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Mein BuchmesseConvent 2008
Geschrieben von
Nina
,
21 Oktober 2008
·
1.107 Aufrufe
Leider habe ich mir gerade um den BuchmesseConvent herum eine ziemliche Erkältung eingefangen, allerdings habe ich beschlossen: Dieses Mal wird nichts in der Welt mich aufhalten können! Auch nicht, dass ich die beiden Nächte davor nicht hatte durchschlafen können.
Also war ich am Samstag um 5:00 aus dem Bett, ordentlich Kaffee reinkippen, die letzten Details checken und dann ab auf den Bahnhof zum ersten Zug. In Frage kam nur der und nur die ICE-Direktverbindung, die mich immerhin bis 13:40 nach Frankfurt befördern sollte.
Die Anreise bis dahin war auch relativ angenehm mit Lesen über die Bühne gebracht, allerdings war mein Zustand stand, dass sich drei Fahrgäste (die auf dieser Strecke natürlich des öfteren wechselten) unabhängig voneinander genötigt sahen, mir Hustenzuckerln aufzudrängen.
Wirklich ätzend war aber dann das letzte Stück mit der S-Bahn und dem nur stündlich verkehrenden Zug nach Dreieich raus. Dementsprechend fix und fertig erreichte ich schließlich das Bürgerhaus.
Schon vor dem Eingang traf ich auf die ersten Geschichtenweber, die mich auch gleich für meinen Kleidungsstil lobten. Nachdem ich einmal Lesungsfotos ins Forum gestellt hatte, wo man mich mit einer originellen Strumpfhose bekleidet gesehen hat, wären sie wohl auch ziemlich enttäuscht gewesen, wenn ich einfach nur in Jeans angerückt wäre.
Nun, ich bin weit weg von daheim, eine gewisse Narrenfreiheit darf da schon sein - und praktisch ist es außerdem, kann man doch Leuten, die man noch nie zuvor gesehen hat, vorher über das Internet schreiben: Du erkennst mich an meinen weißen Strümpfen mit schwarzen Punkten. Ist sicherlich hilfreicher als: Du erkennst mich daran, dass ich mittelgroß bin und braune Haare habe.
Nach der Kasse, wo ich Conorganisator Roger Murmann höchstpersönlich antraf, kam ich gleich mal zum Stand des Wurdackverlags, wo ich Ernst Wurdack zumindest kurz begrüßte. Darauf folgte das große Hallo am Stand der Geschichtenweber, die dieses Jahr wirklich zahlreich vertreten waren. Nicht wenige davon kannte ich schon vom BuCon vor zwei Jahren.
Mit Apokalyptischem Schreiber Thomas "Gus" Backus. Leider war der beliebte Kuttenträger nicht mehr in seiner Lesungsmontur
Nach einem gestellten Foto mit dem Apokalyptischen Schreiber Thomas Backus, wo der Fotograf sicherlich zwei Minuten brauchte, um endlich mal abzudrücken (mein Gesicht war derweil grinsend eingeschlafen) und der Begrüßung von Darwins-Schildkröte-Autor Andreas Flögel, dessen Geschichte ja zum Titelbild inspirierte, entdeckte ich schließlich Michael Schmidt, der eben vorbeihuschen wollte. Aber nichts da!
Natürlich habe ich mich gleich hingestürzt. Michael hat meine Schreibe nachhaltig gefördert, so ist meine erste Anthologieveröffentlichung (zuvor war ich in zwei Fanzines) in seiner Anthologie Schattenseiten erfolgt und er hat mir immer Mut gemacht, meinen Weg weiter zu gehen.
Er wiederum bestand darauf, mich an einen Tisch zu schleppen, wo Fantasyguide-Chef Chris Weidler und sein Redakteur Ralf Steinberg saßen. Ralf kenne ich ja schon (schön, ihn wiederzusehen!), aber obwohl ich mit Chris im Laufe der Jahre schon oft zu tun hatte - ich schreibe u.a. Rezensionen für sein Online-Magazin - hatte ich ihn noch nie zuvor persönlich getroffen.
Plötzlich tauchte dann noch ein fremder junger Mann mit den Worten: „Ich habe gehört, du hast mein Manuskript!“ auf.
