(Robert Fripp am 11.9.2002 im Booklet zur Live-CD „Ladies of the Road“)
When I was writing my biography of King Crimson back in 1999, I†™d been pleasantly surprised by how many of the ex-members were keen to talk to me about their time with the band. The one person who declined to talk was Boz Burrell.
(Sid Smith, Autor der King-Crimson-Biographie „In The Court of King Crimson“, am 22.9.2006 in seinem Blog)
Die beiden Zitate machen es deutlich: Boz Burrell wäre nicht glücklich damit gewesen, sein musikalisches Wirken auf die kurze Zeit, in der er Sänger und Bassist von King Crimson war, reduziert zu sehen. Ganz im Gegenteil - er hätte diesen Abschnitt seines Lebens wohl am liebsten aus seiner Biographie gestrichen. Aber obwohl er später mit Bad Company weitaus größere Erfolge gefeiert hat, beginnt für mich die Geschichte von Boz Burrell mit seinem Einstieg bei King Crimson im Jahr 1971.
Ein bisschen King-Crimson-Geschichte: Trotz des großen Erfolges, den King Crimson mit ihrem ersten Album „In the Court of the Crimson King“ (1969) hatten, verließen die Gründungsmitglieder Ian McDonald (später bei Foreigner) und Michael Giles die Band schon im Dezember 1969, bald gefolgt von Sänger und Bassist Greg Lake, der mit Keith Emerson und Carl Palmer eine neue Truppe ins Leben rief: Emerson, Lake & Palmer, deren selbstbetiteltes Debüt-Album 1970 erscheinen sollte. Lake wirkte noch an den Aufnahmen zum zweiten Crimso-Album „In the Wake of Poseidon“ mit, ein letztes Stück („Cadence and Cascade“) wurde von Gordon Haskell eingesungen, der dafür damals 50 Pfund bekommen haben soll. Ein lustiges Histörchen am Rande: Der damals noch unbekannte Elton John war bereits fest dafür gebucht, für 250 Pfund die „Poseidon“-Stücke einzusingen; doch als Robert Fripp Elton Johns erstes Album hörte („his style didn†™t seem right for Crimson and the album was poor“), sagte Fripp die Sessions kurzerhand ab. Also wurde Gordon Haskell (der 2002 mit „How wonderful you are“ einen überraschenden Hit hatte, der in den britischen Single-Charts bis auf Platz zwei kletterte) der nächste Sänger der Band - nur um direkt nach den Aufnahmen des dritten Albums „Lizard“ im Zorn von King Crimson zu scheiden (und ohne dafür bis heute auch nur einen Cent Tantiemen gesehen zu haben). Schlagzeuger Andy McCulloch folgte entnervt, so dass die Band nun nur noch aus den beiden Gründungsmitgliedern Robert Fripp (Gitarre) und Peter Sinfield (Texte) sowie Mel Collins (Saxophon, Flöte) bestand.
Ein neuer Schlagzeuger wurde mit Ian Wallace gefunden, die Suche nach einem Sänger und einem Bassisten gestaltete sich deutlich langwieriger. Eines der lustigsten Ereignisse der zähen Auditions muss das Vorsingen eines 16-Jährigen gewesen sein, der vor lauter Aufregung mitten in seinem Vortrag in Ohnmacht fiel („Oh dear I think I†™m going to faint“) - ein Vorfall, der sogar auf Band mitgeschnitten wurde. „I†™d love to hear that one again“, sagte Ian Wallace später. „We used to sit around listening to the tape of him fainting and laugh uproariously, which was very cruel, but it was so funny.“
Schließlich tauchte Boz Burrell auf, sang vor und bekam den Sänger-Job: Geboren als Raymond Burrell am 1. August 1946 in Holbeach, hatte er zuvor in (unbekannten) Bands wie „Lombard and the Tea Time Four“, „Boz People“ und der Soulgruppe „The Sidewinders“ gesungen. Letztere Band, so sagte Boz, habe zwar aus guten Musikern bestanden, sei aber furchtbar schlecht organisiert gewesen: „Three months after the band packed up, the drummer rang to ask when the next gig was“, erzählte er dem Melody Maker. Nun also King Crimson - die noch immer einen Bassisten suchten. Als schließlich der nach drei Tagen gemeinsamer Proben fest eingeplante Rick Kemp den Job ausschlug, weil er glaubte, die Erwartungen nicht erfüllen zu können, fing Boz, der früher mal Gitarre gespielt hatte, an, auf einem Bass herumzuzupfen, den einer der abgelehnten Kandidaten da gelassen hatte. Und nachdem ihm Robert Fripp und Ian Wallace zwei Wochen lang das Wichtigste über das Bass-Spielen beigebracht hatten, war Boz Burrell plötzlich neuer Sänger und Bassist von King Crimson in Personalunion - wie Greg Lake und Gordon Haskell vor sowie John Wetton nach ihm. Burrell sagte damals: „I don†™t think like a bass player yet I†™ve been a singer, so all I know is feeling, and when Bob [Robert Fripp] tells me that I was playing a third of a beat behind, I don†™t even know what a third of a beat is.“
Elf Wochen nachdem Boz zur Band gestoßen war, fanden im Frankfurter Zoom Club im April 1971 die ersten Konzerte statt, denen sich im Mai eine UK-Tour anschloss. Bei den Konzerten wurden neben älterern Crimso-Songs wie „21st Century Schizoid Man“ oder „In the Court of the Crimson King“ auch neue Stücke gespielt, die auf dem nächsten Studio-Album der Band, der im September 1971 aufgenommenen und im Dezember veröffentlichten LP „Islands“, landen sollten. Kaum war das Album eingespielt, ging die Band wieder auf Tour. Für schlechte Stimmung sorgte Mastermind Robert Fripp, der sich plötzlich weigerte, mit seinen Kollegen mehr als das Nötigste zu reden und später darüber sagte: „I lost faith in the band, but not in Crimson.“ Die bandinternen Spannungen steigerten sich, trotzdem ging es ab November in die USA: „We were like kids in the World†™s Biggest Toy Store“, sagte Ian Wallace über die erste US-Tour für ihn, Boz Burrell und Mel Collins mit King Crimson. Nach der Rückkehr feuerte Robert Fripp zunächst Texter Peter Sinfield, der auch für die Lightshow bei den Konzerten verantwortlich war, indem er ihm lakonisch am Telefon mitteilte, dass er nicht mehr mit ihm arbeiten könne - Sinfield textete später für Emerson, Lake & Palmer, produzierte Roxy Music und schrieb den Song „Heart of Stone“ für Cher.
