Exotik oder Langeweile
Während Kellner nämlich über neue Menschen schreibt, die in völlig anderen Bahnen denken und agieren, habe ich bei vielen aktuellen Werken nicht das Gefühl, das ihre Autoren an eine Entwicklung der Menschen glauben, oder es nicht verstehen, eine neue Gesellschaft wirklich zu erdenken.
So erscheinen die Menschen überall wie aus dem Jetzt geschnitzt. Selbst eine künstliche Gesellschaft wie die Nachmenschen von Ilium wirken nur bedingt fremd. Wenigstens aber spürt man bei Simons eine angepasste Ethik.
Kellner allerdings baut darauf die gesamte Erzählung auf. Der Konflikt und damit die Handlung sind eine Auseinandersetzung mit einer grundsätzlich anderen Ethik. Natürlich muss sie mindestens exotisch wirken, für jemand, der keine oder nur indirekte Informationen über sozialistische Ideologie besitzt, vielleicht sogar grotesk.
Dabei installiert Kellner gar keine kommunistische Diktatur. Seine Gesellschaft ähnelt der Kultur, mit dem Unterschied, dass die Menschen nicht Nutznießer eine Überflussgesellschaft sind, sondern auch aktive Betreiber.
Hier ist der Dienst an der Gesellschaft Bedürfnis und damit den Utopen H.G.Wells wesentlich näher. Wenn bei Kellner Probleme geklärt und erwogen werden, bis die beteiligten Parteien zu einer Ein-Sicht gelangt sind, entwickelt er eine Form der Demokratie, die in der Art einfach in aktuellen Werken nicht passiert.
Bestes Stagnationsbeispiel ist Perry Rhodan. Tausende von Jahren vergehen, und der Mensch dümpelt auf der Stufe eines kapitalistischen Individuums dahin.
Geistige Reife? Nö.
Langeweile im Ethik-Forum, sozusagen.
Da bin ich jetzt doch gespannt, ob der Kellner auch heute noch so etwas vollbringt...