Ach ja? Na ja, wirklich. Es war nämlich Christian Endres, dem ich seinen Roman Der Preis des Lebens auch gleich endlektoriert in die Hand drücken konnte. Der Atlantis-Verlag, dessen Stand ja auch gleich dort war, wo ich saß, hatte mir ja den Auftrag dazu erteilt.
Dementsprechend stand auch recht schnell Dirk van den Boom auf der Matte, dessen Tentakelromane ich mir früher schon für den Verlag vorgeknöpft habe. Wenn ich so lese, was andere über Dirk schreiben (und vor allem: Was er über andere so schreibt!), dann bin ich wohl priviligiert: Ich scheine einer der wenigen Menschen zu sein, zu denen der Mann echt nett ist!
In seinem Blog bin ich übrigens, wenn man bis zum letzten Foto scrollt, Gegenstand eines „Rätsels“. Nun ja, immer noch besser als als unästhetischer Hintern Erwähnung zu finden, oder?
Nachher war ich noch beim Atlantisstand hinten, um Guido Latz das zweite Manuskript zu geben. Ich hatte Guido ja schon bei früheren BuCons gesehen, allerdings seltsamerweise noch nie mit ihm geredet.
Bei unserem Zusammentreffen war ich auch ein wenig irritiert, da Guido selbst unter Conbedingungen, wo meist sogar schüchterne Gemüter aufblühen, offenbar ein sehr zurückhaltender Mensch ist, was ich ihm gar nicht so zugetraut hätte ...
Als dann auch noch Armin Rößler, mit dem ich vor allem in seiner Funktion als Herausgeber der SF-Reihe des Wurdackverlags zu tun hatte, mir arglos den Rücken zuwandte, konnte ich es mir nicht verkneifen, mich anzupirschen und mit einem „Buh!“ meine Hände auf seine Schultern zu legen.
Allerdings sah Armin nicht so aus, als hätte er den Schock seines Lebens erlitten, sondern wirkte freudig überrascht, dass ich doch noch aufgetaucht war.
Bücherpräsentation der Geschichtenweber. Von links nach rechts: Hannah Steenbock - ich - Jörg Olbrich - Timo Bader - Bernhard Weißbecker - Andrea Bottlinger. Fotograf: Kurt Zelt
Im Nu war auch schon wieder Zeit für die Lesung der Geschichtenweber, wobei es gar nicht so leicht war, den quirligen Haufen in die richtige Richtung in Bewegung zu bekommen. Wobei ich keine Ausnahme war, aber es gelang mir immerhin, mich an die Fersen eines offenbar ortskundigen Geschichtenwebers zu heften und rechtzeitig vor Ort zu sein.
Nicht zu früh, denn schon ging es los und Jörg Olbrich stellte und Geschichtenweber vor, ehe ich gleich das Mikrofon bekam und die ehrenvolle Aufgabe, unsere Anthologie Die Formel des Lebens vorzustellen.
Ich muss ehrlich gestehen, dass mich das echt nervös gemacht hatte. Lesungen bin ich gewohnt. Ich weiß, dass ich lesen kann, und das schon seit vielen Jahren. Manche schwören ja auf Korken-im-Mund-Übungen oder darauf, bewusst mit der Stimme hoch und tief zu gehen, aber im Grunde gibt es meiner Ansicht nach nur ein Geheimnis: Laut genug zu lesen. Und wenn man sich verliest, möglichst so zu tun, als wäre nichts gewesen und, wenn es zu offensichtlich war, sich eben zu entschuldigen. Aber außer zu leise verzeiht das Publikum im Grunde genommen alles. Außer zu lange, das nervt natürlich auch.
Zum Glück ging das frei Sprechen gut und ich konnte auch mit meinem müden Homunkulus-Witz zu Hannah Steenbocks Lesung überleiten, die ihre Geschichte „Die arische Frau“ auszugsweise vortrug.
Ich finde ja Hannah ziemlich mutig, dass sie eine Horror-Zweitweltkriegsgeschichte mit einem homosexuellen Protagonisten in einem solchen Rahmen vorgetragen hat. Doch ich finde das gut - wir brauchen mutige Autoren, und zwar keine nur auf Effektehascherei, sondern die so wie Hannah wirklich was zu sagen haben. Und das hat sie mit ihrer Geschichte definitiv!
