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Mit der Vergangenheitsform in die Zukunft

Geschrieben von Carole , in Schreiben 03 November 2012 · 1.501 Aufrufe

Science Fiction Schreiben
"Nimm die Gegenwartsform, einen SciFi kann man doch nicht in der Vergangenheitsform schreiben!” - Hmm, interessant, also dann müsste man ja, um noch näher dran zu sein, so anfangen: "Es wird einmal sein, in einer fernen Zukunft, ein Mädchen namens Xila. Sie wird sagen: "Ich habe Hunger" Und dann wird sie den Essensgenerator betätigen ... Oh je, spätestens nach eineinhalb Seiten springt jeder Leser schreiend vom Sofa hoch. Also doch Gegenwartsform. Nun, wenn man es gewohnt ist, Bücher in der Vergangenheitsform zu lesen und zu schreiben, dann ist es sehr anspruchsvoll, ein Buch ganz in der Gegenwartsform zu verfassen - na ja, spätestens beim ersten Korrekturdurchgang wird man zehn Fehler pro Seite korrigieren müssen, weil die Hauptdarsteller doch das Raumschiff nahmen statt es zu nehmen. Was meint ihr?



Ich gebe dir Recht. SF-Romane im Futur zu schreiben, könnte recht konstruiert wirken. Andererseits wäre es mal einen Versuch wert. In französischer Sprache könnte es z.B. gehen, weil es dort eine eigene Form gibt. Im Deutschen allerdings haben wir nur die zusammengesetzte Form mit dem Hilfsverb. Ganz schlecht. Das Problem beim Futur besteht außerdem darin, dass man sich als Leser jenseits des Geschehens befindet. Es ist zu spekulativ. Anders die Gegenwartsform. Ich mag sie, weil sie den Leser direkt mit auf die Reise nimmt. Und ist man erst einmal am Schreiben, schleichen sich auch keine Fehler ein. Man denkt ja in der Gegenwart. Warum sollte man in der Vergangenheitsform schreiben? Meine ISAR 2066-Reihe ist komplett in der Gegenwart geschrieben, obwohl sie - wie der Titel vermuten lässt - im Jahr 2066 spielt.
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ShockWaveRider
Nov 05 2012 14:11
Argh! Nicht schon wieder DIE Diskussion.

Ein Zukunftsroman ist in erster Linie ein Roman. Und gehorcht deshalb den Regeln des Romans. Und die ´klassischen Regeln sagen: Das Erzähltempus eines Romans/einer Kurzgeschichte ist das Imperfekt! (Zwischenzeitliches Abgleiten ins Präsens war vor über 100 Jahren schon als Stilmittel erlaubt. Die Konvention, das Präsens als durchgängiges Erzähltempus einzusetzen, ist neueren Datums.)

Es gibt auch eine Begründung dafür. Selbst wenn die Handlung für den *Leser* in der Zukunft spielt - der *Erzähler* kann doch nur davon berichten, wenn sie sich in *seiner* Vergangenheit ereignet hat. Für ihn ist die Vergangenheitsform das natürliche Erzähltempus. Und er ist ja derjenige, der erzählt.

Wie man jetzt das Paradoxon Erzähler-Vergangenheit = Leser-Zukunft auflöst (und ob man das überhaupt will), steht auf einem anderen Blatt. Als Leser von SF-Romanen hat es mich nie beschäftigt, wie genau denn jetzt die Berichte aus der Zukunft in meine Gegenwart gelangt sind.

Gruß
Ralf
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ThanatosKer
Nov 07 2012 17:26

Argh! Nicht schon wieder DIE Diskussion. Ein Zukunftsroman ist in erster Linie ein Roman. Und gehorcht deshalb den Regeln des Romans. Und die ´klassischen Regeln sagen: Das Erzähltempus eines Romans/einer Kurzgeschichte ist das Imperfekt! (Zwischenzeitliches Abgleiten ins Präsens war vor über 100 Jahren schon als Stilmittel erlaubt. Die Konvention, das Präsens als durchgängiges Erzähltempus einzusetzen, ist neueren Datums.) Es gibt auch eine Begründung dafür. Selbst wenn die Handlung für den *Leser* in der Zukunft spielt - der *Erzähler* kann doch nur davon berichten, wenn sie sich in *seiner* Vergangenheit ereignet hat. Für ihn ist die Vergangenheitsform das natürliche Erzähltempus. Und er ist ja derjenige, der erzählt. Wie man jetzt das Paradoxon Erzähler-Vergangenheit = Leser-Zukunft auflöst (und ob man das überhaupt will), steht auf einem anderen Blatt. Als Leser von SF-Romanen hat es mich nie beschäftigt, wie genau denn jetzt die Berichte aus der Zukunft in meine Gegenwart gelangt sind. GrußRalf

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ThanatosKer
Nov 07 2012 17:30
Ha, vielleicht sollte man dabei auch verstehen, daß ein SF - Roman nicht unbedingt in der Zukunft handeln muß.
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Ha, vielleicht sollte man dabei auch verstehen, da� ein SF - Roman nicht unbedingt in der Zukunft handeln mu�.


Das stimmt allerdings, dank Zeitmaschinen ist ja alles möglich!
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Meist bringt sich die Geschichte von selbst in die Form, die sie verlangt. Ich habe schon halbe Geschichten kranmpfhaft im Präteritum geschrieben, bis ich merkte, dass ich immer wieder ins Präsens rutsche. Man sollte schreiben, was man fühlt.

Und wer ernsthaft so eine Position vertritt:
"Nimm die Gegenwartsform, einen SciFi kann man doch nicht in der Vergangenheitsform schreiben!”,
ist entweder sehr jung oder völlig lernresistent.
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