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Mattias Falke : Gaugamela-Trilogie
Geschrieben von
† a3kHH
,
15 August 2009
·
1.075 Aufrufe
Rezensionen
Die Planetenschleuder
Die >Event Horizon< liegt zur Wartung im Neptun-Orbit. Ein gefährlicher Meteoritenschauer stört die beschauliche Ruhe des Etappendaseins. In einem halsbrecherischern Manöver gelingt es Commander Frank Norton und seiner Crew, die navigationsunfähige >Event Horizon< aus der Gefahrenzone zu bringen. Dann erst stellt sich heraus, was den Meteoritenhagel ausgelöst hat: eine überschnelle Warp-Sonde der Sineser, die ins Sonnensystem eindringt und auf der Höhe des Iupiters einen Annihilator zur Explosion bringt. Der Planet wird destabilisiert und droht erdwärts zu stürzen. Die Enthymesis wird in Marsch gesetzt, um die Drift des Iupiters zu beeinflussen. Es beginnt ein verzweifelter Kampf gegen die Zeit. Der dichte Vorbeizug des Iupiter droht den Mond zu zermalmen und die Erde zu zerstören. Und in dieser Situation ist Jennifer plötzlich verschwunden ...
Soweit die Inhaltsbeschreibung auf Matthias Falkes Homepage. Neugierig geworden durch die überraschend guten Stories aus "Harey" dachte ich mir, ich lese einfach einmal ein anderes Buch von ihm. Und wurde positiv enttäuscht.
"Die Planetenschleuder", der erste Band der Gaugamela-Trilogie, liest sich anders als der durchschnittliche zeitgenössische SF-Roman. Langsam, fast schon behäbig, lässt der Autor die Ereignisse ablaufen. Ganz anders als die doch mehr durch schnelle Schnitte geprägten Romane, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Durch diese Langsamkeit gelingt es Matthias Falke auch, die tatsächliche Dauer eines unterlichtschnellen Fluges vom Neptun zur Erde und die Nervosität der Enthymesis-Besatzung auf dieser Reise darzustellen. Das dies tatsächlich Stilmittel ist, erkennt man bei der deutlich schnelleren Beschreibung der Ereignisse auf der Erde. Hier überschlagen sich die Ergebnisse fast, kein Vergleich mehr zur behäbigen Beschreibung des Raumflugs.
Mit den Charakteren bin ich bei diesem ersten Band, den ich von den Enthymesis-Geschichten gelesen habe, nicht so ganz warm geworden. Die Führungsqualitäten von Frank Norton kommen nicht wirklich rüber, Jennifer Ash und Jill Lambert, die Pilotinnen, bleiben ziemlich blaß, obwohl sie doch einige gute Szenen haben. Und Reynolds ist der klassische Geniale Wissenschaftler, ein echter Archetyp. Dies tut dem Lesevergnügen allerdings nur wenig Abbruch, es bleibt abzuwarten, wie sich die Protagonisten in den nächsten Romanen entwickeln.
Insgesamt ein interessantes Buch, das man jedem SF-Fan empfehlen kann.
†ƒ
Das Museumsschiff
Das größte Schiff der Menschheit wurde in den extragalaktischen Raum verlegt, um es den Nachstellungen der Sineser zu entziehen. Dort versucht die Wissenschaftliche Abteilung verzweifelt, mit der sinesischen Technologie gleichzuziehen. Die >Event Horizon< beginnt mit der Kolonisierung ferner Welten. Dann taucht ein Schiff auf. Es reagiert auf keinen der Kontaktversuche. Schließlich gehen Norton und seine Crew, bestehend aus Jennifer Ash, der Pilotin Jill Lambert und dem Ingenieur Taylor an Bord. Das Schiff scheint ausgestorben. Es gleicht einem riesigen Museum und beherbergt seltsame mumifiziert wirkende Wesen. Doch während der Erkundung erwacht es plötzlich zum Leben. Es beginnt ein atemberaubendes Abenteuer.
Diesen Klappentext, den ich ebenfalls Matthias Falkes Homepage entnahm, finde ich etwas irreführend. Das Museumsschiff ist nämlich nicht, wie Name und Beschreibung vermuten lassen, eine archaische Antiquität, sondern ein Spezies-Sammler der Sinesen. Das "atemberaubende Abenteuer" besteht dann in der unfreiwilligen Entführung der Enthymesis-Crew nach Sina, dem Hauptplaneten des Feindes. Von daher ist dieser Klappentext sehr irritierend, die Erwartungen des Lesers werden in keinster Weise erfüllt.
