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Robbie Williams

Geschrieben von , 18 November 2005 · 1.009 Aufrufe

Chris Heath, „Feel“
Wenn man am Hauptbahnhof in München aus der Stadt kommt, von der Unterführung hoch, und Richtung Gleise marschiert, unter dem „Burger King“ im ersten Stockwerk hindurch, und nach dem Café direkt unter dem König rechts abbiegt, dann gelangt man zu einem Buchladen, der für mich so eine Art Nemesis darstellt. „Valora Retail“ heißt der Hexenladen. Jedesmal wenn ich dieses Buchgeschäft betrete, ergreift ein merkwürdiges Gefühl von mir Besitz. So als würde man durch einen unsichtbaren Vorhang treten, und schwups, die Moleküle tanzen hier anders ihr Ringelreihen. Und alles was den Laden betritt gleich mit ihnen.

Bei mir bewirkt diese Verwandlung, dass sich mir plötzlich Bücher aufdrängen, von denen ich mir in meinen wildesten Fantasien nicht vorstellen konnte, dass für sie arme unschuldige Bäume ihr Leben haben lassen müssen. Geschweige denn, dass ich mir sie auch noch kaufen würde. Und dabei auch noch glücklich wäre.

Ich schwöre: Ich habe in diesem Laden noch kein einziges mal einen SF-Roman erstanden (und wenn doch, dann war es ein schlechter). Und das liegt nur bedingt daran, dass sich die zugehörige Abteilung in einem erbarmungswürdigen Zustand befindet. Das Interesse an SF sinkt bei mir nach Durchschreiten der imaginären Barriere gen Null.

So auch gestern Abend: Frank Schätzings Paperback-Ausgabe von „Der Schwarm“ lag griffbereit gleich neben der Tür aufgestapelt. Und trotzdem mich der Roman nun wirklich interessiert und ich auf die weniger pompöse Ausgabe gewartet habe, marschierte ich schnurstracks geradeaus den Stapel ignorierend zur Wand mit den Neuerscheinungen. Und worauf fiel sofort mein Blick? Auf die leicht arrogante Visage von Robbie Williams, der mich von seiner Biografie „Feel“ anblickte. Ein penetranter gelber Aufkleber schleuderte mir „Beststeller“ in die Augen. Normalerweise für mich ein dickes „nono“ für Buchkäufe.

In einem anderen Buchladen mit der gleichen Beleuchtung und den gleichen Leuten, die da ihre Nasen in die Schmöker stecken, würde mir der Schinken nicht einmal auffallen. Ok, wenn Robbie Williams im Radio läuft, wechsele ich nicht gerade den Sender - wie das bei „Modern Talking“ reflexartig der Fall ist. Aber ich bin auch weit davon entfernt mir eine CD von ihm zu kaufen. Oder gar ein Buch.

Jedenfalls, wie gesagt, die Magie des Ladens. Ehe ich wieder bei Sinnen war, hatte sich mein zukünftiger Nachlass um eine Ex-Take-That-Sänger-Biografie erweitert und mein Erbe um EUR 9,90 verringert. Auf der anschließende Heimfahrt war „Coruum“ erst einmal vergessen und ich widmete mich den ersten 60 Seiten von „Feel“.

Also, guter Rat: Vorsicht vor diesem Laden!


Es fängt an zu weihnachten
Eigentlich sollte uns - wir, die wir da vor den Alpen rund um Rosenheim ausharren - die Katastrophe ja schon gestern ereilen. Aber der Wettermacher hatte ein einsehen und verschonte uns einen Tag. Jetzt ist die weiße Pracht also da. Keine müden verschlafenen Kühe mehr, die mich leicht verdaddert von der Wiese her beim morgentlichen Jogging anglotzen. Nur noch eine weiße Schneedecke. Vermutlich genau so lange, dass man sich zu Weihnachten, wenn denn wieder die ersten Knospen sprießen, noch an den Schnee erinnern kann.

Nun ja, jedenfalls muss man jetzt kein schlechtes Gewissen mehr haben, wenn man sich einem Buch widmet oder die PlayStation anschaltet. Endlich Zeit zum Lesen!



Für mich ist Robbie Williams einer der wenig großen Künstler der 2000er. Seine Musik ist immer für eine Überraschung gut und er versucht immer wieder, etwas neues zu machen und nicht etwas zu machen wie sein letzter Hit. Dies stellt ihm deutlich über den Rest der Masse und all Eintagsfliegen. Robbie Williams wird in zwanzig Jahren noch gespielt wie heute Michael Jackson.

Ich habe zwar keine CD (OK, eine Kopie von Swing when you winning) von ihm, aber ich freue mich, ihn im Radio zu hören.
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Henrik Fisch
Nov 18 2005 09:26
Ich habe ja gar nichts gegen den Künstler „Robbie Williams“ an sich gesagt. Die Musik interessiert mich lediglich nicht so sonderlich. Was wiederum impliziert, dass mir eigentlich erst recht die Person „Robbie Williams“ relativ schnuppe ist. Um so erstaunlicher ist es, dass ich dann trotzdem ein Buch über ihn gekauft habe. Was Du übrigens lesen solltest, wenn Du Dich für den Menschen hinter dem Künstler interessierst; was allerdings bei autorisierten Büchern immer ein gewisses Problem darstellt. Schon auf den ersten 60 Seiten gab es für mich das ein oder andere a-ha-Erlebnis.

