Ein 2. Film ist übrigens für 2006 angekündigt.

Längere Kritik (für diejenigen die evtl. das Comic vorher durchsehen würden)
Zu meiner Überraschung war trotz der gelegentlich unpassenden Aufblähungen des Originalszenerie (hier ist das ursprünglich skurrile dahin-tüftelnde Bureau ein gewaltiger unterirdischer Traktat) und der sehr im Zeitraffer erzählten Hintergründe (dieser Film verrät ALLES was im Comic liebevoll über Jahre über HB's wahre Natur entwickelt wurde) die Essenz der Charaktere da: HB in großartigem (CGI-assistierten?) Makeup, und sehr "treu" nachgespielt von Perlman (what a lovable mug! Eingefügtes Bild), Liz und Abe wie sie sein sollten, der Prof. der etwas unnahbare, nachdenkliche, väterliche Warner. Toll!

Es war interessant, einige der "Bösewichte" aus dem Comic "live" zu erleben, allerdings ging mir der messerschwingende Eisenmasken-Nazi Kroenen irgendwann ziemlich auf den Keks: Im Comic ist er ein verrückter, kaltblütiger Wissenschaftler, der gelegentlich auch an die Menschlichkeit Anderer appelliert, weil er keine mehr besitzt.

Von dem ätherisch-ästhetischen MINIMALISMUS des Comics ist fast nichts mehr geblieben. Die Bauten sind gigantoman, das Bureau ein weiterer X-Files-Klon (wie schon in Men in Black, aber da nahm sich der ganze Rahmen weniger ernst). Auch auf die gelassene, langsame Erzählweise des Comics, die erst nach und nach Einiges aufdeckt (und vieles Weitere nicht!) wurde remake-traditionsgemäß verzichtet. Schön sind einige Szenen wie z.B. HB im "Kampf" mit der U-Bahn, HB mit dem Jungen auf dem Dach, und HB mit der nicht ganz zur Ruhe gekommenen Leiche auf dem Rücken. Eine zum Totlachen gute und originelle Idee war auch die Szene mit dem Schleifgerät.

Wer also wie ich solche Szenen als kleine Juwelen wahrnehmen könnte, und sich fragt warum Hellboy so gerne Pfannkuchen isst, oder einfach Lovecraft oder Ashton-Smith liebt und auch Comics nicht absolut ablehnt, sollte unbedingt vor Filmkonsum einen Blick in die Comics werfen, damit der erste Eindruck Mike Mignola's einfache Erzählungen und eingängige Layouts/Schattierungen sind - wie der lange Schwenk einer magischen Kamera durch die Unterwelt.

Wer will, darf mich auch gerne in Berlin besuchen und die Nummer 1 (Coverbild der gesamten 4er-Miniserie s. oben) ausleihen, die die Entstehungsgeschichte, noch vom Altmeister John Byrne getextet, und erste Erlebnisse des erwachsenen "Jungen" aus der Hölle darstellt. Mensch mache einen Termin per EMail mit mir aus. Wenn mensch sich traut! Eingefügtes Bild

Bearbeitet von Markus, 25 Januar 2013 - 22:40.

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"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."

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#2 Rusch

Rusch

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Geschrieben 17 September 2004 - 06:55

Hellboy ist ein gelungeren Streifen. Hier meine Rezi zu dem Film: Rezension

#3 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 17 September 2004 - 08:57

Hellboy ist ein gelungeren Streifen. Hier meine Rezi :

Du mahnst in deiner Rezi an, dass Nazis und ein gewisser bekannter russischer Mystiker eingesetzt werden. Nun, es geht hier um Geschichten die bekanntere Werke aus der Trash-Literatur (obwohl sich sicherlich einige Lovecraft-Fans gegen diese Kategorisierung wehren) und der frühen B-Film-Kinowelt zitieren. Mignola hat m.E. die Plots relativ einfach gehalten (bzw. er wiederholt einfach alte Sagen in neuem Gewand u.a. auch inkl. der russischen Baba Yaga), um sich auf Grafik und Text konzentrieren zu können, und schließlich ist es ja schon relativ originell einen Dämonen als widerwillig-mächtigen, coolen Abenteuer-Hero einzubringen. Wie gesagt, ich empfehle sehr die Comics mal zu Gemüte zu ziehen.

