So ziemlich das erste, was da nun vor sich hinschrummelt ist meine frisch digitalisierte erste DEKAdance Platte "Happy Birthday".
Im epischen Wendejahr 1989 bei Amiga aufgenommen, war "Happy Birthday" ein bunter Schmetterling mehr in der kreativen Hochphase, die das Ende der kaputten DDR begleitete.
Die Scheibe gehört nicht in die Reihe der anderen Bands wie Sandow, die art oder Feeling B.
Vielmehr bildet das Gewimmel an Künstlern, die eher Orchester als Band sind, genau jene Entwicklung ab, die durch die zunehmende kulturelle Öffnung auch jene Musikbereiche für die Jugend öffnete, die weniger mit Revolte oder Protest zu tun haben, wie etwa Punk.
"Happy Birthday" ist eine schnell eingespielte Platte, die ihre Unbekümmertheit zum Teil aus der mangelnder Erfahrung der Band mit Studioaufnahmen bezieht und zum anderen auf der eher auf Life-Auftritte ausgerichteten Rock-Funk-Jazz Mischung beruht.
So wirken einige Momente der Platte wie eine stark improvisierte Session. Das mag die Künstler im Nachhinein geärgert haben, da DEKAdance großen Wert auf ausgefeilte Kompositionen legt, aber es entstand dadurch ein herrlich schräges und zutiefst authentisches Album.
Fröhlich, frech, verspielt und ungeheuer einprägsam sind die Songs. " Alex Goes To Hollywood" mit seiner irren Denglischsprech-Geschichte hätte das Zeug zu einer "Bohemian Rhapsodie" der DDR gehabt. Das Beatles Cover "I Am The Walrus" steht dem Original unwahrscheinlich nah und spinnt doch an einem völlig anderen Stoff.
Dazwischen immer wieder Geräusche, die sich scheinbar harmlos in die Songs einschleichen, aber bei genauerer Betrachtung wirksam platziert erscheinen, bis hin zum dezenten Ansprechen des Hörers.
Tja, das waren wilde Zeiten damals. DEKAdance gibt es immer noch, aber ich verlor sie irgendwann aus den Augen, die 90er waren eben eine ganz eigene Zeit, nicht nur musikalisch.
1989 sind einige große Platten erschienen, ob das rebellisch-romantische "Februar" von Silly oder das irritierend dunkle "So oder So" von Engerling. Das erstaunliche an ihnen ist, dass sie mir immer noch etwas bedeuten. In der Gruft ist einfach kein Platz für sie.
Playlist:
Happy Birthday / Culreb / Hoch Heidecksburg / Women On The Road / It`s Time Goes By / I Am The Walrus / Alex Goes To Hollywood / They Had No Tickets About Them / The Contempt