Der restlichen Band sicherte Fripp im Januar 1972 mehr Demokratie beim Songwriting zu, stieß aber schon beim ersten Versuch Mel Collins böse vor den Kopf: Der hatte ihm ein eigenes Stück vorgeschlagen, auf das sich Fripp aber nicht einlassen wollte. „Obviously he didn†™t think it was good enough and he wasn†™t going to give it a go and so I fled from that rehearsels in tears“, sagte Collins später. „I was absolutely destroyed and that was I how knew I couldn†™t really work with Robert because he was too controlling and wasn†™t willing to give me a chance.“ Fripp kommentierte das so: „I†™m not suggesting it was bad, only that it wasn†™t Crimson.“ Für die damalige Inkarnation der Band bedeutete das den Anfang vom Ende: Nach Collins†™ Flucht verließen auch Ian Wallace und Boz Burrell wutentbrannt den Proberaum. Aus vertraglichen Gründen raufte sich die Band für eine weitere, bereits gebuchte US-Tournee, die im Februar begann, noch einmal zusammen. Für Fripp war dennoch klar, dass diese Band keinen Bestand haben würde: „A group that breaks up isn†™t able to tour.“ Der Rest sah das entspannter, wie auch die Atmosphäre wieder angenehmer wurde. Boz Burrell konnte sich, da Sinfield nicht mehr dabei war, weigern, Texte zu singen, die ihm unangenehm waren. Bei den Konzerten wurde mehr gejammt (wenn sich auch Fripp, der zwar gerne improvisierte, aber nicht jammte - „this live Crimson was more a jamming than improvising outfit“ - davon eher nicht anstecken ließ), was plötzlich Türen zum Blues und sogar Funk öffnete. Ian Wallace schrieb im „Ladies of the Road“-Booklet im Oktober 2002: „Mel, Boz and I wanted to take King Crimson with us on our journey of musical discovery. Unfortunately, Robert who by this time was King Crimson, wanted to ride in a different car. Such a shame, I think it would have been an interesting ride.“
Robert Fripp hatte den Glauben in seine Mitmusiker verloren: „I had ceased to believe in the band.“ Nicht, was ihre Qualitäten als Musiker anging, sondern was seine Pläne mit King Crimson anging. Schließlich sagte Fripp immer: „King Crimson is a way of doing things.“ Über Boz Burrell sagte er: „For all of Boz†™s technical limitations, purely because of his little time on the instrument, his musicianship and sheer love of music is never in doubt.“ Fripp kehrte nach dem Ende der Tour alleine nach England zurück. Burrell, Wallace und Collins blieben in Amerika, spielten zunächst mit Alexis Korner und formten dann mit Sänger Peter Thorup eine Band namens „Snape“, die zwei Alben veröffentlichte. Im Juni 1972 erschien als Abgesang dieser Ära „Earthbound“, das erste King-Crimson-Live-Album (in erschreckend schlechter Sound-Qualität). Auf Peter Sinfields Solo-Album „Still“ (1973) tauchen Boz Burrell, Mel Collins und Ian Wallace als Gäste auf - ebenso wie Greg Lake, John Wetton und der frühere Crimso-Stamm-Gast-Pianist Keith Tippett. Robert Fripp formte derweilen eine neue King-Crimson-Inkarnation: mit John Wetton, Bill Bruford, David Cross und Jamie Muir. Nach drei exzellenten Alben löste er die Band 1974 auf. Erst 1981 starteten King Crimson einen neuen Anlauf.
1973 wurden Bad Company gegründet: Bandmitglieder waren Sänger Paul Rodgers (heute bei Queen) und Drummer Simon Kirke (beide vorher bei Free), Gitarrist Mick Ralphs (Mott The Hoople) und Basser Boz Burrell, der in seiner Post-Crimson-Phase nicht mehr als Sänger, sondern nur noch als Basser auftaucht. Gleich das erste selbstbetitelte Bad-Company-Album (1974) erreichte den ersten Platz der US-Charts, ebenso wie das folgende „Straight Shooter“ (1975). Der Song „Can†™t get enough“ vom Debüt-Album wurde ein Top-Ten-Hit. Es folgten die Platten „Run with the Pack“ (1976), „Burnin†™ Sky“ (1977), „Desolation Angels“ (1979), „Rough Diamonds“ (1982) und „Fame and Fortune“ (1986). 1988 wurde Boz Burrell am Bass durch Steve Price ersetzt, mehrere Besetzungswechsel folgten. 1998 gab es eine Reunion der vier Gründungsmitglieder: Vier neue Songs wurden eingespielt, die auf der 1999 veröffentlichten CD „The Original Bad Company Anthology“ auftauchten. Anschließend arbeitete Burrell mit dem schottischen Sänger Tam White.