Mit dem Ende der Wehrpflicht stirbt nun auch einer der letzten westdeutschen Absurditäten aus: Die sogenannte Gewissensprüfung für sogenannte Kriegsdienstverweigerer. Faktisch fanden diese Tribunale schon seit Jahren nicht mehr statt. Schade eigentlich. Boten sie dem Heranwachsenden doch die seltene Gelegenheit, sich dank klassisch-griechischer Fragetechniken den moralischen Grundfragen zu nähern. Ich erinnere mich noch deutlich an die philosophischen Impulse der Prüfungskommission:
"Stellen Sie sich vor, Sie gehen allein mit ihrer Freundin im Wald spazieren. Plötzlich taucht eine Horde Russen auf, die ihre Begleiterin vergewaltigen will. Zufällig haben Sie eine Maschinenpistole dabei. Was tun Sie?"
Da ist der jugendliche Geist schnell überfordert. Schon weil es an Lebenserfahrung mangelt. Fragen über Fragen. Wo kommt die Waffe her? Und woher die Freundin? Was machen die Russen im Wald? Wenn ich schon vergewaltigen will, stolpere ich doch nicht ziellos durch das einsame Unterholz, sondern versuche es in der nächsten Dorfdisco. Aber vielleicht wurden die Russen da schon rausgeschmissen. Andererseits haben wir es mit einer fremden Kultur zu tun. Das unterschätzt man leicht. Womöglich werden in Vorderasien die Jünglinge ins Dickicht gejagt, sobald sie ein bestimmtes Alter erreicht haben. Die kommen dann entweder mit einer Frau zurück oder werden zu Einsiedlern und bringen den Wölfen das Sprechen bei. Also ist der wodka-selige Trupp, der feixend aus dem Gebüsch bricht, nur auf harmloser Brautschau? Man weiß es nicht.
Was zu der Frage führt, warum eine Frau mit einem pickeligen Achtzehnjährigen in den Wald geht. Will sie was Schmutziges, Verbotenes tun? Sex ist es jedenfalls nicht, schließlich bin ich dabei. Aber was dann? In den späten Siebzigern wimmelte es landauf, landab nur so von Terroristen. Also so ähnlich wie heute. Aber da es Ryan-Air und Schnäppchenflug.de noch nicht gab, übten die zwanghaften Menschheitsbeglücker das Umbringen vorzugsweise nicht am Hindukusch, sondern in den heimischen Mischwäldern. Was die Waffe erklärt. Und tatsächlich entpuppt sich die angebliche Freundin als Ulrike Meinhof. Die zieht auch sofort die Neun-Millimeter aus dem Strumpfband und hat die russischen Fieslinge schon niedergestreckt, während ich noch überlege, wo bei der Uzi überhaupt die Kugeln rauskommen. Als sie entdeckt, dass ich gar nicht Andreas Baader bin, finde ich dann doch den Abzug, buchstäblich in letzter Sekunde. Womit das moralische Dilemma deutlich wird. Hätte ich die Frau gleich erschossen, würden die Männer der GSG 9 noch leben, die sich für die Festnahme als Schwarzmeer-Kosaken getarnt hatten. Aber man kann es nicht jedem Rechtmachen.
Die Kommission meinte dann, dass es für alle Beteiligten besser wäre, mich nicht in die Nähe scharfer Waffen zu lassen.
"Stellen Sie sich vor, Sie gehen allein mit ihrer Freundin im Wald spazieren. Plötzlich taucht eine Horde Russen auf, die ihre Begleiterin vergewaltigen will. Zufällig haben Sie eine Maschinenpistole dabei. Was tun Sie?"
Da ist der jugendliche Geist schnell überfordert. Schon weil es an Lebenserfahrung mangelt. Fragen über Fragen. Wo kommt die Waffe her? Und woher die Freundin? Was machen die Russen im Wald? Wenn ich schon vergewaltigen will, stolpere ich doch nicht ziellos durch das einsame Unterholz, sondern versuche es in der nächsten Dorfdisco. Aber vielleicht wurden die Russen da schon rausgeschmissen. Andererseits haben wir es mit einer fremden Kultur zu tun. Das unterschätzt man leicht. Womöglich werden in Vorderasien die Jünglinge ins Dickicht gejagt, sobald sie ein bestimmtes Alter erreicht haben. Die kommen dann entweder mit einer Frau zurück oder werden zu Einsiedlern und bringen den Wölfen das Sprechen bei. Also ist der wodka-selige Trupp, der feixend aus dem Gebüsch bricht, nur auf harmloser Brautschau? Man weiß es nicht.
Was zu der Frage führt, warum eine Frau mit einem pickeligen Achtzehnjährigen in den Wald geht. Will sie was Schmutziges, Verbotenes tun? Sex ist es jedenfalls nicht, schließlich bin ich dabei. Aber was dann? In den späten Siebzigern wimmelte es landauf, landab nur so von Terroristen. Also so ähnlich wie heute. Aber da es Ryan-Air und Schnäppchenflug.de noch nicht gab, übten die zwanghaften Menschheitsbeglücker das Umbringen vorzugsweise nicht am Hindukusch, sondern in den heimischen Mischwäldern. Was die Waffe erklärt. Und tatsächlich entpuppt sich die angebliche Freundin als Ulrike Meinhof. Die zieht auch sofort die Neun-Millimeter aus dem Strumpfband und hat die russischen Fieslinge schon niedergestreckt, während ich noch überlege, wo bei der Uzi überhaupt die Kugeln rauskommen. Als sie entdeckt, dass ich gar nicht Andreas Baader bin, finde ich dann doch den Abzug, buchstäblich in letzter Sekunde. Womit das moralische Dilemma deutlich wird. Hätte ich die Frau gleich erschossen, würden die Männer der GSG 9 noch leben, die sich für die Festnahme als Schwarzmeer-Kosaken getarnt hatten. Aber man kann es nicht jedem Rechtmachen.
Die Kommission meinte dann, dass es für alle Beteiligten besser wäre, mich nicht in die Nähe scharfer Waffen zu lassen.
Amüsanter Text