Im Auftrag von Ölmultis versuchen Terroristen, mit Atombomben die Mondbasis der Amerikaner zu zerstören um den Abbau von Helium-3 als Brennstoff für Kernkraftwerke zu unterbinden.
Ein primitiver Plot auf dem Niveau eines Groschenheftchens. Tatsächlich sind viele SF-Romanhefte etwa aus der Perry Rhodan-Ecke auf 64 Seiten deutlich anspruchsvoller als dieser 1300-Seiten-Wälzer. Auf dem Niveau der BILD-Zeitung erzählt bietet die Geschichte keinerlei Überraschungen, etwa ab Seite 300 ist der Rest der Story deutlich vorhersehbar und der Leser quält sich durch die restlichen 1000 Seiten des Romans.
Dies gilt um so mehr, als der Autor auch vollkommen unbeleckt von den notwendigen schriftstellerischen Techniken ist, die einen Roman dieser Länge lesbar machen können. So ist "Limit" beispielsweise strukturell eine Katastrophe. Frank Schätzing erzählt einmal hiervon, einmal davon, springt unmotiviert von einem Handlungsort zum nächsten, ohne daß man (trotz mehrerer 100 Seiten) mit einem dieser Handlungsstränge warm werden kann. Dies liegt an der fatalen Neigung des Autors zur Abschweifung, zur irrelevanten Aufzählung, zum Schwätzen eben. Hier zeigt sich deutlich das Fehlen eines qualifizierten Lektorats, das dem Autor hilft, solche Anfängerfehler zu vermeiden.
Gerade im Vergleich mit ähnlich voluminösen Wälzern fallen diese und andere technische Mängel um so deutlicher auf. Die historischen Romane eines James A. Michener beispielsweise schildern in mehreren Episoden die Geschichte eines Landstriches. Dabei wird zwar beim Urknall angefangen, jede Epoche aber straightforward nur insoweit beleuchtet, wie es zum Gesamtverständnis notwendig ist. Oder "Exodus" von Leon Uris. In diesem Roman wird eine ebenfalls eine relativ einfache Geschichte erzählt, die allerdings durch die Schilderung sozialpolitischer, gesellschaftlicher und familienhistorischer Gegebenheiten einiger Protagonisten eine intellektuelle und historische Tiefe erfährt. In "Der Turm" von Richard Stern, einem der Katastrophenromane, wird ebenfalls eine einfache Geschichte durch die dramatische Schilderung der Ausbreitung des Feuers und die Auflockerung der eigentlichen Handlung durch die Lebensgeschichten der Protagonisten aufgewertet. All dies gelingt Schwätzing bei "Limit" nicht. Die verstreut auf einzelne Info-Partikel geschilderten Lebenswege einzelner Protagonisten gehen weder genug in die Tiefe noch vermitteln sie ein ausreichendes Verständnis für die einzelnen Personen und ihre Handlungen. Ebensowenig wird durch die gleichfalls unsystematisch verstreuten Info-Dumps ein Verständnis der geopolitischen Situation beim Leser erzeugt. Im Gegenteil, bei den primitiv-abziehblattartigen Schilderungen des "Action"-Teils um Owen Jericho und Kenny Xin hatte ich mehrfach den Eindruck, in einem billigem Splatter-Movie zu sitzen, in dem es sowieso nur um Gewalt und Blut und nicht um Sinnhaftigkeit oder Motivation geht.
Nichtsdestotrotz kann ein Roman trotz dieser schriftstellerischen Mängel durchaus gefallen, wenn die Sprache wenigstens fesseln kann. Doch auch hier zeigt sich der Autor nicht in der Lage, ein Mindestmaß an Niveau zu erzeugen. "Jerichos Gedanken hetzten einander wie Hunde. Tausend Szenarien fluteten sein Vorstellungsvermögen." (S. 499) [Dank an raps] Wie oben bereits angemerkt, habe ich geschliffenere Prosa im Aphilie-Zyklus gelesen.
