Nachdem im Kino seit Silverado eine schleppende Renaissance des Genres, klein aber fein, und nach mehr Authentizität strebend, zu Stande kam, gibt es seit ca. 2 Jahren im TV jetzt eine bemerkenswerte Serie über eine der legendären Stätten des Westens: Deadwood, über das gleichnamige Goldgräberstädtchen in Süd-Dakota, zur Zeit als Wild Bill Hickok dort starb, und Calamity Jane ihren "Nick" bekam.
Wichtige Figuren sind u.a. die Saloon-Besitzer - der alteingesessene Brite Swaerengen (glaubhaft gespielt von Ian McShane) und der neuere Tolliver (Powers Boothe) - die immer auch in ihren Saloons ein Bordell betreiben, die Hardware-Store-Gründer Star & Bullock - letzterer wird zum Sheriff, als dem "Camp" droht von den neuen "U.S.A." eingemeindet zu werden, und zur Not unter US-Vorgabe "befriedet" zu werden - und die Huren Stubbs und Trixie, wie auch die wortgewaltige "Pfadfinderin" Jane u.v.m..
Die Schauspielerei ist m.E. passabel bis gut, aber umhauen tut der Echtheitsanspruch und überhaupt das Drehbuch. Ähnlich 24 basiert die Serie auf einer festen Zeiteinteilung der Folgen - hier ein Tag pro Folge, beginnend mit dem Tag an dem Star & Bullock ankommen, mit dem Ziel ihr Glück mit einem Laden, der den Gräbern alles Nötige an Werkzeug usw. anbietet, zu machen.
Hier wird, meistens umgeben von Staub, Dreck oder Blut, wild gemordet und vergewaltigt, geflucht (eher KEIN gesprochener Satz ohne!) und gekifft, dass einem die Kinnlade permanent unten bleibt. Das Leben eines Menschen ist fast nichts wert - wenn überhaupt ein Durchschnittsmensch sich mal kritisch äußert, dann nur in stark angetrunkenem Zustand, denn in der nächsten Minute könnte er deswegen schon den Schweinen des Chinesen als Fraß vor geworfen werden...
Es gab Einiges an Aufschrei in den US u.a. wg. der negativen Behandlung von Frauen in diesem Szenario, aber es erscheint mir wahrhaftig dargestellt. Die Kritiker(innen?) übersehen auch, dass eine der stärksten Rollen, die sich nach und nach im Auge des Zuschauers wandelt/emanzipiert, eben die Hure Trixie ist; die Serie beginnt praktisch damit, dass sie einen Freier erschießt, der sie zu sehr bedrängt hat, und dass ihr Boss, Swaerengen, das mit einigem Murren "übersieht".
Ich sehe mir gerade die 2. Staffel auf DVD an, und, obwohl die Aufregung der 1. nun etwas abflaut (es gibt eben auch mal ruhigere Tage) und mehr Geschachere anstatt Action stattfindet, bin ich nach wie vor schwer "festgehakt".
Nach der 3. Staffel, die wohl gerade in den US begonnen hat, soll erstmal Schluss sein bzw. das Konzept in anderer Form (wohl auch mit anderen SchauspielerInnen) fortgeführt werden.
Ich empfehle sehr, mal 'rein zu schauen, cocksuckers!
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 09 Juni 2006 - 17:18.