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Umfrage : Ethisches Verhalten

Geschrieben von †  a3kHH , 22 April 2011 · 1.155 Aufrufe

Politik
Ein Dorf wird regelmäßig von Kleinkriminellen bedroht und ausgeraubt. Einige der Dorfbewohner organisieren sich und bilden eine Miliztruppe.
Ist das ethisches Verhalten ?


Ein Dorf wird regelmäßig von Bandoleros bedroht und ausgeraubt. Einige der Dorfbewohner suchen eine Grenzstadt zu den USA auf, um Gewehre für die Verteidigung zu kaufen. Sie erfahren dort von einem Revolvermann, dass ihnen ohne Kampferfahrung Gewehre nichts nutzen. Er rät ihnen, sich Männer mit Gewehren für eine bestimmte Zeit zu mieten. Da die Zeiten wirtschaftlich sehr schlecht sind, reicht die geringe Geldmenge der Dörfler aus, ihn und sechs weitere Pistoleros zu engagieren.
Ist dieses Verhalten ethisch korrekt ?



Hi Alfred.

Ethisches Verhalten geht mir persönlich in dem Moment am Verlängerten vorbei, wo es mir in irgendeiner Form an die Wäsche geht.

In diesem Sinne ist das Verhalten deiner fiktiven Dorfbewohner höchst ethisch, denn was ist daran so toll, wenn man nach einer Klatsche auf die linke Wange, nicht nur die rechte, sondern am besten auch noch das Nasenbein hinhalten soll?

Selbstmord bleibt Selbstmord, auch ohne den eigenen Finger am Abzug wink.gif
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Hui, da wirs aber haarig!

Stimmt, du hast Recht.

Wo zieht man da die Grenze zwischen Selbstschutz und übermäßiger Gewalt?

Gute Frage, über die ich erstmal nachdenken möchte.

LG

Dirk
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Ich nochmal, Alfred wink.gif

Ich glaube, dass Verhalten dieser fiktiven Miliz muss man differnenzierter angehen.

Wenn es bei der Bildung der Miliz um reine Selbstverteidigung geht, die nicht umgehend zum äußersten Mittel greift, sondern sich recht defensiv verhält, ist es ethisch.
Da bleibt es der reine Selbsterhaltungstrieb.
Sogar dann, wenn eine Horde Mörder und Vergewaltiger aufgeknüpft wird.
Habe ich bei beiden Arten von Kriminellen kein Mitleid mit, und sehe es wie Dirty Harry wink.gif
Scheiße am Schuh lässt man trocknen, und kratzt sie ab.

Wenn diese Miliz aber salopp gesagt mit Kanonen auf Spatzen schießt, oder wie in diesem fiktiven Fall, mit der MG auf Kleinkriminelle ... dann wird es schon etwas haarig. Da fehlt mir schon die Verhältnismäßigkeit der Mittel.
Da hört für mich die Ethik auf.

Kompliziertes Thema, aber eine gute Frage.

LG

Dirk smile.gif
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Hm ... Alfred, du bringst mich ans Grübeln.

Vielleicht hilft da ein Zitat von einem sehr bekannten Hells Angel?
"Wer der Vergangenheit zu weit hinten rein kriecht, streckt der Zukunft den Arsch entgegen." (oder so ähnlich)

Da müsste man auf Aufklärung setzen, auf eine gute Mischung in der Zusammensetzung dieser Miliz achten, damit sich wirklich niemand diskriminiert fühlen kann ... Jetzt denke ich diesen Gedanken mal "live" bs zum bitteren Ende ...

Das führt dann wieder zu typisch deutscher Vereinsmeierei, zu Quotenmitgliedern, endlosen Debatten ... und die Milizen sitzen im Vereinsheim, während die Urheber des Ganzen fröhlich weitermachen.
Ebenso wird dann irgendwann "vor Ort" damit begonnen, alles mit zweierlei Maß zu messen.
Der da ist doch harmlos, der gehört doch zu uns, und der da gehört auch zu uns, und den da dürfen wir nicht festhalten, weil wir keine Mitglieder seiner Nationalität bei uns haben ...

Eine echte Zwickmühle, für die es keine moralisch einwandfreie Lösung geben kann, weil es immer jemanden geben wird, der sich auf den Schlips getreten fühlt, und ebenso ist immer jemand dabei, der bei bestimmten Leuten lieber ein Auge zudrückt, was natürlich die anderen wieder aufregt, die dann später gleiches Recht für alle fordern.

Ich sehe keine Lösung für dieses Problem.

Hast du eine?

LG

Dirk
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Puuuh, das lässt mich jetzt aber nicht los.

Mit s/w-Malerei kommt man da überhaupt nicht weiter, und die Grauzonen auszuloten hat Ähnlichkeit mit dem Versuch, den Atlantik per Strohhalm trockenzulegen ...

Der einzig gangbare Weg, der mir persönlich einfällt, wäre wirklich der, in der gesamten Nachbarschaft / dem ganzen Dorf, für diese Miliz zu werben. Es müssten wirklich soviele "ethnische Gruppen" (ich hasse dieses Wort, aber mir fällt kein anderes ein) wie möglich in dieser Miliz vereinen. Es müsste von Anfang an klar sein, dass niemand der erwischt wird eine "Sonderbehandlung" zu erwarten hat. Weder im negativen, noch im positiven Sinn.

