Sturmreiter in „Die Jenseitsapotheke“
VERÖFFENTLICHUNGEN
Der Klappentext:
Eine Apotheke, die nicht von dieser Welt ist, ein Moralassistent auf Abwegen, ein Haus, das ein grausiges Geheimnis birgt, und das dramatische Ende einer interstellaren Schatzsuche: In der Jubiläumsnummer 200 des Magazins Fantasia präsentieren renommierte Autoren und hoffnungsvolle Nachwuchstalente aus Bulgarien, Deutschland, Österreich und Rußland mehr als zwei Dutzend im Wortsinne phantastische Erzählungen und Kurzgeschichten.
Von den düsteren Abgründen des Horrors über die futuristische Mediensatire bis hin zur Space Opera und den Traumwelten der Fantasy reicht das Themenspektrum dieser neuen Jahresanthologie, die von Frank W. Haubold zusammengestellt und von Gabriele Behrend illustriert wurde.
Bestellen kann man das Buch portofrei direkt beim EDFC Passau (edfc@edfc.de) oder über die Homepage von Frank W. Haubold.
Meine Story trägt den Titel „Sturmreiter“. Hier wie üblich eine kurze Leseprobe (in der Hoffnung, dass ich die Version erwische, aus der Frank sämtliche Fehler und anderen Peinlichkeiten getilgt hat †¦):
Der Wind peitschte Mercand hart ins Gesicht. Das war mehr als nur die Brise, auf die sie inständig gehofft hatten.
“Es geht los†, lachte er. Aber Bottrill war ihm wie immer einen Schritt voraus. Der Sagye seines Kameraden hatte schon längst an Höhe gewonnen. Und jetzt zog auch Dyns Tier über ihn hinweg, die Flügel weit ausgebreitet. Mercand fluchte leise. Er musste sich beeilen, wenn er den Anschluss nicht verpassen wollte.
“Auf, Weißauge†, sagte er. Seine Finger kneteten die Befehle in den sehnigen Hals. Mehr brauchte es nicht. Der kluge Sagye reagierte prompt.
Es war ein guter Wind, ein Sturm, wenn auch noch längst kein Orkan. Doch nach der Flaute der letzten Tage und Wochen wollte sich Mercand nicht beschweren. Besser als nichts, dachte er. Ein paar vereinzelte Regentropfen trafen seine Haut. Er fühlte sich großartig.
“Auf†, wiederholte er. Doch der Sagye hörte nicht auf die Worte. Er gehorchte Mercands Fingern, die sich immer tiefer und fordernder in seinen Hals bohrten. Höher. Schneller. Mercand hämmerte seine Anweisungen voller Ungeduld. Und Weißauge tat, was ihm befohlen wurde. Er stieg rasch auf. Mercand konnte sehen, wie sich der Abstand zu seinen beiden Freunden langsam verringerte. “Braver Bursche†, murmelte er.
Von einem Schwarm Toncerley, die es sich lohnen würde zu jagen, war nirgends etwas zu sehen. Auch wilde Sagye, die die Sturmreiter fingen und schließlich zähmten, waren nicht zu entdecken. Es sah danach aus, als würde der heutige Flug lediglich eine angenehme Abwechslung werden. Auch das muss manchmal sein, dachte Mercand. Immerhin hatte die Flaute der letzten Tage nicht so lange gedauert, dass es schon Probleme mit den Nahrungsreserven gab. Zumindest hatten die Fußleute nichts Derartiges verlauten lassen.
Mittlerweile bedurfte es kaum mehr einer Anstrengung, den Sagye zu lenken. Das Tier folgte seinem Instinkt und es folgte dem Sturm. Es flog nicht gegen, sondern mit ihm. Weißauges mächtige Flügel, beide so lang wie drei ausgewachsene Männer, suchten die Aufwinde und fanden sie. Der Sagye reckte dabei den Kopf mit dem kantigen Schnabel in die Luft, als halte er nach einem Ziel Ausschau, dass es ihm erlauben würde, immer höher und höher zu steigen. Der Sonne entgegen, dachte Mercand und lächelte gleich darauf bitter. Bottrills verrückte Träumereien waren dabei, ihn anzustecken. Er schüttelte diese Gedanken rasch ab.