Das Schweigen des Lektors
Ein äußerst bissiger und lauter Charakter, beileibe keine stille Seele.
Nun hab auch ich mein Morpharmband geschnappt, bin in eine ruhige Ecke geqtet, um dort die Quantenfront des erstbesten Lektors zu okupieren und mit göttlichem Blick den Text eines Freundes auseinanderzunehmen.
Welche Konsequenzen werden meiner harren?
Wird unsere lockere Freundschaft dies überstehen?
Wobei natürlich der Spaßfaktor beim Lektor ungemein höher ist. Immerhin darf und soll er jeden logischen stilistischen Fehler finden und anmahnen. Aber es ist gar nicht so leicht, das böse Wesen in eine diplomatische Sprache umzuleiten.
Oh, großer Mann im Mond, lass meine Worte voller Macht und Gnade sein.
Interessant ist es, sich dabei in unterschiedlichen Rollen zu beobachten.
Da ist der tumbe Leser, der von nix Ahnung hat und den Text lesen und verstehen können soll.
Immer, wenn der dann zuckt und die Augenbrauen knittert, kommt der Lektor ins Spiel, um mit größter Genialität die Ursachen aufzudecken.
Erschwert wird dies nur durch das feige Wesen namens Autor, dass immer wieder die Oberhand zu gewinnen sucht. Nein nicht etwa der Autor des Textes, nein, der Autor, der im Lektor verborgen lebt und es nicht lassen kann sich den Text zu eigen machen zu wollen.
Welch erbarmungsloser Kampf findet da statt.
Niemand kann erahnen, was hinterher an Leichenteilen auf dem virtuellen Schlachtfeld liegenbleibt.
Und dabei hab ich das rotdurchmanschte Dokument noch gar nicht an den Verfasser zurückgesandt.
Wahrscheinlich schärft der schon seine Messer, um mir bei lebendigem Leib die Organe herauszuschneiden.
Denn nichts ist so gefährlich da draußen im Dschungel, wie Amateurautoren...
Bis dennen,
Henrik