Auch die Handlungselemente können diese Mängel nicht ausgleichen. Während gerade in den Anfängen der SF in der Moderne Autoren ihre schriftstellerischen Fähigkeiten durch geniale Ideen ausgleichen konnten, ist dies heutzutage schwierig. Auch Schätzing erzählt eine belanglose Action-Geschichte ohne neue Ideen. Der Weltraumfahrstuhl ist bekannt, die Geschehnisse in dem Mondhotel erinnern an Katastrophenfilme aus den 70ern, die Action-Geschichte um Owen Jericho habe ich schon mehrfach in Filmen und billigen Romanen erlebt. Die geopolitische Lage ist weder innovativ noch besonders gut beschrieben. Tatsächlich hat der gesamte Plot eine Naivität, die dem Faß den Boden ausschlägt. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Handlung naiv, Konzerne, insbesondere multinationale Unternehmen, haben ganz andere Möglichkeiten mißliebige Konkurrenten und Erfindungen zu unterdrücken als irgendwelche Killer anzuheuern. Hier offenbart sich eine primitiv-dumme Weltsicht, die ich bislang nur aus den Anfängen der deutschen SF der 50er Jahre kannte. Was vor 60 Jahren noch entschuldbar war, ist jedoch heutzutage unverzeihlich.
Ebenso inkompetent wie den gesamten Rest behandelt Frank Schätzing den wissenschaftlichen Teil, die Science Fiction. Weder kann er sich vorstellen, wie man sich bei 1/6 g auf dem Mond fühlt, noch kann er wenigstens die Basisprobleme dem Leser verdeutlichen. Die Idee eines Weltraumfahrstuhls ist aus den 30er Jahren des letzten Jahrtausends - und da sollte sie auch bleiben. Denn der Autor ist nicht annähernd in der Lage, die technischen Probleme einer solchen Technologie zu verstehen, zieht stattdessen den Deus ex machina der "neuen Materialien", die alles ermöglichen, aus dem Hut. Das ist keine Science Fiction, das ist unglaubhafter Quark. Nicht einmal klimatische und wetterbedingte Probleme wurden glaubhaft angesprochen. Kernfusion durch Helium-3 aus dem Abbau der Mondoberfläche ist ja ein ganz netter Gimmick - jedoch gäbe es das deutlich billigere H2O in Massen direkt vor der Haustür, so daß unter der Voraussetzung einer funktionierenden Fusionstechnologie ein aufwendiger Mondbetrieb überflüssig ist. Über die Handlungen der Reisegruppe auf dem Mond will ich mich garnicht weiter auslassen, da jagt ein Logikfehler den nächsten.
Fazit : Ein Buch, daß man sich schenken kann, der schlechteste Roman, den ich in den letzten Jahren gelesen habe.
Ein primitiver Plot auf dem Niveau eines Groschenheftchens. Tatsächlich sind viele SF-Romanhefte etwa aus der Perry Rhodan-Ecke auf 64 Seiten deutlich anspruchsvoller als dieser 1300-Seiten-Wälzer. Auf dem Niveau der BILD-Zeitung erzählt bietet die Geschichte keinerlei Überraschungen, etwa ab Seite 300 ist der Rest der Story deutlich vorhersehbar und der Leser quält sich durch die restlichen 1000 Seiten des Romans.
Dies gilt um so mehr, als der Autor auch vollkommen unbeleckt von den notwendigen schriftstellerischen Techniken ist, die einen Roman dieser Länge lesbar machen können. So ist "Limit" beispielsweise strukturell eine Katastrophe. Frank Schätzing erzählt einmal hiervon, einmal davon, springt unmotiviert von einem Handlungsort zum nächsten, ohne daß man (trotz mehrerer 100 Seiten) mit einem dieser Handlungsstränge warm werden kann. Dies liegt an der fatalen Neigung des Autors zur Abschweifung, zur irrelevanten Aufzählung, zum Schwätzen eben. Hier zeigt sich deutlich das Fehlen eines qualifizierten Lektorats, das dem Autor hilft, solche Anfängerfehler zu vermeiden.