Dies ist aber kein gravierender Mangel, da Matthias Falke durch seine farbigen Schilderungen des Planeten Sina und seiner Bewohner, Sinesen als auch Borq, mehr als entschädigt. Hier läuft Matthias Falke zu Hochform auf, selten fand ich Außerirdische so plastisch geschildert wie hier. Ebenso plastisch, aber ziemlich schräg, schildert er vorher das Leben auf der >Event Horizon<. Laertes, Wiesnewski und die Kommarowa sind schon seltsame Offiziere, mit denen ich auch nicht richtig warm wurde. Im Gegensatz dazu wurde ich im Laufe des Romans immer besser mit den Mitgliedern der Enthymesis-Crew vertraut, insbesondere Jill Lambert bekam eine Tiefe, die ich vorher bei ihr vermisst habe.
Genau wie der erste Band der Gaugamela-Trilogie liest sich "Das Museumsschiff" langsam. An vielen Stellen unterbricht Matthias Falke die Handlung durch Reflexionen der Protagonisten oder philosophische Betrachtungen des Autors. So etwas habe ich lange nicht mehr gelesen, ein solcher Stil ist mir das letzte Mal bei Romanen aus dem 19. Jahrhundert (bzw. früheren Zeiten) untergekommen. Mir hat das, gerade auch als Kontrapunkt zur modernen SF, sehr gut gefallen.
Überhaupt nicht gefallen hat mir die Umkreisung des Universums in dem Sina-Shuttle. Man merkt hier deutlich die zehn Jahre Alterunterschied zwischen dem Autor und mir. In den 60ern aufgewachsen tendiere ich mehr zur harten wissenschaftlichen SF, während Matthias Falke als Kind der 70er mehr zur metaphysischen Richtung tendiert. Das ist aber kein Mangel der Erzählung, sondern einfach eine persönliche Abneigung von mir, die (ebenso wie beispielsweise die Tiefenland-Romane aus dem Perryversum oder die Geschichten von Stanislaw Lem) ganz sicher nicht von allen Lesern geteilt wird.
Der Roman ist sicher nicht geeignet zum schnellen Konsumieren. Lässt man sich aber auf den abschweifenden Stil ein, macht einem das Lesen doch sehr viel Vergnügen. Bemerkenswert ist auch, daß "Das Museumsschiff" als zweiter Band einer Trilogie keinesfalls die Standard-Macken des Mittelteils hat, er ist genauso packend wie der erste Teil. Für jeden, der einmal etwas anderes lesen möchte als die amerikanisierte Mainstream-SF sehr zu empfehlen.
Die Schlacht um Sina
Commander Frank Norton und seine Gefährtin Jennifer Ash konnten sich zur Erde durchschlagen. Diese ist nach dem Iupiter-Transit schwer verwüstet. Sinesische Späher patrouillieren im Sonnensystem. Dennoch konnte in unterirdischen Bunkeranlagen und auf geheimen Werften eine neue Flotte geschaffen werden. Norton erhält den Oberbefehl. Jennifer arbeitet als Strategin einen Angriffsplan aus, der sich an der historischen Schlacht von Gaugamela orientiert. Nach Jahren der Demütigung durch die brutale Herrschaft der Sineser holt die Menschheit zum Gegenschlag aus. Es entbrennt eine niedagewesene Schlacht um die Vorherrschaft in der Galaxis. (www.matthiasfalke.de)
Der dritte Band der Gaugamela-Trilogie, in der Matthias Falke zeigt, daß philosophische Erörterungen und Action sich keinesfalls gegenseitig ausschließen. Aber fangen wir am Anfang an, als Frank Norton und Jennifer Ash sich noch auf der Erde befinden. Hier lässt Matthias Falke das erste Mal sein Geschick bei der Schilderung politischer Ereignisse aufblitzen, daß er in "Der Torus der Borq" dann genüsslich auslebt. Ein weiteres Highlight ist die Darstellung der von der >Event Horizon< gegründeten Kolonien, bei der man die Mühsal der Kolonisten fast körperlich spürt. Ebenfalls ganz besonders gelungen ist hier die Darstellung des genialen Wissenschaftlers Reynolds. Dem Autor gelingt der Spagat zwischen dem Archetypus und dem Handwerker, zu einer innovativen neuen Entwicklung gehört ebensoviel Inspiration wie dröge Routinearbeit. In diesem Kontext zeigt Matthias Falke sehr schön die Genialität von Reynolds auf, das Quentchen, das ihn von einem normalem Wissenschaftler unterscheidet. Ebenso wie der Wissenschaftler Reynolds hat auch der Stratege Rogers hier seinen großen Auftritt. In der Art und Weise wie er die Kolonien vor den angreifenden Sinesen verteidigt, wird klar, warum er General ist und seine Mitmenschen ihn als "Sieger von Lombork" verehren.
