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Buchprojekte machen glücklich und unzufrieden

Geschrieben von Nina , 30 Mai 2007 · 1.583 Aufrufe

Ich weiß nicht so recht. Mit der Schreiberei läuft es besser, als je zuvor. Und trotzdem, bin ich jetzt glücklich?
Ich weiß nicht so recht. Ja. Nein. Ja. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Es ist schon eine seltsame Sache mit den Gefühlen. Ich habe einiges erreicht, das mich durchaus glücklich macht.
Da ist beispielsweise das Projekt über die "Künstlichen Menschen", das wir mit dem Wurdackverlag verwirklichen möchten. Dass wir überhaupt was einreichen, war meine Idee, das Thema ebenso. Der Rest hat sich in der Gruppe ergeben. Besser, als ich erwartet hatte, produktiver, als ich hoffte. Die Geschichten sind da, alles bestens, aber so das Drumherum fehlt halt noch und liegt mir etwas schwer im Magen.

Dann der schwerste Brocken: Das Science-Fiction mit Humorprojekt, das inzwischen dank einer seltsamen Fügung des Schicksals vermutlich bald nur noch als "Das Toasterbuch" im Gespräch sein wird.
Wahnsinnig viele Einsendungen, dazu geradezu unglaublich, dass sich auch eine Reihe erfahrener Autoren sich rangewagt hat. Ob nun unsere Ausschreibung einen so seriösen Eindruck vermittelt hat oder einfach die ganze SF-Szene den Bach runtergeht, sei nun mal dahingestellt.
Jedenfalls haben Timo, Bernhard und ich uns nun auf eine Auswahl an Geschichten geeinigt und die Autoren wurden über die Entscheidung in Kenntnis gesetzt. Das ist etwas, das längst nicht jeder tut, obwohl es natürlich nur fair gegenüber den Autoren ist, die teilweise erheblich viel Zeit investiert haben. Ich beginne zu ahnen, warum!
Nun gibt es nämlich zahlreiche Reaktionen, die mir ehrlich gesagt den letzten Nerv rauben: Da will einer eine ausführliche Stellungsnahme über ein öffentlich zugängliches Forum. Der nächste schickt einen kryptischen Link zu einer Internetveröffentlichung seiner Geschichte und wir dürfen raten, was damit bezweckt wird.
Ich weiß nicht, bei manchen Leuten werde ich echt nicht schlau.
Da schreiben mir Personen, die ich kenne, dass sie persönlich enttäuscht sind. Manche lassen es sanft in Small Talk verpackt anklingen, andere werden schon deutlicher. Einer anderer meint, dass das alles nichts für ihn sei und er jetzt in Hinkunft nie wieder ein Werk wo einsenden und nur noch für sich selbst schreiben wird.
Natürlich wundere ich mich schon etwas, dass jemand seine gesamte schreiberische Laufbahn von einer einzelnen Ausschreibung abhängig macht! Aber mich deswegen gut fühlen, weil jemandem dadurch sein Hobby verleidet wurde, kann ich auch nicht. Oder dass ich einen Freund vor den Kopf gestoßen habe.
Ganz im Gegenteil: Obwohl die Logik mir ein klares Nein dazu signalisiert, fühle ich mich schlecht.

Man redet nicht so gerne drüber, aber ist ja nicht so, dass ich noch nie eine Ablehnung erhalten hätte. Ich habe erst gestern eine bekommen. Von jemandem, den ich kenne.
Macht es das ganze leichter? - Nun, nicht wirklich. Aber für ihn macht es das um einiges schwerer.
Und ich, wie fühle ich mich jetzt? Eigentlich normal. In typisch österreichischer Jammerstimmung halt, wo man sich über Gott, die Welt und wohin es heutzutage gekommen ist, beschwert, also kein Grund zur Besorgnis.
Jammern und beschweren und wirklich und wahrhaftig unglücklich sein sind nämlich zweierlei paar Schuhe. Wirklich unglücklich ist man erst, wenn man dem ganzen ohnmächtig gegenübersteht und die Worte fehlen.
Aber solange man jammert, ist eigentlich alles in Ordnung.
Und siehe da: Am selben Tag, wo ich meine Ablehnung lese, lese ich auch eine Zusage. Mein neues Motto: Nehmen, was man bekommen kann und auskosten, was man hat.
Über Pfingsten habe ich mal einfach Abstand von all der Organisiererei genommen und einfach mal wieder für mich selbst geschrieben. Nicht viel, einfach nur ein kleines Stückchen in einer SF-Geschichte, die ich wohl ohnehin nicht veröffentlichen kann, da sie bereits jetzt viel zu lange dahin geht, um die Form einer Kurzgeschichte beizubehalten. Das wird wieder einer der Texte sein, wo es am Schluss nur noch einen einzigen Menschen gibt, der sich noch auskennt, worum es geht. Ihr dürft raten, wer das sein wird!