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#4 Rusch

Rusch

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Geschrieben 17 September 2004 - 09:42

Hellboy ist ein gelungeren Streifen. Hier meine Rezi :

Du mahnst in deiner Rezi an, dass Nazis und ein gewisser bekannter russischer Mystiker eingesetzt werden. Nun, es geht hier um Geschichten die bekanntere Werke aus der Trash-Literatur (obwohl sich sicherlich einige Lovecraft-Fans gegen diese Kategorisierung wehren) und der frühen B-Film-Kinowelt zitieren. Mignola hat m.E. die Plots relativ einfach gehalten (bzw. er wiederholt einfach alte Sagen in neuem Gewand u.a. auch inkl. der russischen Baba Yaga), um sich auf Grafik und Text konzentrieren zu können, und schließlich ist es ja schon relativ originell einen Dämonen als widerwillig-mächtigen, coolen Abenteuer-Hero einzubringen. Wie gesagt, ich empfehle sehr die Comics mal zu Gemüte zu ziehen.

Hi Yipi, sieh die Rezi einfach als von jemanden geschrieben, der den Comic nicht kennt. Ich bin zwar leidenschaftlicher Comicleser und habe bestimmt 1000 Comics in meinem Keller, aber Hellboy kenne ich nicht und auch mit Cthullu und Lovecraft habe ich mich nicht intensiv befasst. Es ist halt mein Eindruck. In US Comics wird leider zu oft auf plagative Klischees zurück gegriffen. Ich habe einige Comics in denen die Schurken Ex-Nazis oder Neo-Nazis sind. Sorry, ich will Mignola nicht zu nahe treten, aber das zeugt von Einfallslosigkeit. Und die Sache mit Rasputin war ja wohl der oberfehlgriff. Warum nennt man den nicht irgendwie anders? Der Typ muss ja nicht der Rasputin sein, oder? Aber wie Du gelesen hast habe ich Hellboy diese Klischees verziehen. Der Film ist eine klasse Comicverfilmung die Spass macht.

#5 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 17 September 2004 - 14:40

Oder, mit anderen Worten: Tricktechnisch perfektes, unterhaltsames Feindbild-Verbraten für alle, die zwischen Trash und Realität unterscheiden können.Manche können das nicht, für die sind Russen und Deutsche - Verzeihung, Nazis - immer und zu jeder Zeit mit Luzifer im Bunde, nicht nur im Comic oder der entsprechenden Verfilmung.Andererseits ist politial correctness etwas Feines, aber man kann's auch übertreiben.
Though my soul may set in darkness, it will rise in perfect light;
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)

#6 Rusch

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Geschrieben 17 September 2004 - 15:03

Mich stört weniger, dass man uns Deutsche als Nazis hinstellt. Das kann glaube ich inzwischen selbst ein Amerikaner diffenzieren. Es geht vielmehr darum, dass man lieber auf ein Klischee zurückgreift, von dem jeder weiss: "das sind die Bösen" als sich Mühe zu geben, einen Gegner richtig überzeugend darzustellen. Man könnte auch sagen: Ich sehe in der Verwendung von solchen Klischees einen Mangel an kreativen Ideen.

#7 Andreas

Andreas

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Geschrieben 18 September 2004 - 16:24

