Reich-Ranicki hab' ich nie wirklich gemocht.
Ich fand ihn zwar ein ganz amüsantes Kerlchen, der sich unterhaltsam im Fernsehen produzieren konnte, seine literarischen Ansichten und Ideologien liegen mir jedoch überhaupt nicht. Ganz davon abgesehen, daß ich Heinrich immer noch um Längen seinem schwafeligem Bruder überlegen finde.
Aber RRs literatur-ideologischer Totalitarismus ist nicht totzukriegen. Wobei er keinesfalls der Beginn dieser snobistisch-ignoranten Denke ist, das gab es schon immer. Allerdings ging es RR um die Sache, den Roman. Im Gegensatz dazu einigen anderen "Kritikern", denen es mehr um die Abqualifizierung der Autoren geht und ging. Zitat : "Wer Kitsch erzeugt", wetterte 1950 der große, alte Romancier Hermann Broch, "ist nicht einer, der minderwertige Kunst erzeugt, er ist kein Nichts - oder Wenigkönner, [...] er ist kurzerhand ein schlechter Mensch, er ist ein ethisch Verworfener, ein Verbrecher, der das radikal Böse will. Oder etwas weniger pathetisch gesagt: er ist ein Schwein". Quelle
Nun sollte man meinen, daß eine solche hinterwäldlerische Denke in den 60 Jahren, die seit diesem Zitat vergangen sind, überwunden ist. Und daß SF-Leser und -Autoren solchen Gedankenguts sowieso abhold sind, schließlich gehören "1984" und "Fahrenheit 451" zur Standardlektüre in unserem Genre.
Mitnichten.
Hier wird jedem Außenstehenden deutlich gezeigt, daß SF-"Fans" weitestgehend unfähig sind, auch zu verstehen, was sie da eigentlich lesen. Wie wird da so schön gesagt : "Markus Heitz war ein Niemand, ist ein Niemand und wird niemals jemand sein. Die Con-Veranstalter, die ihm Jahr für Jahr auch noch eine Bühne bieten, sollten sich in Grund und Boden schämen." Oder an anderer Stelle : "Wenn jemand wie Michael Müll als Müll bezeichnet (und daß es sich bei dem "Werk" von Herrn Heitz um literarischen Müll erster Ordnung handelt, sollte unter Erwachsenen eigentlich unstrittig sein), dann hat das nichts mit "Neid" zu tun, sondern mit dem Verdruß über eine Entwicklung, die auch ich mit einigem Mißfallen sehe." Wirklich ekelerregend, daß derartiges Gedankengut auch in gewissen Teilen der SF-Szene wieder en vogue ist und bedenkenlos veröffentlicht wird. Denn bezeichnend an diesen Hetztiraden ist die inhaltliche Leere : Es werden nicht die Romane oder deren Inhalte kritisiert, nein, man qualifiziert wie schon vor 60 Jahren die (erfolgreicheren) Autoren ab. Markus Heitz, Caroline Janice Cherryh, Larry Niven, Nancy Kress, David Wingrove - jeder wird angegriffen und kriegt sein Fett weg. Wobei man wohlweislich nichts inhaltlich Fundiertes anführt, sondern die Personen an sich angreift oder oberflächliche Polemik zum Besten gibt. Wie etwa den dümmlichen Kommentar, daß wenn man zu blöd ist, SF zu schreiben, es immer noch als Fantasy-Autor versuchen kann. Nur sachliche Kritik fehlt. Kein Wunder, dann würde ja die Hohlheit dieser "Kritiker" nur allzu deutlich werden.
Der Begriff der "Neiddebatte" wird von dieser Clique weit von sich gewiesen. Schließlich sei man seit 30 Jahren im Geschäft und würde sich auskennen. Seit 30 Jahren. Also seit Anfang der 80er, inmitten der Boom-Jahre. Und jetzt erfolgreiche Autoren anpöbeln. Hmmm...
Aber es sind die bösen Redaktionen, die ja nur aufs Geld gucken und nicht auf literarische Meriten. In Anbetracht dessen, daß erst in der jüngeren Neuzeit überhaupt die Idee aufkam, man müsse von seinen literarischen Erträgen leben können, eine sehr eigenwillige Betrachtung. Und die Idee, ein Verleger müsse nur auf Qualität und nicht auf seine Bilanz gucken, ist so weltfremd, daß man sich fragt, aus welchem Paralleluniversum diese Idee stammt, aus der hiesigen Realität der letzten 500 Jahre sicher nicht.
Faszinierend auch, daß sich diese Leute als "Erwachsene" bezeichnen und Andersdenkenden Verständnisfähigkeit absprechen und Inkompetenz vorwerfen. Bei diesen Rufen "Schandtat" und "Schmutzstück" fühlt man sich doch an die Reaktionen zu Schnitzlers "Reigen" erinnert. Ich mich jedenfalls. Und das empfinde ich als äußerst unangenehm.
