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Jugendbuchverlag entdeckt mich!

Geschrieben von Nina , 18 Januar 2008 · 1.381 Aufrufe

Bisher gab es in meinem Autorendasein eiserne Grundsätze: Warte nicht, dass ein Verlag kommt.
Ein Verlag, der zu Dir kommt, will nur Dein Geld.
Kein seriöser Verlag sucht im Internet nach Autoren.
Verlagsautor wird man nicht durch Zufall, sondern durch jahrelange Arbeit, durch Aufdrängen, Aufdrängen und noch mal Aufdrängen. Und das mit jedem noch so kurzen Text wieder neu.


Nach einiger Zeit gab es dann mal interne Forenprojekte, weiterleiten von Ausschreibungen an mich persönlich, vielleicht auch mal ein Flüstern: „Du, hier ist noch ein Plätzchen frei, wenn du gerade was auf der Festplatte dazu hast und ganz schnell bist ...“

Das war erfreulich, aber auch jetzt nicht das große Wunder vom Entdecktwerden, von dem man so oft liest und an das ich nicht glaube. Entdeckt zu werden, das ist so eine ähnliche Geschichte wie die von dem Prinzen, der auf seinem Pferd in das triste Leben eines Mädchens reitet ...

Jedenfalls war in meinem Postfach wieder mal ein Mail mit dem Betreff: „Junge Autoren gesucht!“.
Mist, denke ich. Buchstaben, die zum Glück digital sind, da sie ohnehin das Blatt Papier nicht wert wären, auf dem sie gedruckt sind.

Und: Wie oft soll ich es noch sagen, was ich Zuschussverlagen halte!
Zu meiner großen Überraschung fängt es erst einmal mit sehr konkreten Vorstellungen des Verlags an. Man lässt dem Autor eben nicht alle erdenklichen Freiheiten, wie es natürlich möglich ist, wenn er den Druck bezahlt und man dementsprechend auch ruhig ein unverkäufliches Produkt produzieren kann.

Und ich kenne den Verlag!
Ja, wirklich. Und zwar nicht von einem Forum, wo er auf Autorenfang war, nein, so richtig aus dem Buchhandel. Glaube ich zumindest. Wenn es nicht doch ein ähnlich klingender ist ...?

Leider wird halt keine Science-Fiction gesucht. Und Horror auch nicht. Sondern ein Jugendkrimi, der in einer österreichischen Stadt spielen soll, mit noch einigen anderen Einschränkungen.
Der Herr schreibt sogar, dass er nicht weiß, ob das überhaupt etwas ist, da ich mich vor allem mit „Fantasy“ zu beschäftigen scheine. Das allein ist schon ungewöhnlich, ich meine, dass eine solche Anschrift tatsächlich personalisiert ist.

Stellt sich natürlich die Frage für mich: Was tue ich, verdammt noch mal?
Ich schreibe keine Krimis. Ich schreibe auch keine Romane. Und schon gar nicht schreibe ich Jugendliteratur.

Mir fällt dazu ein, wie Mama sagt: „Warum tust du dir die Lernerei an, so ein schweres Studium? Warum bist du nicht Kindergärtnerin geworden? Oder Volksschullehrerin?“
Ja, warum eigentlich nicht?

Vermutlich, weil ich für Kinder wohl nicht gerade die Respektsperson wäre. Ich meine, man stelle sich die Vorbildwirkung von so einer wie mir vor. Einen Zoom in mein furchtbar chaotisches Zimmer mit den silbern angemalten Wänden und den aufgeklebten CDs. Wie ich abends vor einer DVD sitze, angesichts von zombiezersägenden Kettensägenhänden so schallend lachen muss, dass ich fast mein Bier verschüttet. (Verdammte Grippe - im Moment kann ich keines trinken ...)
Und dann Zoom, nächster Morgen, wie ich den Kindern erkläre, wie schlimm unser gewalttätiges Fernsehen ist und dass Alkohol ganz und gar böse ist.
Nicht sehr überzeugend, nicht wahr?

Aber gut, eine Jugendbuchautorin müsste ja auch nicht päpstlicher als der Papst sein. Und selbst wenn: Angesichts Stars, die zwar erklärte Jungfrauen bis zur Ehe sind (was auch die Notwendigkeit von Blitzhochzeiten in Las Vegas erklären dürfte ...), aber im Drogenrausch schon mal drauf vergessen, ein Höschen anzuziehen, sich dann noch in dem Zustand hinter das Steuer klemmen und sich medieneffektiv eine Glatze zu scheren für eine gute Idee halten, bin ich ja eigentlich schon wieder ein gutes Vorbild. Fast zumindest.

