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Meine Grabung in St.Veit
Geschrieben von
Nina
,
20 August 2007
·
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So, nun kommt endlich der versprochene Nachbericht meiner Grabung in St.Veit in Niederösterreich. Niederösterreich? Ja, tatsächlich, Niederösterreich. Und das, nachdem ich allen, die es wissen wollten (oder auch nicht) erzählt hatte, dass es ins Burgenland geht.
Ich war selbst überrascht und wusste erst einige Minuten vor Abfahrt auf unsere Frage, in welchen Ort wir eigentlich fahren (so genau wusste das keiner) Bescheid. Überrascht war ich zwar, immerhin war ich ja bei der Vorbesprechung, aber im Grunde genommen war das ja egal.
Der Grabungsort lag in einem abgeernteten Kornfeld und - nächste Überraschung - es war schon gegraben! Und zwar gleich mit einem Bagger. Für mich war das natürlich sehr erfreulich, denn das Einzige, was mich bei Grabungen nicht gerade begeistert, ist schwere, körperliche Arbeit. Wer einen Blick auf meine Statur wirft, kann sich sicher gut vorstellen, wie alt ich aussehe, wenn ich mit einer Spitzhacke bewaffnet eine Lehm-Stein-Schicht beseitigen soll.
Aber zu tun gab es immer noch genug, die Feinarbeit an der Wand, vermessen, Profil zeichnen, Proben nehmen ... das bietet ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten für alle. Zumal wir ja auch nicht gerade eine riesige Gruppe waren, sondern nur sieben Leute für vier metertiefe Gruben.
So sah eine der Gruben aus, in denen wir praktisch den ganzen Tag verbrachten.
Ich werde ja dauernd gefragt, ob ich denn etwas (sprich: einen Dinosaurier und wenn schon nicht das mindestens ein Mammut, dass ich keine menschlichen Überreste oder alte Gebrauchsgegenstände, Gräber und Co. suche, habe ich hoffentlich endlich allen klar machen können) gefunden hätte. Ja, sicher findet man etwas, aber trotzdem stellen sich die meisten das falsch vor: Es geht nicht drum, einfach so lange runterzugraben, bis das eine, das ultimative Super-Überdrüber-Megafundstück zu Tage tritt, sondern wir betrachten die geologische Abfolge der Schichten in der Gesamtheit.
Und da gehören natürlich auch die Fossilien mit dazu. Und ja, ich habe mir durchaus die Taschen mit fossilen Schnecken vollgeräumt. Ganz ohne Freude geht es natürlich auch nicht.
Außerdem haben wir auch noch eine meterdicke Austernschicht freigelegt.
Einquartiert waren wir im Nachbarort Berndorf, bekannt durch die Geschirrmarke und den Kruppstahl.
Tatsächlich wohnten wir direkt am Kruppplatz im Bernschlössl, was aber wesentlich mondäner klingt als es eigentlich war.
Also von außen sah die Pension großartig aus und auch das Zimmer wirkte auf den ersten Blick nett, allerdings stellten sich bald diverse Mängel heraus. Auf dem durchgelegenen Bett konnte man schon fast seekrank werden, das Waschbecken rann unten aus, im Zahnputzbecher waren noch die Haare des Vorgängers und auch sonst war das Service nicht so der Hit. Der Frühstückskaffee war schon ziemlich grauslich - zuerst dachte ich, gut, ich bin halt verwöhnt. Zur Zeit reibe ich mir ja die Bohnen für jede Tasse extra mit einem Gerät, das jahrelang unbenutzt bei meinen Eltern rumstand und das ich mir einfach irgendwann unter den Nagel gerissen habe.
Aber wenn nach zwei Tagen alle (außer mir) einstimmig: „Tee, bitte!“ fordern, sogar Leute, die sich später ein paar Dosen verzuckerten Eiskaffee einwerfen, dann muss irgendwas faul sein.
Nachdem aber das Institut die Kosten übernahm, regte mich das Ganze aber dann doch nicht so auf †¦
Schönheitskorrekturen von mir an der Wand - damit man für das Profilzeichnen alles gut sehen kann! Über mir die sehr breite Austernschicht.
Auf jeden Fall war es eine tolle Woche. Eine erfolgreiche Grabung, sehr interessant, aber vor allem auch eine tolle Stimmung.
Ich hatte das ja mal auf einer Grabung, dass die anderen Studenten sich dauernd gegenseitig kritisieren mussten (und zwar völlig unnötig, wie ich meine), aber hier war es eine total lockere Stimmung.
Die Leute hatten Freude an dem Ganzen und es wurde sehr viel gescherzt.
Am besten kam ein - teils unfreiwilliger - Witz von mir beim Abbauen an. (Neben dem Versuch, ein geologisches Profil eines Tortenstücks zu erfassen.) Wir hatten ja alles eingezäunt, damit nicht irgendein ahnungsloser Wanderer in unsere Gruben fällt. Und das musste natürlich noch alles weg - die Zäune wurden eingerollt und oben musste eben jemand halten, damit er sich nicht von der anderen Seite einrollt.