Übrigens:
QUOTE(Rusch @ 18 Nov 2005, 09:15)
Für mich ist Robbie Williams einer der wenig großen Künstler der 2000er †¦.

zusammen mit
QUOTE(Rusch @ 18 Nov 2005, 09:15)
Ich habe zwar keine CD (OK, eine Kopie von Swing when you winning)

Da sage ich nur: Schäm Dich und stell Dich in die Ecke! smile.gif

Bis dennen,
Henrik
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Mich interessiert die Musik, nicht der Mann dahinter.wink.gif
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Henrik Fisch
Nov 18 2005 11:53
Dann kauf Dir die Musik und kopier sie nicht. smile.gif

Bis dennen,
Henrik
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QUOTE(Henrik Fisch @ 18 Nov 2005, 10:59)
Dann kauf Dir die Musik und kopier sie nicht. smile.gif

Bis dennen,
Henrik


Mach ich normalerweise auch. Die CD habe ich seit zwei Jahren schon nicht mehr gehört. Die neue Kate Bush habe ich mir z. B. gekauft.
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Henrik Fisch
Nov 18 2005 14:32
thumb.gif smile.gif

Abseits der Diskussion um immer teurere und immer schlechtere Musik finde ich doch, dass man Musik die man hört auch kaufen soll. Und zwar wirklich reinweg zur Belohnung für den Musiker. Die Künstler/Musiker/Produzenten verdienen an dem ganzen Kram schon wenig genug - ich glaube Michael Jackson sieht pro verkaufter CD irgend etwas bei 1 Euro, und das ist schon richtig viel - und wenn man die Musik dann noch kopiert, bekommen die gar nix mehr.

Deswegen noch mal: thumb.gif

Bis dennen,
Henrik
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Tja, ein Michael Jackson bekommt 1 Euro. Die meisten anderen Musiker weniger... Das halten sehr viele Menschen die Hand auf und der Künstler, auf dessen Mist alles gewachsen ist, bekommt nur Almosen. Naja, zumindest haben sie die Chance auf Tournee noch was zu verdienen.
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lapismont
Nov 18 2005 15:23
Auf der anderen Seite unterstützt man mit dem Kauf der CD auch das bestehende Verteilungsverfahren.
Dazu kommt auch, dass Konzertkarten inzwischen so unglaublich teuer geworden sind, dass man sich davon gut und gerne das CD-Lebenswerk der meisten Künstler kaufen kann.
Das war jetzt zugegebener Maßen ironisch gemeint, aber solange der Künstler nicht wirklich an seiner Kunst verdient, sondern in erster Linie andere, halte ich vom Künstlerunterstützungshinweis nicht viel.

Meine Gedichte kauft auch niemand.
rofl1.gif
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Henrik Fisch
Nov 18 2005 15:51
@Rusch:

Wobei allerdings viele Konzerte gerade von bekannten Gruppen mit aufwändigen Inszenierungen eine Negativ-Einnahmequelle sind und nur die CDs promoten. Nur bei kleinen Bands oder Top-50-Bands in Bierzelten sieht das noch anders aus.


@lapismont:

Selbstverständlich unterstützt man das Verteil-Verfahren. Was meinst Du wohl, warum die Musik-Industrie - unter anderem - so vehement Sturm gegen Online-Verkäufe gelaufen ist? Da werden gleich ganze Industrie-Zweige überflüssig.

Übrigens: Wenn das „Künstlerunterstützungsargument“ und der damit verbundene Hinweis erhalten soll um Raubkopien zu rechtfertigen, dann werde ich ernsthaft sauer. Denn dann bekommen die Künstler gar nichts mehr. Wieviele Leute meinst Du, sind wohl bereit für nichts ihre Kunst auf Dauer auszuüeben?

Ich finde es einfach nur fair, den Leuten wenigstens ein bischen Geld zu bezahlen, wenn man die Musik konsumiert (gilt ja auch für Bücher und Filme).

Bis dennen,
Henrik
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QUOTE(Rusch @ 18 Nov 2005, 09:15)
Für mich ist Robbie Williams einer der wenig großen Künstler der 2000er. Seine Musik ist immer für eine Überraschung gut


blink.gif

*tot umfall*

So verschieden sind die Geschmäcker. Für mich ist das völlig durchschnittliche, meist sehr ähnlich klingende Radio-Soße, die kein Mensch braucht.

Ein "großer" Künstler ist er, wenn man groß in Plattenverkäufen und Fan-Basis misst, aber innovativ? Finde ich nicht.
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Henrik Fisch
Nov 21 2005 11:48
Von "innovativ" hat Rusch ja auch gar nichts geschrieben. biggrin.gif

Bis dennen,
Henrik
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QUOTE(Henrik Fisch @ 21 Nov 2005, 10:54)
Von "innovativ" hat Rusch ja auch gar nichts geschrieben. biggrin.gif

Bis dennen,
Henrik


Nein, als so richtig Innovativ würde ich ihn nicht bezeichnen. Er ist groß darin, Ding neue zu erfinden.
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Henrik Fisch


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