David Weber : Operation Arche & Der Krieg der Ketzer (Off Armageddon Reef)
Bastei-Lübbe 23322 & 23324, 07/2008 & 09/2008
Deutsche Erstveröffentlichung 530 & 590 Seiten
Aus dem Amerikanischem von Ulf Ritgen
David Weber : Codename: Merlin & Die Flotte von Charis (By Schism Rent Asunder)
Bastei-Lübbe 23331 & 23332, 04/2009 & 05/2009
Deutsche Erstveröffentlichung 490 & 510 Seiten
Aus dem Amerikanischem von Ulf Ritgen
Die Erde und alle Kolonien der Menschheit stehen vor der Vernichtung durch die außerirdische Spezies namens Gbaba. Die Menschen starten eine letzte Rettungsaktion: Operation Arche. Diese Expedition soll eine neue nicht-technische Zivilisation aufbauen, auf einer extrem entlegenen Welt. Der Mangel an Technik soll sie vor den Gbaba schützen, die offenbar nur technologisch hochstehende Zivilisationen ausrotten, Grund unbekannt. Auf dem Weg dorthin gibt es zahlreiche Verluste, darunter auch Lieutenant Commander Nimue Alban mit ihrer gesamten Besatzung.
Doch für Nimue Alban ist der Tod nicht das Ende. 800 Jahre später wacht sie als Upload in einem Androidenkörper auf der Zielwelt wieder auf. Die letzte menschliche Kolonie ist auf dem Stand des beginnenden 16. Jahrhunderts. Eine Einheitskirche wacht über die Menschen, Abweichler werden getötet, die Technologieentwicklung kritisch beäugt und unterdrückt. Als sich ein Gebiet versucht, von der Kirche zu emanzipieren, kommt es zum Krieg - und Nimue Alban stellt sich auf die Seite des Fortschritts. (frei nach dem Klappentext)
SF findet man hier nur auf den ersten 75 Seiten des ersten Heyne-Bands, der Rest ist eine klassische Abenteuergeschichte, die sehr deutlich auf der historischen Entwicklung von England, Stichwort "The Tudors" (bzw. "Henry VIII."), beruht. Weber lässt hier seiner Hornblower-Faszination freien Lauf und schreibt ein spannendes Werk über Seefahrer, Kanonen und strategisch-politische Entscheidungen. Wirklich nur im weitesten Sinne Military SF, aber für Leute wie mich, die sich im Roman-Bereich nicht auf ein Genre festlegen, eine nette Unterhaltung. Nimue Alban ist auch wesentlich stärker politisch orientiert als Honor Harrington, die politischen Entscheidungen und Schachzüge sind wesentlicher Teil der Romane. Ich mag diesen Zyklus, für reine SF-Fans ist er aber vielleicht weniger geeignet.
Ich kann mich allerdings einer gewissen Polemik nicht enthalten : Nimue Alban ist eine Frau und wacht nach 800 Jahren im Körper eines geschlechtslosen Androiden auf. Die Gesellschaft der Kolonie ist allerdings patriarchalisch organisiert, so daß sie ihren Körper zu einem Mann namens Merlin umstrukturiert. Im folgenden handelt sie auch weitestgehend wie ein Mann. Das ist, gelinde gesagt, unrealistisch und kann auch nur von einem Mann kommen. Frauen sind anders, handeln anders, denken anders. Da könnte ich noch Stunden drüber lästern, aber sagen wir einfach, daß dieses Detail David Weber nicht so ganz gelungen ist.
Die Romane sind in der deutschen Ausgabe auf zwei Bände aufgeteilt. Das finde ich für diese Romane ganz angenehm, denn auch so sind das schon jeweils 500-Seiten-Wälzer bei einem angenehm lesbarem Satzspiegel. Während man ansonsten solche Aufteilungen durchaus kritisch sehen sollte und sie in der Vergangenheit oftmals reine Geldschneiderei waren, ist diese Zweiteilung bei der Safe Hold-Reihe nicht nur angebracht, ich fand das Format von der Dicke her auch sehr angenehm, besser als ein voluminöser 1000-Seiten-Ziegel.