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Was es nicht so alles gibt

Geschrieben von thomas t , 19 Januar 2009 · 401 Aufrufe

Ich hab vor kurzem diesen offenen Brief von einer Autorenkollegin aus Wien bekommen. Jetzt hab ich die Erlaubnis in rein zu stellen und mach das - einfach weil ich das Geschilderte nicht glauben kann huh.gif Ich bin wirklich froh auf dem Land zu leben.

ZITAT(melamar)
nachstehenden brief habe ich gerade eben an kundendienst@wienerlinien.at geschickt. wahrscheinlich bringt sowas eh nichts, ausser dass ich mir meine empörung herausgeschrieben habe. andererseits, man kann doch nicht alles stumm hinnehmen.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Heute (Di 13.01.) gegen 21:30 fand ich in der U-Bahnstation Stephansplatz (Zwischenstock, U1 Abgang) eine Frau am Boden liegend und völlig benommen, mit einem etwa 3 bis 4-jährigen Kind vor. Ich hatte sofort den Verdacht, dass die Frau einen epileptischen Anfall gehabt haben könnte und tat, was man in so einer Situation eben tut, ich rief die Rettung an. Die Frau war ansprechbar, konnte jedoch nicht aufstehen. Als ich ihr erklärte, dass ich Hilfe rufen würde, war sie einverstanden und verhielt sich ruhig und friedlich.
Leider fanden sich schaulustige Passanten ein, die zum Teil ausländerfeindliche Bemerkungen a la „Yugo-Weiber tun immer gern Theater spielen“ fallen liessen und „Hoffentlich nehmens ihr das Kind weg!“. Es gelang mir alleine nicht, diese Leute zum weggehen zu bewegen. Bevor die Sanitäter eintrafen, fanden sich zwei weibliche Bedienstete der Wiener Linen ein. Anstatt die sich offensichtlich in einem sehr schlechten Zustand befindliche Frau zu schützen, packten die beiden Mitarbeiterinnen der Wiener Linien diese unsanft an den Armen und versuchten, sie mit Gewalt zum aufstehen zu zwingen. Die Knie der Frau knickten ein und sie sackte wieder zusammen. Ich machte die beiden darauf aufmerksam, dass diese Frau nicht aufstehen könnte und dass sie vielleicht gerade eben einen Krampfanfall erlitten habe. Eine der beiden Bediensteten (blond gelockt, klein, gedrungene Gestalt, ca Anfang bis Mitte 50) sagte mir wortwörtlich: „Das kann nicht sein.“ Ich fragte darauf hin: „Woher wollen Sie das wissen?“ Selbst ein Arzt braucht ein EEG um festzustellen ob jemand Epileptiker ist und kann das nicht aufgrund des Augenscheines beurteilen! Die Mitarbeiterin der Wiener Linien erklärte mir „Wenn sie einen Anfall gehabt hätte, dann hätte sie Schaum vor dem Mund.“ Ich erwiderte, dass das kein Kriterium ist, es gibt zahlreiche Anfallsformen, bei denen Patienten keinen Schaum vor dem Mund haben. (Das kann Ihnen jeder Neurologe bestätigen!!!!!!!) Die Bedienstete der Wiener Linien behauptete, es besser zu wissen. Auf meine Frage woher, meinte sie, es in einer internen Schulung der Wiener Linien so gelernt zu haben. Ich halte das ohnedies für eine Ausrede, sollte so etwas aber tatsächlich bei Mitarbeiterschulungen der Wiener Linien vermittelt werden, so wäre es SKANDALÖS!!! Es ist nämlich schlicht und ergreifend falsch!
Skandalös auch das weitere Verhalten der beiden Frauen. Anstatt die Situation zu beruhigen, gossen sie noch weiter Öl ins Feuer, indem sie Dinge sagten wie: „Das Kind wird ihr das Jugendamt jetzt sicher wegnehmen.“ Als die Rettungsleute eintrafen, war die Frau, die schön langsam ihr volles Bewusstsein wiedererlangte, so verstört und misstrauisch, dass sie sich plötzlich weigerte, sich ins Krankenhaus bringen zu lassen. (Vorher war sie sehr wohl einverstanden gewesen, dass ich die Rettung rief.)
Sie schleppte sich mühsam hoch und ging mit ihrem Kind Richtung U3.
Es ist ein Armutszeugnis und schadet auch dem Image der Wiener Linien, wenn Ihre Mitarbeiter sich einer offensichtlich hilfsbedüftigen Person gegenüber so verhalten! Auch steht es einer U-Bahn-Aufsicht -
definitiv - nicht zu, ärztliche Diagnosen zu stellen, oder über etwaige Entscheidungen des Jugendamtes zu spekulieren!