Jedenfalls rächt sich die Auszeit. Von der automatischen Forenbenachrichtigung über PMs bis zu Mails stapelt sich alles bei mir zu einem Berg, der noch wächst, während ich noch dran arbeite.
Mit jedem PM und jedem Mail mit einschlägigem Betreff habe ich Angst, wieder einer schriftstellerischen Trotzreaktion ausgesetzt zu werden von jemandem, der das Ganze viel zu ernst und viel zu persönlich nimmt.
Ich frage mich, warum. Ich selber nehme das auch einfach hin, wenn ich eine Ablehnung bekomme. Bin ich tatsächlich so viel härter im Nehmen?
Kann ich mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen. Ich meine, ich sehe ja gelegentlich mal in den Spiegel. Ich weiß auch was innen drin für Ängste, Bedenken und Schamgefühle aufgestaut sind.
Warum habe ich aber für eine Ablehnung nur ein Achselzucken übrig, während andere alles hinschmeißen?
Also O.K., ich weiß, was ihr jetzt denkt, aber so viele Ablehnungen bekomme ich auch wieder nicht. Ein paar halt und im Vergleich mit Autoren, die ungefähr auf meinem Niveau dahinschreiben und mir halbwegs ehrlich darüber schreiben, schaut es echt nicht so übel aus.
Vielleicht ist es so, dass ich mir von Anfang an nichts erwartet habe als das Minimum. Wenn Du glaubst, Dein erster Tastendruck am Computer beschert Dir den Bestseller, dann schaut es vielleicht anders aus, als wenn Du denkst, dass Du vielleicht halt irgendwo ein kleines Eckchen finden kannst, wo Dich einer sein lässt, wenn Du Dich lange genug aufdrängst.
Ja, ich denke, das wird es wohl sein.
Jedenfalls hoffe ich, dass die Beschwerdemails bald aufhören.
Insgesamt gesehen sind sie ohnehin sinnlos. Wir haben zu dritt abgestimmt, bei der Menge an Geschichten zugegebenermaßen auch mal im Schnellverfahren. Finde ich auch nichts dabei - solange alle Geschichten gelesen wurden und alle drei einer ähnlichen Meinung sind, sehe ich jetzt auch keinen Grund drin, zu jeder Geschichte eine seitenlange Textanalyse zu verfassen.
Bedeutet aber auch: Wir haben keine solchen sorgsam formulierten Kritiken, die wir verschicken könnten. In Diskussionsfällen haben wir natürlich frei von der Leber weg in einer Form geschrieben, wie man sie wirklich niemandem zumuten kann. Dazu waren drei Personen an der Entscheidung beteiligt, die wohlgemerkt keine Borg mit Schwarmbewusstsein sind.

Was also tun? Drei Textkritiken versenden? Uns gegeneinander auszuspielen mit Mails wie: "Mir hat die Geschichte ja so gut gefallen, aber ... der ist ja so ein Böser!"
Tut mir leid, so kann Zusammenarbeit nicht funktionieren!
Und ich möchte gerne meine Energien darauf verwenden (und Timo und Bernhard dürfte es wohl ähnlich gehen), das Buch zu einem guten Abschluss zu bringen. Denn es gibt noch sehr viel zu tun!
Ich bin da auch schon von einem anderen Buchprojekt geschädigt, diskutiert man zu viel, kommt erst recht die Schlammschlacht auf unterstem Niveau - denn als nichts anderes kann ich es bezeichnen, wenn der Schreibstil anderer Autoren schlecht gemacht wird, nur damit man selber besser dasteht.
Natürlich ist mir auch bewusst, dass eine Geschichte nicht automatisch schlecht ist, weil sie nicht in unser Buch kommt. Wenn sie bald irgendwo anders abgedruckt wird, dann werde ich sicher nicht meckern, sondern dann freue ich mich für den Autor.
Aber in Hinblick auf beschränkten Platz, Thema und Genre, auf Stil und auf Rechtschreibung denke ich doch, dass wir letztendlich die bestmögliche Auswahl getroffen haben!
Also bitte: Keine Protestmails mehr, überlegt euch das Warum und wie ihr das machen würdet, wenn ihr ein so ein Projekt umsetzt. Rein organisatorisch. Wenn sich in den Idealismus der Praxisbezug einschleicht ...