Gerade im Vergleich mit ähnlich voluminösen Wälzern fallen diese und andere technische Mängel um so deutlicher auf. Die historischen Romane eines James A. Michener beispielsweise schildern in mehreren Episoden die Geschichte eines Landstriches. Dabei wird zwar beim Urknall angefangen, jede Epoche aber straightforward nur insoweit beleuchtet, wie es zum Gesamtverständnis notwendig ist. Oder "Exodus" von Leon Uris. In diesem Roman wird eine ebenfalls eine relativ einfache Geschichte erzählt, die allerdings durch die Schilderung sozialpolitischer, gesellschaftlicher und familienhistorischer Gegebenheiten einiger Protagonisten eine intellektuelle und historische Tiefe erfährt. In "Der Turm" von Richard Stern, einem der Katastrophenromane, wird ebenfalls eine einfache Geschichte durch die dramatische Schilderung der Ausbreitung des Feuers und die Auflockerung der eigentlichen Handlung durch die Lebensgeschichten der Protagonisten aufgewertet. All dies gelingt Schwätzing bei "Limit" nicht. Die verstreut auf einzelne Info-Partikel geschilderten Lebenswege einzelner Protagonisten gehen weder genug in die Tiefe noch vermitteln sie ein ausreichendes Verständnis für die einzelnen Personen und ihre Handlungen. Ebensowenig wird durch die gleichfalls unsystematisch verstreuten Info-Dumps ein Verständnis der geopolitischen Situation beim Leser erzeugt. Im Gegenteil, bei den primitiv-abziehblattartigen Schilderungen des "Action"-Teils um Owen Jericho und Kenny Xin hatte ich mehrfach den Eindruck, in einem billigem Splatter-Movie zu sitzen, in dem es sowieso nur um Gewalt und Blut und nicht um Sinnhaftigkeit oder Motivation geht.
Nichtsdestotrotz kann ein Roman trotz dieser schriftstellerischen Mängel durchaus gefallen, wenn die Sprache wenigstens fesseln kann. Doch auch hier zeigt sich der Autor nicht in der Lage, ein Mindestmaß an Niveau zu erzeugen. "Jerichos Gedanken hetzten einander wie Hunde. Tausend Szenarien fluteten sein Vorstellungsvermögen." (S. 499) [Dank an raps] Wie oben bereits angemerkt, habe ich geschliffenere Prosa im Aphilie-Zyklus gelesen.
Auch die Handlungselemente können diese Mängel nicht ausgleichen. Während gerade in den Anfängen der SF in der Moderne Autoren ihre schriftstellerischen Fähigkeiten durch geniale Ideen ausgleichen konnten, ist dies heutzutage schwierig. Auch Schätzing erzählt eine belanglose Action-Geschichte ohne neue Ideen. Der Weltraumfahrstuhl ist bekannt, die Geschehnisse in dem Mondhotel erinnern an Katastrophenfilme aus den 70ern, die Action-Geschichte um Owen Jericho habe ich schon mehrfach in Filmen und billigen Romanen erlebt. Die geopolitische Lage ist weder innovativ noch besonders gut beschrieben. Tatsächlich hat der gesamte Plot eine Naivität, die dem Faß den Boden ausschlägt. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Handlung naiv, Konzerne, insbesondere multinationale Unternehmen, haben ganz andere Möglichkeiten mißliebige Konkurrenten und Erfindungen zu unterdrücken als irgendwelche Killer anzuheuern. Hier offenbart sich eine primitiv-dumme Weltsicht, die ich bislang nur aus den Anfängen der deutschen SF der 50er Jahre kannte. Was vor 60 Jahren noch entschuldbar war, ist jedoch heutzutage unverzeihlich.
Ebenso inkompetent wie den gesamten Rest behandelt Frank Schätzing den wissenschaftlichen Teil, die Science Fiction. Weder kann er sich vorstellen, wie man sich bei 1/6 g auf dem Mond fühlt, noch kann er wenigstens die Basisprobleme dem Leser verdeutlichen. Die Idee eines Weltraumfahrstuhls ist aus den 30er Jahren des letzten Jahrtausends - und da sollte sie auch bleiben. Denn der Autor ist nicht annähernd in der Lage, die technischen Probleme einer solchen Technologie zu verstehen, zieht stattdessen den Deus ex machina der "neuen Materialien", die alles ermöglichen, aus dem Hut. Das ist keine Science Fiction, das ist unglaubhafter Quark. Nicht einmal klimatische und wetterbedingte Probleme wurden glaubhaft angesprochen. Kernfusion durch Helium-3 aus dem Abbau der Mondoberfläche ist ja ein ganz netter Gimmick - jedoch gäbe es das deutlich billigere H2O in Massen direkt vor der Haustür, so daß unter der Voraussetzung einer funktionierenden Fusionstechnologie ein aufwendiger Mondbetrieb überflüssig ist. Über die Handlungen der Reisegruppe auf dem Mond will ich mich garnicht weiter auslassen, da jagt ein Logikfehler den nächsten.
Fazit : Ein Buch, daß man sich schenken kann, der schlechteste Roman, den ich in den letzten Jahren gelesen habe.