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Christoph Hardebusch : Sturmwelten

Geschrieben von †  a3kHH , in Rezensionen 05 November 2011 · 587 Aufrufe

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Christoph Hardebusch : Sturmwelten
Sturmwelten
Unter schwarzen Segeln
Jenseits der Drachenküste
Heyne 52385 / 52397 / 52398
Erstausgaben 2008 / 2009 / 2010
720, 530 & 530 Seiten
ISBN : 978-3453523852 / 978-3453523975 / 978-3453523982

Die Sturmwelten : Eine Inselkette inmitten des Ozeans, berüchtigt für seine Reichtümer und seine Magie. Und mitten drin das Schwarze Schiff der Compagnie mit seiner geheimnisvollen Fracht. Auf der Suche nach ihm treffen sie zusammen :
  • Jaquento : Ein Abenteurer, der sich auf das Piratenleben einlässt
  • Roxane Hedyn : Eine junge Offizierin der Thaynrischen Marine
  • Majagua : Ein Krieger, von der Compagnie als Sklave eingefangen
  • Franigo : Ein hiscadischer Dichter mit einem großem Selbstbewusstsein
  • Sinao : Eine Küchensklavin der Compagnie, die in Majagua ihre große Liebe entdeckt
  • Thyrane : Ein Admiral, der begeistert aus dem Ruhestand zurückkehrt
Werbung auf der Buchrückseite : "Das neue große Fantasy-Epos vom Autor des Bestsellers "Die Trolle"". Von wegen ! Kielholen sollte man ihn, den Hardebusch ! Jawoll, und nicht zu kurz. Versucht er doch mit seinen "Sturmwelten"-Romanen unter falscher Flagge zu segeln und täuscht Fantasy-Geschichten vor, um uns mit Piratengeschichten zu unterhalten. Kielholen, den Mann !Eingefügtes Bild

Aber im Ernst : Tatsächlich kann man bei den ersten beiden Romanen der "Sturmwelt"-Trilogie durchaus den Fantasy-Aspekt in Frage stellen. Magie kommt überaus selten und extrem sparsam vor, es könnte sich genausogut um eine normale Fähigkeit wie zum Beispiel das Lesen handeln. Ich halte diese ersten beiden Bände weniger für Fantasy-Romane als brilliant und spannend erzählte Abenteuergeschichten von einer Dichte, wie ich sie seit 25-30 Jahren nicht mehr gelesen habe. Band 1 las ich zum zweiten Mal, und wieder war ich nach ein paar Seiten von diesem Piratenroman fasziniert. Es macht Spaß, ihn zu lesen, insbesondere weil ich die gleiche Technik erst vor Kurzem wesentlich schlechter ausgeführt gelesen habe.

Genau wie im "Lied von Eis und Feuer" erzählt nämlich Hardebusch das Geschehen aus mehreren unterschiedlichen Perspektiven, wobei sich die jeweiligen Protagonisten am Anfang weder kennen noch in einer Beziehung zueinander stehen. Hardebusch führt dies fulminant durch bis zum großem Finale im dritten Band, dem ersten Mal, an dem alle Protagonisten an einem Ort zusammentreffen. Im Gegensatz zu GRRM merkt man allerdings Hardebusch an, daß ihm alle Protagonisten am Herzen liegen. Jeder ist liebevoll beschrieben, der Tod des Majagua eine echte Katastrophe, die nicht nur seiner Freundin Sinoa zu Herzen geht, sondern auch beim Leser eine sentimentale Saite anklingen lässt.

Wie gesagt, die Magie ist in den ersten beiden Bänden sehr sparsam eingesetzt, man könnte sie fast als reine Abenteuerromane lesen - wenn sich nicht, wie der Leser langsam im Verlauf der Handlung erfährt, eigentlich alles genau und nur um Magie dreht. Die PCs retten wieder einmal die Welt. Und Hardebusch beschreibt es mit Lust, Laune und einem Enthusiasmus, daß man sich gar nicht mehr vom Buch lösen möchte. Was auch durch die konstante Steigerung der Spannung und Exotik ausgelöst wird. Hier hat der Autor seine Sturmwelten-Trilogie excellent durchkomponiert, die Bücher sind präzise geplant und sauber umgesetzt. Es beginnt bei ganz normalen Geschichten, wie sie auch in unserer Welt hätten geschehen können, steigert sich durch ein bißchen Magie, ein bißchen Exotik, ein bißchen Abenteuer bis irgendwann die Grenze zur Fantasy überschritten ist. Und dann legt Hardebusch erst richtig los und lässt Drachen und ururururalte Zauberer auftreten. Und steigert die Spannung nochmals bis zum Finale auf den letzten Seiten des dritten Sturmwelten-Buchs.

Mir persönlich haben diese drei Bände ausnehmend gut gefallen. Neben den obigen Argumenten ist einer der Gründe sicherlich darin zu suchen, daß die "Sturmwelten" keine klassische Fantasy sind, sondern eher einer Art modernem deutschen Stil zuzurechnen sind. Wie schon bei anderen moderneren Werken der Phantastik in deutscher Sprache fällt auch bei Hardebusch eine gewisse Realitätsnähe auf. Im Gegensatz zu früheren Romanen, die ich kenne, liest sich die moderne Phantastik (und eben auch Hardebusch) weniger wie ein Märchen, sondern mehr wie ein gesellschaftskritischer Gegenwartsroman. Eine durchaus angenehme Entwicklung, sorgt sie doch für lebende Protagonisten und eine nicht-triviale Sicht auf die Gesellschaftstruktur und das politische Leben phantastischer Welten. Gerade bei den Beschreibungen der politischen Systeme der verschiedenen Staaten in den "Sturmwelten" ist dies auffallend, hier macht sich Hardebusch das Vergnügen, Vor- und Nachteile ausführlich an Einzelbeispielen darzustellen und so seinen Kommentar zur Geschichte Frankreichs, Spaniens und Englands (unter anderem) abzugeben.

Insgesamt ein sehr angenehmes Leseergebnis, ein erstes Resultat der Propaganda für nicht ganz so bekannte deutsche Autoren durch Heitz' Justifier-Universum bei mir. Danke dafür.



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