Ich muss gleich mal vorausschicken, dass ich den Film noch nicht gesehen habe, aber die Hellboy-Comics zu meinen Favoriten zähle.@ RuschIch bin ganz froh, dass Hellboy auch im Film von den Nazis heraufbeschworen wird. Denn als alter Fan der Hellboy-Comics weiss ich ja, dass das die wahre Geschichte ist. ;) Wäre schade gewesen, wenn sie das aus irgendwelchen Gründen im Film (Political Correctness, Kreativität, Laune des Regisseurs,...) geändert hätten.Natürlich war das auch damals im Comic keine wirklich neue Idee. Aber wie Yipi schon ausführte, handelt es sich bei Hellboy eher um einfache, trashige Geschichten, die vor allem durch Mike Mignolas Zeichenstil und die dichte Atmosphäre, sowie die sehr, sehr langsame (über viele Geschichten verteilte) Entwicklung der Charaktere leben. Wenn man die reinen Geschichten betrachtet, findet man nur wenige ausgefallene und neue Ideen. Trotzdem funktioniert der Comic (zumindest für mich). Übrigens wurde in den neueren Geschichten auch ein deutscher Mitarbeiter des BPRD (also bei den Guten) eingeführt. Sein Name ist "Johann Kraus". Wobei das natürlich so knapp an "Kraut" ist, wie nur irgendwie möglich. ;) Freut mich aber, dass dir der Film sogar gefallen hat, obwohl du die Comics nicht kennst. Es ist für die Macher eines solchen Films sicher nicht leicht, es allen recht zu machen. Und Geld wollen sie am Ende auch noch verdienen. @ Yipi:Du erwähnst einige Szenen wie z.B. HB im "Kampf" mit der U-Bahn, HB mit dem Jungen auf dem Dach, und HB mit der nicht ganz zur Ruhe gekommenen Leiche auf dem Rücken. Damit kann ich jeweils Bilder aus dem Comic verbinden. Aber was bitte hat es mit dem Schleifgerät auf sich ? (Natürlich nur, wenn du damit nicht zuviel verrätst)
Homepage/Blog: www.dr-dings.de

#8 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 20 September 2004 - 09:30

In US Comics wird leider zu oft auf plagative Klischees zurück gegriffen. Ich habe einige Comics in denen die Schurken Ex-Nazis oder Neo-Nazis sind. Sorry, ich will Mignola nicht zu nahe treten, aber das zeugt von Einfallslosigkeit. Und die Sache mit Rasputin war ja wohl der oberfehlgriff. Warum nennt man den nicht irgendwie anders? Der Typ muss ja nicht der Rasputin sein, oder?

Dass vielen Comics bei globalen Bedrohungen nichts Anderes einfällt als (Neo-)Nazis dahinter zu sehen, finde ich auch zunehmend ärgerlich; sogar Meister Byrne war sich dafür nicht zu gut als die Mauer fiel, in (glaub' ich) Marvel's damals wiederbelebter Namor-Serie in diese Rille zu hauen (nach dem Motto "jetzt vo vir vieder vereint sind, können vir da veiter machen vo vir...").

Aber Mignola macht das anders: Er webt immer wieder Bekanntes mit tief Recherchiertem in einen lockeren (sprachlichen und visuellen) Dialog; die Altbekannten, wie die Techno-Nazis und Rasputin sind da eher Ecksteine, die symbolhaft für Elemente der andauernden Geschichte stehen. Rasputin z.B. steht m.E. für den ewigen Grenzgänger (neben HB selbst) zwischen dieser Welt und der Nachwelt. Dafür eine Figur auszuwählen die als Mystiker galt, und insbesonders unsterblich zu sein schien (Rasputin prahlte meines Wissens damit, dass er von Menschen nicht umgebracht werden könne), ist doch legitim. Die Figur zieht auch den evtl. unbelesenen Leser (der aber von Rasputin schon gehört hat) an und damit tiefer in Mignola's eigene arkane alternativ-historische Geschichtswelt hinein.

@Andreas: Der Grund fürs Schleifen ist eine originelle Erklärung warum HB's Hörner immer so flach am Kopf gehalten sind. ;) Fehlte irgendwie im Comic...

Wenn man die reinen Geschichten betrachtet, findet man nur wenige ausgefallene und neue Ideen. Trotzdem funktioniert der Comic

Genau! Es wird eine Stimmung durch Wort und Bild verkauft, die Lust am Moment des Hineinfühlens. Fast schon wie eine konvergierende "westliche" Erzählart parallel zu der in besseren Mangas.

P.S.: Ich habe gestern gelesen, dass die aktuelle HB-Produktion auch anscheinend an Herr-der-Ring-itis leidet, insofern schon zu Beginn angekündigt wurde, dass die DVD eine um 20 Minuten längere Fassung enthalten wird. Langsam aber sicher werden Kinofilme zu Meta-Trailern für DVDs, deren Umsatz wohl Hollywood's Profite retten soll. Ich kauf mir jedenfalls aus Protest erstmal keine DVDs mehr! ;)

(Midnite-oil-burnin') P.P.S.: Habe jetzt auch den Film in die Film-DB eingestellt - man darf also (ruhig auch kommentarlos) Punkte vergeben! Der Amazon-Link zeigt auf die DVD-Vorbestellseite - man kann also wahrhaftig ein halbes Jahr im Voraus schon bestellen! :huh:

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 12 Dezember 2004 - 16:45.

