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Die Schreiberei reicht mir inzwischen

Geschrieben von Nina , 25 Februar 2008 · 1.545 Aufrufe

Es gibt Tage, da denkt man sich durchaus: „Mir reicht es!“
Die gibt es. Meistens ist es der Beruf, der ärgert, manchmal auch die Familie. Aber in meinem Falle ist inzwischen mein Lieblingshobby, das mich so etwas denken lässt.

Nein, ich bin nicht etwa in einem kreativen Loch beim Schreiben. Es ist auch nicht so, dass ich gar nichts auf die Reihe kriegen würde, ganz im Gegenteil hat das Jahr sehr vielversprechend begonnen und ich war zeitweise auch überglücklich.
Aber Tatsache ist, dass ich werke und tue und zum eigentlichen Schreiben gar nicht mehr komme, weil immer etwas anderes daherkommt.
Das Problem hierbei ist auch, dass das Schreiben ja wie gesagt ein Hobby für mich ist. Es fehlt daher auch die Legitimation, sich zu viel zu ärgern und diese Unmenge an Zeit zu investieren.

Da ist eine Anthologieveröffentlichung, wo mir völlig überraschend ein für mich unzumutbarer Vertrag präsentiert wurde und wo ich nun fest am Diskutieren bin, in der Hoffnung, einen Kompromiss auszuhandeln, unter den ich meine Unterschrift setzen und danach immer noch schlafen kann.
Und das bei einer unbezahlten Kurzgeschichtenveröffentlichung!
So etwas kann gut ausgehen oder auch nicht, aber es kostet jedenfalls Zeit und vor allem Nerven, da zu verhandeln zu versuchen. Vor allem, wenn man nicht einfach nur den anderen anfährt und dann weg ist, sondern alles durchkaut, was einen stört, vielleicht auch selbst mal einem kleinen Irrtum aufliegt, der andere erst recht etwas missversteht, man erklärt, worum es wirklich geht ...

Da ist eine weitere Anthologie, wo mich das inzwischen zweite Lektorat, das in ein paar Tagen eingearbeitet werden soll, fast vom Sessel hat kippen lassen, da es das „noch was gefunden“ aus dem Begleitschreiben in seinem Umfang tatsächlich alles andere als treffend beschreibt.

Da ist ein ernüchterndes Mail von einem Verlag, dem mein Exposee „zu kindlich“ erscheint. Für zwölfjährige Kinder.
Und nein, ich habe keine sprechenden Stofftiere drin. Aber auch gemäß der Altersgruppe nicht ganz so geisteskranke Leute wie sonst, keinen Mord und keine Untoten und was es sonst noch so gibt, wovon ich meine Tochter oder meinen Sohn in Zukunft mal fernhalten möchte.
Ich habe zwar konkret Material zum daran Arbeiten erhalten, allerdings bin ich noch skeptisch, ob es tatsächlich möglich ist, hier etwas zu machen, ohne alles zu löschen und neu zu schreiben.

Ich denke mal, kaum jemand hat eine Vorstellung, wie sehr sich das ganze Drumherum anhängt. Man glaubt immer, man liefert das Material ab, dann bekommt man seine Zusage oder Ablehnung. Die Ablehnung macht traurig, die Zusage ist ein großes Glück.
Doch inzwischen wird das alles frustrierender Quell unermüdlicher Arbeit.
Vor allem deshalb, weil ich natürlich bisher geleistetes auch nicht so gerne in den Sand setze, weil es zu einem späteren Zeitpunkt schwieriger wird.

Aber inzwischen ... heute habe ich mir schon einen Moment lang gedacht, dass mir in vielen Fällen eindeutige, schlichte Standardablehnungen lieber wären als so lange herumzutun.
Dann weiß man, dass man selbst getan hatte, was man konnte und es eben „nicht hat wollen sein“ wie man so schön zu sagen pflegt. Dann kommt ein Strich unter das Ganze und man kann sich wieder neuen Projekten widmen.
Inzwischen erscheint mir das schon verlockend zu sein. Oder gar nicht mehr zu schreiben.
Wirklich, ich habe nicht mal Spaß beim Schreiben. Ich habe manchmal Spaß beim Ausdenken der Geschichten in einzelnen Szenen und mir macht vor allem das Endprodukt Freude. Aber auf den Schreibprozess kann ich tatsächlich durchaus verzichten.
Oder doch nicht?
Nun, vermutlich nicht. Warum zum Teufel auch immer. Keine Ahnung, wenn mich einer fragt, warum ich schreibe, muss ich mir das tatsächlich eine Antwort konstruieren. Das ist bei mir wohl eher so ähnlich wie der Zwang, glitzernde Schokoladenverpackungen nicht einfach wegzuschmeißen, sondern glattzustreichen und aufzuheben.
Ja, genau das ist es wohl. Autor zu sein ist eigentlich Mist, aber es scheint ganz schön zu glitzern.