Mit empörten Grüßen!

Melanie Marschnig

was lern ich draus? einen fehler habe ich auf jeden fall gemacht. es war ganz zu anfang, bevor der ausländerfeinliche mob sich gebildet hat, dass ein paar freundlich gesinnte menschen ihre hilfe angeboten haben. ich habe geantwortet: "danke, es geht schon. die rettung kommt eh gleich." im nachhinein weiss ich, dass es gut gewesen wäre, wenn ein paar hilfsbereite leute mehr da gewesen wären. wer rechnet schon mit sowas? was auch wieder einmal "typisch" war: dieses unnötige gerede von wegen "hoffentlich nehmens ihr das kind weg" ging ausgerechnet von einem pärchen, bzw. einer frau mit auffällig kleinen pupillen, glasigen augen und der für opiatabhängige so typischen gebrochenen stimme aus. gerade solche leute sollten doch eigentlich ein wenig solidarität aufbringen, weil sie vielleicht selbst wissen, wie es ist, (ab)zu-stürzen. aber nein! das waren methadon-junkies in markenjeans, die froh sind, wenn sie endlich mal auf jemanden hintreten können, der in der sozialen hierarchie (scheinbar) unter ihnen steht, in dem fall eine migrantin aus dem balkan. das gute, alte österreischische "radlfahrerprinzip" - nach oben buckeln, nach unten treten. traurig aber wahr!




Das ist echt arg. Bei mir war es auch neulich erst so, dass in einem Kurs ein neben mir sitzender Student einen epileptischen Anfall bekommen hat. Der hatte auch keinen Schaum in dem Sinne vorm Mund (vermutlich stellen sich die Leute das auch einfach anders vor als mehr oder weniger Spucke, so wie das Zeug, das aus der Rasierschaumdose kommt, was so und so schwachsinnig ist), aber es war sonst wirklich eindeutig. War auch schon als Epileptiker bekannt -die gerufenen Rettungsleute meinten, sie müssen ihn unabhängig davon, dass er wieder bei Bewusstsein ist, unbedingt ins Krankenhaus bringen, weil es sein kann, dass jemand gleich eine Reihe von Schüben bekommt, was durch ein starkes Schlafmittel verhindert werden kann.
Es ist da auch total unverantwortlich, wenn die Frau dann womöglich den nächsten Anfall mitten auf einer stark befahrenen Straße bekommt!

Ich glaube, dass in Wien aber die Leute auch einfach abstumpfen, weil es tatsächlich genug Leute gibt, die Show machen. Das ist traurig, aber durchaus eine Tatsache. (Wobei man aber nicht durch die Nationalität auf so was schließen darf!) Ich habe in einer U-Bahn Station einen Mann erlebt, der laut jammernd einen blutigen Fußverband präsentiert hat. Haben ihn Leute gefragt, was denn ist und ob man helfen kann, drauf hingewiesen, dass diese Linie auch direkt zum Allgemeinen Krankenhaus fährt (nachdem er irgendwie nach unten gekommen ist und nicht frisch verletzt war, fand ich das gar keine so schlechte Idee, wäre wohl der schnellste Weg zu ärztlicher Hilfe gewesen) meinte er ja und humpelte dann die Reihe entlang, um jeden mal um Geld zu fragen. blink.gif
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