Tiefraumphasen: DSFP für Knox und neue Rezensionen
Außerdem sind in den letzten Tagen und Wochen auf Amazon einige neue Meinungen zum Buch aufgetaucht, die ich hier gerne mal zitiere.
Michael Rösner:
Diese Science-Fiction-Anthologie zeichnet ein ziemlich trostloses, aber interessantes Bild von der Zukunft: Eine dunkle Zukunft, in der die Menschheit den Sprung in den Weltraum zwar geschafft hat, bei den über ihre sozialen und wirtschaftlichen Probleme jedoch gescheitert ist. So geben die Autoren in ihren Geschichten ihr Bild einer Zukunft, in der die Menschheit alleine im Weltall mit ihren jetzigen Problemen ist. Was der Leser in diesem Buch zu erwarten hat - keine Zukunftsutopien oder Weltraummärchen, sondern dystopischen Cyberpunk in Science Fiction-Settings.
Insgesamt sind 13 Geschichten in diesem Band zusammengefasst - nicht alle treffen komplett meinen Geschmack, aber die meisten sind sehr abwechslungsreich und interessant geschrieben. Wer auf der Suche nach kurzweiliger Science Fiction- oder Cyberpunkgeschichten ist, die zwar keine netten, aber nachvollziehbare und spannende Ansichten der Zukunft zeichnen ist hier bestens bedient.
Cruzader:
Ich lese viel Science Fiction, meistens auf Englisch, selten (Kurz-) Geschichtensammlungen. Auf der Suche nach neuem Lesestoff bin ich also eher zufällig auf Tiefraumphasen gestoßen und gab dem Buch eine Chance.
Über die Tonalität der Stories wurde hier ja schon viel gesagt, der Mix aus düsterem Tech-Thriller, Cyberpunk und Science Fiction gefällt mir - interessant finde ich die Illustrationen zu einigen Geschichten, mir hilft das immer dabei, ein mentales Bild vom Setting zu kriegen.
Wer zu seinem Glück immer ein Happy End braucht, sollte ein anderes Buch auswählen, die Geschichten können einen durchaus nachdenklich und melancholisch zurücklassen - was mich persönlich nicht stört, ist aber nicht nach jedermanns Sache. Manche Ideen kommen einem bekannt vor (Körper nach/kurz vor dem Tod tauschen hat zum Beispiel auch der große Peter F. Hamilton in seinen Universen behandelt), aber kommt ja immer darauf an, was man mit den Ideen macht - und ich finde die Qualität der Geschichten gut, mehr SciFi made in Germany bitte!
Und Ingo Schulze:
Zur Vorgängeranthologie Fieberglasträume (Cyberpunk) konnte ich auch eine kurzgeschichte beisteuern, da war ich doch recht gespannt, wie es weitergeht.Diesmal trifft Cyberpunk auf SciFi in 13 Kurzgeschichten, wovon einige herausragend, einige im Durchschnitt und nur eine - aus meiner Sicht - deutlich abfällt. Sehr gut gefällt mir der Rückgriff auf Themen des Cyberpunk in der SciFi, aber auch immer wieder das Augreifen trashumanistischer Themen. Die imho besten drei Geschichten möchte ich kurz vorstellen:
Erdenglück von Jan-Tobias Kitzel
Auch hier ein interessantes transhumanistisches Thema am Rande: Wenn man sein Raumschiff nicht nur steuert, sondern quasi selbst zum Raumschiff wird. Im Zentrum steht der lockere, aber respektierte Kapitän Ondo, der mit seiner Hammer noch die letzten Rohstoffe aus weit entfernten Planeten für seinen Konzern auspresst - zusammen mit einigen Partnerschiffen. Dumm nur, wenn diese zu einem anderen Konzern gehören, der plötzlich auf der fernen Erde feindlich übernommen wurde.
4,75 von 5 ausgepressten Planeten
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Extremophile Morphologie von Jakob Schmidt
Gefiel mir ziemlich gut. Transhumanismus satt, Übertragung des Menschen in andere Körper, z.B. in nützliche krebsartige Wesen, um auf anderen Planeten des Sonnensystems seltene Erden und Metalle sammeln zu können. Was treibt einen an, wie wirkt es sich aufs Denken aus. Auch: Was ist mit Leben, die zwar gespeichert sind, aber erst später auf so einen Körper hochgeladen werden.
Kurzum, hat wunderbar zum Nachdenken angeregt.
4,5 von 5 nichthumanoiden Behelfskörpern.
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El Dorado von Armin Rößler
Gute Story um ein sagenumwogendes El Dorado im Weltraum, eine längst vergessene Station, verlassen und die Reichtümer zurückgelassen. Der Autor spielt gekonnt mit bekannten Klischees und zeichnet einen nachvollziehbaren Protagonisten. Dieser entdeckt auf einem Raumtransporter in Not zwei Überlebende, die wiederum wissen wollen, wo El Dorado liegt. Misstrauisch aber neugierig ist er bereit, das Wagnis einzugehen.
4 von 5 Weltraumgolddukaten.
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Kurzum, eine recht unterhaltsame Lektüre!