Am besten gefallen haben mir aber die Abenteuer von Jill Lambert und Taylor, die sich auf Sina vor der Verfolgung durch die Sinesen bei den Borq verstecken. Hier schafft es der Autor, durch die Augen von Menschen eine Rasse von geklonten Fremdwesen als alien, außerirdisch, nicht-menschlich darzustellen. Etwas, das selten einem SF-Autor gelingt und auch in den aktuellen PR-Romanen (2500 ff.) ein gravierendes Manko darstellt.
Überhaupt nicht gefallen hat mir die Zerstörung des Planeten Sina und der Genozid an den Sinesen. Nicht daß es schlecht geschrieben ist, aber ich frage mich, warum so etwas thematisiert werden muß. Und wenn, warum dann nicht ausführlicher. Matthias Falke hat es bereits in den vorhergehenden Romanen geschafft, die Sinesen aufgrund ihrer Philosophie und Lebensanschauung als das Böse an sich darzustellen. Sie unterdrücken jede Fremdrasse, der sie begegnen, wo es nicht möglich ist, versuchen die Sinesen, sie auszulöschen. Wie sie es ja auch bereits im ersten Band der Trilogie "Die Planetenschleuder" mit der Erde versucht haben. Aber darf das, auch in Selbstverteidigung, zu einem Genozid führen ? Hier bleibt der Autor die Antworten schuldig, geht zu leicht über diese Tatsache hinweg. Was schade ist, denn dadurch bleibt die Gaugamela-Trilogie eine nette Space Opera, der Sprung in den Bereich der bedeutenden SF-Romane gelingt ihr nicht.
Insgesamt hat mir die Gaugamela-Trilogie aber gut gefallen. Einmal etwas anderes neben dem SF-Mainstream, ein ganz anderer Stil, ein unverbrauchter Autor, dem es noch gelingt, den Sense of Wonder der SF in seinen Romanen einzufangen.
Die >Event Horizon< liegt zur Wartung im Neptun-Orbit. Ein gefährlicher Meteoritenschauer stört die beschauliche Ruhe des Etappendaseins. In einem halsbrecherischern Manöver gelingt es Commander Frank Norton und seiner Crew, die navigationsunfähige >Event Horizon< aus der Gefahrenzone zu bringen. Dann erst stellt sich heraus, was den Meteoritenhagel ausgelöst hat: eine überschnelle Warp-Sonde der Sineser, die ins Sonnensystem eindringt und auf der Höhe des Iupiters einen Annihilator zur Explosion bringt. Der Planet wird destabilisiert und droht erdwärts zu stürzen. Die Enthymesis wird in Marsch gesetzt, um die Drift des Iupiters zu beeinflussen. Es beginnt ein verzweifelter Kampf gegen die Zeit. Der dichte Vorbeizug des Iupiter droht den Mond zu zermalmen und die Erde zu zerstören. Und in dieser Situation ist Jennifer plötzlich verschwunden ...
Soweit die Inhaltsbeschreibung auf Matthias Falkes Homepage. Neugierig geworden durch die überraschend guten Stories aus "Harey" dachte ich mir, ich lese einfach einmal ein anderes Buch von ihm. Und wurde positiv enttäuscht.
"Die Planetenschleuder", der erste Band der Gaugamela-Trilogie, liest sich anders als der durchschnittliche zeitgenössische SF-Roman. Langsam, fast schon behäbig, lässt der Autor die Ereignisse ablaufen. Ganz anders als die doch mehr durch schnelle Schnitte geprägten Romane, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Durch diese Langsamkeit gelingt es Matthias Falke auch, die tatsächliche Dauer eines unterlichtschnellen Fluges vom Neptun zur Erde und die Nervosität der Enthymesis-Besatzung auf dieser Reise darzustellen. Das dies tatsächlich Stilmittel ist, erkennt man bei der deutlich schnelleren Beschreibung der Ereignisse auf der Erde. Hier überschlagen sich die Ergebnisse fast, kein Vergleich mehr zur behäbigen Beschreibung des Raumflugs.