Irgendwie denke ich, dass ich im Moment unglücklich, aber zufrieden bin. Oder zufrieden und unglücklich.




Hey Nina! Lass Dich mal nicht runterziehen.

Ich denke, das Härteste ist, wenn sich ein Freund bei einer Ausschreibung übergangen fühlt. Ich weiß natürlich nicht, wen Du meinst, aber derjenige sollte sich mal ernsthaft fragen, was er eigentlich von Dir erwartet: Etwa ein Akzeptieren seiner Geschichte "nur weil er es ist"? Wäre er mit so einer Form der Veröffentlichung zufrieden? Sicher nicht.

Die anderen sind einfach die üblichen, frustrierten Schriftsteller. Das ist so eine Mischung aus Neid, Frustration und Selbstmitleid, die ich zwar gut verstehen kann, die man aber sicher nicht an den Herausgebern auslassen sollte. Lieber weiter versuchen. Ich meine, hallo! Wenn ich mir meine Aufzeichnungen ansehe, dann werde ich in 80% der Ausschreibungen mit irgendeiner Geschichte abgelehnt. Dass ich dennoch im Schnitt alle zwei Monate etwas herausbringe liegt nur daran, dass ich bei vielen Ausschreibungen einschicke.

Lass Dich nicht deprimieren, das Buch wird bestimmt toll!
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Hallo Naut!
Danke für die aufmunternden, aber vor allem für die ehrlichen Worte! Ich denke mal, es wird auch viele trösten, dass auch ein Autor wie Du Ablehnungen bekommt.
Ist ja auch keine Schande: Es trudeln viele Geschichten ein, jemand sucht aus. Es ist jetzt kein vernichtendes Urteil, wenn ein Text nicht ausgewählt wird. Das ist halt so und das lernt jeder kennen, der bei Ausschreibungen einsendet, selbst der beste Autor.
Ich habe jetzt alles geklärt, zumindest habe ich das mit den Leuten, die ich kenne. Die Nachrichten der enttäuschten Autoren wurden alle unmittelbar nach Bekanntwerden der Entscheidung abgesendet, was mich in meiner Meinung bestätigt, dass die einfach in einem ersten Impuls rausgingen. Das ist eben eine Tücke des Internets, dass die Nachricht oft schon weg ist, ehe man sich bewusst wurde, was man da überhaupt geschrieben hat.
Mir ist es aber auch wichtig, dass die Autoren das auch ein wenig nachvollziehen können und auch die praktischen Gründe sehen. Und dass es auch Dinge gibt, die besser intern bleiben.
Die hartnäckigen Nachfragen (auch vor der endgültigen Entscheidung, manchmal sogar schon vor dem Einsendeschluss) und Beschwerden führen letztendlich meistens nur dazu, dass sich die Herausgeber mehr zurückziehen, nicht mehr in den Foren anzutreffen sind und man bei Ausschreibungen so Sätze wie "Ablehnungen werden nicht versendet, bitte fragen Sie nicht nach!" findet. Das ist inzwischen gar nicht mal so selten, aber natürlich für den Autor auch blöd: Immerhin muss er ja Bescheid wissen - zumal fast alle unveröffentlichte Beiträge wollen und die Ablehnungsrate zu hoch ist, um immer etwas Neues zu schreiben - außerdem soll natürlich der Kontakt zwischen den Beteiligten gut sein, da sonst keine vernünftige Zusammenarbeit möglich ist.
Inzwischen kommen zwar immer noch vereinzelt PMs und Posts, aber die sind positiver Natur. Nicht nur von Autoren, die drin sind, sondern auch von anderen SF-Fans. Und das gibt mir natürlich enormen Auftrieb.
Insgesamt tut sich bei mir momentan schreiberisch sehr viel und abgesehen von kurzen Phasen zwischendurch bin ich auch total glücklich damit.
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† Christian Weis
Mai 31 2007 19:47
Als Autor, der auch veröffentlichen möchte, muss man (wohl oder übel) lernen, mit Absagen umzugehen, auch wenn's nicht immer leicht ist. Eine Absage hat immer etwas von "persönlicher Ablehnung", aber als Autor sollte man versuchen, die beiden Begriffe möglichst nicht zu vermischen.

