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Dran bleiben, Terminpanik und ein seltsamer Lesungstag

Geschrieben von Nina , 04 Juni 2009 · 439 Aufrufe

Ja, in letzter Zeit gab es bei mir wirklich einiges Neues. Ich frage mich selbst, wie lange ich dieses Tempo noch durchhalten werde. Natürlich gibt es immer viele, die mehr machen, aber für eine Person, die mitunter das Temperament einer Schildkröte zur Schau stellt, ist das, was ich allein im Schreibe-Umfeld mache, doch sehr viel.
Das Problem dabei ist, dass jedes Erfolgserlaubnis, wie beispielsweise eine Veröffentlichung zwar in den Foren Äußerungen wie "Schon wieder was - Du bist aber fleißig!" hervorruft, man aber bedenken muss, dass das meiste relativ langfristig läuft.
Da war man eigentlich vor einem dreiviertel Jahr aktiv, wo man die Geschichte eingereicht hat. Oder von zwei Jahren, wo man damit fertig geworden ist, während man zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vielleicht gerade gar nichts Produktives macht.

Das heißt natürlich, wenn ich jetzt, nur weil ein paar Sachen am Laufen sind, aufhöre, etwas einzureichen, dann gibt es bald mal eine rechte Hungerstrecke.
Also versucht man weiterhin hier und da ein bisschen was durch die Gegend zu schicken.

Nachdem ich selbst oft nicht mehr weiß, was gerade wo ist - lange Auswahlzeiten und oftmaliges Nicht-Versenden von Ablehnungen machen es mir auch nicht gerade leicht - führe ich inzwischen schon ein eigenes Notizbuch darüber.
Ich habe inzwischen drei: Eines für Termine wie Prüfungen, eines für Erledigungen, allgemeine Notizen und Co. und eben das schon erwähnte.
Ende Mai sind eigentlich die meisten für mich interessanten Ausschreibungen abgelaufen, ohne dass ich dazu gekommen bin, was Neues dafür zu schreiben.
Im Moment ist relative Flaute - was noch für mich eine ernsthafte Überlegung wert wäre, ist mir derzeit auch wieder zu langfristig angesetzt. Ich nehme einfach mal an, dass die Leute nicht ausgerechnet zur Zeit von Sommerurlaub in der größten Hitzewelle am PC sitzen und Beiträge prüfen wollen.

Eine positive Antwort habe ich aber doch bekommen, wesentlich früher als erwartet: Thesaurus Librorum möchte sie die von mir angebotene Kurzgeschichte „Das Ding in der Höhle“, erschienen in der Anthologie Wildes Land, nun tatsächlich vertonen!
Ist natürlich nur mal eine erste Interessensbekundung ohne genauen Termin, aber so was schmeichelt natürlich der zarten Künstlerseele, die ansonsten so oft von einer Krise in die nächste stolpert.

Ich selbst gerate ja gerade wegen meiner Geländeübungen in Panik: Wie im Blog schon früher erwähnt, wurden die ja von April auf Juni verschoben. Und nun war der Termin endgültig fix und ich musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass da die beiden Wochen, die für das Endlektorat des Projektes Die Formel des Lebensangesetzt waren, genau da reinfallen.
Und wer glaubt ihr, sollte das eigentlich machen? - Ja, genau: Ich. War so ausgemacht und wird wohl auch so bleiben, insbesondere, nachdem ich gestern mal Nachtschicht dafür eingelegt habe.
Zum Glück hatte ich es mir wesentlich schlimmer vorgestellt: Die Geschichten waren ja bereits in Kleingruppen lektoriert worden und ich als Projektleiter will alle Texte dann einfach noch mal in der Version sehen, wie sie dann an den Verlag gehen soll.
Dramatisch ist es nicht, ich habe bei den meisten Texten eine Ausbeute von ein bis zwei Fehlern (wobei das Wort Fehler oft unter Anführungszeichen zu sehen ist), der Rest ist eine Beistrichverschieberei. Also auf einem Niveau, wie es so allzu oft auch in den Druck geht.
Und dann lektoriert der Verlag ja noch mal, bei der gewohnten Gründlichkeit wird sich wohl kaum ein Leser beschweren können.
Aber natürlich, trotzdem: Alles noch mal lesen und nicht im gewohnten Unterhaltungstempo, sondern viel aufmerksamer.
Und zuvor muss natürlich die aktuellste Version der jeweiligen Geschichte organisiert werden, sprich: Der Verfasser schickt sie, denn ansonsten habe ich gar keinen Überblick mehr, ob dies oder jenes im Forum oder meiner Mailbox tatsächlich auf dem aktuellsten Stand ist. Ich sehe durch, schicke an den Autor, Autor schickt wieder zu mir, damit das Ganze hoffentlich so schnell wie möglich im Paket an den Verlag gehen kann.
Es ist eher organisatorisch als von der echten Arbeitszeit her schwierig, aber nachdem die Arbeitsgruppe recht fix ist, geht es. Erstaunlich gut sogar. Mich wundert zwar etwas, dass sich noch niemand ernsthaft über mein Chaos und Stressaktionen wie das jetzt beschwert, aber natürlich freue ich mich! Nur hoffe ich halt, dass mir nicht im Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit dafür die Sache in einem anderen Bereich gehörig abstürzt.



