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Der Untergang des Abendlands
Geschrieben von
† a3kHH
,
16 Oktober 2010
·
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SF allgemein
In der letzten Zeit wurden hier im SF-Netzwerk zwei Themen heiß diskutiert. Verkürzt gesagt ging es um folgende Thesen :
Für die "schlechte und triviale SF" möchte ich mich gar nicht auf Markus Heitz "Collector" reduzieren, sondern sozusagen noch eine Stufe "tiefer" gehen auf den Heftroman-Sektor. Betrachten wir hier einmal die Serie "Perry Rhodan". Unzweifelhaft ist der durchschnittliche PR-Roman trivialer als "Collector", das ergibt sich teilweise zwangsläufig aus der Platzbeschränkung auf 64 Seiten. Und wenn man, so wie ich, die Romane das erste Mal 30 Jahre nach ihrem Erscheinen liest (Bandnummern 1000ff.), fällt diese Trivialität um so mehr auf. Hat also PR der SF geschadet ?
Definitiv nicht. In vielen Fällen ist PR eine der ersten Berührungen mit SF, die viele von uns zur literarischeren SF hingeführt haben und auch jetzt noch hinführen. Die (zugegebenermaßen triviale) Ethik innerhalb dieser Heftserie ist eines der positiven SF-Merkmale, die den zufälligen Leser immer tiefer in das Genre hineinführen. Highlights, Spinoffs und insbesondere andere Romane der PR-Autoren binden den zunächst reinen PR-Leser dann immer mehr an das Genre, bis er zu einem SF-Fan wird. Und sich dabei nur in den wenigsten Fällen auf Trivialromane reduziert, die meisten PR-Leser kennen die großen SF-Romane ebenso gut wie ihre Serie.
Am Beispiel "Perry Rhodan" sieht man deutlich, daß die erste der obigen Thesen unhaltbar ist. Wie gezeigt schadet "schlechte und triviale SF" dem Genre nicht nur nicht, es kann ihm sogar nutzen.
Als Beispiel für Exploitation-SF-Schriftsteller werden Simmel, Crichton und Eschbach genannt. Nun könnte man zu jedem dieser Schriftsteller diverses sagen [insbesondere zu Simmel fallen mir einige Gegenbeispiele ein, Eschbach in diesem Kontext zu nennen finde ich ... interessant], aber ich finde ein anderes Beispiel wesentlich einprägsamer. Nämlich die Military SF-Zyklen, die ich in den letzten Monaten gelesen habe. Wie ich in meinem Kommentar zu "Honor Harrington" gesagt habe, war das für mich nichts Neues, dieses Subgenre habe ich ohne Etikett bereits Jahrzehnte früher von K.H. Scheer, Elizabeth Moon und Anne McCaffrey gelesen. Sind also David Weber, Mike Resnick und Jack Campbell billige Exploitation-Autoren, deren Ergüsse man sich schenken kann ?
Meine Meinungen zu den einzelnen Zyklen habe ich mehrfach hier im Blog zum Besten gegeben (Jack Campbell, Robert Asprin, Mike Resnick, David Weber). Keine einzige dieser Serien ist originell oder originär, jedes der behandelten Themen habe ich schon Jahrzehnte früher anderswo gelesen. Wir haben es hier also definitiv mit "Exploitation-SF" zu tun. Die nicht nur gut ist, sich erfolgreich vermarktet und so dem Genre "SF" nutzt, sondern auch, wie ich in meinen Besprechungen im Detail gezeigt habe, über die bekannten Themen Inhalte transportiert, die sehr wohl "große SF" sind. Am deutlichsten wird das bei Jack Campbell, der den ausgelutschten Buck Rogers- / Farscape-Plot benutzt, um ziemlich deutliche Militärkritik loszuwerden. Da Campbell selbst ehemaliger US-Militär ist, wiegt diese Kritik um so schwerer. Er hat einen bekannten Plot genutzt, um sich auf das Wesentliche (nämlich den Inhalt, die Botschaft, die er an den Mann (und die Frau) bringen wollte) konzentrieren zu können.
An diesen Beispielen wird deutlich, daß "Exploitation-SF" ein Begriff ohne Inhalt ist. Mit der gleichen Berechtigung könnte man Remarque als Exploitation-Autor bezeichnen, schließlich ist sind viele Topoi seiner großen Romane bereits früher erschienen. Etwa in Thomas Manns "Zauberberg", der ebenso wie ein Teil von "Drei Kameraden" in einem Lungensanatorium spielt. Hier also von Verdrängung großer Literatur zu sprechen, ist einfach lächerlich.
Wenn sich diese Thesen so einfach ad absurdum führen lassen, warum werden sie dann aufgestellt ? Nun, das ist der übliche Ruf nach dem Untergang des Abendlands durch die Schundliteratur. Den ich bereits aus meiner Kindheit kenne und damals genauso daneben wie heute empfinde. Früher waren es Heftromane, über die man sich echauffiert hat, dann Simmel-Schmöker, jetzt Heitz. Irrelevant war es allemal. Andererseits : Ist Markus Heitz da nicht in guter Gesellschaft ?