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#9 Jakob

Jakob

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Geschrieben 11 Januar 2005 - 12:41

Zeit, ein Versprechen einzulösen - yiyippee hat mich seine HB-Comics ausgiebig studieren lassen, und jetzt ist es endlich an der Zeit, sie auch mal zu kommentieren. Gar nicht so leicht, diesem Thread noch etwas neues hinzuzufügen:Vorweg: ich hab erst den Film gesehen, und halte ihn für die einzige positive Überraschung des letzten SF/Fantasy-Kinojahres. Die Plotlücken wurden ja schon besprochen, aber die werden durch die Figuren und die Szenerie aufgewogen. Ron Perlman würde man einen Aufstieg in die A-Liga wünschen, wenn er nicht in der B-Liga so großartig wäre (Wäre er ein Star vom Format Jack Nicholsons, hätte er wahrscheinlich gar nicht HB gespielt, deshalb ist es eigentlich gut, dass er ist, wo er ist).Der Comic war also mit einer positiven Voreingenommenheit meinerseits konfrontiert. Die hat sich auch erfüllt, allerdings ganz anders als erwartet. Im Comic ist HB eine viel ernstere und tragischere Figur, tatsächlich eher ein Noir-Ermittler. Ich liebe die reduzierte Erzählweise, die bei HB oft auf die Spitze getrieben ist: nichts nebensächliches wird erklärt (z.B. ist nie die Rede davon, warum niemand HBs aussehen für etwas sonderbar befindet - als Gast zum fünf-Uhr-Tee macht er offenbar eine absolut akzeptable Figur). Hier konvergiert der massive, stringente Zeichenstil wunderbar mit der Erzählweise. Eigentlich ist der Zeichenstil die Erzählweise.Ein wunderbares Beispiel für den melancholisch-ironischen Tonfall von HB ist für mich die kurze geschichte "The Iron Shoes" (ich glaube, das war der Titel). In Einzelepisoden von jeweils zwei Seiten länge erzählt, bringt sie viele Themen des Comics knapp auf den Punkt: Es geht um das Ende des mythologischen Zeitalters, von dem HB ebenso ein Teil ist wie er zur Menschenwelt gehört. Das ist ein sehr trauriges Thema, etwa wie die Entzauberung der kindheit durchs Erwachsenwerden, aber es wird mit einem unterschwelligen Optimismus behandelt, der aus der ironischen Distanz von der Mythologie erwächst: der große Gewinn, den die Menschheit mit ihrem Ende erhält, ist nämlich die Fähigkeit, selbst zu entscheiden, anstatt magischen Kräften ausgeliefert zu sein.Ein "Problem" nicht nur der HB-Comics ist natürlich die in gewissem Maße romantisierende Benutzung der Nazis als Bösewichter. Das ist natürlich eine Tradition, und ich finde, dass es auch gar keine so schlechte Tradition ist. Aber natürlich birgt sie immer die Gefahr, die Nazi-Figuren in große, tragische Bösewichter zu verwandeln und ihnen damit insgeheim Bewunderung zu zollen - jüngst bot da "Der Untergang" ein besonders hässlich geschichtsrevisionistisches Beispiel. Hb machts da aber noch etwas besser: Hier sind die Nazis tatsächlich selbst recht klägliche gestalten, die einer magisch-mythologischen Ideologie anhängen und wenig "diabolische Größe" an den Tag legen. Die Rolle bleibt Rasputin vorbehalten, der wiederum eine ganz und gar mythische Gestalt ist.Soweit erst mal die ersten Gedanken, nachdem die Lektüre sich gesetzt hat. Interessant finde ich auch die zahlreichen Lovecraft-Anklänge - es ist erstaunlich, wlechen unglaublichen Einfluss dieser Autor auf Horror und Phantastik hat, und dass, obwohl seine Erzählungen von kaum jemandem als wirklich meisterhaft eingestuft werden. Auch wenn Lovecraft vielleicht nicht der beste Stilist aller Zeiten und gar kein Figurenzeichner ist, irgendwas muss er angestoßen haben ...
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