Mit den Charakteren bin ich bei diesem ersten Band, den ich von den Enthymesis-Geschichten gelesen habe, nicht so ganz warm geworden. Die Führungsqualitäten von Frank Norton kommen nicht wirklich rüber, Jennifer Ash und Jill Lambert, die Pilotinnen, bleiben ziemlich blaß, obwohl sie doch einige gute Szenen haben. Und Reynolds ist der klassische Geniale Wissenschaftler, ein echter Archetyp. Dies tut dem Lesevergnügen allerdings nur wenig Abbruch, es bleibt abzuwarten, wie sich die Protagonisten in den nächsten Romanen entwickeln.
Insgesamt ein interessantes Buch, das man jedem SF-Fan empfehlen kann.
†ƒ
Das Museumsschiff
Das größte Schiff der Menschheit wurde in den extragalaktischen Raum verlegt, um es den Nachstellungen der Sineser zu entziehen. Dort versucht die Wissenschaftliche Abteilung verzweifelt, mit der sinesischen Technologie gleichzuziehen. Die >Event Horizon< beginnt mit der Kolonisierung ferner Welten. Dann taucht ein Schiff auf. Es reagiert auf keinen der Kontaktversuche. Schließlich gehen Norton und seine Crew, bestehend aus Jennifer Ash, der Pilotin Jill Lambert und dem Ingenieur Taylor an Bord. Das Schiff scheint ausgestorben. Es gleicht einem riesigen Museum und beherbergt seltsame mumifiziert wirkende Wesen. Doch während der Erkundung erwacht es plötzlich zum Leben. Es beginnt ein atemberaubendes Abenteuer.
Diesen Klappentext, den ich ebenfalls Matthias Falkes Homepage entnahm, finde ich etwas irreführend. Das Museumsschiff ist nämlich nicht, wie Name und Beschreibung vermuten lassen, eine archaische Antiquität, sondern ein Spezies-Sammler der Sinesen. Das "atemberaubende Abenteuer" besteht dann in der unfreiwilligen Entführung der Enthymesis-Crew nach Sina, dem Hauptplaneten des Feindes. Von daher ist dieser Klappentext sehr irritierend, die Erwartungen des Lesers werden in keinster Weise erfüllt.
Dies ist aber kein gravierender Mangel, da Matthias Falke durch seine farbigen Schilderungen des Planeten Sina und seiner Bewohner, Sinesen als auch Borq, mehr als entschädigt. Hier läuft Matthias Falke zu Hochform auf, selten fand ich Außerirdische so plastisch geschildert wie hier. Ebenso plastisch, aber ziemlich schräg, schildert er vorher das Leben auf der >Event Horizon<. Laertes, Wiesnewski und die Kommarowa sind schon seltsame Offiziere, mit denen ich auch nicht richtig warm wurde. Im Gegensatz dazu wurde ich im Laufe des Romans immer besser mit den Mitgliedern der Enthymesis-Crew vertraut, insbesondere Jill Lambert bekam eine Tiefe, die ich vorher bei ihr vermisst habe.
Genau wie der erste Band der Gaugamela-Trilogie liest sich "Das Museumsschiff" langsam. An vielen Stellen unterbricht Matthias Falke die Handlung durch Reflexionen der Protagonisten oder philosophische Betrachtungen des Autors. So etwas habe ich lange nicht mehr gelesen, ein solcher Stil ist mir das letzte Mal bei Romanen aus dem 19. Jahrhundert (bzw. früheren Zeiten) untergekommen. Mir hat das, gerade auch als Kontrapunkt zur modernen SF, sehr gut gefallen.
Überhaupt nicht gefallen hat mir die Umkreisung des Universums in dem Sina-Shuttle. Man merkt hier deutlich die zehn Jahre Alterunterschied zwischen dem Autor und mir. In den 60ern aufgewachsen tendiere ich mehr zur harten wissenschaftlichen SF, während Matthias Falke als Kind der 70er mehr zur metaphysischen Richtung tendiert. Das ist aber kein Mangel der Erzählung, sondern einfach eine persönliche Abneigung von mir, die (ebenso wie beispielsweise die Tiefenland-Romane aus dem Perryversum oder die Geschichten von Stanislaw Lem) ganz sicher nicht von allen Lesern geteilt wird.