Absagen sind in der Geschäftswelt etwas ganz Normales. Wenn zehn Handwerksbetriebe ein Angebot für eine Ausschreibung abgeben, wissen sie von vornherein, dass nur eine Firma den Zuschlag bekommt. Wenn ein Fußballer nicht ins taktische Konzept des Trainers fürs nächste Spiel passt, findet er sich auch mal auf der Ersatzbank wieder, obwohl er sich vielleicht als Stammspieler sieht. Wenn ich zu drei Autohäusern gehe und mir Angebote für ein neues Auto einhole, kann ich nur eines kaufen ...

So ist das eben, und ein wenig sollte man das Schreiben vielleicht auch so sehen, auch wenn's schwerfällt.

Zudem sollte man den eigenen Text dahingehend hinterfragen, ob er wirklich so gut ist, dass man sich berechtigte Hoffnungen macht. Wenn er es nicht ist, wieso sollte dann ein Herausgeber den Text auswählen? Wenn man keinen bekannten, zugkräftigen Namen hat, der als Werbeträger fungieren soll, hat man da einfach weniger gute Karten.

Und letztlich entscheidet bei einer Reihe von ähnlich guten Geschichten auch der persönliche Geschmack bzw. die fürs Buch angestrebte Mischung. Da kann es durchaus passieren, dass dem Herausgeber 1 die Story A gefällt, Story B dagegen nicht. Und Herausgeber 2 will Story B haben, kann aber mit Story A nichts anfangen. Und Story C, die vielleicht der persönliche Favorit des Autors ist, sagt keinem zu.
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Ja, so ist es. Nur kann ich mich halt auch reinversetzen, weil ich auch mal eine Zeit hatte, wo ich wegen so was maßlos enttäuscht war.
Ich habe mir ja mal als Jugendliche eingebildet, ich gewinne diesen Hohlbeinwettbewerb von der Space View. rofl1.gif
Also da war ich schon sauer nachher, zumal ich mich zu erinnern glaube (puh, ich glaube das ist zehn Jahre aus), dass keine richtige Geschichte abgedruckt wurde, sondern ein Verschnitt aus dreien. Das wird bei uns zum Glück nicht passieren, gäbe ja keinen Grund für so was.
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Hallo Nina!

Ich vermute, dieser (wahrscheinlich nur kurzfristig) hochkochende Sturm der Entrüstung hat etwas mit dem Thema der Ausschreibung zu tun. Humor ist natürlich so massenkompatibel wie nichts sonst auf der Welt, sogar massenkompatibler als Sex. Das dürfte auch ein Grund für die große Zahl an Teilnehmern sein. Auf der anderen Seite ist der Vorwurf, humorlos zu sein, die größte aller Beleidigungen: Selbst Leute, denen es nichts ausmacht, (zurecht) als Geizhals, Rassist oder Kameradensau bezeichnet zu werden oder sogar stolz darauf sind, werden stinkig, wenn man ihnen vorwirft, humorlos zu sein. Es ist ein angeborener wunder Punkt bei allen Menschen.

Und da sich jeder Mensch grundsätzlich für humorvoll hält (wobei natürlich jeder eine andere Vorstellung von Humor hat), trifft die Ablehnung bei einem Wettbewerb, der auf Humor abzielt, natürlich bei jedem auf Unverständnis - auch bei denen, die wissen, dass ihr Schreibstil unterdurchschnittlich ist. Man fühlt sich völlig unterbewusst in seiner Ehre verletzt.

Von daher brauchst du dir null Sorgen zu machen. Diese emotionalen Ausbrüche waren unvermeidbar und haben nichts mit eurer Organisation zu tun. Gott, mein eigener Beitrag ist auch abgelehnt worden, aber so etwas passiert einem Schreiber jeden Tag, auch bei viel besseren Texten.

Bald wird wieder Ruhe einkehren, und diejenigen, die gestern dem Schreiben auf ewig abgeschworen haben, beginnen mit ihrem nächsten Romanzyklus smokin.gif Deshalb: Cool bleiben, Nina.
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Siehst Du, so habe ich das gar nicht betrachtet!
Danke für diese Einblicke!

Also Ruhe ist jetzt schon eingekehrt, wie gesagt, die heftigsten Nachrichten wurde unmittelbar nach Bekanntgabe der Entscheidung abgesendet, dann kamen die freudig-überraschten, aufmunternden und interessierten Zuschriften und im Moment ist abgesehen von der Kommunikation zur weiteren Organisation intern überhaupt weitgehend Stille eingekehrt.
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