Na gut, aber genug hiervon. Was ja eigentlich noch erzählen wollte, war meine Lesung im Rahmen des Führdichauf am Samstag.
Ich kam ja überraschenderweise zu meinem Wunschplatz - nachdem die Band hinter mir ausfiel - , nämlich dem letzten des Abends, als krönender Abschluss sozusagen. Oder auch nicht krönend, aber zumindest an einem Platz, wo man die besten Chancen hat, in Erinnerung zu bleiben.
Es war auch jeden Fall wieder ein toller Abend, dieses Mal mit mehr Musik als üblicherweise. Besonders beeindruckt hat mich dabei seltsamerweise ein Keyboardspieler.
Dabei mag ich Musik oder Gesang nicht mal. Ja, eigentlich mag ich Musik überhaupt nicht sonderlich. Zumindest wesentlich weniger als die meisten Menschen.
Aber wie man so schnell, kunstvoll und dabei noch mit so witzigen Gesichtsausdrücken und kleinen Spielereien nebenbei spielen kann ... hätte ich nicht für möglich gehalten!
Die Musik soll ja in einem Film vorgekommen sein, aber hier zeigt sich das Problem von Namen, Homepageurls und Co., die zu künstlerischen Darbietungen gesagt werden: Merkt man sich einfach nicht.
Sogar die Namen bleiben bei mehreren Auftretenden, die man nicht schon vorher kennt, nur selten hängen.
Ich denke mir selbst, dass ich vielleicht in Hinkunft kleine Zettelchen für meine Lesungen machen soll, falls jemand meine Homepage anschauen oder Mailkontakt aufnehmen will.
Aber es gab auch andere Höhepunkte, wie beispielsweise Kurztheaterstücke, die schon sehr professionell wirkten.
War halt so, dass ich plötzlich kurz vor meiner Aufführung doch recht nervös wurde. Ich überlegte die ganze Zeit, wann der beste Zeitpunkt wäre, mein Hustenzuckerl, das ich wegen Halsweh eingeworfen hatte, unauffällig loszuwerden und als ich mich endlich dazu entschlossen hatte, entschieden sich die zwei Sänger vor mir noch zu einer Zugabe.
Na ja. Waren zwar nicht so übel jetzt, aber die Aktion mit der Zugabe ließ doch ein paar böse Gedanken in mir hochkommen. Ist ja nicht so, dass man das so spontan macht, wenn bei einer Aufführung neun Programmpunkte sind und man vorher schon dazu angehalten wird, mal mitzustoppen und die genaue Zeit bekannt zu geben.

Aber O.K., ich selbst bin auch nicht das Vorbereitungsgenie. Immerhin versuche ich immer mein Möglichstes, um möglichst wenig sprechen zu müssen. Lesen, ja, das tue ich gerne, aber reden, womöglich gar mit Wortwitz, das ist nicht so meins.
Ich erinnere mich noch an meine zweite Lesung, wo ich die ganze Buchpräsentation moderiert habe. Das war mir dann auch irgendwie unangenehm, da vor den vielen Leuten mit meinen Stichwortzetteln und dazu auch zwei andere Autoren vorstellen ... Aber zum Glück gehen diese Dinge, wenn man mal die ersten zwei Sätze rausgestottert hat, dann relativ flüssig. Und immerhin bin ich bei der Vorstellung meines Mitautors nicht ich rot angelaufen, sondern er, was mir aber auch nicht aufgefallen ist, meine Mutter dafür "total süß" fand. Laut ihm hatte ich ihn ja zu viel gelobt - aber was bitte soll man denn sonst machen, wenn man jemanden vorstellt?