Doch zur Ruhe kam ich noch lange nicht: Erst einmal sprach Bernhard Weißbecker ein paar Worte zu Darwins Schildkröte, ehe ich die Titelgeschichte vorlas.
Dabei geschah ein kleines Wunder: Der Husten war wie weggeblasen! Ich las also, laut und deutlich. Nicht immer das, was auf dem Blatt stand. Ich kürzte ein bisschen und nach dem Augenkontakt mit dem Publikum verlas ich mich und formulierte dann eben ein paar Sätze so um, dass es sich grammatikalisch wieder ausging.
Doch anschließend war ich froh, übergeben zu können. Nachdem der Adrenalinschock langsam von mir abfiel, kehrte dann auch blöderweise der Hustenreiz zurück. Ich habe mich natürlich möglichst zusammengerissen und ihn mit dem bereitgestellten Mineralwasser so gut es ging bekämpft.
Anschließend war aber immer noch nicht Ruhe, so viele alte Bekannte habe ich noch wiedergetroffen oder auch zum ersten Mal in real gesehen.
Hier bin ich im Gespräch mit Bernhard Weißbecker. Fotograf: Michael Buttler
Zum Abschluss gab es dann noch die Verleihung des Deutschen Phantastik Preises, die ich von unserem Stand aus verfolgte, also von sehr weit hinten. So brennend hat es mich ehrlich gesagt dann auch nicht interessiert, ob nun irgendein Zauberlehrling der beste internationale Roman geworden ist. Und ja, ist er. Und dass „meine“ Formel nicht als Anthologie gewonnen hatte, hatte ich erwartet, da man ja entsprechender Person doch Andeutungen gegenüber macht. Und wenn schon nicht mir, dann wenigstens dem Wurdackverlag, bei dem die Informationsweiterleitung bestimmt funktioniert hätte.
Doch wirklich gefreut hat es mich, dass Jörg Olbrich die Kategorie „Beste Kurzgeschichte“ gewonnen hat! Ich war auch ganz baff, dass er mich in seiner Dankesrede extra erwähnt hatte. Als Herausgeberin.
Ich stand dann wie vom Donner gerührt also ganz hinten, doch in der näheren Umgebung drehten sich doch ein paar Leute um und Hermann Urbanek - auch ein weitgereister Wiener - sprach mir sogar seine Glückwünsche aus.
Jörg ließ sich dann auch Zeit, mit seiner Trophäe zu uns zu kommen, sondern steckte seinen Preis lieber erst mal mit dem von Petra Hartmann zusammen, für die ich mich auch sehr freue, dass sie gewonnen hat. Wenn schon nicht die Formel, dann wenigstens die Anthologie von einer guten und lieben Autorin, denke ich mir mal.
Bevor das Konzert begann, flohen wir erst einmal aus den Hallen, um gemeinschaftlich essen zu gehen. Wir waren immerhin an die dreißig Leute, die da eine lange Tafel errichteten, die dann noch um eine Ecke ging. Dabei konnten Philipp Bobrowski, der mit Das Lächeln der Kriegerin einen sehr spannenden Fantasyroman veröffentlicht hat und ich endlich unser vor bereits zwei Jahren gegebenes Versprechen einlösen, mal zusammen ein Bier zu trinken. Mit dem Anstoßen klappte es bei dem vollbesetzten Lokal zwar nicht, aber wir beschlossen, auch zuprosten gelten zu lassen. Da meine Unterkunft nicht weit weg war und ich zwischendurch einchecken ging, konnte ich auch bis zum bitteren Ende - bitter deshalb, weil es dann natürlich Abschied nehmen hieß - bleiben und noch einige interessante Gespräche führen.
Den nächsten Tag begann ich dann nach tiefem, aber zu kurzen Schlaf mit einem ausgiebigen Frühstück im Hotel. Von der Reise selbst habe ich nicht so viel mitbekommen, da ich völlig erschöpft war und die meiste Zeit schlafend oder, nachdem eine lärmende Schülergruppe aus Ungarn das unmöglich gemacht hat, in einem unerfreulichen Dämmerzustand.