„Musst du nicht beim Zauneinrollen helfen?“ - „Nein, ich wurde eben durch einen großen Stein ersetzt!“
Darauf von unten: „Wir haben dich doch nicht durch einen Stein ersetzt, das ist ein Lehmklumpen!“
Ach ja, so weit kann es gehen. Andere werden wenigstens durch Computer ersetzt †¦
Ich war selbst überrascht und wusste erst einige Minuten vor Abfahrt auf unsere Frage, in welchen Ort wir eigentlich fahren (so genau wusste das keiner) Bescheid. Überrascht war ich zwar, immerhin war ich ja bei der Vorbesprechung, aber im Grunde genommen war das ja egal.
Der Grabungsort lag in einem abgeernteten Kornfeld und - nächste Überraschung - es war schon gegraben! Und zwar gleich mit einem Bagger. Für mich war das natürlich sehr erfreulich, denn das Einzige, was mich bei Grabungen nicht gerade begeistert, ist schwere, körperliche Arbeit. Wer einen Blick auf meine Statur wirft, kann sich sicher gut vorstellen, wie alt ich aussehe, wenn ich mit einer Spitzhacke bewaffnet eine Lehm-Stein-Schicht beseitigen soll.
Aber zu tun gab es immer noch genug, die Feinarbeit an der Wand, vermessen, Profil zeichnen, Proben nehmen ... das bietet ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten für alle. Zumal wir ja auch nicht gerade eine riesige Gruppe waren, sondern nur sieben Leute für vier metertiefe Gruben.
So sah eine der Gruben aus, in denen wir praktisch den ganzen Tag verbrachten.
Ich werde ja dauernd gefragt, ob ich denn etwas (sprich: einen Dinosaurier und wenn schon nicht das mindestens ein Mammut, dass ich keine menschlichen Überreste oder alte Gebrauchsgegenstände, Gräber und Co. suche, habe ich hoffentlich endlich allen klar machen können) gefunden hätte. Ja, sicher findet man etwas, aber trotzdem stellen sich die meisten das falsch vor: Es geht nicht drum, einfach so lange runterzugraben, bis das eine, das ultimative Super-Überdrüber-Megafundstück zu Tage tritt, sondern wir betrachten die geologische Abfolge der Schichten in der Gesamtheit.
Und da gehören natürlich auch die Fossilien mit dazu. Und ja, ich habe mir durchaus die Taschen mit fossilen Schnecken vollgeräumt. Ganz ohne Freude geht es natürlich auch nicht.
Außerdem haben wir auch noch eine meterdicke Austernschicht freigelegt.
Einquartiert waren wir im Nachbarort Berndorf, bekannt durch die Geschirrmarke und den Kruppstahl.
Tatsächlich wohnten wir direkt am Kruppplatz im Bernschlössl, was aber wesentlich mondäner klingt als es eigentlich war.
Also von außen sah die Pension großartig aus und auch das Zimmer wirkte auf den ersten Blick nett, allerdings stellten sich bald diverse Mängel heraus. Auf dem durchgelegenen Bett konnte man schon fast seekrank werden, das Waschbecken rann unten aus, im Zahnputzbecher waren noch die Haare des Vorgängers und auch sonst war das Service nicht so der Hit. Der Frühstückskaffee war schon ziemlich grauslich - zuerst dachte ich, gut, ich bin halt verwöhnt. Zur Zeit reibe ich mir ja die Bohnen für jede Tasse extra mit einem Gerät, das jahrelang unbenutzt bei meinen Eltern rumstand und das ich mir einfach irgendwann unter den Nagel gerissen habe.
Aber wenn nach zwei Tagen alle (außer mir) einstimmig: „Tee, bitte!“ fordern, sogar Leute, die sich später ein paar Dosen verzuckerten Eiskaffee einwerfen, dann muss irgendwas faul sein.
Nachdem aber das Institut die Kosten übernahm, regte mich das Ganze aber dann doch nicht so auf †¦
Schönheitskorrekturen von mir an der Wand - damit man für das Profilzeichnen alles gut sehen kann! Über mir die sehr breite Austernschicht.
Auf jeden Fall war es eine tolle Woche. Eine erfolgreiche Grabung, sehr interessant, aber vor allem auch eine tolle Stimmung.
Ich hatte das ja mal auf einer Grabung, dass die anderen Studenten sich dauernd gegenseitig kritisieren mussten (und zwar völlig unnötig, wie ich meine), aber hier war es eine total lockere Stimmung.
Die Leute hatten Freude an dem Ganzen und es wurde sehr viel gescherzt.
Am besten kam ein - teils unfreiwilliger - Witz von mir beim Abbauen an. (Neben dem Versuch, ein geologisches Profil eines Tortenstücks zu erfassen.) Wir hatten ja alles eingezäunt, damit nicht irgendein ahnungsloser Wanderer in unsere Gruben fällt. Und das musste natürlich noch alles weg - die Zäune wurden eingerollt und oben musste eben jemand halten, damit er sich nicht von der anderen Seite einrollt.
„Musst du nicht beim Zauneinrollen helfen?“ - „Nein, ich wurde eben durch einen großen Stein ersetzt!“
Darauf von unten: „Wir haben dich doch nicht durch einen Stein ersetzt, das ist ein Lehmklumpen!“
Ach ja, so weit kann es gehen. Andere werden wenigstens durch Computer ersetzt †¦