Dich hat's diesmal wirklich ganz schön erwischt, was? Kopf hoch, diese Symptome kennen wir alle. Die Welt ist bekanntermaßen hart, aber ungerecht unsure.gif Hier gilt also nur: Augen zu und durch!
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ZITAT(Muside @ 26.02.2008, 07:05)
Hier gilt also nur: Augen zu und durch!


Eben.
Oder einfach mal eine Woche lang keine Tastatur anfassen. Dann kribbelt's von ganz allein wieder.
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ZITAT(Armin @ 26.02.2008, 07:49)
ZITAT(Muside @ 26.02.2008, 07:05)
Hier gilt also nur: Augen zu und durch!


Eben.
Oder einfach mal eine Woche lang keine Tastatur anfassen. Dann kribbelt's von ganz allein wieder.


Oh, ich kann gut mal ein paar Wochen Pause machen. Leider plagt mich dann das schlechte Gewissen.

Was Kritik/Lektorat angeht, so bemühe ich mich mittlerweile, das als Chance zur eigenen Qualitätssteigerung wahrzunehmen. Dabei behalte ich mir natürlich vor, mir Schuhe anzuziehen oder sie stehen zu lassen. Aber Feedback als solches, das sich generell konstruktiv verhält, ist mir lieb, weil ich sonst zu sehr im eigenen Saft koche. Nur, wenn dieses Feedback mit ad personam-Argumentationen verbunden wird, da mache ich nicht mit. Ist mir aber in letzter Zeit kaum passiert.

Immer locker bleiben, Nina. Vor zwei Jahren hat mir der Lektor eines großen deutschen Heftromanverlages bescheinigt, ich würde "zu literarisch" schreiben. Ich habe dann auch erstmal ein paar Stunden mit der Stirn die Wand bearbeitet.
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Armes Ninalein!

Ich fühle mit Dir und verstehe Dich voll und ganz. *taschentuchreich*
Da ich mich ja der Programmreform des ORF verweigere, habe ich auch diese obskure DVB-T Box nicht gekauft und ergo kein Fernsehen mehr.
Gefühlt habe ich mich wie Herkules, der dem nemäischen Löwen das Fell über die Ohren gezogen hat in der Erkenntnis:"Ich bin frei und hab jetzt massig Zeit!"
Das Problem ist nur, dass man sich dafür soviel andere Arbeiten sucht um diese "Freizeit" zu füllen, das man erst recht nicht zum Schreiben kommt.
Wenn ich nach dem Lernen jeden Tag nur eine Stunde für das Schreiben zusammenbekomme freu ich mich wie ein Schneekönig.

Ist dann was fertig umso besser. Meine Wenigkeit hat auch noch den Nachgeschmack einer herben Kritik im Mund, die mir erklärte, dass meine "Anfängerfehler" zu grob seien und es keinen Sinn hätte die Geschichte fertig zu bearbeiten. Was soll's. Ist ja nur EINE Meinung!

Aber es ist meines Erachtens das Suchtverhalten des Menschen, das mich dann doch immer wieder zur Tastatur treibt. Glück im Unglück wink.gif

Das wird schon. Ärger dich mal so richtig, schnauz wen an (ich mach das mit meinem Mobilfunkanbieter wenn die Rechnung "nicht" stimmt, sehr erleichternd) und dann freust du dich bald wieder über die wunderbar fließenden Gedanken.

lg, Flo
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Ich finde, wir sollten alle nach Österreich fahren und sie knuddeln.

Ein sf-netzwerk-Bus wäre zu organisieren.
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ZITAT(Diboo @ 26.02.2008, 11:53)
Ich finde, wir sollten alle nach Österreich fahren und sie knuddeln.

Ein sf-netzwerk-Bus wäre zu organisieren.


Können wir das auf die Zeit der EM legen?
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ZITAT(Armin @ 26.02.2008, 12:55)
ZITAT(Diboo @ 26.02.2008, 11:53)
Ich finde, wir sollten alle nach Österreich fahren und sie knuddeln.

Ein sf-netzwerk-Bus wäre zu organisieren.


Können wir das auf die Zeit der EM legen?


Egoist! Nina leidet und Du denkst nur an Männer in kurzen Hosen! Armin!
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ZITAT(Diboo @ 26.02.2008, 13:05)
Egoist!