Aber zum Glück gab es einen Moderator, also insoferne habe ich es bei Führdichauf leicht. Und auch mit anderen Dingen: Insbesondere ist es beruhigend, zu wissen, dass bei dieser etablierten Veranstaltung immer volles Haus ist, sprich, nicht ich schauen muss, ob ich nicht noch ein, zwei Leute zum Kommen überreden kann, damit die Sache nicht völlig abstürzt.
Jedenfalls nehme ich Lesungen meist sehr gelassen, aber direkt vorher kommt mir, wie man so schön sagt, dann doch immer "der Schiarche". Dann frage ich mich, wie ich rausgehen soll, ob ich nicht doch noch etwas sagen will, ob ich nachher was sagen muss, wie ich mich hinsetze, dass es auf den Fotos gut aussieht ...
Das Problem bei den Lesungen ist für mich dann auch tatsächlich, dass ich nicht probesitzen kann und oft etwas Unvorhergesehenes kommt: Mal steht ein wuchtiger Tisch da, der mich zu einer Frau ohne Unterleib zu machen droht. Bei der letzten Lesung wurde der Sitzplatz kurzfristig verlegt, nachdem dann doch Strom da war und nicht das Resttageslicht einer Dachluke ausgenutzt werden musste. Wie bitte sitzt man in einem beidseitig hochgeschlitzten Kleid auf einer durchgesessenen Couch und sieht dabei auch noch gut aus?
Dieses Mal klappte das Umräumen aber fix und wie gewünscht: Ein einfacher Sessel, kein Tisch, kein Mikro. Nur noch hinsetzen und lesen.

Aber dieses Mal war ich auch einfach nicht ganz in Höchstform. Ich saß in einem ganz grellen Lichtkegel. Man soll ja dem Publikum das Gefühl geben, dass man es auch mal anschaut und das habe ich auch versucht. Aber das Problem: Wenn rund um einen alles hell ist, die Zuschauerreihen aber nur schwarz sind, dann gibt es da nicht viel Interaktion.
Dazwischen das Klicken eines Fotoapparates - ohne dass ich etwas sehen konnte - dann vorne ein lautes Tuscheln. Und ich werde beim Tuscheln lauter - und betone härter. Und das bei einer nachdenklichen Geschichte ...
Nun, lauter kann wenigstens nicht schaden, einen Theatersaal bis zur hintersten Reihe nur mit der Kraft der eigenen Stimme auszufüllen, ist gar nicht mal so leicht. Umgekehrt nimmt ein Mikrofon immer auch Qualität weg. Ich mag keine Mikrofone.
Also kann ich nur hoffen, dass die erhobene Stimme gereicht hat und dass ich auch einen halbwegs guten Eindruck hinterlassen habe.

Jedenfalls hat es mir wieder gefallen. Inzwischen kenne ich ja auch schon viele Leute, die dort regelmäßig hinkommen, mal auftreten, mal nur so hingehen.
Das macht das Ganze auch zu einem schönen, gesellschaftlichen Ereignis und nachher waren wir noch ein wenig fort, in dem Lokal Tunnel. Da sind die Preise moderat und das Beste daran: Die Überlegung, wie ich heimkomme, stellt sich nicht. Tür auf, über die Straße, links ein Stück rauf, zur Eingangstür rein, fertig. Das schafft man selbst mit etwas zu viel Alkohol im Blut.
Aber so viel wurde gar nicht getrunken, und nachdem ein paar Leute ohnehin schon ziemlich aufgekratzt waren - zwei Mädchen hüpften den ganzen Hinweg über, ein Teil der Gruppe spielte Ball über die Ubahngleise mit den direkt vor mit auftretenden Musikern und ein junger Mann stieß so drinnen dann so schwungvoll mit mir an, dass ich plötzlich ein zerbrochenes Glas in der Hand hielt - war das sicher auch besser so.

Ja, der Samstag war schon ein seltsamer Tag. Früher habe ich immer gedacht: Ein verzauberter Tag. Wenn man sich irgendwie fremd fühlt und denkt, das alles ist so seltsam, dass es gar nicht sein, dass das alles echt ist.
Ich habe ich auch davon geschrieben, ziemlich unausgegoren, gar nicht mal so wenige Seiten, ist aber auch niemals fertig geworden. Wie es halt so ist. Inzwischen fasse ich mich lieber kurz und komme dafür auch zu einem Ende.
Aber auf jeden Fall: Ein guter Tag für mich, an den ich mich noch gerne erinnern werde.



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