Fragt sich aber trotzdem: Soll ich das machen?
Nun, da frage ich mich natürlich, was dabei rauskäme, wenn die Leute in einem Forum dazu befragt würden. Sicher würde es etwa zwanzig: „Warum nicht, probier´s doch!“ geben. Und vermutlich ein: „He, wenn das nicht das ist, was du schreiben willst, dann lass es sein!“
Und letzteres käme dann von mir.
Also warum nicht einfach meinen eigenen Rat, also den, den ich jemandem geben würde, den nicht ich, aber in der selben Situation von mir ist?
Ganz einfach: Weil Worte wie Vertrag und angemessenes Honorar und dann noch so Dinge, die nicht versprochen werden, die aber vorstellbar wären, einfach zu verlockend sind ...

Ich überlege es mir mal bis morgen, ob ich das machen kann und will. Und wer weiß, vielleicht sind da ohnehin ein paar hundert Autoren angeschrieben worden und dann war es auch einfach nur viel Lärm um nichts.



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Siegfried Langer
Jan 20 2008 16:02
Hi Nina,

nein, ich werde Dir keinen Rat geben! rolleyes.gif

Aber gratulieren möchte ich Dir trotzdem, denn fürs Ego ist sowas allemal gut; egal, wie Du Dich entscheiden wirst.

Herzlichen Glückwunsch!

Siegfried
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Hallo Siegfried!
Danke für die netten Worte. Ich habe mal eine Nacht darüber geschlafen und dann etwas nachrechiert und ich denke, dass ich es schaffen kann, so etwas zu schreiben. Ein konkretes Ziel und ein vorgegebener Zeitplan bewirken ja bekanntlich mitunter Wunder.
Ich habe nun mein Interesse bekundet und möchte weitere Infos vom Verlag. Ich werde aber vermutlich fix zusagen, vorausgesetzt, das Ganze erreicht eine gewisse Verbindlichkeit auch von Seiten des Verlags (wenn sie jetzt eine Reihe von Autoren eben mal schreiben lassen und sich den besten Roman dann aussuchen, dann bin ich aber defintiv draußen ...).
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Ich würde es so machen: Wenn Dir in den nächsten 10 Tagen eine wirklich zündende Idee für den Roman einfällte, die Dich überzeugt, dann solltest Du es machen.
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Danke, das bestärkt mich!
Ich muss sagen, mich hat vor allem das überzeugt, dass der Verlag eine gewisse Bekanntheit hat und das mit dem Vertrieb zu stimmen scheint. Da wäre dann auch zu erwarten, dass das Buch in die Buchhandlungen kommt. Und vor allem: Es ist was anderes, als Autor gefragt zu werden, als sich selber da reinboxen zu müssen.
Es ist aber auch hier sicher eine Konkurrenzfrage, denn ich denke nicht, dass man nur mich allein gefragt hat.

Meine Stärke sehe ich aber darin, dass ich eine flexible Zeiteinteilung habe, in schreiberischer Hinsicht ungebunden bin (bekanntere Autoren gibt es sicher, aber die haben mitunter schon Verträge, Agenten und Co. - das bisserl Anthologienbastelei, das noch gemacht werden muss, wird mir nicht allzu sehr dreinpfuschen) und dass mir auch kein Medien- oder Lesungszirkus zu blöd wäre. Da gibt es ja durchaus nicht wenige Autoren, die das nicht wollen bzw. durch ihren Broterwerb auch schlichtweg nicht können.

Jetzt bin ich natürlich ganz kribbelig wegen der Antwort. Ich habe mich schon zur Ruhe gemahnen müssen: Das scheint ein Lektor zu sein, der das als Beruf macht, der schreibt natürlich anders als manche Kleinverleger nicht eben mal Sonntag Nacht zurück ...
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So viel zum "Rollentausch" wink.gif Ich finde das toll, dass es bei Dir im Moment so gut läuft. Immerhin bist Du seit Jahren dabei & hast einer Menge Leuten (u.a. mir) geholfen. Das muss sich doch mal lohnen!
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Ja, es scheint sich tatsächlich zur Zeit voll auszuzahlen!
Ich bin ja, wie Du sagst, schon länger dran und habe früher auch öfter mal ins Leere gearbeitet. Es gab Anthologien, die nie erschienen sind, Verlage, die unter den Ausschreibungen "gestorben" sind und so manche andere Enttäuschung. Trotzdem erscheint es mir im Moment direkt unheimlich und es ist natürlich auch jetzt nicht gesagt, dass überall etwas rauskommt. Aber ich bin trotzdem erst einmal zuversichtlich.
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