- Schlechte und triviale SF-Romane schaden dem Genre "SF"
- Der heutige Buchmarkt wird zu einem nicht geringem Umfang von Exploitation-SF dominiert, d.h. SF-Themen in der Zweit- und Dritt-Verwertung. Nicht nur sind dies schlechte SF-Romane, sie verdrängen auch ambitionierte SF vom Markt.
Für die "schlechte und triviale SF" möchte ich mich gar nicht auf Markus Heitz "Collector" reduzieren, sondern sozusagen noch eine Stufe "tiefer" gehen auf den Heftroman-Sektor. Betrachten wir hier einmal die Serie "Perry Rhodan". Unzweifelhaft ist der durchschnittliche PR-Roman trivialer als "Collector", das ergibt sich teilweise zwangsläufig aus der Platzbeschränkung auf 64 Seiten. Und wenn man, so wie ich, die Romane das erste Mal 30 Jahre nach ihrem Erscheinen liest (Bandnummern 1000ff.), fällt diese Trivialität um so mehr auf. Hat also PR der SF geschadet ?
Definitiv nicht. In vielen Fällen ist PR eine der ersten Berührungen mit SF, die viele von uns zur literarischeren SF hingeführt haben und auch jetzt noch hinführen. Die (zugegebenermaßen triviale) Ethik innerhalb dieser Heftserie ist eines der positiven SF-Merkmale, die den zufälligen Leser immer tiefer in das Genre hineinführen. Highlights, Spinoffs und insbesondere andere Romane der PR-Autoren binden den zunächst reinen PR-Leser dann immer mehr an das Genre, bis er zu einem SF-Fan wird. Und sich dabei nur in den wenigsten Fällen auf Trivialromane reduziert, die meisten PR-Leser kennen die großen SF-Romane ebenso gut wie ihre Serie.
Am Beispiel "Perry Rhodan" sieht man deutlich, daß die erste der obigen Thesen unhaltbar ist. Wie gezeigt schadet "schlechte und triviale SF" dem Genre nicht nur nicht, es kann ihm sogar nutzen.
Als Beispiel für Exploitation-SF-Schriftsteller werden Simmel, Crichton und Eschbach genannt. Nun könnte man zu jedem dieser Schriftsteller diverses sagen [insbesondere zu Simmel fallen mir einige Gegenbeispiele ein, Eschbach in diesem Kontext zu nennen finde ich ... interessant], aber ich finde ein anderes Beispiel wesentlich einprägsamer. Nämlich die Military SF-Zyklen, die ich in den letzten Monaten gelesen habe. Wie ich in meinem Kommentar zu "Honor Harrington" gesagt habe, war das für mich nichts Neues, dieses Subgenre habe ich ohne Etikett bereits Jahrzehnte früher von K.H. Scheer, Elizabeth Moon und Anne McCaffrey gelesen. Sind also David Weber, Mike Resnick und Jack Campbell billige Exploitation-Autoren, deren Ergüsse man sich schenken kann ?
Meine Meinungen zu den einzelnen Zyklen habe ich mehrfach hier im Blog zum Besten gegeben (Jack Campbell, Robert Asprin, Mike Resnick, David Weber). Keine einzige dieser Serien ist originell oder originär, jedes der behandelten Themen habe ich schon Jahrzehnte früher anderswo gelesen. Wir haben es hier also definitiv mit "Exploitation-SF" zu tun. Die nicht nur gut ist, sich erfolgreich vermarktet und so dem Genre "SF" nutzt, sondern auch, wie ich in meinen Besprechungen im Detail gezeigt habe, über die bekannten Themen Inhalte transportiert, die sehr wohl "große SF" sind. Am deutlichsten wird das bei Jack Campbell, der den ausgelutschten Buck Rogers- / Farscape-Plot benutzt, um ziemlich deutliche Militärkritik loszuwerden. Da Campbell selbst ehemaliger US-Militär ist, wiegt diese Kritik um so schwerer. Er hat einen bekannten Plot genutzt, um sich auf das Wesentliche (nämlich den Inhalt, die Botschaft, die er an den Mann (und die Frau) bringen wollte) konzentrieren zu können.
An diesen Beispielen wird deutlich, daß "Exploitation-SF" ein Begriff ohne Inhalt ist. Mit der gleichen Berechtigung könnte man Remarque als Exploitation-Autor bezeichnen, schließlich ist sind viele Topoi seiner großen Romane bereits früher erschienen. Etwa in Thomas Manns "Zauberberg", der ebenso wie ein Teil von "Drei Kameraden" in einem Lungensanatorium spielt. Hier also von Verdrängung großer Literatur zu sprechen, ist einfach lächerlich.
Wenn sich diese Thesen so einfach ad absurdum führen lassen, warum werden sie dann aufgestellt ? Nun, das ist der übliche Ruf nach dem Untergang des Abendlands durch die Schundliteratur. Den ich bereits aus meiner Kindheit kenne und damals genauso daneben wie heute empfinde. Früher waren es Heftromane, über die man sich echauffiert hat, dann Simmel-Schmöker, jetzt Heitz. Irrelevant war es allemal. Andererseits : Ist Markus Heitz da nicht in guter Gesellschaft ?