Der Vogel wird aber durch die Ideologie eines "Literatursozialismus" abgeschossen. Da gibt es doch tatsächlich Leute die glauben, das Kunstverständnis sei sowieso nur einer kleinen Elite vorbehalten und man könne doch nicht den Pöbel entscheiden lassen, was veröffentlicht wird und was nicht. Das darf nicht im Wettbewerb stehen, das muß der Staat schön subventionieren, so wird gedacht und argumentiert. Jedenfalls nach außen, nach innen wird von denselben "Eliten" der echte Trivialkram im Heftromansektor produziert. Ganz abgesehen von einigen wirklich schlechten Versuchen im Pulp-Sektor.
L'État, c'est moi. Und ich will derartigen Unsinn nicht. Damit werden nämlich echte Autoren am Boden gehalten, während die elitären Spinner sich profilieren dürfen. So jedenfalls der Gedankengang derjenigen, die diesen subventionierten Unsinn für sich und ihre Gesinnungsgenossen einfordern. Ich will weiterhin selbst entscheiden, was ich lese und mir das nicht von selbsternannten Literaturqualitätsblockwarten diktieren lassen.
Es ist traurig, daß derartige Pöbeleien im SF-Netzwerk überhaupt zugelassen werden. Auch wenn ich die Moderatoren verstehen kann, die aus Zensur-Bedenken möglichst wenig löschen wollen, ist die Grenze hier weit überschritten worden. Und das, obwohl sich im Grunde sogar alle einig sind : "Collector" von Markus Heitz ist Trivialkram aus einer der unteren SF-Schubladen. Allerdings konstituiert das noch lange keinen Grund, den Autor persönlich anzugreifen, ihn zu diffamieren und Andersdenkende als Idioten zu titulieren. Dieser Thread ist kein Ruhmesblatt für dieses Forum, er zeigt eine sehr hässliche Seite einer Gruppe von "SF-Fans". Obwohl diese Hydra in der letzten Zeit meinem Empfinden nach mehrfach ihr Haupt gehoben hat, ohne daß es ihr abgeschlagen wurde, zeigt sie sich in diesem Thread in ihrer vollen Obszönität. Inwieweit man das akzeptieren kann, muß jeder für sich selbst entscheiden. Leibowitz zieht hier seine Konsequenzen, ich kann ihm nur beipflichten und rate jedem ebenso vorzugehen.
Edit : Schreibfehler
Ich fand ihn zwar ein ganz amüsantes Kerlchen, der sich unterhaltsam im Fernsehen produzieren konnte, seine literarischen Ansichten und Ideologien liegen mir jedoch überhaupt nicht. Ganz davon abgesehen, daß ich Heinrich immer noch um Längen seinem schwafeligem Bruder überlegen finde.
Aber RRs literatur-ideologischer Totalitarismus ist nicht totzukriegen. Wobei er keinesfalls der Beginn dieser snobistisch-ignoranten Denke ist, das gab es schon immer. Allerdings ging es RR um die Sache, den Roman. Im Gegensatz dazu einigen anderen "Kritikern", denen es mehr um die Abqualifizierung der Autoren geht und ging. Zitat : "Wer Kitsch erzeugt", wetterte 1950 der große, alte Romancier Hermann Broch, "ist nicht einer, der minderwertige Kunst erzeugt, er ist kein Nichts - oder Wenigkönner, [...] er ist kurzerhand ein schlechter Mensch, er ist ein ethisch Verworfener, ein Verbrecher, der das radikal Böse will. Oder etwas weniger pathetisch gesagt: er ist ein Schwein". Quelle
Nun sollte man meinen, daß eine solche hinterwäldlerische Denke in den 60 Jahren, die seit diesem Zitat vergangen sind, überwunden ist. Und daß SF-Leser und -Autoren solchen Gedankenguts sowieso abhold sind, schließlich gehören "1984" und "Fahrenheit 451" zur Standardlektüre in unserem Genre.
Mitnichten.
