George R.R. Martin/Raya Golden - Starport (Harper Voager, 2019)
Nach längerer Zeit mal wieder ein Comic beziehungsweise eine Graphic Novel, wie das heutzutage ja heißt. Bei stolzen 272 Seiten (da glaube ich mal der Angabe bei Amazon, irgendein Scherzkeks hat die Seitenzahlen im Buch nämlich einfach weggelassen) in zwölf Kapiteln ist diese Bezeichnung durchaus angemessen. „Starport“ ist eins der (nach Angabe des Autors) zahlreichen Drehbücher, die George R.R. Martin in seiner Hollywood-Zeit in den achtziger und neunziger Jahren neben seiner Arbeit für „The Twilight Zone“ und „Beatuy and the Beast“ für TV-Pilotfilme geschrieben hat, die nie verwirklicht wurden. Raya Golden, die schon die Martin-Story „Meathouse Man“ als Comic adaptiert hat, ist für die visuelle Umsetzung zuständig - und genau daran hakt es. Die Story um einen Alien-Bund („Harmony of Worlds“), der die Erde als 315. Welt in seine Reihen aufnehmen möchte, wobei es zehn Jahre nach dem Erstkontakt allerlei Komplikationen rund um die Eröffnung des Starports in Chicago gibt, ist nicht uninteressant, aber auch nicht herausragend originell. Martin selbst hat den Vergleich hat den Vergleich zur Polizeiserie „Hill Street Blues“ (deutsch „Polizeirevier Hill Street“) gezogen, nur mit Aliens eben. Das ist schon recht unterhaltsam, die optische Umsetzung hinkt aber leider deutlich hinterher. Frau Goldens Zeichenstil ist arg brav, ein etwas flippigerer, ausladenderer Ansatz hätte um einiges besser zur Geschichte gepasst - ich nenne mal „The Green Lantern“, die aktuelle Serie mit Zeichnungen von Liam Sharp, als Referenz. Ein ähnlicher Stil hätte „Starport“ sehr gut getan und aus einem netten einen sehr guten Comic gemacht.
Alan Dean Foster - Reise zur Stadt der Toten (Heyne, 1986)
Nach meiner Lektüre von Fosters „Vorposten des Commonwealth“ vor Kurzem habe ich mir einen weiteren bislang noch ungelesenen Roman aus seinem Homanx-Commonwealth-Universum vorgenommen, im Original als „Voyage to the City of the Dead“ 1984 erschienen. Das Urteil fällt ganz ähnlich aus: aus heutiger Sicht kaum angestaubt, spannend und mit exotischen Außerirdischen, gut zu lesen, unterhaltsam.
Heinrich Steinfest - Der Allesforscher (Piper, 2014)
Science Fiction? Nein. Im Nachwort erwähnt der Autor aber immerhin, dass er mal vorhatte, im Finale die Sonne „kalben“ und zwei kleinere Sonnen gebären zu lassen, sodass die Welt, wie wir sie kennen, aufhört zu existieren. Das hat er nicht gemacht und trotzdem ist „Der Allesforscher“ wie eigentlich jeder Steinfest-Roman ein großes Vergnügen. Hier geht†˜s um einen Manager, der durch einen explodierenden Wal und einen Flugzeugabsturz aus der Bahn geworfen wird, Job und Verlobte verliert, Bademeister in Stuttgart und Vater eines unehelichen Sohns wird und noch um einiges mehr. Ein Roman, den man einerseits nicht weglegen möchte, andererseits aber auch so langsam wie nur möglich lesen will, damit er nicht aufhört. Heinrich Steinfest ist vermutlich der klügste Autor, den es gibt, er packt in einen Satz mehr Weisheiten, Gags oder absurde Ideen als viele andere in ein ganzes Buch - nein, kein großes, sondern ein riesiges Vergnügen.
Charles Sheffield - Das Artefakt der Meister (Bastei-Lübbe, 2008)
Ich hatte ja angekündigt, mir ein bisschen mehr Zeit mit dem nächsten (vierten) Band aus Charles Sheffields „Heritage“-Zyklus zu lassen, jetzt habe ich ihn dann aber doch schon gelesen - hier liegt noch der eine oder andere Mehrteiler von anderen Autoren herum, vielleicht ist es ganz gut, hier vorher mal zum Ende zu finden. „Das Artefakt der Meister“, im Original 1997 als „Convergence“ erschienen, hat mir wieder ein Stück besser als der Vorgänger gefallen, auch wenn die Zutaten immer noch dieselben sind - irgendwie erscheint es mir flotter, ein bisschen lockerer geschrieben. Im Nachwort kündigt der Autor übrigens an, seine Tetralogie damit beendet zu haben, und wird eine Seite weiter vom Übersetzer korrigiert: Schließlich hat Sheffield fünf Jahre später mit „Der Schwarze Schlund“ einen fünften Roman nachgeschoben. Der ist dann demnächst an der Reihe.
Robert A. Heinlein - Das neue Buch Hiob (Bastei-Lübbe, 1985)
Ein Roman aus Heinleins (1907-1988) Spätphase, im Original gerade mal ein Jahr zuvor, 1984, als „Job: A Comedy of Justice“ veröffentlicht, zwar sowohl für Hugo als auch Nebula Award nominiert und Gewinner eines Locus Award, aber sicher kein Meisterwerk. Immerhin ist es ganz vergnüglich mitzuverfolgen, wie Alec und Margrethe, die beiden Hauptpersonen, durch mehrere Paralleluniversen geschleudert werden. Sobald sich dann aber die pseudoreligiösen Einsprengsel mehr und mehr häufen (angesichts des Titels wohl kein Wunder ...), wird†˜s deutlich weniger interessant.
Holger M. Pohl - Ein uralter Plan (Wurdack, 2019)
„Die neunte Expansion“, Band 21, und was für einer. Holger lüftet Rätsel, treibt die Haupthandlung entscheidend voran, erzählt mit ordentlich Tempo und Spannung - diese Lektüre hat Spaß gemacht. Würde das nächste Buch schon vorliegen, hätte ich es sicher direkt im Anschluss gelesen. So heißt es: Geduld. Und Kompliment für den vorliegenden Roman.
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