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#10 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 11 Januar 2005 - 20:57

Ein wunderbares Beispiel für den melancholisch-ironischen Tonfall von HB ist für mich die kurze geschichte "The Iron Shoes" (ich glaube, das war der Titel). In Einzelepisoden von jeweils zwei Seiten länge erzählt, bringt sie viele Themen des Comics knapp auf den Punkt: Es geht um das Ende des mythologischen Zeitalters, von dem HB ebenso ein Teil ist wie er zur Menschenwelt gehört. Das ist ein sehr trauriges Thema, etwa wie die Entzauberung der kindheit durchs Erwachsenwerden, aber es wird mit einem unterschwelligen Optimismus behandelt, der aus der ironischen Distanz von der Mythologie erwächst

Meinst du die Sequenz mit der sprechenden Leiche auf HBs Rücken, die im Film kurz karikiert wurde? Die heißt im Original "The Corpse" - "Iron Shoes" ist die relativ kurze Story mit dem in der Kirche lebenden beschuhten Troll...

Schön, dass du zur Niederschrift gekommen bist! Freu mich dass es dir letztendlich gefallen hat. Und, ja, "Corpse" ist auch eine meiner Lieblingsepisoden - HB als typischer Grenzgänger zwischen der alten Welt und der neuen (Westlichen).

Deutetest du an, dass es egal ist, was man zuerst zu sich nimmt, bewegtes oder getuschtes Bild? Das kann ich wohl letztendlich nicht so einschätzen, da ich VIEL Zeit für die Hefte hatte, bevor es den Film gab. Und ich finde man braucht zum HB-Lesen viel Zeit. Das kann ein Film nicht transportieren.

Ein "Problem" nicht nur der HB-Comics ist natürlich die in gewissem Maße romantisierende Benutzung der Nazis als Bösewichter. Das ist natürlich eine Tradition, und ich finde, dass es auch gar keine so schlechte Tradition ist.

Hm, ja, aber da sehe ich schon einen Unterschied zwischen der Nutzung von Nazis als Geschichtselement bei dt. und anderssprachigen AutorInnen. Letztere sind i.d.R. die "Gewinner" - die gehen in meiner Erfahrung grundsätzlich lockerer damit um, und DÜRFEN sich derartige Lockerheit erlauben (auch aus meiner Sicht). Mir geht's nur gelegentlich auf den Geist (s. mein Kommentar zu Byrnes Namor, oben) wenn sie es dann in Gegenwartsgeschichten mit ALLEM Deutschen gleich setzen, als ob es überhaupt keine Entwicklung bei uns in den letzten 60 Jahren gegeben hätte.

Wäre Mignola Deutscher, hätte er sich sicherlich andere "Orcs" ausgesucht...

Aber dass die Nazis eher schwach und einfallslos wirkten im HB-Comic, stimmt. Die einzigen Ausnahmen sind Ilsa Hauptstein, die nachher zur "Eisernen Jungfrau" wird (sie vergöttert Rasputin bis zur Destruktion), der "Retorten-Nazi" von Klempt (der aber meistens auch eher lächerlich wirkt) und seine "österreichische" Enkelin Inger (im letzten Graphic Novel "Conqueror Worm" - kamst du dazu?). Sie wirken letztendlich normal, machen Fehler wie alle Charaktere im HB-Comic - und zeigen damit auch ein wenig wie allgegenwärtig Faschismus sein kann: HB und die Nazis sind dauernd da, unter uns - aber HB, der grellrote Teufel, das offensichtlich Horrende, versteckt sich gar nicht, deckt das versteckte Böse auf...

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#11 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 17 März 2006 - 11:00

Ich sehe gerade zum ersten Mal die DVD-Box durch: Der Director's Cut ist jedenfalls abgerundeter, und macht den Film weniger hektisch. Dass Agenten des BPRD in der längeren Fassung noch immer mal eben abgemurkst werden, wird zwar mit einer Ausnahme nach wie vor unkommentiert hingenommen (dafür zünden sich die "Männer" dann genüßlich eine Zigarre an), aber Del Toro geht es m.E. eh mehr um Stimmung/Coolness als um Erkundung des Menschseins; am menschlichsten ist immer noch Hellboy selbst.