Also war ich am Samstag um 5:00 aus dem Bett, ordentlich Kaffee reinkippen, die letzten Details checken und dann ab auf den Bahnhof zum ersten Zug. In Frage kam nur der und nur die ICE-Direktverbindung, die mich immerhin bis 13:40 nach Frankfurt befördern sollte.
Die Anreise bis dahin war auch relativ angenehm mit Lesen über die Bühne gebracht, allerdings war mein Zustand stand, dass sich drei Fahrgäste (die auf dieser Strecke natürlich des öfteren wechselten) unabhängig voneinander genötigt sahen, mir Hustenzuckerln aufzudrängen.
Wirklich ätzend war aber dann das letzte Stück mit der S-Bahn und dem nur stündlich verkehrenden Zug nach Dreieich raus. Dementsprechend fix und fertig erreichte ich schließlich das Bürgerhaus.
Schon vor dem Eingang traf ich auf die ersten Geschichtenweber, die mich auch gleich für meinen Kleidungsstil lobten. Nachdem ich einmal Lesungsfotos ins Forum gestellt hatte, wo man mich mit einer originellen Strumpfhose bekleidet gesehen hat, wären sie wohl auch ziemlich enttäuscht gewesen, wenn ich einfach nur in Jeans angerückt wäre.
Nun, ich bin weit weg von daheim, eine gewisse Narrenfreiheit darf da schon sein - und praktisch ist es außerdem, kann man doch Leuten, die man noch nie zuvor gesehen hat, vorher über das Internet schreiben: Du erkennst mich an meinen weißen Strümpfen mit schwarzen Punkten. Ist sicherlich hilfreicher als: Du erkennst mich daran, dass ich mittelgroß bin und braune Haare habe.
Nach der Kasse, wo ich Conorganisator Roger Murmann höchstpersönlich antraf, kam ich gleich mal zum Stand des Wurdackverlags, wo ich Ernst Wurdack zumindest kurz begrüßte. Darauf folgte das große Hallo am Stand der Geschichtenweber, die dieses Jahr wirklich zahlreich vertreten waren. Nicht wenige davon kannte ich schon vom BuCon vor zwei Jahren.
Mit Apokalyptischem Schreiber Thomas "Gus" Backus. Leider war der beliebte Kuttenträger nicht mehr in seiner Lesungsmontur
Nach einem gestellten Foto mit dem Apokalyptischen Schreiber Thomas Backus, wo der Fotograf sicherlich zwei Minuten brauchte, um endlich mal abzudrücken (mein Gesicht war derweil grinsend eingeschlafen) und der Begrüßung von Darwins-Schildkröte-Autor Andreas Flögel, dessen Geschichte ja zum Titelbild inspirierte, entdeckte ich schließlich Michael Schmidt, der eben vorbeihuschen wollte. Aber nichts da!
Natürlich habe ich mich gleich hingestürzt. Michael hat meine Schreibe nachhaltig gefördert, so ist meine erste Anthologieveröffentlichung (zuvor war ich in zwei Fanzines) in seiner Anthologie Schattenseiten erfolgt und er hat mir immer Mut gemacht, meinen Weg weiter zu gehen.
Er wiederum bestand darauf, mich an einen Tisch zu schleppen, wo Fantasyguide-Chef Chris Weidler und sein Redakteur Ralf Steinberg saßen. Ralf kenne ich ja schon (schön, ihn wiederzusehen!), aber obwohl ich mit Chris im Laufe der Jahre schon oft zu tun hatte - ich schreibe u.a. Rezensionen für sein Online-Magazin - hatte ich ihn noch nie zuvor persönlich getroffen.
Plötzlich tauchte dann noch ein fremder junger Mann mit den Worten: „Ich habe gehört, du hast mein Manuskript!“ auf.
Ach ja? Na ja, wirklich. Es war nämlich Christian Endres, dem ich seinen Roman Der Preis des Lebens auch gleich endlektoriert in die Hand drücken konnte. Der Atlantis-Verlag, dessen Stand ja auch gleich dort war, wo ich saß, hatte mir ja den Auftrag dazu erteilt.
