Rauenberg. Mit „Argona“ hat RNZ-Redakteur Armin Rößler aus Rauenberg jetzt den dritten Band seiner gleichnamigen Trilogie vorgelegt. Einerseits ist der Roman das Finale, andererseits eröffnet er einen noch tieferen Einblick in das Argona-Universum, der den Leser neugierig macht und Stoff für viele weitere Bücher verspricht. Die Vorgänger von „Argona“, nämlich „Entheete“ und „Andrade“, wurden beide für den Deutschen Science Fiction Preis und den Kurd Laßwitz Preis nominiert.
Dem Leser bleibt kaum eine Atempause und wehe man liest nicht jede Zeile voll Aufmerksamkeit: Nicht nur strotzt „Argona“ vor faszinierenden Ideen, die Handlung entwickelt sich so rasant, dass man das Buch kaum weglegen will - und vermutlich erst beim zweiten Anlauf ganz begreift. Vor allem die nichtlineare Erzählweise fordert dem Leser einiges ab. Rößler führt viele neue Spezies und Protagonisten ein, einige in Rückblenden, wodurch der straff gespannte Erzählfaden sehr verschlungen wird. So erzählt der Autor etwa aus dem Leben eines Baudrel, so heißen die Lotsen, die Raumschiffe durch Wurmlöcher steuern. Die sind nicht etwa Wohltäter, sie verfolgen handfeste eigene Interessen und sind verantwortlich für einige Verwicklungen im Plot. Diesmal stehen jedoch die Argonomen, Aulden und Chrom, im Vordergrund, die endlich ihre Heimatwelt erreichen und erkennen, dass sie nun doch den Kampf gegen die mysteriösen Kotmun aufnehmen müssen.
Man könnte es als logische Lücken ansehen, als Fehler in der Komposition der Erzählung, wenn gleich zwei Hauptfiguren, sowohl Aulden, der Argonom, als auch Barbieri, ein Krieger, gut ein Jahrtausend in Untätigkeit verharren müssen, damit alle Hauptpersonen zum Finale anwesend sein können und die vielen Puzzleteile der Argona-Trilogie sich zusammenfügen. Das Risiko, den Leser dadurch zu verstimmen, ging Rößler aber ein, weil er unabhängig voneinander unwiderstehlich kraftvolle Charaktere erfunden hatte. Diese waren schlicht dazu bestimmt, aufeinander zu treffen, allen voran natürlich Entheete, die gottähnliche Antagonistin, Luz und Paul Andrade, die nicht minder mächtigen Über-Menschen, und der getriebene Aulden mit seinen unvorstellbaren geistigen und technologischen Mitteln.
Das Problem, ein Setting für diese Figuren-Konstellation zu finden, regte Rößlers Fantasie zu Höchstleistungen an, und lässt der Leser sich darauf ein, entdeckt er, dass sich das scheinbar zersplitterte Puzzle zu einem packenden Ganzen fügt. Hätte er den Plot mit mehr innerer Logik durchkonstruiert, wäre womöglich ein weit weniger pralles Universum entstanden. Wer will schon eine vorhersehbare Geschichte?
Wie es aussieht, wächst dieses Universum unablässig weiter, wie von selbst. Wie man in „Argona“ erfährt, gibt es ein gewaltiges Archiv voller Geheimnisse, unter anderem über die Ursprünge der Kotmun und der Argonomen. Auf der Suche nach seiner Zukunft wird der ruhelose Aulden also erst die Vergangenheit seiner Spezies erforschen müssen. Und zudem gibt es noch eine Galaxis, in der er Artgenossen vermutet, seine abenteuerliche Reise ist also noch lange nicht zu Ende.
Was Armin Rößlers Romane von anderer Science Fiction abhebt, sind nicht etwa originelle Technologien. Auch die Alien-Rassen, die im Argona-Universum leben, können Science-Fiction-Fans nicht überraschen. Was aber noch lange nachklingt, ist die unheimliche, düstere Stimmung, die diese Romane durchdringt, die okkulten Elemente, die übersinnlichen Fähigkeiten der Menschen und der Argonomen, die Macht Entheetes, das metaphysische Wesen der Baudrel, die Wurmlöcher nicht mit Apparaten, sondern mit Geisteskräften offen halten. Auch das ist in der Science Fiction nicht gänzlich neu, so konsequent halten es aber nur wenige Autoren durch.