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Akademische Abschlussfeier

Geschrieben von Nina , 08 Mai 2009 · 583 Aufrufe

Inzwischen ist ja auch schon wieder einiges passiert, ohne dass ich zum Bloggen gekommen wäre. Das größte Ereignis war neulich meine Feier anlässlich meines Studienabschlusses als Bachelor auf Science an der Universität Wien. Klingt etwas allgemein für eine Spezialisierung in Paläobiologie, aber das ist ja nicht schlecht. Insgesamt gesehen war das Ganze ja mehr ein „Unfall“, der durch die Studienplanumstellung und die Neueinführung internationaler Titel zustande gekommen ist. Eine Sache für sich, da die absolvierten Lehrveranstaltungen und die, die man nun braucht, nicht ganz so äquivalent sind, wie man es mitunter erzählt und sich bei mir Anrechnungsgeschichten zu einer richtiggehenden Odyssee zwischen Präses, Institut und Prüfungsreferat entwickelt haben. Gerade bei doch recht exotischen Studienrichtungen ist vieles nicht eindeutig geklärt. Aber nun - man nimmt, was man kriegen kann und inzwischen, nachdem mir klar geworden ist, was das nun genau bedeutet, bin ich auch total glücklich darüber. Es ist ein akademischer Titel, mit dem auch hübsch unterschreiben kann und es ist eine Beruhigung, mal was in der Hand zu haben.

Womit ich aber gar nicht gerechnet hatte, war, dass die akademische Abschlussfeier derartig pompös über die Bühne gehen würde. Ich wollte sie an und für sich ausfallen lassen, in Feierstimmung war ich ja nicht so recht, sondern einfach nur froh, als ich endlich meine Abschlussmappe holen konnte und der frustrierende Behördenkram damit endlich ein Ende gefunden hatte.
So nebenbei bemerkt war der Inhalt der Abschlussmappe ganz erstaunlich, so war neben dem Zeugnis und einer Packung Pfefferminzzuckerln auch noch ein Mitteilungsblatt enthalten, wo ich selbst drinnen abgebildet war und das ich noch gar nicht kannte. Es war zu meiner vorletzten Lesung in der Universitätsbibliothek. Auch nicht schlecht, wenn das allein alle Absolventen bekommen und dann noch in glückseliger Stimmung über ihren Abschluss durchblättern.

Bei der Vorbesprechung war ich schon ganz weg, wie kompliziert sie sich die Abwicklung ausgedacht hatten. Ich dachte eigentlich, hingehen, hinstellen, lächeln, Rede anhören, Urkunde bekommen, fertig.
Sie bestimmten aber dann eine Reihenfolge zum Einmarschieren, aufstellen im Halbkreis, dann nacheinander - ich als Erste - rauf auf die Kanzel und sich selbst vorstellen.

Mein Vater meinte zwar, ich sollte das locker angehen, einfach so wie bei meinen Lesungen hingehen und sagen: „Ich bin Darth Vader und ich erzähl euch jetzt was.“
Na super. Sehr beruhigend. Dass ich mich auch bei meinen Science-Fiction Lesungen nicht so vorstelle, brauche ich wohl nicht extra dazusagen, außerdem ist das ja doch was ganz was anderes. Meistens ein weniger ernstes Ambiente und so groß und so proppenvoll waren die Säle, in denen ich damit zugegen war, auch nicht.
Aber es ging dann ganz gut und eines kann man tatsächlich von den Lesungen mitnehmen: Es ist im Grunde genommen am wichtigsten, dass man laut und deutlich spricht, dann kann sonst gar nicht mehr so viel schiefgehen.


Hier bin ich beim Vorstellen auf der Kanzel. Links von mir Prof. Ecker, rechts Prof. Seidler.

Danach machte Prof. Seidler, ein Anthropologieprofessor, den ich auch schon vorher kannte, eine Festansprache. Die hat mir auch wirklich gut gefallen, weil sie einerseits sehr schön herausgestrichen hat, was die Wissenschaft der Menschheit tatsächlich bringt, andererseits sie auch alles andere als trocken war.
Nach Musik erfolgte der meiner Ansicht nach feierlichste Teil, nämlich die Ablegung des Gelöbnisses, das unter anderem den Wortlaut enthält:
ZITAT
Aus diesem Anlass mögen Sie geloben, dass Sie sich durch Ihr künftiges Verhalten und Handeln im öffentlichen und privaten Bereich des Ihnen verliehenen akademischen Grades würdig erweisen werden. Sie geloben vor allem, das durch Ihr Studium erworbene Wissen im Dienste der Menschheit und unserer Umwelt einzusetzen und sich Ihr Urteil in wissenschaftlichen Fragen stets nach bestem Wissen und Gewissen ohne Rücksicht auf persönlichen Vorteil oder andere außerwissenschaftliche Motive zu bilden.


Dann muss man nach vorne gehen und „Ich gelobe!“, sagen, während man die Schwurfinger auf das prunkvolle Szepter der Universität legt. Ganz ehrlich beschäftigt mich ja seitdem der Gedanke, wie man wohl Szepterträger wird. Da steht ja extra ein Mann oder in meinem Fall eine Frau dort und hält es während der Feier.


Übergabe der Urkunde und Gratulation durch die akademischen Funktionäre

Danach erfolgte die namentliche Ernennung und nachdem das vollbracht war, gab es die Urkunden. Und ich war heilfroh, dass mir kein so ein Schnitzer wie zwei Kolleginnen passiert ist, die die Urkunde von Prof. Ecker entgegen genommen haben und dann einfach an dem in voller Amtstracht dahinter zwecks Gratulation aufgebauten Prof. Seidler vorbeigerauscht sind, dessen lautstarke Beschwerde einige Lacher aus dem Publikum zur Folge hatte.
Das war aber noch keineswegs das Ende, dann wurden noch Gaudeamus igitur, die Österreich- und die Europahymne gesungen.
Insgesamt gesehen war es eine wirklich lange und stimmungsvolle Feier und weit mehr, als ich mir erwartet hatte.




Glückwunsch zum Abschluss! Kannst du stolz drauf sein! thumb.gif
Auch die Feier war ja toll, da erinnert man sich noch in fünfzig Jahren dran. Wenn ich dran denke, dass ich damals mein Diplom bei einer übelgelaunten Uni-Sekretärin abgeholt habe und das wars dann ...
Nee, da ist ein würdevoller Rahmen viel viel besser ...
Tja, Nina, jetzt fängt der Ernst des Lebens an ... Willkommen im Club biggrin.gif
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Glückwunsch Frau Junggesellin!
Das ließt sich ja fast wie in nem Ami-Film oder einem Buch. Wie wirds dann erst beim Master oder PhD?
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