Die Bonus-Teile der DVD sind sehenswert - u.a. lernt man wie animierte Sequenzen zusammen mit realem Hintergrund und Zeichentrickhilfen "storyboarded" werden. Auch das Kommentar von 4 Schauspielern, mit dem Film als Bildausschnitt und den 4 sichtbar im Studio während sie zugucken ist spannend (allerdings bemühe ich mich immer öfter, allgemeingültige Äußerungen von SchauspielerInnen nicht lächerlich zu finden, seit ich Team America gesehen habe).

Die DVDs, die man ja nur zu Hause sehen kann, wurden derart liebevoll gemacht, dass ich mich wirklich frage, wie lange das Kino noch gegen so eine Umfunktionierung seiner Rolle im Mainstream-Filmmarkt ankommen kann. Einerseits will ich nicht unterstützen, dass Kinos zu "Trailer-Vorführungs-Orten" für DVDs degradiert werden (in Vorbereitung ihres völligen Verschwindens), andererseits habe ich DIESE Box-Aufmachung sehr genossen. Letztendlich nimmt sich jedoch in diesem Fall die Filmversion zu ernst - die Essenz des Comics ist so nicht vermittelbar. Es bleibt eine Hommage, ein Film eines Fans, auch eine sehr eigene Interpretation (die ja der Autor, Mignola, hier in Interviews ausdrücklich billigt).

Fazit: Man lese (auch) die Comics!

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 17 März 2006 - 11:03.

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#12 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 17 März 2006 - 12:05

Letztendlich nimmt sich jedoch in diesem Fall die Filmversion zu ernst - die Essenz des Comics ist so nicht vermittelbar. ...

Beitrag anzeigen

Meinst Du jetzt den "Directors Cut" gegen die Kino-Version oder den Film allgemein gegen das Comic? Letzteres wäre mir total schnuppe, weil ich mir noch nicht einmal sicher bin, dass "Hellboy" zum zeitpunkt des Films in Deutschland offiziell erhältlich war. Außerdem ist Ron Pearlman einfach überaus göttlich; nicht nur in diesem Film. Der Beweis für mich, das Comic-Verfilmungen vor allem dann funktionieren, wenn sich das umgesetzte Film-Universum ernst nimmt oder eben auf sympathische Weise vergackeiert.

Ron Pearlman kennt man übrigens aus "Der Name der Rose", "Alien 4" und auch aus "Blade II"; in letzterem war er sowieso der einzige Lichtblick.

Bis dennen,
Henrik
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
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Serie "Mad Men"

#13 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 17 März 2006 - 12:32

Meinst Du jetzt den "Directors Cut" gegen die Kino-Version oder den Film allgemein gegen das Comic? Letzteres wäre mir total schnuppe, weil ich mir noch nicht einmal sicher bin, dass "Hellboy" zum zeitpunkt des Films in Deutschland offiziell erhältlich war.

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Back to front: Doch, das Comic war schon lange erhältlich, sogar (fast alles) auf deutsch. Ich vergleiche den Film (in der Kino- oder der DVD-Version) mit dem Comic; natürlich macht der Film Spaß, aber das würde auch eine 2-stündige Zusammenfassung vom Buch Herr der Ringe von z.B. Terry Gilliam tun - ohne dabei dem Buch gerecht zu werden.

Dass dir das schnuppe ist, ist Ok. Ich will hier aber das Comic auch ins Blickfeld rücken: Es ist so gut, dass ich es Leuten empfehle, die fragen, "Welches Comic kann ich mir mal repräsentativ hereinziehen, um in Diskussionen über moderne Literatur, zu der ja Comics jetzt wohl gehören, mitreden zu können?" Der gute Film ist eine Hommage an einen wichtigeren modernen visuellen Roman (um mal den Begriff "graphic novel" frech zu verdeutschen), m.E. locker in den Top 5 der letzten 15 Jahre, und durchaus vergleichbar mit den, sagen wir, Top 10 im SF-Roman-Bereich in derselben Zeitspanne.

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 17 März 2006 - 12:33.

