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Nachbericht meiner Grabung in Hallstatt

Geschrieben von Nina , 21 Juni 2007 · 1.130 Aufrufe

Inzwischen bin ich von meiner Grabung zurück und die Dinge beginnen sich wieder zu normalisieren. Zumindest habe ich mal den Mailberg abgearbeitet - zumindest größtenteils.
Vor ein paar Jahren noch schaute ich täglich sehnsüchtig, ob nicht wieder was da ist - und wenn was kam, dann war es meistens ein Mail von meinem Papa und eine der massenweise verschickten Scherzkarten meiner Brieffreundin aus Singapur, zu der ich leider inzwischen keinen Kontakt mehr habe.
Und nun? Sind es erstaunlich viele Mails geworden, rechne ich mal die alles andere als persönlichen weg (Spam und Nachrichten von Mailverteilern), sind es hauptsächlich solche, die mit dem Schreiben zu tun haben. Ob nun Projektplanung, die Anfrage nach Änderung meines Geschichtenschlusses, die Aufklärung über Zeit-Raum-Anomalien oder einfach nur ein paar nette Worte, in denen man sich gemeinsam über den Literaturbetrieb ärgert und sich gegenseitig auf die Schulter klopft.

Nun, aber eigentlich wollte ich ja ein bisschen etwas über meine Grabung in Hallstatt erzählen. Da gibt es ja einige Missverständnisse, so habe ich in letzter Zeit einige Äußerungen wie "Ich wusste gar nicht, dass die Archäologie studierst" bis zu "Als Ur- und Frühgeschichtlerin könntest Du sicher was zum Buchprojekt zur Völkerwanderung beitragen" vernommen.

Also, am besten erkläre ich es einfach: Ich studiere Paläobiologie und das war eine paläontologische Grabung. Sprich: Keine Kelten, keine Artefakte und überhaupt hatte das, was wir ausgruben, nichts mit Menschen zu tun.


Blick über Hallstatt.

Auch das Fossiliensammeln stand nicht im Mittelpunkt, obwohl ich das Glück hatte, ein paar schöne Ammoniten mit nach Hause bringen zu können. Einfach erklärt: Wir haben Felsen ausgegraben, dabei musste alles weg: Erde, Steine, kleinere Bäume und andere Pflanzen und als wäre das nicht genug, wurden am Ende die Felsen sogar mit einem Gartenschlauch (das Wasser wurde mit einem benzinbetriebenen Generator gepumpt) und Bürsten gewaschen. Ziel war es, ein Profil zu erstellen, also sich sozusagen anzuschauen, was in einer bestimmten Zeit abgelagert wurde. Ganz sinnlos ist das Ganze auch nicht, wenn alles gut klappt, kann man nachher unserer Ergebnisse praktisch verwenden: Und zwar als offizielles Beispiel (Fachausdrücke spare ich mir mal) für die Untergliederung der Trias.

So, und nun genug davon. Jedenfalls war es für mich eine spannende Woche. Nur angefangen hat das Ganze nicht so gut: Ich habe zwanzig Minuten nach der vereinbarten Zeit immer noch allein in der Unigarage gewartet! Nun denkt dann ein Mensch normalerweise mal, dass er vielleicht die falsche Uhrzeit oder den falschen Treffpunkt angenommen hätte. Bei dem Versuch, nachzusehen, ob unser Institutsbus vielleicht vor der Uni steht, bin ich dann noch in das größte Unwetter gekommen und bekam trotz Regenschirm wegen des starken Windes zentimeterdicke Hagelkörner und Regen in Masse ins Gesicht.
Beim Umziehen meiner klatschnassen Sachen in der Unigarage dachte ich mir dann: „Das passiert auch immer nur mir!“ Und auch jetzt denke ich das noch!
Aber, alles halb so wild, das Unwetter hatte das Eintreffen des Buses verzögert und meine Kollegen reisten alle irgendwie anders an.

Aber dann wurde es weniger widrig: Untergebracht waren wir in einem Ferienhaus in Bad Goisern, echt total schön. Na ja, OK, es gab da drinnen so ziemlich alles, was in einem österreichischen Haus inmitten ländlicher Idylle einfach sein muss, von Spitzendeckchen über Flickenteppiche und rustikale Ölgemälde all das nur noch übertroffen von selbstgehäkelte Klorollenabdeckungen!
Aber subventionierte, saubere Zweibettzimmer, gemütliche Sitzgelegenheiten und ein schöner Garten - da kann man auch über ein bisschen Geschmacksverirrung hinwegsehen.


Der Garten vor dem Quartier - ein Paradies für süße Hasen

Am ersten Tag hätte ich aber fast schlapp gemacht: Ich habe halt weder die Statur noch bin ich auf besten Trainingsstand für Erde schaufeln und Steine wegräumen. Am nächsten Tag hatte ich auch einen ausgewachsenen Muskelkater, sogar an Stellen, wo ich das gar nicht für möglich gehalten hätte. Schon mal Muskelkater im kleinen Finger gehabt? Nein? - Ich hatte hier damit auch meine Premiere.


Beim Erdeschaufeln - eine fröhliche Angelegenheit, zumindest wenn man weiß, dass man gerade fotografiert wird!

Jedenfalls hat diese Woche dazu beigetragen, meinen Horizont zu erweitern! Ich finde es toll, dass ich etwas Praktisches lernen konnte - denn ansonsten kommt das ja gegenüber der Theorie meist zu kurz.




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