Tschuldigung.
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Wirklich, ich habe nicht mal Spaß beim Schreiben. Ich habe manchmal Spaß beim Ausdenken der Geschichten in einzelnen Szenen und mir macht vor allem das Endprodukt Freude. Aber auf den Schreibprozess kann ich tatsächlich durchaus verzichten.

Kenn' ich! Kenn' ich wirklich! Vor allem, wenn man gerade einen Satz zum zehnten Mal umgestellt hat und er immer noch so aussieht, als wäre ein Traktor drübergefahren...
Aber das ist nur eine Phase, das gibt sich wieder. Da bin ich mir ganz sicher. Wer schon so viel geleistet hat wie du kann gar nicht mehr anders. Also Kopf hoch (und sei es nur aus Trotz, aber immer schön oben bleiben)! Alles wird gut!

Allerdings ...

... wie der Zwang, glitzernde Schokoladenverpackungen nicht einfach wegzuschmeißen, sondern glattzustreichen und aufzuheben.

Das klingt nicht gut. Normal ist das nicht. Wichtig auch: Was passiert mit der Schokolade?
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ZITAT(schnei17 @ 26.02.2008, 14:04)
Das klingt nicht gut. Normal ist das nicht. Wichtig auch: Was passiert mit der Schokolade?


Die ist für mich.
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Danke für die vielen tröstenden Worte!

Das Problem ist halt, dass ich nicht wirklich eine Pause machen kann. Wenn ich mit dem Exposee noch eine Chance haben will, muss ich schnell machen. Gestern könnte schon zu spät sein.

Das Lektorat der Geschichte muss bis Mittwoch drin sein.

Der Vertrag muss bis Ende des Monats unterzeichnet sein, sonst fliege ich aus der Anthologie raus. Was sehr unerfreulich wäre, war immerhin eine Themenausschreibung, für die ich tatsächlich extra was produziert habe und das Lektorat habe ich auch eingearbeitet.
Das bedeutet natürlich, dass man es jetzt ausdiskutieren muss (in seitenlangen Mails), bevor der Zug abgefahren ist.

Und das ist das, was mich aufregt. So an Schreibideen mangelt es mir nicht, aber wenn ich mich an den Computer setze, kommt so viel Zeug, das ich vorher erledigen sollte, dass es dann nach Mitternacht ist, bis ich wieder wegkomme.

@Diboo: Nicht beleidigt sein, aber: Literarisch hochtrabend zu schreiben, so hätte ich Deine Werke (und ich kenne jetzt immerhin drei) nicht gerade charakterisiert. Deine Stärke liegt sicher im Spannungsaufbau. Aber es mag sein, dass manche Heftromanherausgeber auch von Alien-Mutantengemetzel intellektuell überfordert werden.

@Bernhard: Die Schokolade esse ich natürlich. Und zwar gar nicht so wenig davon - die Leute, die bei mir sind, sind immer irritiert, wenn sie sehen, dass ich eine Schachtel mit Vorräten im Zimmer habe.
Na ja, so viel geleistet ... es ist derzeit zwar zeitmäßig weit mehr als ein Hobby, aber eben nur zeitmäßig. Aber mich hats ein wenig aufgebaut, dass mir ein paar Leute geschrieben haben, dass sie sich „Disturbania“ tatsächlich bestellen, das ist selten bei Anthologien.

@Flo: Ja, das beruhigt mich, dass es anderen auch so geht - obwohl, das geteilte Leid stimmt auch nicht ganz. (Warum sollte es einem besser gehen, wenn ein Freund ebenfalls unzufrieden ist?)
Die Sache ist halt so, dass alle nicht wirklich unfreundlich zu mir sind, das heißt, ich kann logischerweise auch keinen anschreien, sondern nur eine harsche Kritik in schöne Worte verpacken.

@Armin: Ernst kommt ja schon bald nach Wien zur Fantasy Gaming Con. Kannst ihm ja ein Sackerl voll Knuddel mitgeben.
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ZITAT(Nina @ 26.02.2008, 14:37)
@Diboo: Nicht beleidigt sein, aber: Literarisch hochtrabend zu schreiben, so hätte ich Deine Werke (und ich kenne jetzt immerhin drei) nicht gerade charakterisiert. Deine Stärke liegt sicher im Spannungsaufbau. Aber es mag sein, dass manche Heftromanherausgeber auch von Alien-Mutantengemetzel intellektuell überfordert werden.


Keine Sorge, ich bin nicht so leicht zu beleidigen. Und da ich auch gar keinen Ehrgeiz habe, "literarisch" zu schreiben, hatte mich das besagte Urteil auch eher konsterniert.
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