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#14 Jakob

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Geschrieben 17 März 2006 - 12:32

Mir kam de Director's Cut auch sehr viel flüssiger vor. Das viele Bonusmaterial verweist allerdings tatsächlich auch auf den Trend weg vom Kino: Weg vom "Original", hin zum Komplettismus. Heute kommt es für viele eben nicht mehr darauf an, die "Original Kinoversion" zu haben (auch, wenn das oft immer noch auf denbare-bones-DVDs draufsteht), sondern darum, noch die letzte "entfallene Szene" gesehen zu haben.Solange das ganze als "Arbeitsteilung" zwischen Kino und DVD läuft, gefällt es mir eigentlich gar nicht so schlecht: Im Kino krieg ich immer noch das bessere "Erlebnis", auf der DVD hab ich dagegen auch eine Menge Spaß dabei, mir einen Film häppchenweise und in verschiedenen Varianten zu Gemüte zu führen.Was die HB-Film-Comic-Unterschiede angeht: Erscheinen mir immer noch recht sinnvoll. Für mich war der Hauptunterschied, dass HB in einer relativ "realistischen" Gegenwartswelt spielt. Die Comics sind dagegen etwas surrealer - da stört sich z.B. keine der menschlichen Figuren daran, dass HB groß und rot ist, sie akzeptieren ihn einfach als einen Ermittler. Für den Comic ist das ein interessanter Ansatz, für den Film wäre es eher verwirrend gewesen und wäre dem Thema von HBs Identitätskonflikt sogar abträglich gewesen. Insgesamt finde ich Film und Comic in diesem Fall ein wirklich erfreuliches Beispiel dafür, wie sich verschiedene Medien ergänzen.
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#15 TheFallenAngel

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Geschrieben 20 Juli 2012 - 17:54

comic con nachlese: Neues zu HELLBOY 3

#16 Armin

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Geschrieben 14 Juli 2014 - 07:12

Guillermo del Toro über Hellboy 3.

#17 Gallagher

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Geschrieben 11 August 2014 - 04:16

Nachdem ich "Hellboy" im TV jetzt schon zweimal stückweise gesehen habe (zu spät eingeschaltet, beim Zappen hängen geblieben, nix kapiert, wieder ausgemacht) habe ich jetzt, da ich den Film im Virgin Megastore auf dem Grabbeltisch gefunden habe, diese Bildungslücke endlich schließen können. Bin angenehm überrascht. Die einzelnen "wirren" Szenen, an die ich mich dunkel erinnerte, ergeben ja doch einen Sinn! Ja, die Prämisse ist gehobelter Blödsinn und die Nazis sind noch alberner als bei Indiana Jones, aber die Story ist rasant und in sich schlüssig erzählt. Mir hat's Spaß gemacht. Wie alt war der Professor eigentlich zuletzt? Weit über 90, oder? Da sind andere schon längst in Rente...

Bearbeitet von Gallagher, 11 August 2014 - 04:20.

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#18 TheFallenAngel

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Geschrieben 19 Januar 2017 - 23:34

so, sind ja wieder paar jährchen um, daher:

 

Guillermo Del Toro teases new HELLBOY movie



#19 TheFallenAngel

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Geschrieben 23 Februar 2017 - 00:31

Guillermo del Toro verkündet: Es wird definitiv keinen dritten „Hellboy“-Film geben

 

wat für'n hin und her ...



#20 Gen. Bully

Gen. Bully

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Geschrieben 23 Februar 2017 - 13:56

Schade eigentlich.
"Es gibt 5 Arten der Lüge: die gewöhnliche Lüge, den Wetterbericht, die Statistik, die diplomatische Note und das amtliche Kommuniqué" George Bernhard Shaw
"Bazinga!"

#21 TheFallenAngel

TheFallenAngel

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Geschrieben 09 Mai 2017 - 13:17

und nu ist auch bei diesem franchise wieder alles ganz anders, siehe hier


Bearbeitet von TheFallenAngel, 09 Mai 2017 - 13:24.


#22 TheFallenAngel

TheFallenAngel

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Geschrieben 02 August 2018 - 07:59

R&D erinnern an 25 Jahre Hellboy



#23 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 02 August 2018 - 12:22

Vielen Dank für den Link - lesenswert! q:)d


/KB

Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."

(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")



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