Hier wird jedem Außenstehenden deutlich gezeigt, daß SF-"Fans" weitestgehend unfähig sind, auch zu verstehen, was sie da eigentlich lesen. Wie wird da so schön gesagt : "Markus Heitz war ein Niemand, ist ein Niemand und wird niemals jemand sein. Die Con-Veranstalter, die ihm Jahr für Jahr auch noch eine Bühne bieten, sollten sich in Grund und Boden schämen." Oder an anderer Stelle : "Wenn jemand wie Michael Müll als Müll bezeichnet (und daß es sich bei dem "Werk" von Herrn Heitz um literarischen Müll erster Ordnung handelt, sollte unter Erwachsenen eigentlich unstrittig sein), dann hat das nichts mit "Neid" zu tun, sondern mit dem Verdruß über eine Entwicklung, die auch ich mit einigem Mißfallen sehe." Wirklich ekelerregend, daß derartiges Gedankengut auch in gewissen Teilen der SF-Szene wieder en vogue ist und bedenkenlos veröffentlicht wird. Denn bezeichnend an diesen Hetztiraden ist die inhaltliche Leere : Es werden nicht die Romane oder deren Inhalte kritisiert, nein, man qualifiziert wie schon vor 60 Jahren die (erfolgreicheren) Autoren ab. Markus Heitz, Caroline Janice Cherryh, Larry Niven, Nancy Kress, David Wingrove - jeder wird angegriffen und kriegt sein Fett weg. Wobei man wohlweislich nichts inhaltlich Fundiertes anführt, sondern die Personen an sich angreift oder oberflächliche Polemik zum Besten gibt. Wie etwa den dümmlichen Kommentar, daß wenn man zu blöd ist, SF zu schreiben, es immer noch als Fantasy-Autor versuchen kann. Nur sachliche Kritik fehlt. Kein Wunder, dann würde ja die Hohlheit dieser "Kritiker" nur allzu deutlich werden.
Der Begriff der "Neiddebatte" wird von dieser Clique weit von sich gewiesen. Schließlich sei man seit 30 Jahren im Geschäft und würde sich auskennen. Seit 30 Jahren. Also seit Anfang der 80er, inmitten der Boom-Jahre. Und jetzt erfolgreiche Autoren anpöbeln. Hmmm...
Aber es sind die bösen Redaktionen, die ja nur aufs Geld gucken und nicht auf literarische Meriten. In Anbetracht dessen, daß erst in der jüngeren Neuzeit überhaupt die Idee aufkam, man müsse von seinen literarischen Erträgen leben können, eine sehr eigenwillige Betrachtung. Und die Idee, ein Verleger müsse nur auf Qualität und nicht auf seine Bilanz gucken, ist so weltfremd, daß man sich fragt, aus welchem Paralleluniversum diese Idee stammt, aus der hiesigen Realität der letzten 500 Jahre sicher nicht.
Faszinierend auch, daß sich diese Leute als "Erwachsene" bezeichnen und Andersdenkenden Verständnisfähigkeit absprechen und Inkompetenz vorwerfen. Bei diesen Rufen "Schandtat" und "Schmutzstück" fühlt man sich doch an die Reaktionen zu Schnitzlers "Reigen" erinnert. Ich mich jedenfalls. Und das empfinde ich als äußerst unangenehm.
Der Vogel wird aber durch die Ideologie eines "Literatursozialismus" abgeschossen. Da gibt es doch tatsächlich Leute die glauben, das Kunstverständnis sei sowieso nur einer kleinen Elite vorbehalten und man könne doch nicht den Pöbel entscheiden lassen, was veröffentlicht wird und was nicht. Das darf nicht im Wettbewerb stehen, das muß der Staat schön subventionieren, so wird gedacht und argumentiert. Jedenfalls nach außen, nach innen wird von denselben "Eliten" der echte Trivialkram im Heftromansektor produziert. Ganz abgesehen von einigen wirklich schlechten Versuchen im Pulp-Sektor.
L'État, c'est moi. Und ich will derartigen Unsinn nicht. Damit werden nämlich echte Autoren am Boden gehalten, während die elitären Spinner sich profilieren dürfen. So jedenfalls der Gedankengang derjenigen, die diesen subventionierten Unsinn für sich und ihre Gesinnungsgenossen einfordern. Ich will weiterhin selbst entscheiden, was ich lese und mir das nicht von selbsternannten Literaturqualitätsblockwarten diktieren lassen.
Es ist traurig, daß derartige Pöbeleien im SF-Netzwerk überhaupt zugelassen werden. Auch wenn ich die Moderatoren verstehen kann, die aus Zensur-Bedenken möglichst wenig löschen wollen, ist die Grenze hier weit überschritten worden. Und das, obwohl sich im Grunde sogar alle einig sind : "Collector" von Markus Heitz ist Trivialkram aus einer der unteren SF-Schubladen. Allerdings konstituiert das noch lange keinen Grund, den Autor persönlich anzugreifen, ihn zu diffamieren und Andersdenkende als Idioten zu titulieren. Dieser Thread ist kein Ruhmesblatt für dieses Forum, er zeigt eine sehr hässliche Seite einer Gruppe von "SF-Fans". Obwohl diese Hydra in der letzten Zeit meinem Empfinden nach mehrfach ihr Haupt gehoben hat, ohne daß es ihr abgeschlagen wurde, zeigt sie sich in diesem Thread in ihrer vollen Obszönität. Inwieweit man das akzeptieren kann, muß jeder für sich selbst entscheiden. Leibowitz zieht hier seine Konsequenzen, ich kann ihm nur beipflichten und rate jedem ebenso vorzugehen.
Edit : Schreibfehler
Und da gewisse Autoren es eh nicht nötig haben von gewissen Leuten gelesen zu werden, dann la.... wir es eben ............