Und schon haben wir wieder das Vokabular, dass sich so braun auf der Zunge anfühlt *kotz*
Ethnische Gruppen, Sonderbehandlung ... *schauder*

Trotzdem würde ich es so versuchen, aber auf alle Fälle darauf verzichten, mehr als nur ein Gelbes, oder rotes Band am Oberarm zu verwenden, um einen Milizionär zu kennzeichnen. Und auf alle Fälle alle (!) Betroffenen irgendwie mit einbeziehen. Vielleicht sogar rechtlichen Beistand beantragen, zum Beispiel über den Dorfpolizisten o.ä., der über alle Bewegungen der Miliz informiert werden müsste.
Auf keinen Fall sollten sie in welcher Form auch immer bewaffnet werden!
Auch der Einsatz von körperlicher Gewalt müsste absolut streng reglementiert sein!
Einen Erwischten festhalten?
Ja.
Notfalls zu Boden drücken?
Auch noch ja.
Ihn Kampfunfähig machen (also ausknocken, oder mit Pfefferspray etc. an der Flucht hindern)?
Auf gar keinen Fall!

Aber dank unserer Vergangenheit wird man trotz aller Regeln den schalen Beigeschmack wohl nie los werden, wenn man zur Selbsthilfe greift.

Die Iren haben also wirklich recht, wenn sie sagen dass der Weg in die Hölle mit den besten Absichten gepflastert ist.

Ich hoffe, das ist jetzt wirklich nur spekulativ, Alfred.
Denn sonst ... ich wüsste nicht, was man dir da raten kann sad.gif

LG

Dirk (dem das Thema jetzt doch näher geht, als er zuerst gedacht hat.)



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Ich habe gerade beide Artikel gelesen ... und bin fassungslos!!!

Sinti und Roma klauen, und wer mit Tarnanzug durch die Gegend läuft, ist direkt ein suspektes Objekt.
Soweit die Vorurteile.
Werden beide bedient, wobei die Roma etwas besser wegkommen.

Aber was ist da wirklich los?
Berichterstattung kann vieles verschleiern, manipulieren, wichtiger erscheinen lassen ...

Einerseits machen mir viele kleine Details, so diese Partei die da im Hintergrund agiert, Angst.
Andererseits ist aber auch der drohend erhobene, moralische Zeigefinger zwischen den Zeilen gut zu erkennen.
Und auf den kann ich auch nicht so gut.

Ich glaube, dass ich ohne weiteres Wissen dazu erstmal gar nichts schlüssiges dazu denken kann.
Aber ein ungutes Murmeln bleibt zurück.
In meinem Bauch.
Da ganz weit hinten, wo sich auch die Angst gerne verkriecht.
Denn wenn das alles wahr ist, so wie es dort geschrieben steht, ohne Abstriche ... dann frage ich mich wirklich, was für ein Pulverfass ist das dort?

Das, was die "Miliz" dort abzieht, ist keine Bürgerwehr mehr, keine Selbstverteidigung. Das ist paramilitärische Gewalt unter dem Mantel der Selbstverteidung, und ohne Rechtsgrundlage oder irgendeine andere Art der Rechtfertigung.

Da bleibt nur zu hoffen, dass so etwas hier nicht auch Schule macht!

Erschütterten Gruß

Dirk (der sich sowas nie hätte vorstellen können. Lernen die Menschen denn nie?)
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Wenn die Dorfgemeinde gemeinschaftlich, sozusagen in einer Art Verfassung, in einem Gesellschaftsvertrag ein Übereinkommen trifft und eine bewaffnete Einheit zum Selbstschutz gründet, ist das eine notwendige Reaktion, damit auch ethisch vertretbar. Ethik ist ja, denke ich, so nebenbei, kein über der Gesellschaft stehendes Abstraktum, sondern entwickelt sich.
Wenn die Miliz außerhalb der Dorf-Gemeinschaft steht, sich uber sie erhöht, verselbständigt, wird sie auch ethisch bedenklich.
Vielleicht ein Muster: Bei den Germanen regierte der Kriegsfürst nur so lange es notwendig war, ansonsten gab es sozusagen zivile Regierungsformen, inklusive demokratischer Thing. Deine Dörfler sind ja offensichtlich in einer Art Urgemeinschaft organisiert (?), daher könnte mein archaischer Vergleich greifen...
In unserer Gesellschaft finde ich solche Selbstjustiz-Milizen in jedem Falle bedenklich - gelinde gesagt, auch wenn der Grund ggf., nämlich das Versagen der Staatsgewalt, irgendwo verständlich ist.
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leibowitz
Mai 13 2011 17:12
Interessante Diskussion.
Vordergründig stellt sich mir die Frage: Wie genau definiert ihr Ethik? Ethik an sich ist ja ein in philosophischer Hinsicht vieldiskutiertes Feld.
Jedenfalls ist es gut, dass das Gewaltmonopol in Hand des Staates liegt - gerade weil sich das Handeln der Bürgerwehr ja nicht nach ethischen Grundsätzen, die in einer Demokratie gelten, orientiert.

Zu der Umfrage: Die beiden Fragen lassen sich so einfach natürlich nicht beantworten: Wie ist es im ersten Beispiel um das Gewaltmonopol des Staates bestellt, in welchem das Dorf liegt? Und, welcher Ethikbegriff, welche Definition liegt dem Wort in beiden Fragen zu Grunde?

(Ganz abgesehen davon: Der Grad, wie Macht in einer Bürgerwehr korrumpiert, ist wahrscheinlich eklatant höher, als der Grad, wie Macht in einer demokratischen Gesellschaft korrumpiert.)
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