Dementsprechend stand auch recht schnell Dirk van den Boom auf der Matte, dessen Tentakelromane ich mir früher schon für den Verlag vorgeknöpft habe. Wenn ich so lese, was andere über Dirk schreiben (und vor allem: Was er über andere so schreibt!), dann bin ich wohl priviligiert: Ich scheine einer der wenigen Menschen zu sein, zu denen der Mann echt nett ist!
In seinem Blog bin ich übrigens, wenn man bis zum letzten Foto scrollt, Gegenstand eines „Rätsels“. Nun ja, immer noch besser als als unästhetischer Hintern Erwähnung zu finden, oder?
Nachher war ich noch beim Atlantisstand hinten, um Guido Latz das zweite Manuskript zu geben. Ich hatte Guido ja schon bei früheren BuCons gesehen, allerdings seltsamerweise noch nie mit ihm geredet.
Bei unserem Zusammentreffen war ich auch ein wenig irritiert, da Guido selbst unter Conbedingungen, wo meist sogar schüchterne Gemüter aufblühen, offenbar ein sehr zurückhaltender Mensch ist, was ich ihm gar nicht so zugetraut hätte ...
Als dann auch noch Armin Rößler, mit dem ich vor allem in seiner Funktion als Herausgeber der SF-Reihe des Wurdackverlags zu tun hatte, mir arglos den Rücken zuwandte, konnte ich es mir nicht verkneifen, mich anzupirschen und mit einem „Buh!“ meine Hände auf seine Schultern zu legen.
Allerdings sah Armin nicht so aus, als hätte er den Schock seines Lebens erlitten, sondern wirkte freudig überrascht, dass ich doch noch aufgetaucht war.
Bücherpräsentation der Geschichtenweber. Von links nach rechts: Hannah Steenbock - ich - Jörg Olbrich - Timo Bader - Bernhard Weißbecker - Andrea Bottlinger. Fotograf: Kurt Zelt
Im Nu war auch schon wieder Zeit für die Lesung der Geschichtenweber, wobei es gar nicht so leicht war, den quirligen Haufen in die richtige Richtung in Bewegung zu bekommen. Wobei ich keine Ausnahme war, aber es gelang mir immerhin, mich an die Fersen eines offenbar ortskundigen Geschichtenwebers zu heften und rechtzeitig vor Ort zu sein.
Nicht zu früh, denn schon ging es los und Jörg Olbrich stellte und Geschichtenweber vor, ehe ich gleich das Mikrofon bekam und die ehrenvolle Aufgabe, unsere Anthologie Die Formel des Lebens vorzustellen.
Ich muss ehrlich gestehen, dass mich das echt nervös gemacht hatte. Lesungen bin ich gewohnt. Ich weiß, dass ich lesen kann, und das schon seit vielen Jahren. Manche schwören ja auf Korken-im-Mund-Übungen oder darauf, bewusst mit der Stimme hoch und tief zu gehen, aber im Grunde gibt es meiner Ansicht nach nur ein Geheimnis: Laut genug zu lesen. Und wenn man sich verliest, möglichst so zu tun, als wäre nichts gewesen und, wenn es zu offensichtlich war, sich eben zu entschuldigen. Aber außer zu leise verzeiht das Publikum im Grunde genommen alles. Außer zu lange, das nervt natürlich auch.
Zum Glück ging das frei Sprechen gut und ich konnte auch mit meinem müden Homunkulus-Witz zu Hannah Steenbocks Lesung überleiten, die ihre Geschichte „Die arische Frau“ auszugsweise vortrug.
Ich finde ja Hannah ziemlich mutig, dass sie eine Horror-Zweitweltkriegsgeschichte mit einem homosexuellen Protagonisten in einem solchen Rahmen vorgetragen hat. Doch ich finde das gut - wir brauchen mutige Autoren, und zwar keine nur auf Effektehascherei, sondern die so wie Hannah wirklich was zu sagen haben. Und das hat sie mit ihrer Geschichte definitiv!
Doch zur Ruhe kam ich noch lange nicht: Erst einmal sprach Bernhard Weißbecker ein paar Worte zu Darwins Schildkröte, ehe ich die Titelgeschichte vorlas.