Der Roman ist sicher nicht geeignet zum schnellen Konsumieren. Lässt man sich aber auf den abschweifenden Stil ein, macht einem das Lesen doch sehr viel Vergnügen. Bemerkenswert ist auch, daß "Das Museumsschiff" als zweiter Band einer Trilogie keinesfalls die Standard-Macken des Mittelteils hat, er ist genauso packend wie der erste Teil. Für jeden, der einmal etwas anderes lesen möchte als die amerikanisierte Mainstream-SF sehr zu empfehlen.
Die Schlacht um Sina
Commander Frank Norton und seine Gefährtin Jennifer Ash konnten sich zur Erde durchschlagen. Diese ist nach dem Iupiter-Transit schwer verwüstet. Sinesische Späher patrouillieren im Sonnensystem. Dennoch konnte in unterirdischen Bunkeranlagen und auf geheimen Werften eine neue Flotte geschaffen werden. Norton erhält den Oberbefehl. Jennifer arbeitet als Strategin einen Angriffsplan aus, der sich an der historischen Schlacht von Gaugamela orientiert. Nach Jahren der Demütigung durch die brutale Herrschaft der Sineser holt die Menschheit zum Gegenschlag aus. Es entbrennt eine niedagewesene Schlacht um die Vorherrschaft in der Galaxis. (www.matthiasfalke.de)
Der dritte Band der Gaugamela-Trilogie, in der Matthias Falke zeigt, daß philosophische Erörterungen und Action sich keinesfalls gegenseitig ausschließen. Aber fangen wir am Anfang an, als Frank Norton und Jennifer Ash sich noch auf der Erde befinden. Hier lässt Matthias Falke das erste Mal sein Geschick bei der Schilderung politischer Ereignisse aufblitzen, daß er in "Der Torus der Borq" dann genüsslich auslebt. Ein weiteres Highlight ist die Darstellung der von der >Event Horizon< gegründeten Kolonien, bei der man die Mühsal der Kolonisten fast körperlich spürt. Ebenfalls ganz besonders gelungen ist hier die Darstellung des genialen Wissenschaftlers Reynolds. Dem Autor gelingt der Spagat zwischen dem Archetypus und dem Handwerker, zu einer innovativen neuen Entwicklung gehört ebensoviel Inspiration wie dröge Routinearbeit. In diesem Kontext zeigt Matthias Falke sehr schön die Genialität von Reynolds auf, das Quentchen, das ihn von einem normalem Wissenschaftler unterscheidet. Ebenso wie der Wissenschaftler Reynolds hat auch der Stratege Rogers hier seinen großen Auftritt. In der Art und Weise wie er die Kolonien vor den angreifenden Sinesen verteidigt, wird klar, warum er General ist und seine Mitmenschen ihn als "Sieger von Lombork" verehren.
Am besten gefallen haben mir aber die Abenteuer von Jill Lambert und Taylor, die sich auf Sina vor der Verfolgung durch die Sinesen bei den Borq verstecken. Hier schafft es der Autor, durch die Augen von Menschen eine Rasse von geklonten Fremdwesen als alien, außerirdisch, nicht-menschlich darzustellen. Etwas, das selten einem SF-Autor gelingt und auch in den aktuellen PR-Romanen (2500 ff.) ein gravierendes Manko darstellt.
Überhaupt nicht gefallen hat mir die Zerstörung des Planeten Sina und der Genozid an den Sinesen. Nicht daß es schlecht geschrieben ist, aber ich frage mich, warum so etwas thematisiert werden muß. Und wenn, warum dann nicht ausführlicher. Matthias Falke hat es bereits in den vorhergehenden Romanen geschafft, die Sinesen aufgrund ihrer Philosophie und Lebensanschauung als das Böse an sich darzustellen. Sie unterdrücken jede Fremdrasse, der sie begegnen, wo es nicht möglich ist, versuchen die Sinesen, sie auszulöschen. Wie sie es ja auch bereits im ersten Band der Trilogie "Die Planetenschleuder" mit der Erde versucht haben. Aber darf das, auch in Selbstverteidigung, zu einem Genozid führen ? Hier bleibt der Autor die Antworten schuldig, geht zu leicht über diese Tatsache hinweg. Was schade ist, denn dadurch bleibt die Gaugamela-Trilogie eine nette Space Opera, der Sprung in den Bereich der bedeutenden SF-Romane gelingt ihr nicht.
Insgesamt hat mir die Gaugamela-Trilogie aber gut gefallen. Einmal etwas anderes neben dem SF-Mainstream, ein ganz anderer Stil, ein unverbrauchter Autor, dem es noch gelingt, den Sense of Wonder der SF in seinen Romanen einzufangen.