Dabei geschah ein kleines Wunder: Der Husten war wie weggeblasen! Ich las also, laut und deutlich. Nicht immer das, was auf dem Blatt stand. Ich kürzte ein bisschen und nach dem Augenkontakt mit dem Publikum verlas ich mich und formulierte dann eben ein paar Sätze so um, dass es sich grammatikalisch wieder ausging.
Doch anschließend war ich froh, übergeben zu können. Nachdem der Adrenalinschock langsam von mir abfiel, kehrte dann auch blöderweise der Hustenreiz zurück. Ich habe mich natürlich möglichst zusammengerissen und ihn mit dem bereitgestellten Mineralwasser so gut es ging bekämpft.
Anschließend war aber immer noch nicht Ruhe, so viele alte Bekannte habe ich noch wiedergetroffen oder auch zum ersten Mal in real gesehen.
Hier bin ich im Gespräch mit Bernhard Weißbecker. Fotograf: Michael Buttler
Zum Abschluss gab es dann noch die Verleihung des Deutschen Phantastik Preises, die ich von unserem Stand aus verfolgte, also von sehr weit hinten. So brennend hat es mich ehrlich gesagt dann auch nicht interessiert, ob nun irgendein Zauberlehrling der beste internationale Roman geworden ist. Und ja, ist er. Und dass „meine“ Formel nicht als Anthologie gewonnen hatte, hatte ich erwartet, da man ja entsprechender Person doch Andeutungen gegenüber macht. Und wenn schon nicht mir, dann wenigstens dem Wurdackverlag, bei dem die Informationsweiterleitung bestimmt funktioniert hätte.
Doch wirklich gefreut hat es mich, dass Jörg Olbrich die Kategorie „Beste Kurzgeschichte“ gewonnen hat! Ich war auch ganz baff, dass er mich in seiner Dankesrede extra erwähnt hatte. Als Herausgeberin.
Ich stand dann wie vom Donner gerührt also ganz hinten, doch in der näheren Umgebung drehten sich doch ein paar Leute um und Hermann Urbanek - auch ein weitgereister Wiener - sprach mir sogar seine Glückwünsche aus.
Jörg ließ sich dann auch Zeit, mit seiner Trophäe zu uns zu kommen, sondern steckte seinen Preis lieber erst mal mit dem von Petra Hartmann zusammen, für die ich mich auch sehr freue, dass sie gewonnen hat. Wenn schon nicht die Formel, dann wenigstens die Anthologie von einer guten und lieben Autorin, denke ich mir mal.
Bevor das Konzert begann, flohen wir erst einmal aus den Hallen, um gemeinschaftlich essen zu gehen. Wir waren immerhin an die dreißig Leute, die da eine lange Tafel errichteten, die dann noch um eine Ecke ging. Dabei konnten Philipp Bobrowski, der mit Das Lächeln der Kriegerin einen sehr spannenden Fantasyroman veröffentlicht hat und ich endlich unser vor bereits zwei Jahren gegebenes Versprechen einlösen, mal zusammen ein Bier zu trinken. Mit dem Anstoßen klappte es bei dem vollbesetzten Lokal zwar nicht, aber wir beschlossen, auch zuprosten gelten zu lassen. Da meine Unterkunft nicht weit weg war und ich zwischendurch einchecken ging, konnte ich auch bis zum bitteren Ende - bitter deshalb, weil es dann natürlich Abschied nehmen hieß - bleiben und noch einige interessante Gespräche führen.
Den nächsten Tag begann ich dann nach tiefem, aber zu kurzen Schlaf mit einem ausgiebigen Frühstück im Hotel. Von der Reise selbst habe ich nicht so viel mitbekommen, da ich völlig erschöpft war und die meiste Zeit schlafend oder, nachdem eine lärmende Schülergruppe aus Ungarn das unmöglich gemacht hat, in einem unerfreulichen Dämmerzustand.
toller Bericht. Da hoffe ich doch, wir sehen uns nächses Jahr wieder. Und vielleicht interessiert dich der DPP dann etwas mehr und du gewinnst ihn
Bis bald,
Michael
P.S.: Und Danke für die lieben Worte. Bis nächstes Jahr kann mich jetzt nichts mehr umwerfen.